Superman IV - Die Welt am Abgrund |
…und das Superman-Franchise leider auch
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 20 Juni 2013 |
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Kurzinhalt: Nachdem es der USA und Russland nicht gelingt, ein Übereinkommen zur Abrüstung zu treffen, steht die Welt am Abgrund. Superman hadert mit sich selbst, inwiefern er sich in die politischen Streitigkeiten der Menschheit einmischen soll, kann und darf. Menschen bei Katastrophen zu helfen, ist eine Sache, eine derartige Intervention jedoch etwas ganz anderes. Als ihn ein kleiner Junge anschreibt und ihn fragt, warum er den Menschen nicht hilft, und zudem in der Presse über ihn hergezogen wird, beschließt er sich dann aber doch, die Welt von Atomwaffen zu befreien. Er tritt vor die UNO und verkündet quasi das Ende des nuklearen Wettstreits. Daraufhin schießen alle Regierungen freiwillig all ihre Atomwaffen ins All, wo Superman diese einsammelt und in die Sonne wirft. Doch nicht alle sind über die Entwicklung glücklich. Ein Waffenlieferant und ein russischer General beauftragen den mit Hilfe seines Neffen aus dem Gefängnis entflohenen Lex Luthor damit, Superman ein für allemal zu töten. Dieser erschafft daraufhin mit einem Haar von Superman, dass dessen DNA enthält, sowie der Nuklearkraft der Sonne einen Gegner, der Superman kräftemäßig ebenbürtig ist. Bei ihrer ersten Konfrontation gelingt es ihm doch tatsächlich, Superman zu verletzen, der daraufhin schwer erkrankt. Ist Superman am Ende? Review: ![]() Davon abgesehen ist "Superman IV" aber eine vollständige filmische Katastrophe. Ich habe ich über die Budgets nicht so genau informiert, aber der Film macht den Eindruck, als wäre er für ein Zehntel dessen gedreht worden, was für den ersten Film der Reihe zur Verfügung stand. Geld allein ist natürlich nicht alles, aber bei einem "Superman"-Film braucht es halt schon eine gewisser finanzielle Basis, um ein diesem Superhelden angemessen spektakuläres Abenteuer erzählen zu können. Es ist aber nicht nur das Budget. Das Drehbuch strotzt nur so vor Fehlern, logischen Ungereimtheiten und Inkonsistenzen (wobei diese zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein könnten, dass der Film von 134 Minuten auf erträgliche 90 zurechtgeschnitten wurde; normalerweise bin ich ja kein Freund von so etwas, aber ich fand bereits diese 1-1/2 stunden derart langweilig, zäh und schwer zu ertragen, dass mir jede Minute die man mir erspart recht ist, und ich mir gar nicht vorstellen will und kann, wie unerträglich es erst geworden wäre, wenn der Film noch eine ¾-Stunde länger gedauert hätte), die Regie ist zum Teil abgrundtief schlecht, und der gesamte Film wirkt einfach ungemein billig und trashig. Das Einzige, was einen halbwegs professionellen Eindruck macht, ist die Filmmusik. Alexander Courage (der SF-Fans vor allem als Komponist des Hauptthemas zur klassischen "Star Trek"-Serie bekannt sein sollte) bedient sich hierfür ausgiebig an John Williams Komposition zu "Superman", interpretiert und arrangiert diese teilweise neu etc. Alle anderen Aspekte der Produktion sehen aber größtenteils schlimmer aus als der knapp 10 Jahre zuvor produzierte "Superman - Der Film", mit dem die cineastischen Abenteuer des stählernen Mannes begannen. ![]() Gleich in der ersten Szene mit Luthor zeigt sich zudem, dass die Macher vorhaben, auf die ohnehin sehr comichafte Portraitierung der Bösewichte noch eins draufzusetzen. Ich meine, geht es noch klischeehafter als ein Knacki im schwarzweiß gestreiften Gewand, der mit einer Spitzhacke in einem Felshang arbeitet? Fehlt nur noch die Eisenkugel am Fuß. Der für Superman erschaffene Widersacher wirkt leider auch wie ein C-Superschurke aus einem mittelmäßigen Comic. Nuclear Man, der von der Energie der Sonne gespeist wird, und sich "ausschaltet", sobald er in den Schatten gerät? Ernsthaft? DAS soll die große Bedrohung für Superman sein? Was macht Luthor denn, wenns Nacht ist? So gesehen erscheint es sehr unüberlegt von Lex Luthor, gerade den Abend für seinen Angriff zu wählen (ich vermute zumindest mal, dass Superman und Clark Kent ihr Doppeldate für den Abend angesetzt hatten). Generell fällt auf, dass man diese Achillesferse – wohl, da es sonst zu unfreiwillig komisch geworden wäre – nicht konsequent durchzieht. Als uns Luthor seine Schöpfung vorstellt, geht er nur ein bisschen aus der Sonne raus (hell ist es im Raum aber trotzdem noch), und schon schläft er quasi ein. In weiterer Folge befindet er sich aber mehrmals innerhalb von Gebäuden, immer wieder mal im Schatten, und zuletzt sogar in einem geschlossenen Fahrstuhl, und scheint aber dennoch nicht von einem "Energieausfall" betroffen zu sein. Superman mag nicht sonderlich clever wirken, dass er Nuclear Boy auf der dunklen Seite des Mondes ablegt, nicht bedenkend, dass die Sonde bald auf die Mondoberfläche strahlen wird. Aber sollte er in diesem Fahrstuhl nicht ohnehin von den Sonnenstrahlen abgeschnitten sein? Und warum ist es eigentlich in den USA und China zur gleichen Zeit hellichter Tag? China ist der USA einige Stunden voraus, wenn es dort gerade Abend ist (wie aufgrund der Verabredungen spekuliert), sollte in China eigentlich gerade tiefschwarze Nacht sein. ![]() Zudem tut man sich meines Erachtens mit dem Doppel-Date keinen Gefallen. Es war wohl witzig gedacht, erinnerte aber eher an infantile Verwechslungskomödien als sonst etwas. Zudem drängt sich mir die Frage auf: Warum sollte Superman so etwas tun, und sich mit beiden Frauen zur gleichen Zeit verabreden? Hier wird der Jagd nach Gags (was bei mir dann ohnehin nicht funktioniert hat) wieder mal die Storylogik geopfert. Wobei es ohnehin ziemlich kühn ist, die Begriffe Story und Logik in einem Atemzug mit "Superman IV" zu erwähnen. Dies wird vor allem im letzten Drittel deutlich, dass vor unlogischen Entwicklungen und Szenen nur so strotzt. Zuerst gelingt es dem Sonnensohn (dessen Geburtssequenz übrigens schamlos von "2001" geklaut war, mit dem Weltraum-Embryo; wobei mich auch das Reeve-Altersmakeup an die Sequenz am Ende von "Odyssee im Weltraum" erinnert hat. Gerade auch für solch einen Film von diesem Meisterwerk zu stehlen ist ja schon ein ungeheuerlicher Affront.), Superman zu verletzen, woraufhin dieser krank wird und sich in seine Wohnung zurückzieht. Lois Lane besucht ihn und spricht mit ihm in einer Art und Weise, dass man als Zuschauer vermuten muss, sie weiß nun doch wieder, dass Clark Kent in Wahrheit Superman ist. Wirklich thematisiert wird dies jedoch nie. Nun zückt Superman in einer der am schlechtesten umgesetzten Deus Ex Machina-Lösungen der Filmgeschichte jene chekovsche Waffe, die er zuvor bei Clarks Besuch bei der Farm seiner (terranischen) Eltern aus dem Loch in der Scheune gezogen hat: Jö, schau, ein weiterer Kristall! Einer so wie jener, mit dem sich Superman in Teil 2 seine Kräfte (in der Kinofassung) auf unerklärliche Art und Weise wieder zurückgeholt hat! Ich frage mich, was er damit in weiterer Folge im Verlauf des Films wohl anstellen wird. Vielleicht ja nach fünf Tagen sterbenskrank sein endlich an ihn denken und ihn irgendwie dazu verwenden, sich zu heilen – was so unerklärlich und unbefriedigend verläuft wie damals bei "Superman II"? Bingo! ![]() Der nachfolgende Kampf auf dessen Oberfläche – nachdem Superman übersehen hat, dass das Sonnenlicht den Fahrstuhl in wenigen Sekunden erreichen wird (und Nukie dieses durch die Wände hindurch spüren – ist dann ganz klar der Tiefpunkt des Films. Die Szenen wurden in Zeitlupe geschossen, offenbar um die niedrige Schwerkraft des Mondes zu symbolisieren. Aber ersten sieht es einfach nur zum Schreien komisch aus, und zweitens bewegen sich die beiden aber in der Schwerelosigkeit des Alls ganz normal. Aber bei der niedrigen Gravitation des Mondes sind ihre Bewegungsabläufe auf einmal verlangsamt. Ja, ne, is klar. Was habt ihr geraucht, liebe Filmemacher? Will davon auch was haben, muss ja voll das krasse Zeug sein! Und danach wird es sogar noch besser! Atom Boy (ich hoffe das Review ist bald fertig; mir gehen schön langsam die Synonyme aus!) entführt Lacy, und fliegt mit ihr ins All! Nicht, dass sie das sonderlich zu kümmern scheint. Aber vielleicht hält sie ja auch einfach mehrere Minuten lang die Luft an (Achtung, Ironie!). Superman richtet sich indes auf der Mondoberfläche auf, und fliegt los um den Strahlemann aufzuhalten – jedoch nicht, ohne zuvor die US-Flagge wieder in den Boden zu stecken! So viel Zeit muss sein. Man muss halt Prioritäten setzen im Leben! Nun eilt er also endlich zu ihrer Rettung, und besiegt den uncharismatischen Wrestler (der hier die einzige Filmrolle seines Lebens absolvierte), in dem er den Mond vor die Sonne schiebt. Gut, ok… in Wahrheit ist das jetzt auch nicht lächerlicher, als durch Umkehrung der Erdrotation die Zeit zurückzudrehen. Aber wo diese Szene in "Superman" einer der wenigen Kritikpunkte war, ist es bei "Superman IV" halt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Zum Abschluss bekommen wir dann zum vierten Mal in Folge die letzte Einstellung aus "Superman" präsentiert, mit dem ins All fliegenden und zur Kamera winkenden Superman. Es sollte für fast 20 Jahre sein letztes filmisches Abenteuer bleiben. Fazit: ![]() Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1987 Warner Bros. Pictures)
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