American Hustle |
Doppelreview zu einem der großen Oscar-Favoriten
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | B. Schwarzkopf - Datum:
Mittwoch, 26 Februar 2014 |
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Kurzinhalt: 1978 ist Irving Rosenfeld für die Außenwelt stolzer Vater, glücklich verheiratet mit Rosalyn und Besitzer einer Wäschereikette. Doch sein eigentliches Geld verdient er mit Trickbetrügerei: hier ein gefälschtes Gemälde, da ein fauler Kredit. Auf einer seiner umschweifigen Partys trifft er die Ex-Stripperin Sydney Prosser. Durch äußerlichen Schein und kleineren Lügen hat sie es mittlerweile geschafft ganz oben in der Redaktion des Cosmopolitan Magazin mitzumischen. Nach ein bisschen Tête-à-tête hier und wenig Ei, Ei, Ei da, vertraut sich Irving mit seinen Geschäften Sydney an. Sie ist sofort begeistert und schlägt Irving vor als Partner bei seinen Betrügereien mitzuwirken. Dabei gibt sich Sydney als Lady Edith Greenslay aus, eine britische Aristokratin im Besitz von zig Millionen Pfund, die sie investieren möchte. Und die Leute fallen drauf rein - bis an dem Tag, als die beiden Geschäfte mit dem getarnten FBI-Agenten Richard DiMaso machen. Um einer höheren Strafe zu entgehen, unterbreitet DiMaso den beiden das Angebot für ihn und mit ihm während der Operation Abscam zu arbeiten. Natürlich nehmen Irving und Sydney das Angebot an, denn was können sie besser als die großen Fische, z.B. den Bürgermeister Carmine Polito, zu betrügen? Review von Christian Siegel: ![]() Bradley Cooper hat die vergleichsweise unscheinbarere Rolle, und sticht daher nicht ganz so stark hervor, bekommt aber die eine oder andere Szene, um zu glänzen – vor allem bei seiner Jubelfeier nach dem letzten Einsatz. Dennoch würde ich seine Leistung in "Silver Linings" doch eine Ecke stärker einschätzen, als hier. Jeremy Renner ergeht es ähnlich: Von seiner letzten Konfrontation mit Irving abgesehen bleibt er doch eher unscheinbar. Den beiden Hauptdarstellerinnen ergeht es da ungleich besser. Jennifer Lawrence ist wie immer großartig, wobei vor allem die WC-Szene (ihr Dialog mit Sydney) sowie der Streit mit Irving hervorstechen. Vor allem die großen, emotionalen Momente gelingen ihr mit Bravour, aber auch davon abgesehen versprüht sie ungemein viel Charme und Anziehungskraft. Doch trotz all dieser guter Leistungen – "American Hustle" gehört meines Erachtens in erster Linie Amy Adams – und das nicht nur wegen des Ausschnitts mit dem sie die meiste Zeit über herumläuft. Ihre Sydney trägt den Film bis zu einem gewissen Grad, und ist hauptverantwortlich dafür, den Plot in Bewegung zu bringen. Auch wenn Irving genau genommen im Zentrum des Geschehens steht, ist es für mich doch Sydney, die den Film bestimmt, und Amy Adams zeigt in dieser Rolle die möglicherweise beste Leistung ihrer Karriere. Von diesen Leistungen abgesehen möchte ich zudem noch einen überraschenden Cameo-Autritt hervorheben, den man in meinen Augen gar nicht besser hätte auswählen können. Mehr sage ich dazu nicht – lasst euch einfach überraschen. Abseits der Besetzung waren es für mich dann in erster Linie einzelne Szenen, die mich begeistert haben, wie z.B. das besagte Streitgespräch im WC, der Streit zwischen Irving und Rosalyn gegen Ende des Films, und so weiter. Darüber hinaus bestach "American Hustle" für mich vor allem mit seinem Humor, und dem damit einhergehenden hohen Unterhaltungswert. Insgesamt wurde ich von ihm jedenfalls bestens unterhalten. ![]() Fazit: Mit "American Hustle" legt David O. Russell nach dem letztjährigen "Silver Linings" meines Erachtens sogar noch einmal eins drauf. Sein jüngster Film hat mich dabei vor allem mit dem 70er-Jahre-Flair, zahlreichen großartigen Szenen, den unzähligen amüsanten Momenten sowie dem durchgängig hohen Unterhaltungswert begeistert. Auch die schauspielerischen Leistungen stechen wieder einmal positiv hervor. Christian Bale verleiht Irving Rosenfeld viel Charisma und Charme, Jennifer Lawrence brilliert vor allem in den emotional aufgeladenen Szenen, und auch Bradley Cooper und Jeremy Renner, die rollenbedingt nicht ganz so glänzen können, machen ihre Sache sehr gut. Die beste Leistung kam für mich aber von Amy Adams, deren Sydney das Geschehen in vielerlei Hinsicht antreibt, und die den Film für mich über weite Strecken bestimmt hat. Zudem war ich mir bis zuletzt nicht sicher, wem ihre Loyalität gilt. Kritisieren könnte man hingegen, dass "American Hustle" doch eine eher seichte Angelegenheit ist. Trotz sanfter Thriller- und Drama-Elemente dominierten für mich die komödiantischen Aspekte doch recht deutlich; etwas ausgewogener hätte die eine oder andere Szene vielleicht noch einen Tick mehr Wirkung gehabt. Generell hätte etwas mehr Substanz nicht geschadet. Und auch der unchronologische Einstieg hat mich wieder einmal nicht überzeugt – zudem brauchte der Film danach ein wenig, um so richtig in Schwung zu kommen. Nachdem es dann aber mal soweit war, gelang es "American Hustle" über die restliche Laufzeit hinweg, mich glänzend zu unterhalten. Wertung: 9 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Bettina Schwarzkopf: ![]() Natürlich gibt es neben dem eigentlichen vertrackten Coup auch viele Beziehungsdramen zwischen Rosalyn und Irving, zwischen Sydney und Irving oder zwischen Irving und DiMaso, die das Spektakel etwas aufpeppen sollen. Aber letztlich wollen all diese Geschichten in meinen Augen nicht wirklich zusammenfinden und lassen "American Hustle" wie eine Abfolge gut inszenierter und gespielter Szenen wirken (von einigen Logikfehlern mal ganz abgesehen). Ein weiteres Problem, zumindest für meinen Hang zur Gerechtigkeit, ist die Tatsache, dass der Film die korrupten Politiker als Opfer darstellt und man selbst nicht umhin kommt, nach Beendigung des Films Mitleid mit diesen "armen Schweinen" zu hegen. Sicherlich kann man bei einer solchen Art von Film nicht mit der Moralfuchtel umherwedeln, aber hätte man nicht ein bisschen das Skandalöse am Abscam-Skandal hervorheben können, anstatt die Familien und die guten Taten der Politiker zu zeigen, die natürlich Sympathien aufbauen? Ich weiß nicht so recht. Nichtsdestotrotz ist der Film voll von witzigen Bildern und zynischen Dialogen, sodass man die knapp 140 Minuten eigentlich gut unterhalten wird. Und auch das Ende von "American Hustle" ist sehr unterhaltsam und wendungsreich, verdeutlicht aber nur einmal mehr, dass Logik eine untergeordnete Rolle spielt. Stattdessen hat David O'Russell alles auf Spaß gesetzt. Wie ich bereits kurz angerissen habe, ist das Schauspiel das wirklich Großartige an dem Film. Und da haben auch alle eine Oscarnominierung verdient. Na ja vielleicht nicht ganz Amy Adams. Sie spielt Sydney Prosser a.k.a. Lady Edith Greenslay und nutzt dabei in der Originalversion des Films einen ziemlich grausigen britischen Akzent. Für mich stellt sich hier die Frage, ist das Absicht oder kann sie es nicht besser? Ich weiß es nicht. Abgesehen davon spielt sie sehr überzeugend die heiße in Polyester und manchmal auch Pailletten gekleidete Sexbombe, die nicht nur gut ausschaut, sondern auch Köpfchen hat. ![]() Fazit: "American Hustle" ist ein durchaus unterhaltsamer Film mit vielen Lachern, extravaganter Mode, einem tollen Soundtrack und wirklich talentierten Schauspielern. Doch leider kann das Spektakel nicht die Erwartungen erfüllen, die man im Vorfeld aufgebaut hat. Denn David O'Russell hat mit "American Hustle" bewiesen, dass er zwar eine gewisse Liebe zu außergewöhnlichen Charakteren hegt, aber nur bedingt versteht, diese auch in eine vernünftige Handlung einzubetten. So kommt zwar ein sehenswerter Film bei herum, aber 10 Oscarnominierungen ist er meiner Meinung nach nicht wert. Wertung: wirklich gut gemeinte 7 von 10 Punkten
Bettina Schwarzkopf
(Bilder © 2014 TOBIS Film)
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