Here Comes the Devil |
Atmosphärischer Horror mit ärgerlicher Aussage
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 14 Oktober 2013 |
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Kurzinhalt: Felix, Sol und ihre beiden Kinder Sara und Lucio machen Urlaub nahe Tijuana. Als die Kinder nicht von einem Spaziergang bei den nahegelegenen Höhlen zurückkommen, sind die Eltern verzweifelt. Am nächsten Tag werden die beiden dann zur Erleichterung der Eltern von der Polizei wieder gefunden. Allerdings verhalten sich Sara und Lucio höchst sonderbar. Sie wirken sehr zurückgezogen und verstört. Ist ihnen etwa bei der Wanderung irgendetwas zugestoßen? Anfangs drängt sich Sol und Felix der Verdacht auf, die beiden wären missbraucht worden. Als Sol Nachforschungen anstellt, befürchtet allerdings schon bald, dass das nicht wirklich ihre Kinder sind, sondern vielmehr etwas Böses von ihnen Besitz ergriffen hat… Review: Das Erschreckendste an "Here Comes the Devil" war für mich seine Ausgangssituation: Zwei Kinder gehen im Urlaub unbeaufsichtigt spazieren, und kehren nicht zur vereinbarten Zeit zurück. Was ist mit ihnen passiert? Haben sie nur die Zeit übersehen, oder ist ihnen etwas Schreckliches zugestoßen? Als es immer später wird, wird leider auch letztere Möglichkeit immer wahrscheinlicher. Die damit einhergehenden Ängste und die Verzweiflung der Eltern bringt der Film wirklich phantastisch zur Geltung – und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe war es nicht schwer, sich in sie hinein zu fühlen und ihr Grauen nachzuvollziehen. Zwar dauert dieser Abschnitt des Films nur ein paar Minuten, aber die Art und Weise wie er den Schock und die Verzweiflung der Eltern herausarbeitet und portraitiert fand ich ungemein effektiv. Sicherlich eine der wirkungsvollsten und gelungensten Stellen von "Here Comes The Devil". Was mir auch noch gut gefallen konnte, ist eine Stelle etwas später, als Felix und Sol jenen Mann aufsuchen, den sie in Verdacht haben, mit ihren Kindern etwas angestellt zu haben. Dieser Teil des Films hat mir sogar noch einmal besser gefallen als alles rund um die verschollenen Kinder, und war für mich der absolute Höhepunkt. Einfach nur phantastisch. Auch die Erzählung der Babysitterin dazu, was sie erlebt hat, ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Generell ist die Inszenierung von Adrián García Bogliano durchaus kompetent und mit einigen atmosphärischen Szenen versehen, die für Spannung und/oder für Schrecken sorgen. Nicht vergessen werden darf auch der Einstieg rund um ein junges lesbisches Paar, der ebenfalls sehr gut gelungen war. Wenn wir schon bei den positiven Aspekten sind, müssen unbedingt auch die schauspielerischen Leistungen hervorgehoben werden. Hier stach vor allem Laura Caro hervor, die sich in weiterer Folge als Hauptprotagonistin erweist und die verschiedenen Facetten ihrer Figur stets glaubwürdig zu vermitteln versteht. Auch die beiden Kinder leisten gute Arbeit, vor allem wenn es dann darum gilt, eine möglichst gruselige Performance abzuliefern. Weitere gute Leistungen kommen von Francisco Barreiro (der Sols Mann Felix verkörpert), der Babysitterin sowie jenem Mann den Felix und Caro aufsuchen (ohne Kenntnis des Rollennamens lassen sich die Namen der betreffenden DarstellerInnen leider nicht eruieren.) Leider aber trifft Regisseur und Drehbuchautor Adrián García Bogliano einige Entscheidungen, mit denen ich wenig bis gar nichts anfangen konnte. So ergibt der eine oder andere Aspekt der Handlung für mich nicht wirklich Sinn. So macht Sol als sie jene Höhle aufsucht und die es ihre Kinder verschlagen hat eine schockierende Entdeckung – die sich aber wiederum mit der Behauptung spießt, das Böse würde von schwachen Menschen Besitz ergreifen; denn eine klassische Besessenheit ist es ja ganz offensichtlich nicht. Generell stellt sich mir die Frage, warum die beiden Kinder immer wieder zur Höhle zurückkehren sollten. Das schien mir schon ein sehr bequemes Plotkonstrukt zu sein, damit Sol die besagte Entdeckung machen kann. Und auch das Ende, als sie Felix ihre Entdeckung zeigt, fand ich doch ziemlich schräg und insgesamt doch eher wenig überzeugend. Es war mir zu sehr auf Schockwirkung ausgelegt, wirkte aber auf mich nicht schlüssig. Auch inszenatorisch ist nicht alles eitel Wonne. Vor allem die bedeutungsschwangeren Zooms auf bestimmte Details (wie Händchen haltende Kinder), die noch dazu mit einem Dröhnen des Soundtracks unterlegt wurden, waren mir viel zu aufdringlich; mit der Zeit fand ich die richtiggehend unfreiwillig komisch. Am schwersten wiegt für mich aber die mitschwingende, sehr konservative Aussage, dass Sex bzw. Lust – insbesondere wenn diese von einer Frau empfunden wird. Wie kann sie nur! – etwas Böses, Verbotenes ist, dass dem Teufel Tür und Tor öffnet. Der Film startet mit zwei jungen Mädels die lesbischen Freuden frönen, und kurz darauf muss eine davon (das Schicksal der zweiten bleibt uns verborgen) dafür auch schon büßen. Noch viel eindeutiger ist dies aber in der Szene, in der die Kinder verschwinden. Bogliano schneidet beide Stränge – die Eltern im Auto und die wandernden Kinder – derart zusammen, dass die beiden just dann vor der Höhle stehen in der sie verschwinden, wenn ihre Mutter gerade den Höhepunkt erreicht. Noch aufdringlicher – und für meinen Geschmack auch abstoßender – geht's ja wohl nicht. Diesbezüglich ist es übrigens auch auffällig, dass die beiden Kinder just dann verschwinden, nachdem Sara ihre erste Periode bekommen und damit die sexuelle Reife erlangt hat. Diese sich aufdrängende, extrem konservative Interpretation des Geschehens ist mir jedenfalls leider doch ziemlich sauer aufgestoßen, und hat mir "Here Comes the Devil" doch ansatzweise verdorben. Fazit: Die Ausgangssituation ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken jagen, die schauspielerischen Leistungen sehr gut, und auch atmosphärisch kann sich "Here Comes the Devil" durchaus sehen lassen. Zudem gibt es einige wirklich starke Szenen – allen voran jene, als die beiden Eltern ausziehen, um sich an jener Person zu rächen, die sie für die traumatischen Erlebnisse ihrer Kinder verantwortlich machen. Hier konnte mich "Here Comes the Devil" kurzzeitig wirklich begeistern. Leider trifft Regisseur und Drehbuchautor Adrián García Bogliano auch so manche Entscheidung, mit der ich wenig bis gar nichts anfangen konnte. Inszenatorisch fielen mir vor allem die zahlreichen bedeutungsschwangeren Zooms mit der Zeit negativ auf. In erster Linie hat mich aber die sich förmlich aufdrängende Interpretation gestört, dass Sex böse sei, und Frauen für ihre Lust bestraft werden müssen. Mittlerweile haben wir ja doch schon 2013, und solch eine Aussage ist mittlerweile nicht einfach nur mehr konservativ, sondern schon richtiggehend archaisch. Insgesamt stieß mir "Here Comes the Devil" jedenfalls zu oft zu sauer auf, als das ich ihn hätte genießen können. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 MPI Media Group)
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