Her |
Ein außergewöhnlicher Liebesfilm von Spike Jonze
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 02 März 2014 |
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Kurzinhalt: In nicht allzu ferner Zukunft: Theodore arbeitet bei der Firma handwrittenletters.com, die personalisierte Liebes- und Grußbriefe für ihre Kunden verfassen. Vor rund einem Jahr hat er sich von seiner Ehefrau getrennt – konnte sich aber immer noch nicht dazu durchringen, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen und die Scheidungspapiere zu unterschreiben. Seine Freunde, insbesondere Amy und Charles, versuchen ihn dazu zu bewegen, wieder auf Verabredungen zu gehen, doch noch kann sich Theodore dazu nicht durchringen, und verbringt seine Freizeit lieber mit Computerspielen und Telefonsex. Eines Tages stolpert er über eine Werbung für ein neues, revolutionäres Betriebssystem, das mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist. Er installiert es, und kurz darauf hört er zum ersten Mal die Stimme von "Samantha", seinem neuen Betriebssystem. In den nächsten Tagen unterhalten sich die beiden immer öfter miteinander und haben viel Spaß gemeinsam – bis Theodore schließlich klar wird, dass er dabei ist, sich in Samantha zu verlieben… Review: ![]() Die sehr ungewöhnliche Beziehung, die Theodore und Samantha miteinander teilen, erlaubt es, doch einiges darüber auszusagen, wie Beziehungen denn grundsätzlich funktionieren. Eine der zentralen Aussagen, die ich meine, im Film entdeckt zu haben – und, wieder: Das ist Interpretationssache – ist, dass in einer guten, gesunden Beziehung beide Seiten versuchen, den jeweils anderen dabei zu unterstützen, die bestmögliche Version seiner selbst zu werden, und als Person zu wachsen – selbst wenn die Tatsache, dass man sich weiterentwickelt, letztendlich bedeutet, dass man sich auseinanderentwickelt. Ich hätte noch viel mehr über die Ideen, Fragen und Aussagen, die der Film auswirft und trifft, zu sagen, letztendlich halte ich "Her" aber, wie so manch anderen Film, für einen Spiegel. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen und Einstellungen wird jeder darin ein bisschen etwas anderes sehen – und dadurch vielleicht auch ein bisschen etwas über sich selbst lernen. Ich will daher gar nicht näher auf meine anderen Gedanken und Interpretationen eingehen, um euch nicht zu beeinflussen. Neben dem Beziehungsaspekt spielt natürlich auch unsere "Beziehung" zur Technologie in "Her" eine entscheidende Rolle. Auch bezüglich künstlicher Intelligenzen, die wir vielleicht eines nicht einmal so fernen Tages entwickeln werden, wirft "Her" einige interessante Fragen auf. Dass er sich nicht nur einem Aspekt widmet, sondern vielmehr viele verschiedene Themen zumindest streift, macht ihn sehr abwechslungsreich und vielschichtig. ![]() Die hier präsentierte Zukunftsvision, mit den Smartphones mit Bluetooth-Kopfhörer im Ohr, den Videospielen, und und und, halte ich für sehr realistisch und gut ausgearbeitet. Dabei gelingt es dem Film phantastisch, auf aktuelle Technologien und Trends aufzubauen und diese auf plausible Art und Weise in die Zukunft zu extrapolieren. Ein Aspekt der Produktion, der mir sonst kaum positiv auffällt, hier jedoch hervorstach, ist das Set-Design. Auch was das betrifft haben alle Beteiligten eine tolle, überzeugende Arbeit abgeliefert, die auf aktuellen Trends basiert und so eine einerseits fortschrittliche Zukunftsvision, wo einem auf der anderen Seite aber auch vieles bekannt vorkommt, präsentiert. Was darüber hinaus besonders stark hervorsticht, ist das Drehbuch – einfach, da der Film zu weiten Teilen von seinen Dialogen (insbesondere zwischen Theodore und Samantha) lebt. Auch den Schwenk zwischen unterschiedlichen Tönen – mal heiter dann traurig, mal romantisch dann düster – gelingt Spike Jonze perfekt. Zudem reichert er den Film mit zahlreichen originellen, einigen urkomischen und auch so manchen schrägen bis richtiggehend unangenehmen Szenen an. Auch seine Regie lässt keine Wünsche offen. Wenn es etwas gibt, das ich an "Her" kritisieren würde, dann ist es eine ganz bestimmte Entwicklung rund um eine "Ersatzfrau". Zwar kann man argumentieren, dass man sich in dieser Szene, so wie auch Theodore, unwohl fühlen sollte, aber die komplette Szene fühlte sich irgendwie falsch an. Ich verstehe, was Jonze hier aussagen und machen wollte, aber für mich ist das der einzige Moment, der nicht wirklich stimmig ist, und wo die Idee wohl besser und interessanter klang, als es in der Ausführung dann ist. Von diesem kleinen Manko abgesehen ist "Her" aber ein wundervoller, außergewöhnlicher Film. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Warner Bros.)
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