The Wolf of Wall Street |
Review zum neuesten Film von Martin Scorsese
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Wetzel - Datum:
Dienstag, 25 Februar 2014 |
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Kurzinhalt: 1987: Jordan Belfort, ein junger Mann Anfang 20, kommt mit dem Traum nach New York, Millionär zu werden. Alsbald findet er sich als Broker an der Wall Street wieder, der jedoch wegen eines Börsencrashs, heute bekannt als der "schwarze Montag", direkt am ersten Tag seinen Job verliert. Ab diesem Zeitpunkt vertickt er in einer heruntergekommenen Bude per Telefon Schrottpapiere an leichtgläubige Menschen und entdeckt dort sein Talent, alles an jeden verkaufen zu können. Schnell gründet er eine eigene Firma, die nach demselben Prinzip arbeitet, und verdient jenseits der Legalität binnen kürzester Zeit Millionen. Hiermit finanziert er sich einen Lebensstil, der dekadenter und geschmackloser kaum sein könnte. Doch nach einiger Zeit kommt ihm das FBI auf die Schliche, und Belfort hat alle Hände voll zu tun, sein auf Sand gebautes Unternehmen vor dem Untergang und sich selbst vor dem Knast zu bewahren… Review von Christian Siegel: ![]() Die Gier und die Betrügereien, die uns in "The Wolf of Wall Street" vor Augen geführt werden, sind zu einem Großteil für die Finanzkrise verantwortlich, deren Auswirkungen seit ein paar Jahren vermutlich für jeden von uns – wenn auch sicherlich mehr oder weniger stark – spürbar ist. Nicht zuletzt auch deshalb fand ich den Einblick in diese Welt, mit der mich persönlich – sieht man vom Basiswissen bezüglich Wertpapieren, das ich mir im Studium erworben habe, ab – nichts verbindet, durchaus interessant. Zusätzlich aufgewertet wurde der Film für mich dann – auch wenn er dafür genau genommen nichts kann – durch die eine oder andere Analogie zu mir selbst bestens geläufigen angeblichen Betrugs- und Korruptionsfällen (es gilt natürlich die Unschuldsvermutung). Wenn sich Belfort mit seiner Tante trifft, um sie um ihre Hilfe dabei zu ersuchen, Geld vor den Finanzbehörden zu verstecken, musste ich z.B. unweigerlich an Karl-Heinz Grasser und seine Schwiegermama denken (was jetzt vermutlich eher den österreichischen als den deutschen und/oder allfälligen internationalen Lesern etwas sagen wird). Trotz seiner dekadenten Lebensweise, seinen Betrügereien und seiner Arroganz wurde Belfort aber – vor allem dank Leonardo DiCaprios Charme – nie zu einem Bösewicht, sondern wird vielmehr als klassischer Antiheld dargestellt. Auf der einen Seite kann man sein Verhalten und seine Taten nicht gutheißen, und dennoch wurde er zumindest mir nie wirklich unsympathisch. Eine schwierige Gratwanderung, die dem Film meines Erachtens sehr gut gelungen ist. ![]() Ein weiteres unumstößliches Meisterwerk des Regie-Altmeisters Martin Scorsese wird jedoch in meinen Augen durch die eine oder andere Schwäche verhindert. Vor allem die Laufzeit von drei Stunden erweist sich als Stolperstein, erscheint sie doch für diese Handlung doch etwas zu ausgedehnt. Nach der x-ten Partyszene hätte ich mir den Regisseur gerne zur Brust genommen und ihm gesagt: Ja, ok, Belfort feiert gerne – ich hab's verstanden! Jedenfalls bin ich skeptisch, ob es wirklich notwendig war, Belforts extravagante Partys und Drogenexzesse auch wirklich so ausschweifend (man könnte auch "erschöpfend" sagen) darzustellen. Auch bei der einen oder anderen Szene hätte man meines Erachtens die Schere ansetzen können, ohne wesentliches zu verlieren. Gerade auch die Sequenz rund um die Lemmon 714-Pillen stach mir hier ins Auge. Mit der Zeit war mir das einfach zu viel des Guten, und wurde ich diesen ewig gleichen Drogenexzessen doch etwas müde. Zumal man sich hier teilweise so vorkommt wie der einzig Nüchterne unter Sturzbesoffenen, die alles und jeden zum Brüllen komisch finden, während man selbst dies angesichts des eben noch nicht erhöhten Alkoholspiegels nur bedingt nachvollziehen kann. Auch die eine oder andere spätere Entwicklung – allen voran als er binnen 24 Stunden von Italien in die Schweiz muss, und trotz der Warnung ob eines Sturms die Yacht nimmt, anstatt sich einfach in den Zug oder in ein Auto zu setzen – wirkte auf mich (auch wenn sie sich vielleicht ja tatsächlich genau so zugetragen haben mag) etwas seltsam. Letztendlich sind dies zwar verhältnismäßig kleine Kritikpunkte, die den Unterhaltungswert nur geringfügig trüben – aber halt für mich dann doch den ganz großen Wurf verhindern. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Marcel Wetzel: "The Wolf Of Wall Street" beruht mal wieder auf einer wahren Begebenheit. So hat sich Drehbuchschreiber Terrence Winter, verantwortlich für mehrere Episoden von "Sopranos" und Schöpfer der Serie "Boardwalk Empire", die 2008 veröffentlichte Autobiografie von Jordan Belfort unter den Nagel gerissen, die dieser nach seinem 22 Monate dauernden Gefängnisaufenthalt herausgebracht hat. Zur audiovisuellen Unterstützung hat er sich Martin Scorsese als Regisseur ins Boot geholt. Dass Letzterer sich wiederum für Leonardo DiCaprio als Hauptakteur entschieden hat, ließ einen bereits vor Beginn des Films hoffen. Dabei ist die Essenz des Films schnell erzählt. Vorrangig geht es vor allem um geldgierige Egomanen, die über Leichen in Form von Portemonnaies Anderer gehen, um jede Menge Kohle zu machen. Dabei wird einem vor Augen geführt, wie sich solche Menschen entwickeln können, einfach weil sie jede Menge Kohle haben und noch viel mehr machen können. Und so wird in den rund 180 Minuten nicht nur fröhlich beleidigt, rumgehurt, betrogen, gestohlen, bedroht und manipuliert, sondern auch Pillen geschmissen und gekokst, was die Nase aushält. ![]() Was die Darsteller angeht, hat Martin Scorsese wieder ein goldenes Händchen bewiesen. So überlässt er auch hier die Rolle des Hauptcharakters Leonardo DiCaprio, womit wir dann die inzwischen fünfte Zusammenarbeit der beiden zu vermelden hätten. Dabei spielt DiCaprio seine Rolle dermaßen gut, dass man ihm zusätzlich zu dem ohnehin gerade für "The Wolf Of Wall Street" eingeheimsten Golden Globe für den besten Schauspieler ohne weitere Fragen auch noch den Oscar hinterherwerfen möchte. Die Rolle des Freundes an Belforts Seite ging hier an Jonah Hill ("21 Jump Street", "Das ist das Ende"), den zumindest ich bisher nur als lustiges Kerlchen in kurzweiligen Comedy-Filmen auf dem Schirm hatte und der mich gehörig überrascht hat. Natürlich sorgt er auch in "The Wolf Of Wall Street" für einen gewissen Comedyfaktor, gleichzeitig lässt er aber seine Figur Donnie Azoff dermaßen schleimig rüberkommen, dass man es manchmal einfach nicht mehr erträgt. Schön ist ebenfalls, dass sich auch Matthew McConaughey für eine kleinere Rolle kurz vom Surfbrett lösen konnte und als Mark Hanna Belforts Vorbild in den frühen Tagen seiner Karriere verkörpern darf. Insgesamt eine saubere Besetzung. Allein Kyle Chandler (von 1996 bis 2000 mit "Allein gegen die Zukunft" der Hauptdarsteller der vielleicht besten Serie der Welt), der als FBI-Agent Patrick Denham den Film über versucht Belfort ins Gefängnis zu stecken, wirkt dagegen sehr blass und bleibt dem Publikum als direkter Gegenspieler Belforts so überhaupt nicht im Gedächtnis. Fazit: "The Wolf Of Wall Street" ist ein rund dreistündiger Brocken an Film, der trotz seiner Länge nie langweilig wird und dem Raubtierkapitalismus der späten 80er, frühen 90er einen Spiegel vorhält. Auf diese Weise werden die Verfehlungen der Hauptprotagonisten, ausschließlich getrieben von Gier, zwar etwas überspitzt, aber dennoch im Grunde wahr, offengelegt. Auch hat Scorsese bei der Auswahl der Schauspieler durch den Rückgriff auf Altbewährtes wieder ein goldenes Händchen bewiesen und sich für die kreativ bebilderte Darstellung allerlei Orgien für DiCaprio und Jonah Hill entschieden. Wertung:8 von 10 Punkten
Marcel Wetzel
(Bilder © 2014 Universal Pictures)
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