Indiana Jones - Jäger des verlorenen Schatzes |
Das Abenteuerfilm-Meisterwerk von Steven Spielberg
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 06 Dezember 2013 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Gerade erst ist er von einer – erfolglos verlaufenden – Expedition in Südamerika zurückgekehrt, da wartet schon der nächste Auftrag auf den Universitätsprofessor, Archäologen und Schatzsucher Indiana Jones: Die Nazis sind scheinbar hinter der Bundeslade her – jener Truhe, in der laut der Bibel einst die zehn Gebote transportiert wurden. Legenden zu Folge wohnt der Bundeslade eine große, schreckliche Macht inne – eine Armee, welche die Lade vor sich herträgt, wäre unbesiegbar. Indiana Jones soll den Nazis zuvorkommen. Doch dafür muss er zuerst nach Nepal reisen, wo die Koryphäe auf dem Gebiet, sein ehemaliger Professor Abner Ravenwood, zuletzt gesehen wurde. Statt diesem findet er dort jedoch dessen Tochter Marion vor, mit der ihn eine problematische Vergangenheit verbindet. Zusammen brechen sie nach Ägypten auf, um den Nazis – die Unterstützung von Jones' Erzfeind Rene Belloq erhalten – die Bundeslade unter ihrer Nase wegzuschnappen… Review: ![]() Für mich ist "Jäger des verlorenen Schatzes" nicht weniger als der beste Abenteuer-Film aller Zeiten. Ein filmischer Triumph von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ist er absolut perfekt und über jedweden Zweifel erhaben? Das vielleicht nicht. Aber was immer man auch für kleine Kritikpunkte anführen könnte, sie stören meinen Filmgenuss nicht im Geringsten, verblassen sie doch neben all den positiven Aspekten. Bereits der Einstieg ist großartig, mit der Überblendung des Paramount-Bergs, und zeigt bereits eine große Stärke des Films auf: Seinen ungeheuren Einfallsreichtum. Es gibt so viele großartige, originelle Momente, so viele phantastische Einfälle, so viele erinnerungswürdige und kultige Szenen. Der Einstieg erinnert dabei – angesichts von Spielbergs beim Meeting in Hawaii geäußerten Wunsch nicht überraschend – an einen Bond-Film, präsentiert man uns hier doch eine Art Kurzfilm; ein Mini-Abenteuer, das mit dem Rest des Films nur rudimentär in Verbindung steht. Nachdem wir den Männern einige Minuten lang durch den Dschungel folgen – wobei John Williams sich den "Raiders March", eine seiner besten und prägnantesten Kompositionen, vorerst noch für später aufhebt; auch dies ist eine eher ungewöhnliche Entscheidung – erhaschen wir dann endlich unseren ersten Blick auf den Titelhelden. Harrison Ford mag nicht die erste Wahl gewesen sein, erweist sich aber schnell als Idealbesetzung. Er ist einfach nur großartig, und auch wenn Han Solo mindestens eine ebenso kultige Figur ist, halte ich Indiana Jones für die Rolle seines Lebens. Auch die Kostümabteilung darf nicht vergessen werden. Von seinem Fedora-Hut über das beige Hemd und die Lederjacke bis hin zur Waffe seiner Wahl – die Peitsche – verleiht man ihm ein unverkennbares Aussehen, das im Gedächtnis bleibt. ![]() Nach diesem spannenden, energiegeladenen Einstieg nimmt sich der Film nun ausreichend Zeit, um einerseits Indiana Jones näher vorzustellen, und andererseits den Weg für den Rest des Films zu ebnen. Im Gespräch mit den beiden Vertretern der Regierung erfahren wir alles, was wir über die Bundeslade und Hitlers Pläne wissen müssen. Diese Szene ist in meinen Augen ein Musterbeispiel dafür, wie man dem Zuschauer Hintergrundinformationen vermitteln muss. Zudem ist das ganze wunderbar gespielt. Für solch eine vergleichsweise banale Szene mag das wie ein seltsames Kompliment klingen, aber seht euch mal andere Filme an, und wie gestelzt derartige Dialoge die in erster Linie dazu dienen Informationen zu vermitteln oftmals klingen. In "Jäger des verlorenen Schatzes" klingt alles völlig natürlich, und wirkt spontan. Dies zeigt für mich, dass sich die Qualität des Films bis durch die letzten, kleinsten Szenen zieht. Generell wird dem Zuschauer hier die erforderliche Hintergrundinformation auf bestechend kompakte und packende Art und Weise vermittelt. Solcherarts auf das Abenteuer eingestimmt gibt es nun noch eine kurze Szene zwischen Indiana Jones und Marcus Brody. Hieran gefällt mir vor allem der Eindruck, der zumindest bei mir entstanden ist, dass Marcus quasi eine ältere Version von Indy darstellt. Ein paar Jahre früher hätte er ihn begleitet, und noch ein paar Jahre früher wäre er selbst allein aufgebrochen um die Bundeslade zu finden. Ebenfalls Kult: Die darauffolgende Darstellung von Indys Reise, mit der roten Linie auf der Landkarte. Es sind unter anderem Kleinigkeiten wie diese, die den Film für mich so auszeichnen. Hier wären wir auch wieder beim Stichwort des Einfallsreichtums. ![]() Kurz darauf lernen wir den zweiten großen Widersacher des Films kennen: Major Toht, kongenial dargestellt von Ronald Lacey. Schon allein sein "Good evening, Fräulein" ist grandios. Danach lässt er immer wieder den Wahnsinn und den Sadismus seiner Figur durchblitzen. Definitiv einer von Indys denkwürdigsten Widersachern. Nach einer packenden, abwechslungsreichen und phantastisch inszenierten Schießerei, die mit zahlreichen einzelnen Höhepunkten aufwarten kann, geht es schnurstracks nach Ägypten, wo wir den letzten großen, wichtigen Verbündeten Indys kennenlernen: Sallah, gespielt von John-Rhys Davies. Was für eine wundervolle, liebenswerte Figur, und für eine charmante Performance! Was ebenfalls auffällt, ist das hohe Erzähltempo. Nachdem sich Indy mal auf den Weg macht, halten sich ruhige Charakter- bzw. Expositions-Szenen perfekt die Waage mit den Actionszenen. So kommt es nur wenige Minuten nachdem wir auf Sallah getroffen sind auf dem Marktplatz gleich zum nächsten Kampf. Auch dieser ist wieder sehr gut inszeniert und voller denkwürdiger Momente. Das ist generell eine weitere ganz wesentliche Stärke von "Jäger des verlorenen Schatzes": Nicht nur der Film an sich, auch die Action selbst strotz nur so vor tollen Einfällen. Steven Spielberg begnügt sich nicht damit, einfach nur zwei Leute minutenlang kämpfen zu lassen, sondern sucht auch in diesen Actionszenen ganz bestimmte – oftmals auch amüsante – Höhepunkte. Wie Marion, die ihren Verfolger mit einer Bratpfanne ausschaltet. Sowie natürlich einer der besten, denkwürdigsten und lustigsten Momente des ganzen Films, als Indiana Jones – zugegebenermaßen etwas unsportlich – den ihn bedrohenden Säbelschwinger kurzerhand erschießt. Ich hatte letztes Jahr das Glück, "Jäger des verlorenen Schatzes" (in der restaurierten 4k-Version) im Kino zu sehen. Im Publikum waren auch ein paar Indy-Neulinge – und die Reaktion auf diese Szene war einfach nur phantastisch. ![]() Nach dieser Actionszene und dem dramatischen Höhepunkt rund um Marions vermeintlichem Tod folgt nun wieder ein bisschen Exposition, als Indy und Sallah den alten Ägypter besuchen – und erkennen, dass die Nazis an der falschen Stelle graben. Der nachfolgende Szenenwechsel führt uns die nächste Stärke des Films vor Augen: Die teils wirklich beeindruckenden Sets. Ich meine… seht euch nur an, wie riesig das Set mit der Ausgrabung ist! Selbst wenn das eine aktuelle Produktion wäre, könnte das noch begeistern (wobei man heutzutage wohl vieles im Hintergrund überhaupt gleich mit CGI umsetzen würde). Generell sind die Sets, egal wie groß oder klein, absolut phantastisch. Der Kartenraum sowie der U-Boot-Hafen der Nazis (ein weiteres riesiges Set – und das gerade mal für ein paar Szenen und nicht mal 5 Filmminuten!) stechen dabei für mich ganz besonders hervor. Auch die Ausstattung ist phantastisch. Alles wirkt realistisch, so als würden wirklich Leute dort Leben und Arbeiten. Und dann eben noch die Größe von so manchen Sets und Drehorten, oder auch die zahlreichen Massenszenen. Es ist wirklich beachtlich, wie viel Aufwand hier betrieben wurde. Doch zurück zum Film: Nach einer weiteren tollen Szene die im Gedächtnis bleibt – wie Indiana Jones im Kartenraum den Standort der Bundeslade erkennt – gibt es eine wundervolle Szene, und zugleich einen jener kleinen Kritikpunkte die ich zu Beginn meines Reviews erwähnt habe: Denn ja, natürlich ist es schon ein ziemlich großer Zufall dass Indiana Jones just in jenes Zelt hineingeht, in dem sich Marion befindet. Die nachfolgende Szene, als er beschließt sie zurückzulassen damit er und Sallah nicht auffliegen ist allerdings derart grandios, dass sie mich für diese kleine Unglaubwürdigkeit mehr als nur entschädigt. ![]() Dies ist ein weiteres wichtiges Element des Films: Ja, natürlich ist die Bundeslade ein reiner McGuffin, der die Handlung ins Rollen bringt und von beiden Parteien gejagt wird. Doch eben dieses ständige hin- und her wurde wirklich phantastisch umgesetzt. Dabei macht man es Indy weder zu leicht, noch macht man es ihm so schwer dass sein (kurzzeitiger) Triumph unplausibel erscheinen würde. Was mir auch gut gefällt: Indy ist kein Superheld, sondern ein Mensch. Er mag clever und sehr beharrlich sein und nicht so leicht aufgeben, aber er ist weder unbesiegbar noch unverwüstlich. Die nächste Kampfszene – beim phantastisch designten Flugzeug – macht dies deutlich, als sich Indy mit einem Riesen von einem Mann prügeln muss. Ja, er landet hie und da einen Hieb, aber letztendlich wäre er ihm wohl unterlegen gewesen. In dieser Actionszene darf auch Marion wieder ihren Wert – sowohl für Indy als auch den Film – unter Beweis stellen. Ja, sie sperrt sich selbst im Flugzeug ein und muss dann aus diesem gerettet werden. Davor nutzt sie jedoch die Kanonen des Flugzeugs, um einige Angreifer auszuschalten. Jedenfalls ist dies eine weitere packende Actionszene, die zudem keiner die davor kam oder danach noch kommt gleicht, und wieder einmal deutlich macht, wie abwechslungsreich die Action in diesem Film geraten ist. Mit dem auslaufenden Benzin und dem Feuer ist zudem Spannung garantiert. Der wahre Action-Höhepunkt des Films folgt jedoch erst im Anschluss. Die Verfolgungsjagd mit den Trucks und wie Indy versucht, jenen mit der Bundeslade zu stehlen, ist für mich was die Action betrifft die hervorstechende Szene von "Jäger des verlorenen Schatzes". Das diese immerhin bereits zum Ende des zweiten Drittels kommt, ist sehr ungewöhnlich, aber eben dies gefällt mir daran ja so. Außerdem ist auch diese Actionszene wieder wunderbar erdacht, choreographiert und inszeniert, und voller großartiger Momente und einzelner Höhepunkte. ![]() Unglaublich aber wahr: Nach der Ankunft des U-Boots im Hangar sind wir nur mehr etwas mehr als 10 Minuten vom Abspann entfernt. Nun geht es Schlag auf Schlag. Indy schleicht sich unter die Nazis, schnappt sich eine Panzerfaust und zielt auf die Bundeslade. Was mich an diesem Schlüsselmoment so begeistert, ist zweierlei. Einerseits ist ihm die Bundeslade mittlerweile offenbar völlig egal – er möchte nur, dass sie Marion freilassen. Und andererseits durchschaut Belloq seinen Bluff – und Indy, der Held, darf letztendlich versagen und sich von den Nazis gefangen nehmen lassen. Eine ungeheuer mutige Entscheidung, bedeutet dies doch– wie bei "The Big Bang Theory" ja so schön ausgeführt wurde – dass Indys ganze Taten letztendlich umsonst waren und keinerlei Auswirkungen auf den Ausgang des Geschehens hatten. Das ist nun wahrlich ungewöhnlich. Und ja, wenn man wollte könnte man das kritisieren. Für mich persönlich ist es hingegen vielmehr eine ganz große Stärke des Films, da es zeigt, dass auch Helden manchmal versagen bzw. unterlegen sein können. Zudem ist seine Niederlage letztendlich in erster Linie auf seine bewusste Entscheidung zurückzuführen, die Bundeslade nicht zu zerstören. Er hätte es in der Hand gehabt, konnte sich jedoch letztendlich nicht dazu durchringen – selbst wenn dies bedeutet, dass dieser kostbare archäologische Schatz den Nazis in die Hände fällt. Ich finde, das hat etwas Poetisches – und gerade auch die Tatsache, dass Indy letztendlich unterliegen darf, zeigt auch wieder auf, dass er eben kein Superheld ist, und lässt ihn trotz seiner heldenhaften Taten zuvor menschlich erscheinen. ![]() Soweit zur Handlung, im Zuge derer ich auch schon die meisten Aspekte der Produktion besprochen habe. Einen davon möchte ich aber nun abschließend noch kurz gesondert hervorheben, und das ist die Filmmusik von John Williams. Ich bin generell ein großer Fan seiner Arbeit, und ganz besonders auch von seinem Stil, den ja viele andere Komponisten gerade auch in der damaligen Zeit ebenfalls verfolgten. Damit meine ich die deutlich erkennbaren Leitmotive, die bestimmten Figuren, Orten, Dingen etc. zugeordnet werden, und im Verlauf des Films immer wieder neu interpretiert werden. Ich finde, wenn bestimmte Motive auch musikalisch miteinander verbunden werden, stärkt es den Film, und auch wenn ich den einen oder anderen eher atmosphärischen Score auch gut finden mag, ziehe ich insgesamt diese Arbeiten ganz klar vor. Für "Jäger des verlorenen Schatzes" hat John Williams gleich mehrerer solcher Leitmotive geschaffen; neben dem "Raiders March" stechen vor allem noch das Liebes- bzw. Marion-Thema sowie jenes für die Bundeslade hervor. Aber auch abseits dieser Hauptmotive vertont er den Film auf phantastische Art und Weise, wie z.B. bei den Actionszenen. Doch so gut mir die Filmmusik insgesamt auch gefallen mag, jenes Stück das am meisten hervorsticht ist definitiv die Titelmelodie, die ich absolut auf einer Stufe mit seinem "Star Wars"-Theme sehe, und wo er wie für ihn so typisch zwei unterschiedliche Melodien zu einem markanten, denkwürdigen und im Ohr bleibenden Lied verbindet. Kein Zweifel: Seine Musik ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg des Films, und seine Arbeit für "Jäger des verlorenen Schatzes" zählt zu den besten seiner langen und ruhmreichen Karriere. Spätestens damit ist das Meisterwerk dann schließlich perfekt. Fazit: ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Paramount Pictures)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2013
Kommentar schreiben
|