Stoker - Die Unschuld endet |
Psychothriller in bester Hitchcock-Manier
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 20 September 2013 |
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Kurzinhalt: Der an der Schwelle zur Frau stehenden India Stoker gelingt es nur schwer, mit dem Tod ihres geliebten Vaters fertig zu werden. Als dessen lang verschollener Bruder von seinen Reisen zurückkehrt um der Familie in dieser schwierigen Zeit beizustehen, droht das ohnehin schon angespannte Verhältnis zwischen Mutter und Tochter endgültig zu zerreißen. Vor allem, da sowohl Evelyn als auch India schnell seinem Charme erlegen sind. Seine Ankunft bringt schließlich ein schreckliches Familiengeheimnis zu Tage, dass diese endgültig zu zerstören droht… Review: ![]() Neben den Bildern an sich weiß Parks Inszenierung aber zum wiederholten Mal auch atmosphärisch zu überzeugen. Zugegeben, wer sich von seinem Horror bzw. seinem Thriller ganz große, nägelbeißende Momente und/oder Schockeffekte erwartet, oder gar literweise Blut braucht, um sich zu fürchten, dem dürfte dieser Film wohl nur ein ratloses Stirnrunzeln entlocken. "Stoker" ist dann doch einer ein stiller, ruhiger Thriller – und dennoch atmosphärisch ungemein dicht, praktisch von der ersten Sekunde an. Den gesamten Film durchzieht eine düster-beklemmende Grundstimmung, die zumindest mich die komplette Laufzeit hinweg in ihrem eisigen Griff gefangen hielt, und für wohlig-schaurigen Grusel sorgte. In dieser Hinsicht dürfte "Stoker" viele Cineasten wohl an die Klassiker von Alfred Hitchcock erinnern, an dessen Stil sich Park hier konsequent zu orientierten scheint. Dennoch ist die düstere Grundstimmung natürlich nicht alles – gelegentlich wird diese nämlich sehr wohl durch kurze Momente unterstützt, in der die Spannung ein Crescendo erreicht. Dies gilt insbesondere für den "Showdown", aber auch davor gibt es einige Momente, wo Park die Spannungsschrauben merklich anzieht. Dennoch liegt der wahre Reiz des Films für mich eher in der allgegenwärtigen beklemmenden Atmosphäre, denn diesen spannungstechnischen Höhepunkten. Generell spielt sich bei "Stoker" der Schrecken eher im Kopf ab, bzw. ist der Thrill überwiegend psychologischer Natur, und ergibt sich aus der glänzenden Dynamik zwischen den Figuren – und eben Parks atmosphärisch dichter Inszenierung. Unterstützt wird er dabei von einer schaurig-schönen Filmmusik des verlässlichen Klangvirtuosen Clint Mansell, der die Wirkung von Parks Bildern und Einstellungen mit seinen düsteren Klängen kongenial verstärkt. ![]() Nicole Kidman bleibt angesichts ihrer vergleichsweise uninteressanten und geradlinigen Figur zwar ein wenig auf der Strecke, dennoch zeigt auch sie eine ansprechende, gefällige Leistung. In kleineren, aber teils durchaus wichtigen Nebenrollen sind dann u.a. noch Jacki Weaver, Dermot Mulroney und Phyllis Somerville zu sehen, die sich ebenfalls keine Blöße geben, und den Film durchaus aufwerten. Das Einzige, was an "Stoker" vielleicht nicht ganz so begeisternd ausgefallen ist, ist die Handlung. Wohlgemerkt: Ich sagte Handlung… und nicht das Drehbuch an sich. Denn zu diesem gehören ja auch die Figuren, ihre Beziehung und Dynamik zueinander, usw. – und was das betrifft mag "Stoker" zwar nicht Neuland betreten, dennoch kann der Film in dieser Hinsicht absolut überzeugen. Aber die Geschichte an sich, die ist halt jetzt nicht unbedingt sonderlich neu oder innovativ. Auch überraschende Wendungen sollte man sich eher nicht erwarten, denn zumindest ich konnte die zwei bis drei Offenbarungen und/oder Entwicklungen, mit denen "Stoker" aufwarten kann, bereits vorausgesehen, weshalb sich mich nicht so wirklich schockieren konnten. Die wunderbar charakterisierten, sehr interessanten und auch durchaus vielschichtigen Figuren machten diesen Kritikpunkt für mich allerdings mehr als nur wieder wett. Auch sei festgehalten, dass die Handlung ja nicht schlecht ist – sie ist halt nur schon ein wenig bekannt, und bietet alles in allem nichts, dass man so oder so ähnlich nicht schon mal gesehen hätte. Wer mit diesem Manko leben kann, wird mit einem atmosphärisch dichten Psycho-Thriller der Extraklasse belohnt, mit dem Chan-wook Park seinen Ruf als einer der interessantesten, verlässlichsten und besten zeitgenössischen Regisseure erneut bestätigt. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 20th Century Fox)
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