Nymphomaniac - Teil 1 |
Lars von Triers gar nicht so skandalöser Skandalfilm
Kategorie:
Filme -
Autor: Michael Spieler - Datum:
Samstag, 22 Februar 2014 |
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Kurzinhalt: Eines Tages findet Seligman auf dem Rückweg vom Einkauf eine Frau in einer Gasse - Joe. Sie wurde verprügelt, doch sie will nicht ins Krankenhaus oder zur Polizei, so dass er sie mit zu sich nimmt, wo sie beginnt, ihm ihre Geschichte zu erzählen – die Geschichte einer Nymphomanin… Review: ![]() Joe (Charlotte Gainsbourg, "Melancholia") hat einen herzlichen Vater (Christian Slater, "Shootout – Keine Gnade") und eine unterkühlte Mutter (Connie Nielsen, "The Following") und seit der Pubertät ein eher mechanisches Verhältnis zu ihrem Körper. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Vater etwas unternimmt, wirkt sie fast katatonisch. In aller Ruhe gibt sie Seligman (Stellan Skarsgård, "Der Medicus") ihre erotischen Erfahrungen wieder, der ganz sachlich immer einen Vergleich zur Natur findet, die teilweise aufkommende Schwere gut ausbalanciert und versucht, Joe die selbst eingeredete Schlechtigkeit zu relativieren. Auch werden die einzelnen Episoden, gerade durch ihre unverblümte Darstellung und mit Situationskomik durchsetzten Handlung, für den Zuschauer erträglich gemacht, ohne die Situation von Joe ins Lächerliche zu ziehen. Gerade in den Episoden mit ihrem Vater wird ihre Sehnsucht nach Nähe ohne Sex deutlich, obwohl sie von sich selbst behauptet, dazu nicht fähig zu sein. Ihr jüngeres Selbst (Stacy Martin) beginnt ihr Leben nach der Sucht auszurichten und zu planen, doch sie plant nicht, dass ihr ein Mann immer wieder begegnen wird – Jerome, gespielt von Shia LaBeouf ("The Company You Keep - Die Akte Grant"), der sie einst entjungferte. Wohin diese Beziehung noch führt und auf welche Abenteuer sie sich noch einlässt, wird der zweite Teil zeigen. Es bleibt ja auch noch zu erklären, welche Umstände dazu führten, die Joe in Seligmans Wohnung brachten und ob sie an der Nymphomanie immer weiter langsam zerbricht, etwas das sich am Ende schon andeutet. Intellektuell herausfordernd und zum mitdenken anregend, dient die explizite Darstellung von Sex hier keinem Selbstzweck, sondern zur Offenbarung der menschlichen Natur, von Machtverhältnissen und -missbrauch. ![]() Fazit: Dieses unaufgeregte, unverkrampfte Portrait einer selbsternannten Nymphomanin funktioniert gut und zeigt die teilweise Absurdität von Sex, den Unterschied zwischen Liebe und Sex und deckt durch die besondere Position ihrer Hauptfigur die Bigotterie der sogenannten normal empfindenden Menschen, insbesondere der heterosexuellen Männerschaft, auf. Fans von von Tier – wie ich – werden eh nicht umhin kommen ihn sich anzusehen. Wer sich an das großartige "Melancholia" erinnert, wird seine Handschrift sofort erkennen. Klare Empfehlung. Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © 2014 Concorde Filmverleih)
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