Phantom
Mäßiger, dürftig inszenierter U-Boot-Thriller Kategorie: Filme - Autor: Björn Flügel - Datum: Dienstag, 21 Januar 2014
 
 
Phantom
Originaltitel: Phantom
Produktionsland/jahr: USA 2013
Bewertung:
Studio/Verleih: Trilogy Entertainment Group/20th Century Fox
Regie: Todd Robinson
Produzenten: U.a. Julian Adams, Pen Densham & John Watson
Drehbuch: Todd Robinson
Filmmusik: Jeff Rona
Kamera: Byron Werner
Schnitt: Terel Gibson
Genre: Thriller
DVD-VÖ Deutschland: 03. Januar 2014
Kinostart USA: 01. März 2013
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Ed Harris, David Duchovny, William Fichtner, Lance Henriksen, Johnathon Schaech, Jason Beghe, Dagmara Domincyzk, Derek Magyar, Sean Patrick Flanery u.a.



Kurzinhalt: 1968: Bevor der sowjetische U-Boot-Kommandant Demi Zubov in den Ruhestand tritt, wird er auf eine letzte geheime Mission geschickt. Einige als Techniker getarnte KGB-Agenten, angeführt von dem radikalen Bruni, begleiten die Fahrt. Es stellt sich heraus, dass das Boot eine neue Tarntechnologie namens "Phantom" testen soll. Diese ermöglicht es, das Sonar anderer Schiffe zu täuschen, indem gefälschte akustische Signale ausgesendet werden. Doch Bruni verfolgt noch ein weiteres Ziel: Nachdem er die Gewalt über das U-Boot und dessen Nuklearwaffen an sich gerissen hat, will er einen Krieg zwischen China und den USA anzetteln…

Review: Szenenbild Filme wie "Jagd auf Roter Oktober" (1990), "Crimson Tide - In tiefster Gefahr" (1995) oder "U-571" (2000) erbringen den Beweis, dass die klaustrophobische Atmosphäre an Bord eines U-Bootes bestens dafür geeignet ist, um einen grundsoliden Thriller zu inszenieren. Allerdings ist es auch ein Wagnis, denn Wolfgangs Petersens "Das Boot" (1981) gilt auch nach über 30 Jahren immer noch als das Maß aller Dinge. Eigentlich kann man als Filmschaffender bei dem Versuch, die Ikone des U-Boot-Films herauszufordern, nur verlieren. Denn auch wenn die eingangs genannten Titel aus meiner Sicht zu den besseren Genre-Beiträgen zählen, ziehen sie im Vergleich zu Petersens zeitlosem Meisterwerk ganz klar den Kürzeren.

Die Voraussetzungen zu Todd Robinsons "Phantom" sind jedenfalls nicht schlecht. Der Cast, u.a. bestehend aus Ed Harris, William Fichtner und David Duvochny lässt durchaus aufhorchen. Weiterhin hatte Robinson die Möglichkeit, an Bord eines echten sowjetischen Jagd-U-Bootes, also quasi an Originalschauplätzen zu drehen. Der Plot ist brisant, zumal ihm angeblich eine wahre historische Begebenheit zugrunde liegt. (Die Wahrheit jedoch ist, dass sich der Film lediglich auf Hypothesen stützt.) Und tatsächlich ist "Phantom" in mancher Hinsicht delikat. Insbesondere die Kulisse eines originalen U-Bootes gefällt. Die zahlreichen Details wie einzelne Schraubräder, Beschriftungen, Schalter, Beleuchtungen oder Schmutzspuren hätte kaum ein Set-Designer derart authentisch nachempfinden können. Die Szenen im Inneren des Bootes sind somit die absoluten Highlights des Films. Auch Ed Harris' Performance als unbeugsamer, vom Schicksal gebeutelter Kapitän weiß zu gefallen. Er überzeugt als Charakter und wertet die vergleichsweise billige Independent-Produktion durch seine Präsenz deutlich auf.

Szenenbild Umso mehr fallen die einfallslosen, antiquierten und z.T. völlig willkürlich eingestreuten CGI-Sequenzen negativ auf. Es offenbaren sich hier gleich zwei Probleme: Zum einen bieten die Außenansichten des U-Bootes kaum Reize, zum anderen misslingt der Wechsel zwischen den Innen- und Außenperspektiven vor allem in den Szenen, in denen sich die Spannung zuspitzt. Und damit komme ich schon zum nächsten Kritikpunkt. Spannung kommt nämlich erst im letzten Drittel des Films auf, bis dahin dümpelt er träge und ziellos vor sich hin. Robinson versäumt es von Anfang an, dem Zuschauer Appetithäppchen auszulegen. Zusammenhanglos reiht er die Szenen aneinander, ein Konzept ist nicht ersichtlich, und das Ergebnis ist, dass man kaum ein Interesse für das Schicksal der Mannen an Bord des Bootes aufbringt.

Die dürftig gezeichneten Figuren erschweren es dem Zuschauer erheblich, mitzufiebern – und dort, wo Robinson versucht, sie mit einem Profil zu versehen sowie eine Dynamik zwischen den Charakteren auszuarbeiten, die Kontroverse zwischen Harris und Duchovny zu pointieren, scheitert er kläglich. Dass sich die Welt am Rande eines Weltkrieges befindet, kommt überdies kaum zum Tragen. Anstatt die Gefahrensituation adäquat in Spannung und Dramatik umzuwandeln, beschränkt sich Robinson vornehmlich darauf, seine Protagonisten abgedroschene Phrasen ausstoßen zu lassen. Selbst durch das Abfeuern der Rakete wird man als Zuschauer nicht gefesselt, da man sich ohnehin darüber im Klaren ist, dass nichts passieren wird. Nachdem das Boot schließlich auf den Meeresgrund abgesunken ist und die Mannschaft dem Tod ins Auge blickt, wird abermals ersichtlich, das Robinson mit dem Film glattweg überfordert ist, dass er kein Gespür dafür hat, mit den Gefühlen seines Publikums zu spielen. Also betrachtet man völlig teilnahmslos, wie die Crew dahinsiecht. Mit der Finalszene, (Achtung, Spoiler!)in der die tote Crew geborgen wird und Fichtner salutiert (Spoiler Ende), setzt er einen grotesken Schlusspunkt hinter einen Film, der müßiger kaum sein könnte.

Fazit: Szenenbild Es ist bedauerlich, dass es dem Film kaum gelingt, aus der an sich brauchbaren Prämisse etwas herauszuholen. Auf Spannungsspitzen und Wendepunkte verzichtet Regisseur Robinson fast gänzlich, deutliche Akzente setzt er keine. Ohne jeglichen Tiefgang und Sinn für Dramatik spult er die Story ab, als Zuschauer ist man in keinster Weise versucht mitzufiebern, sich für das Schicksal der Mannschaft und erst recht die prekäre politische Lage – es geht immerhin um die Verhinderung des 3. Weltkrieges! – zu interessieren. Tricktechnisch ist der Film bei weitem nicht auf der Höhe der Zeit, und auch die zum Teil stümperhafte Schnitttechnik lässt immer wieder aufschrecken. Die authentischen Kulissen sowie die akkurate Performance von Ed Harris bewahren "Phantom" jedoch davor, vollständig abzutauchen.

Wertung:4 von 10 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2014 20th Century Fox)


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