Captain Phillips |
Ein leider nicht durchgängig packendes Thrillerdrama
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 27 Februar 2014 |
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Kurzinhalt: Ende März 2009 läuft das amerikanische Frachschiff MV Maersk Alabama aus. Mitten auf hoher See wird das Schiff von somalischen Piraten angegriffen. Dank guter Vorbereitung, seiner schnellen Reaktion und geistesgegenwärtigen Entscheidungen gelingt es Captain Phillips, seine Crew im Maschinenraum in Sicherheit zu bringen. Doch dadurch macht er sich selbst erst recht zur Zielscheibe der Piraten. Während Captain Phillips versucht sie zu beruhigen und den Anschein gibt, mit ihnen zu kooperieren, lauert die Crew auf ihre Chance, zurückzuschlagen… Review: ![]() Aus Zuschauersicht sind solche Diskussionen aber letztendlich zweitrangig. Denn dass man bei solchen Filmen immer eine gewisse künstlerische Freiheit voraussetzen muss, ist verständlich – und solange die Wahrheit nicht komplett verfälscht wird, möglicherweise sogar um das Meinungsbild der Öffentlichkeit zu verzerren, auch absolut ok. Viel interessanter ist da schon die Frage, wie sich "Captain Phillips" denn nun als Film schlägt – und diese ist nicht eindeutig zu beantworten. Denn während ich die erste Hälfte sehr gelungen fand, begann sich der Film nach Captain Phillips Entführung meines Erachtens zunehmend zu ziehen. Gut gefallen konnte mir der Einstieg. Richard Phillips Fahrt zum Flughafen mit seiner Frau, wie er beim Frachter ankommt, die ersten Gespräche mit seiner Crew, und so weiter. Der beste Teil des Films beginnt dann, als die Piraten ihren Angriff starten. Was mir als Landratte irgendwie nie so bewusst war, ist wie abgeschieden, isoliert und von jeglicher Hilfe abgeschnitten man auf See eigentlich ist. Mit Hilfe von Flugzeugen ist es uns möglich, die Weltkugel in weniger als einem Tag zu umrunden – doch auf hoher See, in vergleichsweise wenig befahrenen Gewässern ist mal völlig auf sich allein gestellt. Dieses Gefühl der Isolation – und wie hilflos man den Piratenangriffen ausgeliefert ist – vermittelt "Captain Phillips" sehr gut. Paul Greengrass typischer Inszenierungsstil, dem er auch hier wieder treu bleibt, passt zudem zu solch einem halbdokumentarischen Film wie die Faust aufs Auge, und hat mich daher hier auch nicht so gestört, wie das sonst bei Shakycam & Co. schon mal der Fall ist. Der spannungstechnische Höhepunkt des Films ist dann ganz klar jener Teil, als die Piraten die MV Maersk Alabama übernehmen, und Captain Phillips versucht, die Lage unter Kontrolle zu halten, während sich seine Crew im Maschinenraum verschanzt. Das war sicherlich der beste Teils des Films, dort verstand es "Captain Phillips" so richtig, mich zu packen. ![]() Gut gefallen hat mir dafür wieder das eigentliche Ende. Vor allem die letzte Szene war – mit einer entscheidenden Einschränkung – phantastisch, und erlaubte Tom Hanks, schauspielerisch mal so richtig zu glänzen. Jedenfalls war ich mir nach dieser Szene eigentlich ziemlich sicher, dass er damit das Ticket für die Oscar-Verleihung 2014 gezogen hätte. Was jedoch die Wirkung dieses Moments für mich nicht unwesentlich torpedierte, ist die Filmmusik. Bei dieser handelt es sich während dieser Szene nämlich allzu offensichtlich um ein schamloses Plagiat von Hans Zimmers "Time" (aus seinem Score für "Inception"). Ich vermute, hier haben wir wieder mal einen klassischen Fall von "Temp Score Love"; denn bevor ein Komponist zu einer Filmproduktion dazustößt und beginnt, die Bilder zu vertonen, verwenden Regisseure oftmals bereits bestehende Soundtrack-Stücke, um ihm eine Vorstellung zu geben, was man sich in diesem Moment in etwa vorstellt, und welche Stimmung der Score vermitteln soll. Manchmal passen die jeweiligen Stücke dann so gut, dass diese einfach lizenziert oder aber der Komponist mit ins Boot geholt wird. Ein positives Beispiel, wo dies meines Erachtens prima funktioniert hat, ist "Kick-Ass", das an prominenter Stelle zwei bekannte Stücke von John Murphy (nämlich "In the House, In a Heartbeat" aus "28 Days Later" und "Adagio in D Minor" aus "Sunshine") zweitverwertet hat. "Captain Phillips" muss nun in dieser Hinsicht leider als Negativ-Beispiel herhalten, fand ich es doch einfach nur irritierend, und hat mich die bekannt klingende Musik (von der Melodie her ist es im Prinzip genau das gleiche, nur dass die beiden Noten vertauscht wurden) völlig aus dem Film gerissen. Wenn sich Hans Zimmer doch wenigstens selbst plagiiert hätte; stattdessen kommt der Score interessanterweise von einem der "Kick-Ass"-Komponisten, Henry Jackman (der für den Score zur Fortsetzung dann alleinverantwortlich war). Immerhin hatte man den Anstand, Hans Zimmer in den Credits zu danken. Daran, dass es die Wirkung dieser Schlüsselstelle bei mir torpedierte, ändert das aber halt leider auch nichts mehr. Fazit: ![]() Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Sony Pictures)
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