Nebraska |
Ein typischer "Alexander Payne"-Film
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 27 Februar 2014 |
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Kurzinhalt: Kate Grant ist mit ihrem alterssenilen Gatten Woody zunehmend überfordert. Dieser ist völlig aus dem Häuschen, seit er in der Post einen Brief gefunden hat, der ihn darüber informierte, dass er eine Million Dollar gewonnen hat. Er müsse nur noch nach Lincoln, Nebraska, um sich den Gewinn abzuholen. Dem Rest der Familie ist völlig bewusst, dass es sich dabei um einen Schwindel handelt – doch Woody lässt nicht locker. Nachdem er mehrmals von der Polizei dabei eingefangen wurde, wie er versuchte, zu Fuß nach Lincoln, Nebraska zu gehen, gibt sein Sohn David schließlich klein bei. Er willigt ein, seinen Vater mit dem Auto dort hinzubringen – jedoch unter der Bedingung, dass sie auf dem Weg dorthin einen Sprung nach Hawthorne machen, wo Woody aufgewachsen ist, und der Rest der Familie immer noch lebt. Als Woody jedoch schon bald damit beginnt, überall von seinem Millionengewinn zu erzählen, droht die Situation endgültig außer Kontrolle zu geraten… Review: ![]() Trotz aller ernsteren Momente ist "Nebraska" aber in erster Linie doch ein sehr amüsanter und ungemein unterhaltsamer Film. Seinen Humor bezieht der Film dabei einerseits aus der besagten Ausgangssituation. Der senile, sture Woody will partout auf niemandem hören, wenn sie ihm sagen, dass er auf Betrüger hereingefallen ist. Und vor allem als sie dann seine Heimatstadt heimsuchen und Gerüchte über seinen angeblichen Gewinn die Runde machen, beginnt die Geschichte eine Eigendynamik zu entwickeln, die zu verfolgen zweifellos sehr interessant und humorvoll ist. Davon abgesehen bezieht "Nebraska" seinen Humor aber in erster Linie aus der Familiendynamik – einerseits zwischen Woody, seiner Frau und ihren beiden Söhnen, besonders interessant wird es dann aber, wenn die "erweiterte Familie" ins Spiel kommt. Hier kommt es dann zu ein paar Szenen, mit denen Alexander Payne die typische Dynamik innerhalb von Familien einerseits zelebriert und andererseits dann auch wieder demontiert. Auch vereinzelte Höhepunkte tragen viel zum Gelingen des Films bei. Wunderbar hat mir auch die Kameraarbeit bzw. die Inszenierung gefallen. In den letzten Jahren erlebten Schwarz/Weiß-Filme ja eine Art kleines Revival, und auch "Nebraska" zeigt wieder, dass diese Kunstform nach wie vor ihre Daseinsberechtigung hat. Die schwarz/weiß-Photographie verleiht den Bildern und auch der Erzählung eine ganz eigene Qualität; einerseits wirkt sie phantastischer, abgehobener, aber andererseits auch irgendwie wieder realistischer und bodenständiger. Klingt widersprüchlich, ist aber so. Neben den Landschaftsaufnahmen kommen dabei vor allem auch die Gesichter der Darsteller – allen voran das markante Gesicht von Bruce Dern – besonders gut zur Geltung. Es mag Filme geben, wo s/w ein reines Gimmick, eine Spielerei des Regisseurs ist (Frank Darabonts "Der Nebel" würde ich z.B. dazu zählen). "Nebraska" hat aber irgendwie etwas zeitloses, weshalb es hier perfekt passt, und ich ihn mir in Farbe nur schwer vorstellen kann. ![]() Fazit: "Nebraska" ist genau so ein Film, wie man es von Alexander Payne zu erwarten gelernt hat. So gekonnt wie kaum ein anderer verschmelzt er auch hier wieder Humor und Tragik zu einem ungemein unterhaltsamen Mix. Mal ernst, dann wieder zum Schreien komisch, erzählt er von der Odyssee von Vater und Sohn, die sich schon bald zu einer Reise in Woodys Vergangenheit entwickelt, die für David einige Überraschungen bereit hält – und dazu führt, dass die beiden trotz aller Hindernisse näher zueinander finden. Den Humor verdankt der Film dabei vor allem der Familiendynamik – wobei Alexander Payne diese einerseits zelebriert und andererseits demontiert. Auch der Geschichte rund um die gewonnene Million, die als die Bewohner von Woodys Heimatstadt davon erfahren zunehmend außer Kontrolle gerät, kann "Nebraska" viel Humor abgewinnen. Gespickt mit zahlreichen amüsanten, bittersüßen Szenen sowie auch dem einen oder anderen traurig-nachdenklicheren und auch berührenden Moment, und getragen von phantastischen schauspielerischen Leistungen (allen voran von Bruce Dern) bietet der Film damit beste Unterhaltung mit viel Humor, Hirn und Herz. Ein typischer Film von Alexander Payne, eben. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2014 Paramount Pictures)
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