Dark Touch |
Düster-nachhallende "Carrie"-Variante
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 05 Oktober 2013 |
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Kurzinhalt: Völlig verstört läuft die elfjährige Niamh zu ihren Nachbarn, wo sie schließlich von ihren Eltern abgeholt wird. Sie möchte nicht mehr in ihr neues Haus zurück – ist sie doch davon überzeugt, dass es dort spukt. Immer wieder scheinen sich Gegenstände wie von Geisterhand zu bewegen. Eines Nachts kommt es dann schließlich zur Katastrophe: Ihre Eltern und ihr neugeborener Bruder kommen bei einem verheerenden Brand ums Leben, und Niamh wird mit einem Schlag zur Vollwaise. Während nach geeigneten Adoptiveltern für sie gesucht wird, erklärt sich ein befreundetes Elternpaar dazu bereit, sie in der Zwischenzeit bei sich aufzunehmen. Natalie und Lucas haben selbst zwei Kinder, und zudem vor einigen Jahren eine weitere Tochter nach langer, schwerer Krankheit verloren. Die beiden bemühen sich, Niamh ein liebevolles neues zu Hause zu bieten, doch diese bleibt in sich verschlossen und unnahbar. Gehen sie anfangs noch davon aus, dass sie von den Ereignissen im Haus ein schweres Trauma davongetragen hat, drängt sich schon bald ein noch schlimmerer Verdacht auf: Wurde Niamh etwa von ihren Eltern misshandelt und sexuell missbraucht? Niamh wiederum befürchtet zunehmend, dass am Tod ihrer Eltern gar nicht das Haus schuld war – sondern dass die sich bewegenden Gegenstände vielmehr auf sie selbst zurückzuführen sind… Review: ![]() Zumal man wenn man hinter die Fassade des Grundkonzepts "Mädchen mit telekinetischen Kräften rächt sich an ihren Peinigern" blickt mehr als genug Elemente findet, die "Dark Touch" von seinen vermeintlichen Inspirationsquellen abheben. Denn noch viel stärker als bei "Carrie" dreht sich der jüngste Film der französischen Regisseurin Marina de Van um das Thema des Kindesmissbrauchs. Auf erschreckende und erschütternde Art und Weise beschäftigt sich "Dark Touch" mit den Auswirkungen ständiger körperlichen und sexueller Misshandlung auf die Psyche des Opfers. Niamh vermutet hinter jeder Geste, hinter jeder Berührung, hinter jedem lauten Wort nur weitere Schläge, noch mehr Demütigung und Misshandlung. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit ihren Eltern kann sie sich gar nicht vorstellen, dass es ihr in ihrem neuen Heim besser gehen könnte, ihre neuen Pflegeeltern ihre Liebe und Zuneigung ernst meinen. Sie kennt einfach nichts anderes, ihr fehlt der Bezug zu einem "normalen", behüteten Familienleben – dementsprechend schwer fällt es ihr, sich in ihre neue Familie zu integrieren. Wann immer man sie berührt, zuckt sie zurück; sie ist enorm verschlossen. Aufgrund dessen, was ihren Eltern widerfahren ist, wird Niamh zudem von ihren SchulkollegInnen gemieden. Noch schlimmer wird die Situation, als nach dem Tod der Mutter zweier misshandelter Kinder Gerüchte aufkommen, dass sie auf irgendeine Art und Weise dafür verantwortlich sein oder zumindest den Täter kennen könnte. Auch in ihrem neuen Zuhause selbst droht die Lage zunehmend zu eskalieren. Ein Missverständnis und eine Fehlinterpretation jagt die nächste. Das Ergebnis sind zahlreiche Szenen, die unter die Haut gehen. Nehmt nur Niamhs Reaktion als ihre neue Mutter ihr sagt, sie soll ein braves Mädchen sein. ![]() Womit wir schon bei einem weiteren ganz wesentlichen Punkt wären: Die schauspielerischen Leistungen sind zwar durch die Bank hervorragend, dennoch muss Missy Keating – die hier immerhin ihr Schauspieldebüt gibt! – ganz besonders positiv hervorgehoben werden, fand ich sie in ihrer Rolle doch absolut beeindruckend. Man kann gar nicht anders, als mit ihr mitfühlen. Und zugleich beginnt man mit der Zeit aber durchaus auch, Furcht vor ihr zu empfinden. Für mich jedenfalls zweifelsfrei eine der besten schauspielerischen Leistungen eines Kindes in den letzten Jahren. Neben dem Drehbuch mit zahlreichen erschütternden Szenen weiß auch die Inszenierung dank einer herrlich düsteren Grundstimmung zu gefallen. Den ganzen Film über herrscht das ungute Gefühl vor, dass "Dark Touch" konsequent auf ein vermeintlich unausweichliches tragisches Ende zusteuert. Dieses Gefühl der Ausweg-, Hoffnungs- und Hilfslosigkeit war für mich ein weiterer Aspekt, der den Film hervorstechen ließ. Und auch die Filmmusik von Christophe Chassol unterstützt die finstere Atmosphäre des Films perfekt. Leider gibt es aber einen Aspekt, der den Film meines Erachtens ein wenig herunterzieht, und das ist das Ende. Das mit der Schule ist zwar ebenfalls noch sehr erschreckend, ihre Motivation konnte ihr aber hier schon vergleichsweise weniger gut nachvollziehen. Vor allem aber fand ich das Finale im früheren Haus ihrer Eltern irgendwie nicht so gelungen. Zwar grundsätzlich nicht schlecht, hätte ich einen anderen Ausgang des Geschehens vorgezogen, und irgendwie auch erschreckender gefunden. Schade, denn mit einem echten Hammer-Ende hätte das ein grandioser Film sein können – so ist es immerhin noch ein sehr sehr guter. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Wild Bunch)
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