Vergessene Welt - Jurassic Park |
Nicht mehr auf Augenhöhe mit dem Vorgänger
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 06 September 2013 |
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Kurzinhalt: John Hammond ruft Ian Malcolm zu sich. Nach dem Jurassic Park-Debakel wurde ihm die Firma weggenommen. Seine Nachfolger wollen nun Anlage B plündern – jene Insel, auf der die Dinosaurier gezüchtet wurden und nach wie vor frei herumlaufen. Ein vierköpfiges Team soll das Leben auf der Insel dokumentieren, ehe die Schergen von InGen eintreffen. Damit hofft Hammond, die öffentliche Meinung für sich zu gewinnen und das Ausschlachten der Tiere verhindern zu können. Ian Malcolm denkt jedoch gar nicht daran, sich der Expedition anzuschließen – bis er erfährt, dass sich seine Lebensgefährtin Sarah Harding bereits dort befindet. Für ihn wurde damit die vermeintliche Dinosaurier-Safari zu einer Rettungsmission. Zusammen mit dem Technik-Spezialisten Eddie Carr, dem Umweltaktivisten Nick Van Owen sowie seiner Tochter Kelly, die sich als blinde Passagierin auf das Transportmobil schleicht, bricht er zur Isla Sorna auf, um Sarah Harding zu retten ehe ihr auf der Insel etwas zustößt. Doch nur kurz nachdem er sie gefunden hat und die Heimreise antreten will, trifft der neue Boss von InGen mit einer Gruppe von Jägern ein, und beginnt, Jagd auf die Dinosaurier zu machen… Review: ![]() Was mich als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe ungemein gestört hat, ist das mit der plötzlich auftauchenden "Anlage B". Während "Jurassic Park" wurde diese mit keinem einzigen Wort erwähnt, und jetzt ist da auf einmal noch diese zweite Insel voller Dinosaurier, die von der gesamten Firma und auch von John Hammond bislang – trotz des Debakels auf Isla Nublar – verschwiegen wurde. Auf mich wirkte das schon immer sehr konstruiert; nur dazu da, um die Fortsetzung (aus welchen Gründen auch immer) auf einem neuen Schauplatz stattfinden lassen zu können. Zwar überzeugt es mich nach wie vor nicht, aber mittlerweile habe ich mich mit diesem Plotkonstrukt abgefunden und sehe es deutlich entspannter. Ein relevanter Kritikpunkt ist es aber natürlich weiterhin. In erster Linie liegt die Tatsache, dass "Vergessene Welt" nicht an "Jurassic Park" anknüpfen kann, aber weniger an bestimmten Schwachpunkten per se, sondern dem Gesamteindruck. "Jurassic Park" war für mich von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt; ungemein spannend, unterhaltsam, und mit vielen großartigen Szenen. Man kann auch so sagen: "Jurassic Park" wirkte spielerisch und mühelos. Mir ist sehr wohl bewusst, dass viele Menschen ungemein hart daran gearbeitet haben, um diesen (falschen) Eindruck zu erwecken – aber es hat funktioniert. "Vergessene Welt" hat zwar auch einige Höhepunkte zu bieten, von denen es so manche durchaus auch mit den besseren Momenten des Vorgängers aufnehmen können; wirkt im Vergleich zum Vorgänger aber teilweise doch irgendwie verkrampft. So als würden alle verzweifelt versuchen, noch einmal "Blitze in der Flasche" einzufangen – was jedoch nie so recht gelingen wollte. ![]() Insgesamt liegen die Stärken von "Vergessene Welt: Jurassic Park" eher in einzelnen gelungenen Szenen und Höhepunkten als im Gesamtpaket. Gut gefallen hat mir z.B. der Einstieg mit dem kleinen Mädchen. Die "Compys" sind ja eine der neuen Dino-Rassen die wir in der Fortsetzung zu sehen bekommen, und mauserten sich schnell zu den heimlichen Stars des Films. Auch wenn sie nur klein sind hat eben dies – und die Größe ihres "Schwarms" – irgendwie eine erschreckende Wirkung. Außerdem war es auch einfach mal etwas neues, da man mit Dinosauriern ja doch sonst eher Giganten verknüpft. Positiv fand ich auch den kurzen Gastauftritt von Tim und Lex, sowie natürlich von John Hammond. Auch die Motivation hinter der Mission konnte mir grundsätzlich gefallen. Nach der Ankunft von Ian Malcolm und seinen beiden Begleitern (dargestellt von Richard Schiff und Vince Vaughn – letzterer in einer seiner ersten Filmrollen) dominiert dann mit der wundervollen Szene mit den (im Vorgänger noch nicht gesehenen) Stegosauriern kurzzeitig wieder der "sense of wonder". Damit bleibt der aus dem Vorgänger bekannte Aufbau (zuerst Staunen, dann ums Überleben kämpfen) zumindest ansatzweise erhalten –was von Ian Malcolm auch trocken-zynisch kommentiert wird. Dessen Kommentare bzw. Jeff Goldblum generell zählen überhaupt zu den größten Stärken des Films. Generell finden sich unter den Dialogen wieder einige Höhepunkte, wie z.B. wenn Nick auf der Insel nach Sarah Harding ruft ("How many Sarahs do you think are on this island?"). Vor allem auch die Gespräche zwischen Ian und Sarah sind mit einigen netten Dialogzeilen gespickt. Spektakulär wird es dann bei den Jagd-Sequenzen, wo man deutlich macht, was sich tricktechnisch in den vier Jahren die zwischen beiden Produktionen liegt getan hat. Einstellungen wie z.B. das unter einem Dinosaurier durchfahrende Motorrad sind einfach nur atemberaubend. ![]() Etwas, dass "Vergessene Welt" mit dem Vorgänger gemein hat, ist dass der – erneut in etwa zur Mitte des Films stattfindende – T-Rex-Angriff für mich wieder den Höhepunkt des Films darstellt. Die komplette Sequenz ist einfach nur phantastisch, voller großartiger Einfälle, und ungemein spannend. Wenn Sarah und Nick den Baby-Rex in den "Wohnwagen" bringen, beschleicht einen bereits ein ungutes Gefühl. Und natürlich kommt es so, wie es kommen muss. Wie Malcolm so schön sagt: Mami ist sauer. Und gemeinsam mit Papi greift man den Wohnwagen an. Diese komplette Szene beinhaltet auch den einzigen Fall, in dem die Spannung im Film mal nicht nur von den Dinosauriern selbst abhängig ist – nämlich mit der langsam zerbrechenden Scheibe, auf der Sarah liegt, als die T-Rexe den zweiteiligen Wagen über die Klippe schieben. Die kleinen Sprünge, das leise Knacken – diese Sequenz hat es in sich, und verströmt eine ungemeine Spannung. Wirklich grandios gemacht. Generell ist der gesamte Angriff meisterlich inszeniert, und wartet auch mit einigen interessanten Kamerafahrten und beeindruckenden Einstellungen auf (wie z.B., als wir ohne Schnitt in und durch den Wohnwagen fahren). Der Rest des Films konnte an diese Klasse nie wiedre so recht anknüpfen – dennoch gab es auch danach noch einige gelungene und spannende Szenen. So fand ich z.B. den Angriff der "Compys" sehr gut umgesetzt. Mit dem blutroten Wasser (ein Effekt der kurz darauf bei der ebenfalls gelungenen Wasserfall-Szene kopiert wurde) gab es zudem eines jener cleveren Details, die mich beim Vorgänger so begeistert haben (und diesmal doch etwas rarer auftreten). Sehr packend war auch die Szene, als der T-Rex seinen Kopf ins Zelt hält. Das zweite große Highlight nach dem T-Rex-Angriff auf den Wohnwagen ist aber dann ganz klar die Attacke der Raptoren im Gras, die einfach nur verdammt clever inszeniert wurde, und definitiv im Gedächtnis bleibt. ![]() Zuletzt noch ein paar allgemeine Worte zur Produktion. Da "Vergessene Welt" ja auf einer neuen, überwiegend naturbelassenen Insel spielt, gibt es diesmal weniger beeindruckende Sets zu bestaunen. Jene die vorhanden sind wissen aber neuerlich zu gefallen. Auch die Landschaften bzw. Drehorte wurden wieder sehr gut ausgewählt, wobei diesmal vor allem die Redwood-Bäume hervorstechen und die Landschaft von der aus dem Vorgänger bekannten "Isla Nublar" abheben lassen. Auch gegenüber den DarstellerInnen habe ich wieder nichts als Lob übrig. Jeff Goldblum brilliert wieder einmal als zynischer Mathematiker Ian Malcolm, Julianne Moore gefällt als seine begeisterungsfreudige Partnerin Sarah Harding. Arliss Howard gibt einen verabscheuungswürdigen Bösewicht, und Pete Postlewaithe ist als Jäger mit Ehrenkodex zu sehen, und eine der wenigen sympathischen Figuren aus der InGen-Truppe. Peter Stormare spielt wiederum neben Arliss Howard wohl das größte Arschloch der Truppe – ob es unbedingt notwendig war, diesem den deutschen Namen Dieter zu verleihen, darüber darf man geteilter Meinung sein. Vince Vaughn überzeugt in einer frühen und angesichts seiner weiteren Karriere ungewohnt ernsten Rolle. Auch Richard Schiff macht uns seinen Eddie schnell sympathisch .Und Vanessa Lee Chester schafft es zumindest, dass einem ihre Kelly von der Akrobatik-Einlage abgesehen selten bis nie auf die Nerven geht. Wie so oft sollen auch hier die letzten Worte dem Soundtrack gewidmet sein. John Williams hat für "Vergessene Welt" ein neues Hauptthema komponiert, welches deutlich düsterer ist (und damit auch den etwas düsteren Grundton des Films perfekt widerspiegelt), jedoch meines Erachtens auch längst nicht so ikonisch wie seine Melodien für "Jurassic Park". Diese sind nur mehr sehr sporadisch zu hören. Insgesamt war es mir bei "Vergessene Welt" etwas zu viel szenenbezogene Stimmungsmusik, und zu wenig erkennbare, erinnerungswürdige Melodien. Damit passt sich meine Meinung zum Soundtrack – gut, aber nicht so genial wie beim Vorgänger – perfekt meiner Meinung zum Film an sich an. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1997 Universal Pictures)
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