Lone Ranger |
Unrunder Western-Klamauk mit Johnny Depp
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 09 August 2013 |
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Kurzinhalt: Eine Gruppe von Gesetzeshütern macht sich auf die Jagd nach dem gefährlichen, sadistischen Banditen Butch Cavendish. Unter ihnen befindet sich auch der Anwalt John Reid – der für diesen Auftrag zum Texas Ranger berufen wurde – sowie dessen Bruder Dan. Doch als sich einer von ihnen als Verräter herausstellt, gerät die Gruppe in einen Hinterhalt, und wird von Cavendish und seinen Leuten angegriffen. Als der Indianer Tonto kurz darauf an den Tatort kommt und beginnt, die Leichen zu vergraben, stellt er fest, dass einer von ihnen noch am Leben ist: John Reid. Offenbar handelt es sich bei ihm um einen Seelenwanderer – jemanden, der von den Toten zurückgekehrt ist. Tonto – der aus persönlichen Gründen ebenfalls Jagd auf Butch Cavendish macht – rät ihm, eine Maske zu tragen. Immerhin halten ihn die Banditen für tot – etwas, dass sie zu ihrem Vorteil nutzen sollten. Fortan zieht John Reid daher – von Tonto begleitet – als maskierter "Lone Ranger" durchs Land, um im Wilden Westen für Gerechtigkeit zu sorgen. Sein erstes Ziel ist Butch Cavendish – doch dieser ist nur der Teil einer größeren Verschwörung, die den Frieden zwischen den Indianern und den Siedlern bedroht… Review: ![]() Zu Beginn sei gleich erwähnt, dass ich mit "Lone Ranger" keine nostalgischen Kindheitserinnerungen verbinde, und mir die Figur bis zur Ankündigung des Kinofilms gänzlich unbekannt war. Dennoch bin ich zugegebenermaßen nicht ganz unvorbelastet in den Film gegangen, sondern doch mit etwas gemischten Gefühlen. Einerseits war da der Fan ihrer früheren Arbeiten (nur nochmal fürs Protokoll: Ich fand die ersten drei "Fluch der Karibik"-Filme allesamt toll – ja, alle drei; und auch "Rango" hat mich bestens unterhalten), und andererseits jener Teil von mir, den die komplette Werbekampagne inklusive der Trailer irgendwie überhaupt nicht ansprechen konnte, und der daher das Schlimmste befürchtete. Ähnlich schizophren wie meine Erwartungen/Befürchtungen an den Film ist dann leider auch "Lone Ranger" selbst geworden; und genau darin sehe ich letztendlich auch eines seiner größten Probleme. Irgendwie konnte ich mich nämlich nach dem Kinobesuch des Eindrucks nicht erwehren, dass Gore Verbinski nicht so recht wusste, welche Art Film er denn eigentlich machen will, bzw. wer aus seiner Sicht die geeignete Zielgruppe ist. Auf der einen Seite gibt es sehr ernste, dramatische Szenen, und werden teilweise sogar Splatter-Einlagen angedeutet (Stichwort Herz), auf der anderen Seite gibt es aber auch ungemein viele klamaukige Momente, und scheint den Film generell ein eher ulkiger Ton zu durchziehen, und er sich mit all seinen Albernheiten doch eher an Kinder – oder zumindest kindliche Gemüter – zu richten. Für diese halte ich ihn aber wiederum aufgrund der erwachseneren Momente und der Tatsache, dass der Film nicht unbedingt mit Gewalt spart, eben auch nur bedingt geeignet. ![]() Darüber hinaus empfand ich "Lone Ranger" auch als entschieden zu lang. Es gibt zahlreiche Szenen die man hätte kürzen oder komplett herausnehmen können, ohne wesentliches zu verlieren – wodurch sich das Erzähltempo und damit auch der Unterhaltungswert erhöht hätte. Am absolut überflüssigsten – und damit der erste Kandidat, der sich diesbezüglich aufdrängt – ist die Rahmenhandlung rund um den steinalten Tonto, der einem kleinen Jungen seine Geschichte erzählt. Sie trägt absolut nichts zum Gelingen des Films bei, und hat auch keinen großen "pay-off". Sie scheint in erster Linie dazu da zu sein, um für allfällig anwesende Kinder einiges an der Handlung zu erklären. Aber einerseits war der Plot jetzt ohnehin nicht sonderlich komplex und meine ich, dass somit auch Kinder ohnehin keine Verständnisprobleme gehabt hätten, und andererseits… wenn du auf solch ein Stilmittel angewiesen bist, damit dein Drehbuch Sinn ergibt und verständlich ist, hast du ohnehin irgendetwas mächtig falsch gemacht. Vor allem aber unterbrach die Erzählung allzu oft die Dramaturgie einzelner Szenen, und erschien mir somit nicht nur als überflüssig, sondern stellenweise sogar richtig störend. Problematisch auch, dass ich leider nie so recht emotional involviert war. Während ich mit dem Lone Ranger und Tonto nach halbwegs mitgefiebert habe, fand ich die Bösewichte insgesamt zu austauschbar. Ein "Superheld" steht und fällt letztendlich nun mal auch mit seinem Gegner – und eben den empfand ich in "Lone Ranger" wie ein wandelndes Klischee. Trotz seiner teils abscheulichen Taten empfand ich ihm gegenüber nie wirklich Angst oder Hass, saß nicht auf der Kante des Kinosessels in der Hoffnung, dass man ihn endlich aufhalten und seiner gerechten Strafe zuführen würde. ![]() Einer der Hauptgründe, warum "Lone Ranger" trotz dieser Schwachpunkte noch relativ gut funktioniert und zumindest solide Unterhaltung bietet, ist Armie Hammer. Der Film herum mag oft alberne Töne anschlagen, aber er nimmt seine Rolle zu jeder Sekunde ernst, und gibt sich nie der ihn oftmals umgebenden Ironie und Albernheit hin. Mit seinem Charme, seiner Ernsthaftigkeit, seiner Intensität und seinem Charisma empfiehlt er sich jedenfalls in meinen Augen durchaus für weitere Auftritte als Hauptdarsteller. Johnny Depps Tonto (interessantes fun-fact: Tonto ist spanisch für "Depp") stehe ich hingegen schon wieder deutlich zwiespältiger gegenüber. Zwar ist auch seine Leistung grundsätzlich sehr gut – aber teilweise greift er für meinen Geschmack doch etwas zu sehr auf seine Captain Jack Sparrow-Masche zurück (wobei eine Szene während des Showdowns – Stichwort Leiter –, die mich an seinen ersten Auftritt in "Fluch der Karibik" erinnert hat – Stichwort untergehendes Schiff – auch nicht gerade dabei half, Jack Sparrow aus meinem geistigen Auge zu verdrängen). Und was sollte das mit dem ständigen Vogelfüttern? Das war ein Running Gag, dem ich schon viel zu früh allzu leid wurde. Dennoch ist auch seine Leistung grundsätzlich nicht schlecht; und vor allem sein komödiantisches Timing weiß nach wie vor zu gefallen. Recht gut fand ich auch den schon fast zur Unkenntlichkeit geschminkten William Fichtner – wenn dieser auch leider nie wirklich gegen seine klischeehafte Rolle ankam. Aus dem Rest der Besetzung stach für mich dann in erster Linie noch Ruth Wilson hervor, die mir noch aus dem "Prisoner"-Remake von vor ein paar Jahren ein Begriff ist (andere mögen sie auch aus "Luther" kennen), und die als John Reids verwitwerte Schwägerin vor allem in ihren gemeinsamen Momenten mit Armie Hammer zu gefallen weiß. ![]() Was mir auch gut gefallen konnte, ist die Handlung. Diese ist zwar nichts Besonderes und teilweise sogar ein wenig klischeehaft, hält aber doch eine gefällige Message parat. Diesbezüglich erweist sich vor allem die Idee eines zweiten Bösewichts, dessen Identität hier nicht verraten werden soll, als gelungener Einfall. Dieser ist längst nicht so cartoonhaft überzogen wie Butch, stellt für mich aber in vielerlei Hinsicht den wahren Schurken des Films dar. Was es mit ihm auf sich hat und in welcher Verbindung er zu Butch steht, konnte ich zwar an einer gewissen Stelle des Films schon erahnen; überraschen konnte man mich damit demnach nicht mehr. Das heißt aber noch lange nicht, dass mir die Wendung bzw. die Idee grundsätzlich nicht gefallen kann. Auch fand ich die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen John Reid und Tonto – wo sich durchaus Ansätze von Buddy-Movies finden lassen – gut eingefangen und dargestellt. Letztendlich liegt die größte Stärke des Films für mich aber in bestimmten Einzelszenen. Hier sticht vor allem jene – zuvor bereits erwähnte – Szene hervor, in der wir Tontos tragische Vorgeschichte erfahren. Das war mit Abstand der beste Moment des Films. Generell hat er für mich eben immer dann am besten funktioniert, wenn man mal nicht in Klamauk abgedriftet ist sondern den Film dramaturgisch auf Schiene hielt, und ihn ernst nahm. Diesbezüglich stechen vor allem noch die gemeinsamen Szenen von John Reid und seiner Schwägerin Rebecca positiv hervor. Klischeehaft und vorhersehbar? Vielleicht. Aber im Meer der Absurditäten und Albernheiten empfand ich diesen Hauch einer ernsthaften Romanze als willkommene Abwechslung, und somit als wesentliche Bereicherung des Films. Fazit: ![]() Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Walt Disney Studios)
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