Rush - Alles für den Sieg |
Tolles Biopic mit grandiosen Darstellerleistungen
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 11 Oktober 2013 |
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Kurzinhalt: Anfang der 70er-Jahre lernen sich James Hunt und Niki Lauda in der Formel 3 kennen - und sind sich von Anfang an aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Zugänge zum Rennfahren nicht sonderlich sympathisch. Während Hunt für das Risiko lebt und hinter dem Steuer immer wieder waghalsig bis gefährlich agiert, sieht Lauda das Rennfahren vielmehr als Beruf, und ist daran interessiert, das Risiko in Grenzen zu halten. Auch in ihrem Privatleben zeigen sich ihre unterschiedliche Persönlichkeiten: Hunt ist ein echter Lebemann und Playboy, Lauda konzentriert sich hingegen auf seinen Beruf und schließt nur sehr schwierig Freundschaften. Schließlich gelingt beiden der Sprung in die Königsklasse. In der Saison 1976 erreicht die Rivalität der beiden Rennfahrer dann einen neuen Höhepunkt. Lange Zeit sieht Niki Lauda wie der sichere Sieger der Weltmeisterschaft aus – bis er beim Rennen am Nürburgring schwer verunglückt… Review: ![]() Ron Howard, der sonst nicht unbedingt zu meinen Lieblingsregisseuren zählt, liefert hier zusammen mit Drehbuchautor Peter Morgan, der ein Experte für biographische Stoffe ist (so zeichnet er sich u.a. für die Drehbücher zu "Der letzte König von Schottland", "Die Queen" und dem ebenfalls von Howard inszenierten "Frost/Nixon" verantwortlich), einen der besten Filme seiner Karriere ab. Minutiös, aber dabei nie aufdringlich, fängt er den Flair der 70er-Jahre und insbesondere der damaligen Formel 1 ein. Als eine der größten Stärken des Films empfand ich dabei, dass sich "Rush" einer klischeehaften Schwarz-Weiß-Zeichnung verwehrt, und auch keinen klassischen Hauptprotagonisten vorzuweisen hat. Die Erzählung schwenkt immer wieder zwischen Niki Lauda und James Hunt hin- und her, und zeigt und das Geschehen stets entweder aus der Perspektive des einen oder des anderen. Dabei werden beide als zwar sehr unterschiedliche Charaktere dargestellt, jedoch nicht einer als besser bzw. sympathischer gezeichnet als der andere. Es gibt in dieser Geschichte keinen Guten und keinen Bösen, sondern einfach nur zwei unterschiedliche Rennfahrer, die aufgrund ihrer teils konträren Persönlichkeiten und zugleich dem einen Aspekt der sie verbindet – ihr Ehrgeiz – auf und neben der Rennstrecke aneinander gekracht sind. Hierzu ist es natürlich auch wichtig festzuhalten, dass es sich bei "Rush" um keine Dokumentation handelt, sondern um eine Dramatisierung der damaligen Ereignisse. Vieles wird absichtlich ausgespart (so waren Lauda und Hunt lange Zeit gute Freunde, und teilten sich einige Zeit lang sogar eine Wohnung), einiges ist bewusst überzeichnet, und manches auch völlig frei erfunden, um die Dramaturgie zu schärfen und die Figuren besser herauszuarbeiten. Zumindest mich haben diese künstlerischen Freiheiten aber nicht gestört. ![]() Trotz aller anderen positiven Aspekte… "Rush – Alles für den Sieg" gehört in erster Linie den Darstellern. Als Österreicher und Formel 1-Fan ist mir dabei natürlich vor allem Niki Lauda, der der Formel 1 nach wie vor sehr verbunden ist, sehr geläufig (während ich James Hunts aktive Karriere ja verpasst habe). Wenn man mit einer Person des öffentlichen Lebens derart gut vertraut ist, mit seiner Mimik, seiner Sprechweise etc., ist es für einen Schauspieler immer ganz besonders schwierig, wenn es darum geht, in dessen Haut zu schlüpfen. Gerade auch angesichts Laudas starkem österreichischen Akzents und seiner markanten Stimme stand Daniel Brühl vor einer fast herkulischen Aufgabe – und meistert diese mit Bravour. Ehrlich… ich bin hin und weg. Das Daniel Brühl ein talentierter, vielseitiger junger Schauspieler ist, hat er ja in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Aber wie er hier förmlich hinter Niki Lauda verschwindet, ist absolut beeindruckend. Vor allem die Stimme! Unglaublich. Hier ist natürlich auch die Maskenabteilung zu loben. Und auch wenn er Niki Lauda bereits vor dem Unfall sehr ähnlich sieht, aber… vor allem danach ist er dann de facto von Archivaufnahmen Laudas nicht mehr zu unterscheiden. Insbesondere auch wenn er diese weiße Schutzmaske aufhat und man nur mehr seine Augen sieht, könnte man echt glauben, Howard würde diesen Film schon seit Jahrzehnten planen und hätte 1976 einfach mal schnell seine Kamera ins Cockpit gehalten. Auch wenn Daniel Brühl für mich einfach da ich mit Niki Lauda so vertraut bin ganz besonders hervorsticht, muss aber auch Chris Hemsworth gelobt werden, der eine ähnlich gelungene schauspielerische Leistung zeigt. Wichtige unterstützende Performances kommen zudem von Olivia Wilde und Alexandra Maria Lara. ![]() Fazit: "Rush – Alles für den Sieg" ist ein packendes, wunderbares BioPic mit zwei herausragenden Darstellerleistungen von Chris Hemsworth und Daniel Brühl. Vor allem letzterer verschwindet förmlich in seiner Rolle, und hat mich mit seiner Imitation von Niki Lauda begeistert. Auch der Make-Up-Abteilung muss – insbesondere für die Arbeit, die sie nach dem Unfall leisten – diesbezüglich ein großes Lob ausgesprochen werden. Ron Howard inszeniert den Film mit viel Flair, und lässt die 70er Jahre sowie die Faszination die der Formel 1-Rennsport gerade auch noch zur damaligen Zeit ausgestrahlt hat wieder aufleben. Eine weitere wesentliche Stärke ist das Drehbuch von Peter Morgan, dass sich nicht dem üblichen Hollywood-Schema beugt und einen der beiden Rivalen zum Helden und den anderen zum Bösewicht stilisiert. Stattdessen sind es einfach zwei in ihrer Persönlichkeit sehr unterschiedliche Fahrer, die eben genau deshalb auch aneinandergeraten, sich andererseits aber auch irgendwie ergänzen bzw. zu Höchstleistungen anspornen. Vor allem auch letztere Message des Films fand ich höchst interessant. Sehr gefreut habe ich mich auch über das Gimmick, Heinz Prüller als Kommentator der Rennen einzubinden – was gerade auch für uns Österreicher sowohl das Nostalgie-Gefühl des Films als auch seine Authentizität erheblich steigert. Mein einziger Kritikpunkt sind die Rennszenen, die ich leider nicht sonderlich packend fand. Dass man sich bei deren Inszenierung an den cinematographischen Möglichkeiten orientiert, ist nicht weiter verwunderlich, aufgrund des hektischen Schnitts und der oftmals stark herangezoomten Bilder war es mir aber schwer bis unmöglich, dem Renngeschehen zu folgen. Hier habe ich also stellenweise doch die Übersichtlichkeit der aus dem TV gewohnten Bilder vermisst. Trotz dieses Mankos ist "Rush" aber zweifellos einer der besten Filme des heurigen Kinojahres, und vor allem für Fans der Formel 1 ein absoluter Pflichttermin. Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Universum Film)
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