Superman Returns |
Review zu Bryan Singers durchwachsener Fortsetzung
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 21 Juni 2013 |
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Kurzinhalt: Nach 5-jähriger Abwesenheit kehrt Superman alias Clark Kent wieder auf die Erde zurück - und muss erkennen, dass sich viel verändert hat. Sein Schwarm Lois Lane war es scheinbar irgendwann leid, auf ihren Supermann zu warten, ist mittlerweile mit ihrem Reporterkollegen Richard White verheiratet und hat sogar einen Sohn. Ob dieser Enthüllungen geknickt, wird ihm jedoch schon bald klar, dass er sich den richtigen Moment ausgesucht hat, um von seiner Reise nach Krypton zurückzukehren: Denn Lex Luthor ist, ohne belastende Aussage des Hauptzeugen Superman, mittlerweile dank guter Führung entlassen worden, und verfolgt einen teuflischen Plan. Mit Hilfe der Kristalle aus Superman's eisigem Versteck in der Arktis und einem gestohlenen Kryptonit-Meteoriten möchte er einen neuen Kontinent erschaffen, der vom für Superman so gefährlichen grünen Kristall durchzogen ist. Dass bei der Erschaffung dieses Kontinents die halbe USA überschwemmt werden, scheint ihn dabei nicht wirklich zu stören. Allerhöchste Zeit für Superman, seine Clark Kent-Verkleidung abzustreifen und im rot-blauen Kostüm durch die Nacht zu fliegen, um Lex Luthor zu stoppen… Review: ![]() Allerdings verfolgten Bryan Singer und sein Autoren-Team bei "Superman Returns" einen recht ungewöhnlichen und auch etwas gewöhnungsbedürftigen Zugang. So ist der Film kein einfaches Sequel zur Reihe. Vielmehr negiert Singer die Filme III und IV komplett, und auch mit II lässt sich vieles hier nur bedingt in Einklang bringen (zumindest mit der Kinofassung; der Donner-Cut macht ja quasi alle Ereignisse aus dem Film ohnehin wieder rückgängig). Demnach ist er – trotz aller nostalgischer Verbeugung – letztendlich doch eher lose mit den früheren Superman-Filmen verknüpft, und offenbart sich somit als recht eigenwillige Mischung aus Sequel und Reboot. Was Bryan Singer dabei leider nicht gelungen ist, ist meine Skepsis gegenüber Superman als Hauptprotagonisten als unbegründet zu entlarven. Als Kind mag ich Superman noch nett gefunden haben, und erinnere mich, dass ich die Filme damals durchaus unterhaltsam. Heutzutage bzw. auch schon damals, als "Superman Returns" ins Kino kam, finde und fand ich ihn als Figur aber doch etwas langweilig. Superman ist zu perfekt, er hat keine Schwächen, ist immer freundlich, ein Gentleman - und vor allem, er ist immer erfolgreich. Wo andere Superhelden wie Spiderman, die X-Men und natürlich insbesondere der Hulk mit einem interessanten inneren Konflikt aufwarten können, braucht es bei Superman Einflüsse von außen, um ihn bzw. die Handlung interessant zu machen - und eben da hapert es bei seiner Rückkehr. Zwar gerät Superman gegen Ende hin schon auch mal in Bedrängnis, aber da man genau weiß, das Bryan Singer nicht extra Supermans Rückkehr inszeniert um ihn dann sterben zu lassen, sind die entsprechenden Szenen nur leidlich spannend. ![]() Wo wir es schon erwähnen – beides, sowohl die Inszenierung als auch der Soundtrack – zählen zu den weiteren ganz großen Stärken des Films. 1978, als der erste Superman-Film produziert wurde, boten sich natürlich was die Inszenierung und die Spezialeffekte betrifft längst nicht die selben Möglichkeiten, die Filmemacher heutzutage vorfinden. Bryan Singer macht hiervon nun ausgiebig Gebrauch, und präsentiert eine wundervolle, imposante Bilder, die teilweise fast wie ein (bewegtes) Gemälde aussehen. Exemplarisch sei der über der Erde schwebende Superman genannt; aber auch die Szene, als eine Patrone von Supermans Auge abprallt, sticht hervor und bleibt in Erinnerung. Die Musik von John Ottman ist ebenfalls phantastisch. Einerseits bedient er sich den ikonischen Themen von John Williams und arrangiert und interpretiert diese teilweise neu, andererseits fügt er aber auch die eine oder andere neue Komposition hinzu, die sich zudem stimmig in das bekannte Klangbild einfügen. Auch die Action ist hier natürlich um einiges imposanter als in den früheren Superman-Filmen. Jener Moment, der diesbezüglich für mich ganz besonders hervorsticht, ist die Rettung des Flugzeugs. Diese komplette Sequenz war einfach nur spektakulär, und zweifellos der Action-Höhepunkt des Films. Eben dies bedeutet allerdings zugleich, dass danach keine der weiteren Action-Szenen daran nochmal anknüpfen konnten; man könnte also sagen, Singer hat hier sein Pulver vielleicht doch zu früh verschossen. Außerdem verläuft selbst die Flugzeug-Rettung nicht gänzlich ungetrübt. Die Szene als sich Superman feiern lässt wirkt schon etwas schräg. Vergesst den mitschwingenden Pathos, ich finde es seltsam und auch für Superman höchst untypisch, dass er mehrere Sekunden lang im Zuspruch und Jubel der Massen schwelgt. Ich finde, das hätte man anders lösen sollen (z.B. Superman fliegt weg, hört den Jubel im Hintergrund und wir sehen ein Lächeln auf seinem Gesicht). Und die ohnmächtig werdende Lois Lane ist einzig und allein Singers Wunsch nach so vielen nostalgischen Anspielungen wie möglich geschuldet, schädigt aber das Ansehen der Figur. ![]() Auch was die Besetzung betrifft bringe ich "Superman Returns" ein bisschen gemischte Gefühle entgehen – insgesamt würde ich allerdings die Schwächen des Films eher in anderen Bereichen sehen. Das Casting vom damals wie heute weitgehend unbekannten Brandon Routh als neuer Superman/Clark Kent hat innerhalb der Fangemeinde damals für einiges an Aufregung gesorgt. Ich muss jedoch sagen, er hat sich eigentlich gar nicht mal so schlecht geschlagen. Zwar fehl ihm etwas das Charisma und der selbstironische Touch eines Christopher Reeve, er hat aber definitiv das richtige Aussehen für die Rolle und hat aus dieser langweiligen Figur eigentlich so gut wie alles rausgeholt, was rauszuholen war. Nur eines hat mich an ihm gestört: Er ist dann doch etwas zu jung. So hatte ich teilweise das Gefühl, einen Film über Superboy zu sehen, und nicht über Superman. Interessant daran finde ich, dass ich nach den ersten Castingmeldungen und dem Trailer eigentlich erwartet hatte, eben diesen Eindruck eher von Kate Bosworth zu haben, die im zarten Alter von 23 immerhin eine fleißige Karrierefrau und Mutter jenseits der 30 darstellt. Natürlich sieht sie für ihr (Film-)Alter ziemlich jung aus, dank dem Make-Up und dem gelungenen Styling erschien sie mir jedoch durchaus glaubwürdig - und auch sonst lässt ihr Schauspiel keine Wünsche offen. Ja ich gehe sogar soweit und behaupte, dass sie als Lois Lane eine bessere Leistung zeigt als Margot Kidder; wenn sie natürlich auch den Vorteil hat, dass ihre Figur interessanter und vielschichtiger geschrieben ist. Gut, ok, im Vergleich zu Kidder fehlt ihr etwas das Feuer, aber ihr Schauspiel an sich fand ich hervorragend, und auch ihre Chemie mit Brandon Routh hat mich überzeugt. James Mardsen hat leider wie schon bei der X-Men Trilogie das Pech, eine ziemlich uncharismatische und langweilige Person zu spielen – füllt diese Rolle jedoch sehr gut aus (das könnt ihr jetzt verstehen wie ihr wollt ). ![]() Obwohl sich Singer redlich bemüht, auch neben Lex Luthor noch einiges an Humor in den Film einzubauen, gelingt ihm dies leider nur bedingt – sind doch viele dieser Gags so vorhersehbar, dass sie bei mir nicht zünden konnten. Auch an einer anderen Szenen hatte ich schwer zu kauen. Immerhin ist es in einem Superheldenfilm eh schon schwer genug, den eigenen Realitätssinn insoweit auszuschalten dass man akzeptiert, dass der Held selbst von seinen engsten Vertrauen nicht erkannt wird. Bryan Singer meinte nun, er müsste diesen Umstand unbedingt noch selbstironisch aufarbeiten (und zugleich eine weitere nostalgische Anspielung an die früheren Filme einbauen), und lies Lois Lane und ihren Mann in einer Szene darüber spekulieren, ob Clark Kent nicht Superman sein könnte – was die beiden aber schließlich als völlig lächerlichen Gedanken verwarfen. Wenn man es nicht thematisiert, kann ich es ja noch halbwegs akzeptieren (so als würden die Figuren halt einfach nie auf diese Idee kommen), aber auf diese Art und Weise war es wirklich peinlich und lässt Lois und ihren Gatten leider ziemlich naiv wirken. Auch der zuvor erwähnte eigenwillige Ansatz von Bryan Singer einer Quasi-Fortsetzung hat mich nur bedingt überzeugt. Ich denke, hier wäre es wirklich besser gewesen einfach ein Remake zu machen und einen kompletten Neustart hinzulegen – denn so wirkt es schon sehr eigenwillig und seltsam. Auch die teils sehr vorhersehbare Handlung war meinem Filmgenuss nicht unbedingt zuträglich. Vor allem auch alles rund um Lois Kind konnte ich meilenweit voraussehen. Und auch die teils übertriebene Synchronizität der Dialoge (d.h. ein Satz der zu Beginn/in der Mitte des Films gesagt wird, wird dann am Ende in ähnlichem Zusammenhang noch einmal genau so wiederholt) kam mir mit der Zeit sehr billig vor, bzw. begann mich richtiggehend zu nerven. All diese Aspekte verhindern dann letztendlich leider, dass ich "Superman Returns" das Attribut seines Helden angedeihen lassen könnte. ![]() Fazit: Es stimmt wohl, dass die Welt einen Helden wie Superman brauchen könnte. Ob ihn jedoch auch die Filmwelt braucht, davon bin ich leider auch nach dieser müden Rückkehr noch nicht wirklich überzeugt. Dafür ist dieses Comeback einfach etwas zu uninteressant und unoriginell ausgefallen, bleibt Superman viel zu blass und langweilig. Bryan Singer erstickt seinen Film förmlich in Nostalgie, und vergisst darob, einen eigenen und eigenständigen Film zu machen. Es finden sich zwar vielversprechende Ansätze, wie die meines Erachtens sehr gut (und den bisherigen Filmen überlegen) umgesetzte Romanze zwischen Lois Lane und Superman, vereinzelte großartige Actionszenen wie die Rettung des Flugzeugs, Singers optisch imposante Inszenierung mit einigen fast malerischen Bildern, sowie der phantastische Soundtrack von John Ottman. Und von der Tatsache abgesehen, dass Brandon Routh und Kate Bosworth doch etwas zu jung gecastet wurden, um mit ihnen eine potentielle langlebige Filmreihe füllen zu können (was sich letztendlich ohnehin als für die Katz erweisen sollte), wissen auch Besetzung und schauspielerische Leistungen zu gefallen. Leider aber halten sich diese positiven Aspekten mit den Schwächen die Waage. So ist der Film zu lang und wird dadurch stellenweise langweilig, fehlt es an einer echten, greifbaren und nachvollziehbaren Bedrohung für Superman, und scheitert er meines Erachtens zudem am gewünschten Spagat einer Pseudo-Fortsetzung und einer Neuausrichtung der Reihe. Der unmotiviert zusammengestoppelte Mischmasch aus Heldenverehrung, Kitsch und Soap Opera kulminiert schließlich in einem viel zu langen und mit nicht immer überzeugenden Effekten überfrachteten Finale, in dem zwar endlich mal halbwegs so etwas wie Spannung aufkommt, das aber nichtsdestotrotz in einer Überdosis Schauwerten nahezu erstickt. Auch der Ausklang war mir zu ausgedehnt und konnte auch wieder mit einigem Pathos und Kitsch aufwarten. Richtige Superman-Freaks mögen mit dieser filmischen Rückkehr ihres Lieblingshelden sehr zufrieden sein – alle anderen können wohl nur so wie ich hoffen, dass es Zack Snyder mit seinem Reboot endlich gelingen wird, mit aufzuzeigen, was an diesem Helden denn nun eigentlich so "super" sein soll. Wertung:5 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2006 Warner Bros. Pictures)
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