Byzantium |
Stylischer, stiller und stilvoller Vampirfilm von Neil Jordan
Kategorie:
Filme -
Autor: B. Flügel | C. Siegel - Datum:
Donnerstag, 09 Januar 2014 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kurzinhalt: Clara und Eleanor sind Mutter und Tochter - und Vampire! Seit über 200 Jahren befinden sie sich nun schon auf dieser Welt, und werden dabei unerbittlich von einer geheimnisvollen Bruderschaft verfolgt, da Clara eine ihrer heiligen Regeln gebrochen hat. Ihrer Tochter Eleanor sagt sie nichts über die Gefahr, in der sie schweben. Stattdessen ziehen sie in unregelmäßigen Abständen an einen neuen Ort. Nach ihrem jüngsten Zusammenstoß mit einem Schergen der Bruderschaft verschlägt es Clara und Eleanor in ein verschlafenes kleines Städtchen, wo sie sich im verlassenen Hotel Byzantium einquartieren. Um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, plant Clara dort ein Bordell zu betreiben. Eleanor ist ihrem einsamen, nomadischen Leben allerdings zunehmend überflüssig, und sehnt sich danach, ihr Geheimnis jemandem anzuvertrauen. Dann trifft sie zufällig auf den an Leukämie erkrankten Frank – und verliebt sich in ihn… Review von Björn Flügel: ![]() Während die Kluft zwischen ihren beiden Lebensentwürfen immer größer wird, wird zugleich die innige Liebe zwischen Mutter und Tochter deutlich. Vor allem, da Saoirse Ronan (Eleanor) und Gemma Arterton (Clara) ein brillantes Schauspiel abliefern. Sie stemmen den Film gänzlich allein und sind eine glaubwürdige Top-Besetzung. Und darauf verlässt sich Neil Jordan, denn keines seiner Stilmittel lenkt von den Hauptfiguren ab, in keinster Weise ahmt er die gängigen (Vampir-) Klischees nach. "Byzantium" ist in dieser Hinsicht dezent, aber faszinierend. Dennoch hätte eine stärkere Story nicht geschadet. Grundsätzlich ist der Film nämlich ausgesprochen handlungsarm. In den knapp 2 Stunden passiert nicht sonderlich viel, auch werden wichtige Hintergrundinfos, z.B. was es mit dieser ominösen Bruderschaft auf sich hat, kaum erläutert. Das Ende, der angedachte große Showdown, bleibt dementsprechend ziemlich wirkungslos. Das macht den Film zwar nicht schlechter, jedoch bleibt er insofern hinter seinen Möglichkeiten zurück. Fazit: "Byzantium" lebt von seinen grandiosen Hauptdarstellerinnen und seiner unkonventionellen Betrachtungsweise der Vampir-Thematik. Ein Geniesreich wie "Interview mit einem Vampir" bleibt zwar aus, dennoch beweist Neil Jordan, dass es immer noch viele neue und interessante Geschichten aus dem Reich der Untoten zu erzählen gibt. Der Film entwickelt eine dezente Ästhetik, die durchaus ansprechend ist und auf Effekthaschereien verzichtet - eine willkommene Abwechslung. Wertung:7 von 10 Punkten
Björn Flügel
Review von Christian Siegel: ![]() Vampirfilme gibt es nun schon seit was weiß ich wie vielen Jahrzehnten – und den dahinterliegenden Mythos natürlich noch um einiges länger. Und im Gegensatz zu Zombies, die – davon abgesehen, ob sie nun nur gehen oder rennen – doch überwiegend immer gleich dargestellt werden, gibt es bei den sinnlichen Blutsaugern viele verschiedene Interpretationen. Es ist weniger eine klare Vorgabe als ein Korb an Ansätzen und Regeln, von denen sich jeder Film halt ein paar herauspickt. Dazu zählt z.B., dass es sich um Kreaturen handelt, die zu einem Leben in ewiger Nacht verdammt sind, da sie im Sonnenlicht verbrennen. Oder, dass sie das Heim einer Person nur dann betreten können, wenn sie dazu eingeladen werden. Oder ihre Abneigung gegenüber Kreuzen und Knoblauch. Getötet werden sie üblicherweise am besten mit Hilfe eines Pfahls direkt ins Herz. Zum Überleben brauchen sie Blut, das sie mit Hilfe ihrer Fangzähne aus der Halsschlagader ihrer Opfer saugen. Zudem haben sie die Fähigkeit, ihre Opfer entweder vollständig "auszusaugen" oder aber auch in Vampire zu verwandeln. Einige Vampire schlafen unter Tags in einem Sarg. Eine weitere Regel ist, dass ihr Spiegelbild nicht zu sehen ist. Viele Vampire sind sehr sinnliche Wesen, denen es gelingt, ihre Opfer in eine Art hypnotischen Bann zu ziehen. Und dann gibt es auch noch jene Vampire, die sogar über die Fähigkeit verfügen, sich in Fledermäuse zu verwandeln und durch die Nacht zu fliegen. Kaum ein Film greift wirklich auf all diese Regeln zurück – "Byzantium" stellt in meinen Augen aber dennoch noch einmal eine deutlichere Abkehr von diesem Mythos dar, als man das üblicherweise gewohnt ist. So macht Clara und Eleanor z.B. das Sonnenlicht nichts aus (wobei sie zum Glück auch nicht so herumglitzern wie bei "Twilight"), statt Fangzähnen haben sie einen verlängerten Nagel mit dem sie die Hauptschlagader aufschlitzen, und vor allem auch das Verwandeln von Menschen in einen Vampir unterscheidet sich wesentlich von dem, was man im Genre sonst gewohnt ist, und spielt im Verlauf des Films auch eine entscheidende Rolle. Zugegeben… das eine oder andere, gerade auch ihre Immunität gegen Tageslicht, hat mich zu Beginn doch ein wenig irritiert. Nachdem ich mich aber daran gewöhnt hatte, wusste ich den Zugang in "Byzantium" als frische und originelle Abwechslung zu schätzen. ![]() Doch es sind nicht nur die schauspielerischen Leistungen – auch die Figuren an sich sind wunderbar konzipiert und geschrieben. Vor allem die Mutter-Tochter-Dynamik gefällt mir dabei ungemein gut. Clara und Eleanor unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander, und dennoch gelang es Neil Jordan, mir beide sympathisch zu machen. Sehr erfrischend, löblich und positiv fand ich auch, dass "Byzantium" zwei weibliche Figuren ins Zentrum des Geschehens stellt. Das kommt ja nun auch nicht unbedingt alle Tage vor. Zudem wartet der Film mit einigen interessanten, jedoch nie aufdringlichen, Untertöten betreffend der Unterdrückung der Frau auf. Generell hat mir die Geschichte des Films, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von Moira Buffini basiert, die ihr Werk auch gleich für die Leinwand adaptiert hat, sehr gut. Zugegeben, zu Beginn mag man ein bisschen verwirrt sein. Aber insgesamt fand ich den Aufbau, mit den immer wieder eingestreuten Rückblenden die uns nach und nach die Vorgeschichte von Eleanor und insbesondere Clara offenbaren, sehr gelungen. Auch die Dialoge und (inneren) Monologe sind wunderbar geschrieben, und warten mit einigen Highlights auf. Als letzter positiver Aspekt darf dann auch die Filmmusik von Javier Navarrete, welche die sehr eigenwillige Stimmung des Films perfekt unterstreicht, nicht vergessen werden. Mein einziger relevanter Kritikpunkt betrifft den Showdown. So schön ich es auch finde, dass "Byzantium" uns zwei starke Frauenfiguren präsentiert und sie in den Mittelpunkt der Erzählung rückt – aber dass sie sich am Ende (Achtung, Spoiler!) dann erst recht wieder von einem Mann retten lassen müssen,(Spoiler Ende) fand ich doch ein wenig schade. Von diesem Punkt abgesehen hat mich "Byzantium" aber wirklich begeistert, und hätte es bei einer Kinoverwertung sicherlich in meine Liste der zehn besten Filme des Jahres 2013 geschafft. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Universum Film)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub!
Kommentar schreiben
|