Godzilla |
Roland Emmerichs misslungene Neuinterpretation
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 14 Mai 2014 |
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Kurzinhalt: Eine durch französische Atombombentests mutierte und radioaktiv verseuchte Riesenechse, die kurz nach ihrer Entdeckung Godzilla genannt wird, bewegt sich unaufhaltsam auf New York zu. Als sie die Stadt erreicht, richtig sie eine Spur der Zerstörung an – und ist kurz darauf scheinbar spurlos verschwunden. Das US-Militär zieht den Biologen Dr. Niko Tatopoulos zu Rate, der ihnen dabei helfen soll, die Riesenechse aufzuspüren und zu vernichten. Dieser hat nicht nur die Idee, Godzilla mit einer großen Menge an Fischen hervorzulocken und so sein Versteck aufzuspüren, sondern vermutet zudem schon bald, dass die Riesenechse schwanger ist – und sich im Untergrund von Manhattan einen Nistplatz einrichtet. Nachdem seine Ex-Freundin ein streng geheimes Videoband stiehlt um ihre Karriere als Reporterin voranzutreiben, wird Tatopoulos gefeuert. Zudem verliert er dadurch jegliche Glaubwürdigkeit, weshalb sich das US-Militär völlig auf die Zerstörung Godzillas konzentriert und seiner Warnung vor einem Nest keinen Glauben schenkt. Eine Gruppe französischer Spione die versuchen, im Geheimen den durch ihr Land entstandenen Schaden einzugrenzen, sind jedoch von seiner Theorie überzeugt. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche nach Godzillas Nest… Review: ![]() Grundsätzlich fällt schon mal auf, dass "Godzilla" teilweise weniger wie ein Monster- und mehr wie ein Katastrophenfilm wirkt. Ein Aspekt, über den zweifellos die "Godzilla"-Filme schon immer verfügt haben, aber hier hat der Schwerpunkt für mich einfach nicht gepasst. Godzilla selbst bekommen wir vergleichsweisen selten zu Gesicht, den Rest der Zeit verbringen wir mit Figuren, die leider uninteressanter nicht sein könnten. Vor allem der Einstieg leidet darunter: Zwar dauert es eh nur 25 Minuten, ehe Godzilla in New York einfällt, es fühlte sich für mich aber deutlich länger an. Das Problem ist dabei nicht, dass sich "Godzilla" ausreichend Zeit nimmt, um den Rest der Handlung vorzubereiten und die Figuren vorzustellen – sondern dass das Ergebnis daraus einfach nicht interessant ist. Dementsprechend beginnt sich früh Langeweile einzunisten. Die Godzilla-Action selbst ist auch vergleichsweise enttäuschend. Zwar gibt es vereinzelte packende Momente (zu denen kommen wir später noch), aber von der epischen Zerstörung in den japanischen Filmen, wo gerne mal ganz Tokio in Schutt und Asche gelegt wurde, ist man – sieht man von vereinzelten ikonischen Gebäuden ab (und selbst diese werden oftmals nicht von Godzilla selbst, sondern vom Militär zerstört, dass versucht, ihn aufzuhalten) – weit entfernt. Auch das Redesign des Monsters hat mich wenig überzeugt. Mein Problem ist dabei nicht, dass es anders ist, sondern vielmehr, dass es schlechter ist. Vor allem die lange Schnauze lässt ihn teilweise mehr wie ein übergroßer T-Rex erscheinen. Auch die Effekte sind für einen solchen Blockbuster teilweise erstaunlich dürftig. Ende der 90er waren die Effektschmieden einfach – abseits positiver Ausnahmen wie "Jurassic Park", und auch dort wechselte man die PC-Animationen mit mechanischen Dinos ab – noch nicht so weit, um photorealistisch aussehende CGI-Kreaturen zu erschaffen, die einer genauen kritischen Betrachtung standhalten. Vor allem die Mini-Godzillas lassen teilweise zu wünschen übrig, aber auch Godzilla selbst sieht nur im Dunklen überzeugend aus. ![]() Teilweise war mir auch die Action ein wenig zu übertrieben, bzw. schien es schon fast an ein Wunder zu grenzen, dass die Figuren überleben. Exemplarisch sei jene Szene genannt, wo Dr. Niko & Co. mitten durch die Babygodzilla-Horde laufen und sie zufällig keines der Biester erwischt, oder auch jener Moment, als sie mit dem Auto in Godzillas Maul landen – und überleben. WTF? Womit ich überwiegend auch nichts anfangen konnte, ist der Humor. Egal ob Godzilla auf Animal draufsteigt und dieser es wegen der Aushöhlung in dessen Fuß überlebt, die mir mit der Zeit extrem auf die nerven gehende Karikatur eines Bürgermeisters, die klischeehaften culture-clash-Elemente zwischen den Franzosen und der USA, oder die Popcorn fressenden Godzilla-Babies und wie sich Broderick mit einem ungemein klischeehaften "Falscher Stock" von ihnen verabschiedet – der Humor schoss so zielsicher an mir vorbei, wie die US-Armee bei ihrem ersten Angriff auf GodzillaAuch die Besetzung muss ich leider eher zu den Schwächen des Films zählen. Wobei sie es zugegebenermaßen oftmals nicht leicht haben. So spielt z.B. Matthew Broderick seine Figur ja grundsätzlich nicht schlecht – leider aber konnte ich mit der Figur selbst herzlich wenig anfangen. Das beginnt schon damit, dass man ständig seinen Namen falsch ausspricht und er alle korrigiert bis hin zu seiner klischeehaft-nerdigen Art. Generell sind die Protagonisten leider keine vielschichten Figuren, sondern bestenfalls noch eindimensionale Schablonen und schlechtestenfalls wandelnde Klischees. Den meisten Schauspielern gelang es dabei leider nicht, aus ihren Figuren mehr herauszuholen, als den dürftigen Abriss, der auf Papier gebannt wurde. Einige machen es sogar mit einer übertriebenen Darstellung sogar noch schlimmer, wobei vor allem Arabella Field diesbezüglich negativ hervorsticht. Auch mit Hank Azarias comic relief-Sidekick konnte ich wenig bis gar nichts anfangen. Und auch Maria Pitillo machte auf mich teilweise einen entweder überforderten oder gelangweilten Eindruck. ![]() Vereinzelt sind dann aber selbst bei diesem überwiegend misslungenen "Godzilla"-Remake positive Aspekte auszumachen. Gut gefiel mir z.B. die Idee, die französischen Atomtests – die damals in aller Munde waren – als Ausgangsbasis zu nehmen, und damit zumindest ansatzweise die warnende Message des japanischen Originals zu übernehmen und zeitgenössisch umzuinterpretieren. Die Einblendung "The City that never sleeps" für New York war ein netter Einfall, und so ziemlich der einzige Gag im Film, der bei mir gezündet hat. Den Soundtrack von David Arnold fand ich auch recht gelungen. Auf der Blu-Ray besticht "Godzilla" – im Originalton – zudem mit einer beeindruckenden Surround-Sound-Abmischung, die sich vor modernen Filmen nicht zu verstecken braucht, und den Film zumindest akustisch zu einem Erlebnis macht (entsprechende Anlage vorausgesetzt). Und in all der Langeweile gab es doch zumindest ein paar gute Szenen. So fand ich den ersten Helikopterangriff packend umgesetzt und auch gut inszeniert, wobei vor allem die immer wieder eingestreuten Aufnahmen aus dem Hubschrauber selbst hervorstachen. Dass man versucht, Godzilla mittels U-Booten beizukommen war – zumindest für mich – auch einmal etwas neues, und stach positiv hervor. Und zumindest einen guten Charaktermoment spendiert man uns, nämlich wenn Audrey ihren Livebericht aus dem Madison Square Garden sendet. Diesen Moment hatte sich der Film bzw. die Figuren verdient, und es war ein cooler, befriedigender Abschluss eines ansonsten nervigen, störenden und überflüssigen Subplots. Bei der ersten Sichtung kommt zudem Godzillas Rückkehr… ich würde nicht unbedingt überraschend sagen, aber eigentlich vermittelt "Godzilla" überzeugend den Eindruck, der Film wäre vorbei. Die Bedrohung durch die Babygodzillas wurde mit einer spektakulären Explosion ausgelöscht, Niko und Audrey liegen sich in den Armen, die Musik schwillt an… und auf einmal hört man das Brüllen. Das war gut gemacht. Und im ansonsten etwas überzogenen Showdown fielen mir zumindest jene zwei Momente, als das Taxi über Godzillas Fuß fuhr, und man kurz darauf durch das sich schließende Maul hindurchrauscht, positiv hervor. Wie die Verfolgungsjagd generell recht nett war. All diese positiven Aspekte reichen gerade noch so, um "Godzilla" nicht als völlige filmische Katastrophe schelten zu müssen. Fazit: ![]() Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Sony Pictures)
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