King Kong |
Peter Jacksons berührendes, würdiges Remake
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 23 Dezember 2013 |
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Kurzinhalt: Im New York der 30er Jahre, in der tiefsten Rezession, versucht die junge Schauspielerin und Varieté-Tänzerin Ann Darrow verzweifelt, irgendwie über die Runden zu kommen. Als ihr Theater geschlossen wird, stiehlt sie in ihrer Verzweiflung einen Apfel, um etwas zum Essen zu haben. Sie wird erwischt, doch Filmemacher Carl Denham eilt ihr zu Hilfe – und bietet ihr auch sogleich einen Job an. Er soll sie auf eine Reise begleiten, auf der er sein jüngstes Epos drehen will. Anfangs zeigt sich Ann Darrow eher ablehnen – bis sie hört, dass der von ihr geschätzte Theaterstück-Autor Jack Driscoll das Drehbuch verfassen wird. Sofort ist sie Feuer und Flamme und willigt ein, die Rolle zu übernehmen. Doch statt nach Singapur bringt Carl Denham seine Filmcrew vielmehr zum letzten Fleckchen Erde, dass noch nicht erkundet wurde: Die geheimnisvolle "Skull Island", auf der Kong – ein schreckliches, riesiges Biest, eine Mischung aus Affe und Mann – beheimatet sein soll. Kurz nach ihrer Ankunft wird das Expeditionsteam von Einheimischen angegriffen. Diese entführen in der darauffolgenden Nacht Ann Darrow, um sie Kong als Braut anzubieten. Jack Driscoll, der sich inzwischen in Ann Darrow verliebt hat, leitet das Rettungsteam – doch sie kommen zu spät, und müssen mit ansehen, wie Kong Ann entführt. Daraufhin brechen sie in den Dschungel von Skull Island auf, wo zahlreiche wilde Kreaturen, vermeintlich ausgestorbene Tiere und unzählige Gefahren auf sie lauern… Anmerkung: Das nachfolgende Review bezieht sich - da ich mich an die Kinofassung nicht mehr gut genug erinnern und daher auch keinen Vergleich zwischen beiden Versionen ziehen kann - auf die "Extended Edition" des Films. Review: ![]() Im Gegensatz zum Remake aus den 70ern verlegt Peter Jackson die Handlung nicht in die Gegenwart, sondern bleibt der Epoche des Originals treu. Noch mehr als dieser bezieht er dabei die damaligen Lebensumstände – Stichwort Rezession – in seine Neuinterpretation ein, und gibt damit nicht nur einen interessanten Einblick in die damalige Zeit, sondern schafft auch eine interessante Ausgangssituation für das weitere Abenteuer. Auch den Figuren selbst widmet er sich ausführlicher als im Original, und stellt uns diese näher vor. Vor allem Ann Darrows Anstrengungen, als junge Schauspielerin und Varieté-Künstlerin in diesem Umfeld zu überleben und sich finanziell übers Wasser zu halten, räumt er einiges an Zeit ein. Davon abgesehen ist es in erster Linie Carl Dunham, der von der ausführlicheren Betrachtung der Beweggründe seiner Figur profitiert. Ich will nicht sagen, dass ich mit seiner Entscheidung am Ende übereinstimme, aber so, wie er hier mit dem Rücken zur Wand steht ist seine spätere Verbissenheit zumindest verständlich und nachvollziehbar. Mir gefällt, wie er bis zuletzt versucht, aus dieser Situation das beste zu machen und aus dieser katastrophal verlaufenden Mission zumindest noch einen Film nach Hause zu bringen – damit er sich einreden kann, damit hätten sich die Opfer gelohnt. Wie er dort hockt und z.B. in einer Szene den Tod eines anderen Crewmitglieds mitfilmt, erinnerte er mich unweigerlich an all die Figuren aus "Found Footage"-Filmen, die trotz all dem Chaos rund um sie herum die Kamera nicht weglegen, sondern immer schön draufhalten. Erst als die Kamera zerstört wird und er damit vor den Scherben seiner wahnwitzigen Expedition steht, versucht er mit der Entführung von King Kong zumindest zu retten, was zu retten ist. ![]() Peter Jacksons Liebe zum Original drückt sich auch in der einen oder anderen gelungenen Anspielung und Hommage aus. So sprechen Dunham und Preston kurz darüber, dass Fay Wray, die eigentlich perfekt für die Hauptrolle ihres Films wäre, leider gerade für RKO dreht. Kurz darauf stellt Peter Jackson bei Dunhams Dreharbeiten auf dem Schiff den Dialog zwischen Ann und dem Kapitän aus dem Original über Frauen auf Schiffen nach. Und am Ende, wenn das achte Weltwunder im Theater vorgestellt wird, ertönt Max Steiners Filmmusik aus dem Orchester. Andere mögen diese Aspekte als störend empfinden, ich fand es allerdings genau richtig dosiert, und eine schöne Anerkennung des Originals. Dennoch hält sich Peter Jackson nicht sklavisch an die Vorlage, sondern nimmt diese vielmehr als Ausgangspunkt, um davon ausgehend ein episches Abenteuer zu entspinnen. Dabei reichert er den Film um einige neue Figuren, Kreaturen, Entwicklungen und Szenen an, und ist daher dem Original in manchen Belangen sogar überlegen. Dies gilt insbesondere für alles rund um Kong und Ann. Auch wenn es sich bei diesem "King Kong" in erster Linie um ein Remake des Originals handelt, aber… gerade was diesen Punkt betrifft hat Peter Jacksons Neuinterpretation mehr mit dem Remake aus den 70ern gemein als mit dem Original. Natürlich fürchtet sich Ann ursprünglich vor diesem riesigen Gorilla, doch mit der Zeit empfindet sie zuerst Dankbarkeit und danach zunehmend Zuneigung für dieses Wesen, das hinter seiner rauen Schale eine zarte, gutmütige Seele verbirgt. Natürlich ist es nicht Liebe in einem romantischen Sinn, was Ann für Kong empfindet. Doch es ist definitiv eine gewisse Zuneigung, ein Respekt und eine Wertschätzung – die dann auch dazu führt, dass Ann Darrow nicht einmal daran denkt, in Dunhams Show aufzutreten (für mich definitiv eine der besten Änderungen). Jedenfalls machen Anns Gefühle für Kong den Ausgang des Films für mich in diesem Remake um einiges tragischer und trauriger als im Original. ![]() Neben Kong selbst stach für mich effekttechnisch vor allem noch die Umsetzung des historischen New York ins Auge. Vor allem der Times Square sieht absolut phantastisch aus. Fast würde ich mir wünschen, eine Zeitmaschine zu haben und in diese Zeit reisen zu können. Zwar ist New York auch heute noch sehr beeindruckend und immer eine Reise wert, aber die Bilder die uns Peter Jackson hier präsentiert strahlen einfach einen gewissen Zauber und Charme aus, den das moderne New York so imposant es auch sein mag doch ein wenig vermissen lässt. Neben Kong sind auch die anderen Kreaturen auf Skull Island überwiegend gut getrickst. Vor allem die Riesenschnecken oder auch die Käfer waren sehr gut umgesetzt. Einzig bei den Dinosauriern, insbesondere der Brontosaurus-Herde, schien man sich etwas übernommen zu haben (was Baxters Spruch "Nobody's gonna think these are fake!" eine gewisse unfreiwillig komische Note verleiht). Jedenfalls fand ich, dass es bei den Dinos nicht gelungen ist, den bisherigen Klassenprimus "Jurassic Park" abzulösen. Gut gefallen haben mir dafür das Design, die Sets und die digitalen Hintergründe des Dschungels. Skull Island sah einfach nur phantastisch aus. Auch die Inszenierung von Peter Jackson hat mir hat mir sehr gut gefallen. Er bleibt seinem Stil aus "Der Herr der Ringe" treu, und setzt auf beeindruckende Kamerafahrten und die eine oder andere längere Einstellung. Die Action ist imposant und packend, aber übersichtlich, und auch die ruhigeren Momente setzt er sehr gut um. Zuletzt ist er sich dann auch nicht zu schade, wieder einmal auf die Tränendrüse zu drücken. Manchem mag dies zu dick aufgetragen bzw. zu manipulativ sein, aber ich sehe genau in der Art und Weise wie es Peter Jackson gelingt, die gewünschten Gefühle beim Publikum entstehen zu lassen, eine seiner größten Stärken als Filmemacher. Wobei er bei "King Kong" diesbezüglich wertvolle Unterstützung von einem phantastischen Score von James Newton Howard erhält, der Howard Shores Arbeiten für "Der Herr der Ringe" kaum nachsteht. ![]() Dennoch ist "King Kong" nicht makellos, und wie zu Beginn des Reviews schon erwähnt sehe ich auch die vorhandenen Schwächen in Peter Jacksons Vorliebe für das Original bzw. den Stoff generell begründet. Hier ist in erster Linie zu nennen, dass der Film mit über drei Stunden dann doch etwas zu lang geraten ist, und sich daher auch die eine oder andere Länge einschleicht. Wobei hier dezidiert nicht der längere Einstieg gemeint ist, denn diesen fand ich großartig und sehr gelungen, und würde daher keine einzige Szene davon streichen. Und auch alles ab Kongs Gefangennahme war dann wieder phantastisch. Aber im Mittelteil, beim großen Abenteuer auf Skull Island, hätte man in meinen Augen da und dort etwas kürzen können, ohne wesentliches zu verlieren. Es ist genau dieser Teil, wo Peter Jackson etwas verspielt wirkt, wie ein Kind in einer Spielwiese mit seinem Lieblingsspielzeug, und wo er sich auf Kosten der Dramaturgie etwas in seiner Erzählung und den zahlreichen Wundern und Gefahren von Skull Island zu verlieren droht. Zudem ist die Action teilweise dann doch etwas übertrieben. So gelungen z.B. der Kampf zwischen Kong und den drei T-Rexen auch sein mag, aber alles rund um den Abgrund und die Lianen hätte man sich in meinen Augen sparen sollen. Das war einfach zu viel des Guten. Was mich aber nach wie vor, und mittlerweile selbst nach Kenntnis der erweiterten Fassung, stutzig macht, ist die Handlung rund um Jimmy. Ich glaube, irgendwas kapiere ich nicht. Wozu war das gut? Ich hätte nicht erkennen können, das all die Vorbereitung und all die Szenen in denen er im Mittelpunkt stand irgendwo hingeführt hätten, und/oder er sich groß weiterentwickelt hätte. Damit erscheint dieser komplette Subplot gänzlich überflüssig, und da der Film an Figuren ohnehin nicht arm ist, wäre dies das erste gewesen, dass ich an Peter Jacksons Stelle rausgeschnitten hätte. Dies hätte den Film deutlich gekürzt und ihn zudem auf die wichtigeren, interessanteren Figuren fokussiert. Für mich war dies jedenfalls der größte Schwachpunkt des Films. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)
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