Indiana Jones und der Tempel des Todes |
Auf der Jagd nach den Sankara-Steinen
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 15 Dezember 2013 |
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Kurzinhalt: Shanghai 1935: Indiana Jones trifft sich in einem Nachtclub mit einem Geschäftspartner. Dieser denkt jedoch gar nicht daran, Indy die vereinbarte Bezahlung zukommen zu lassen. Nur mit knapper Not kommt der Archäologe mit heiler Haut davon. Begleitet wird er dabei von seinem jungen chinesischen Freund Short Round, sowie der Sängerin Willie Scott, die Dank Indy ebenfalls in die Sache verwickelt wurde. Als ihrem Flugzeug zuerst die Piloten und dann der Sprit ausgeht, verschlägt es die drei nach Indien, wo sie in einem Dorf als Retter gefeiert werden. Denn den Bewohnern des Dorfes wurde ein geheiligter Stein gestohlen, von dem sie glauben, dass er ihr Dorf beschützt. Seitdem dieser Stein entwendet wurde leidet man unter Dürre, brach liegenden Feldern, und so weiter. Zudem wurden alle Kinder des Dorfes entführt, um im Pankot Palast Sklavenarbeit zu verrichten. Anfangs hält sich Indy für die Notlage der Bewohner nicht zuständig – als ihm dann jedoch ein abgemagerter Sklavenjunge, dem die Flucht aus dem Palast gelungen ist, in die Arme fällt, beschließt er, dem dortigen Treiben ein Ende zu setzen – und bricht mit Short Round und Willie auf, um den heiligen Stein zurückzuholen und die Sklaven zu befreien. Doch dabei kommen Indy und seine Begleiter dem gefährlichen Thuggee-Kult in die Quere… Review: ![]() Das zweite Indy-Abenteuer bereits vor "Jäger des verlorenen Schatzes" spielen zu lassen, wirkt so gesehen wie ein logischer, sinnvoller Schritt. Man verzichtet auf Szenen in Indys Universität (daher gibt’s diesmal auch keinen Marcus Brody zu sehen), von Nazis fehlt jede Spur, und vom neuerlichen Bond-artigen Einstieg abgesehen, der in Shanghai angesiedelt ist, spielt der Rest des Films dann nur mehr in Indien. Ein konsequenter Einschnitt, also, um zu verhindern, dass man sich einfach nur selbst wiederholt. Doch trotz aller Änderungen – so manche Stärken von "Tempel des Todes" decken sich durchaus mit dem Vorgänger. So ist die Action wieder phantastisch inszeniert, und zudem sehr abwechslungsreich. Dabei schafft "Tempel des Todes" das Kunststück, sich was die Action nicht einfach nur während dieses Films ständig etwas Neues einfallen zu lassen, auch vom Vorgänger wird nichts geklaut/kopiert. Auch die Actionszenen selbst zeichnen sich wieder durch zahlreiche grandiose Einfälle und kurze Momente aus, welche die entsprechenden Szenen sehr unterhaltsam machen. Was ebenfalls neuerlich begeistern kann, sind die Ausstattung, die Kostüme und die Sets. Der Detailreichtum ist wieder einmal sehr beeindruckend. Als besonderes Highlight sticht hier das Set für das Ritual des Thuggee-Kults hervor. Das war wirklich riesig, und ungemein imposant. Aber auch der Nachtclub gleich zu Beginn ist toll designt und umgesetzt. Zudem dürfen wir Indy dort einmal im weißen Smoking begutachten – ehe er sich später dann wieder in seine altbekannte, kultige Kluft schmeißt. Was die Kostüme betrifft, sticht für mich insbesondere noch Mola Ram, der Anführer des Thuggee-Kults hervor. Last but not least gibt es auch wieder einige Massenszenen, wo nicht an Statisten gespart wurden, und die diesem zweiten Indy-Abenteuer ebenfalls die nötige "Größe" verleihen. ![]() Die anderen Schauspieler machen ihre Sache ebenfalls sehr gut. Ich meine, ich werde dann zwar gleich heftige Kritik an Willie üben, aber dafür kann ja die arme Kate Capshaw nichts. Die spielt ja nur, was Lucas ihr schreibt und Spielberg ihr sagt – und das wiederum macht sie durchaus gut. Auch Jonathan Ke Quan schlägt sich als Short Round nicht schlecht; da haben wir nun wirklich schon weitaus schlechtere Leistungen von Kinderdarstellern gesehen. Eine nette Idee war auch der kurze Cameo-Auftritt von Dan Aykroyd. Ansonsten bekommen wir aber im Prinzip völlig unbekannte Darsteller zu Gesicht. Hier wurde halt wirklich danach gecastet, wer am besten zu einer Rolle passt; wie berühmt der jeweilige Schauspieler war, war hier nicht von Belang. Ein paar Jahr(zehnt)e später, bei "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", sah das schone in bisschen anders aus (Cate Blanchett, John Hurt, Shia LaBeouf, Ray Winstone, Jim Broadbent). "Tempel des Todes" präsentiert hingegen ein paar wirklich ungewöhnliche, unbekannte Gesichter, die mir weder davor noch danach irgendwo aufgefallen wären – auch das verleiht dem Film irgendwie eine ganz eigene Identität für mich, und lässt ihn irgendwie auch plausibler erscheinen. Vor allem der Anführer des Dorfes sticht dabei für mich hervor, aber auch Mola Ram, der Maharadscha oder der Berater Chattar Lal stechen diesbezüglich ins Auge. Was mir ebenfalls immer nahe geht, sind die Szenen mit den ganzen abgemagerten Kindern. Ich will gar nicht wissen, wo man die alle aufgetrieben hat, und hoffe ja, dass man in weiterer Folge darauf geachtet hat, dass sie gut/besser versorgt sind. Für beeindruckende und irgendwie auch erschreckende Szenen sorgt man damit aber durchaus. ![]() Was die Fortsetzung jedoch mit "Jäger des verlorenen Schatzes" verbindet, ist die Fülle an großartigen, kultigen, denkwürdigen Szenen. Schon allein der Einstieg, mit der Musical-Nummer, kommt absolut unerwartet, und bleibt in Erinnerung. Auch die Flucht mit dem Schlauchboot ist höchst abenteuerlich, und ein kultiger Moment. Was wohl auch niemand der den Film gesehen hat je vergessen wird, ist die Dinnerszene. Die zählt für mich zu den allerbesten und denkwürdigsten Momenten des Films. Die Riesenschlange mit den vielen kleinen Schlangen innen drin. Die Augen-Suppe. Und dann natürlich als Nachspeise das Affenhirn. Köstlich! Generell muss man festhalten: So düster das Geschehen im Vergleich zum Vorgänger auch sein mag, es gibt zwischendurch immer wieder einige gelungene Gags, die das Geschehen auflockern. Eine Szene die mir auch immer wieder gut gefällt, ist das Geplänkel zwischen Indy und Willie nach dem Abendessen. Zuerst machen sie sich gegenseitig an, und dann ist aber jeder von ihnen zu stolz, den ersten – oder eher letzten – Schritt zu machen und dem anderen quasi nachzulaufen. Vor allem auch in dieser Szene finde ich das Zusammenspiel zwischen Ford und Capshaw grandios. Weitere denkwürdige Szenen sind für mich der Tunnel mit den ganzen Insekten, die Kammer mit der sich herabsenkenden Decke, und natürlich auch das zuvor bereits erwähnte Ritual des Thuggee-Kults, mit dem herausgerissenen Herz, das Feuer fängt. Während sich die Action nach dem rasanten Einstieg vorerst etwas zurückhält und zuerst dem Humor und dann der Spannung Platz macht (auch hier unterscheidet sich "Tempel des Todes" vom Vorgänger, der alle paar Minuten eine neue Actionszene geboten hat), dreht der Film dann actionmäßig dafür zum Ende hin noch einmal so richtig auf. Hier sticht dann vor allem die großartige, an Achterbahnen erinnernde Fahrt mit dem Minenkarren hervor. Aber auch zum Abschluss hat man mit der Hängebrücke noch einen denkwürdigen Moment in petto. Jedenfalls: Die meisten modernen Blockbuster wären schon froh, wenn sie nur halb so viele denkwürdige Szenen vorweisen könnten. ![]() Dass "Tempel des Todes" trotz all dieser Stärken für mich nicht ganz an den Vorgänger anknüpfen kann, liegt an einer großen und mehreren kleineren Schwächen. Beginnen wir mit letzteren. Worauf ich hätte verzichten können, waren die Voodoo-Einlagen. Ich finde, es gab im Film auch ohne das schon genug mystische, übersinnliche Elemente, und im Vergleich zu anderem erschien es vergleichsweise unwichtig und auch unoriginell. Ich finde jedenfalls, man könnte in den beiden Szenen wo es vorkam die entsprechenden Einlagen rausnehmen, ohne etwas zu verlieren. Gerade auch beim Kampf gegen den Hünen hätte ich diese zusätzliche Herausforderung für Indy nicht gebraucht (wenn man auch argumentieren kann, dass dies von vornherein eher da zu da war, damit Short Round ihm helfen). Zumal ich Voodoo auch absolut nicht mit Indien verbinde, und das ganze daher auf mich etwas aufgesetzt wirkt. Was die Opfer-Szene mit Willie betrifft, fällt einerseits auf, dass man ihr im Gegensatz zum Kerl davor das Herz nicht rausreißt – sonst wäre es Indy wohl schwer gefallen sie zu retten. Der Käfig in der sie sich befindet bewegt sich zudem immer genau so schnell oder langsam wie es das Drehbuch und/oder die Inszenierung grade brauchen. Teilweise hatte ich jedenfalls den Eindruck, so schnell wie sich der Käfig absenkt hätte die eigentlich schon 3x im Lavasee versinken müssen, ehe Indy den Absturz stoppt. So gut getrickst der Film ansonsten auch ist – die Krokodilszenen stechen leider unangenehm hervor und wirken daher auf mich ein bisschen störend. Das mit Abstand größte Problem des Films – ihr werdet es wohl schon vermutet haben – ist für mich aber Willie. In gewisser Weise kann ich ja verstehen, was Spielberg und Lucas hier beabsichtigt haben. Sie wollten sich einfach auch was den "love interest" betrifft vom Vorgänger unterscheiden. Beim Versuch, eine Anti-Marion zu schaffen sind sie aber meines Erachtens weit übers Ziel hinausgeschossen. Willie nervt einfach nur, mit ihrem Gemecker ("I broke my nail!") und ihrem ständigen Geschrei. Und nach der herrlich selbstständigen und kompetenten Marion empfinde ich die im Wesentlichen auf eine Mischung aus "comic relief" und "damsel in distress" reduzierte Willie schon als deutlichen – und höchst bedauerlichen – Rückschritt innerhalb der Reihe. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Paramount Pictures)
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