Superman II - Allein gegen Alle
Review zur Kinofassung und dem Donner-Cut Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 18 Juni 2013
 
Superman

 
Superman II - Allein gegen Alle
Originaltitel: Superman II
Produktionsland/jahr: USA 1980
Bewertung:
Studio/Verleih: Dovemead Films/Warner Bros.
Regie: Richard Lester/Richard Donner
Produzenten: Pierre Spengler & Ilya Salkind
Drehbuch: Mario Puzo, David Newman & Leslie Newman
Filmmusik: Ken Thorne
Kamera: Bob Paynter & Geoffrey Unsworth
Schnitt: John Victor-Smith
Genre: Action/Abenteuer/Science Fiction
Kinostart Deutschland: 02. April 1981
Kinostart USA: 19. Juni 1981
Laufzeit: 127 bzw. 116 Minuten (Donner-Cut)
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray (Kinofassung), Blu Ray Sammelbox (5 Disc, nur Kinofassung), Blu Ray Sammelbox (8 Disc, inkl. Donner-Cut), DVD (SE mit beiden Versionen), DVD (nur Kinofassung)
Mit: Christopher Reeve, Margot Kidder, Terence Stamp, Sarah Douglas, Gene Hackman, Marlon Brando (nur Donner-Cut), Ned Beatty, Valerie Perrine, Jackie Cooper, Marc McClure, Glenn Ford, Phyllis Thaxter u.a.



Kurzinhalt: Superman hat wieder einmal die Welt gerettet. Dabei sorgt er jedoch unbeabsichtigt und ohne es zu bemerken dafür, dass er jene Verbrecher, die sein Vater kurz vor der Explosion von Krypton in die Phantomzonne verbannt hat, aus eben dieser freigelassen werden. Superman bemerkt davon vorerst nichts. Er ist damit beschäftigt, als Clark Kent zusammen mit Lois Lane an einer Geschichte bei den Niagarafällen zu recherchieren. Als er einen kleinen Jungen vor dem sicheren Tod rettet, beginnt Lois Lane neuerlich zu vermuten, dass es sich bei Clark Kent um Superman handelt – und beschließt, ihm eine Falle zu stellen. Als sich Superman ihr schließlich zu erkennen gibt, fliegen sie gemeinsam in seine Festung der Einsamkeit. Dort fasst er den folgenschweren Entschluss, seine übernatürlichen Kräfte abzulegen, um fortan als normaler Mensch unter uns zu leben. Just zu diesem Zeitpunkt suchen General Zod und seine beiden Begleiter die Erde heim, um die Menschheit zu unterwerfen. Die Menschheit hat Superman noch nie so dringend gebraucht wie jetzt. Völlig niedergeschlagen macht sich Kal-El auf dem mühseligen Weg zurück in die Festung der Einsamkeit, um dort nach einem Weg zu suchen, seinen Fehler wieder gut zu machen und seine Kräfte zurückzuerlangen…

Review zur Kinofassung: In 'Superman II' bekommt es der Stählerne mit ebenbürtigen Gegnern zu tun.Die Produktionsgeschichte von "Superman II" ist interessanter und spannender als der Film selbst. Richard Donner hatte eigentlich vor, beide Filme "back to back" zu drehen, und begann auch schon mit den Dreharbeiten, ehe es die Fertigstellung von "Superman – Der Film" erforderte, eine Produktionspause einzulegen. Während dieser kam es dann schließlich zum Bruch zwischen ihm und den Produzenten Alexander und Ilya Salkind, die daraufhin beschlossen, Richard Lester damit zu beauftragen, Richard Donner auf dem Regiestuhl zu ersetzen und die noch ausständigen Szenen zu drehen. Weitere Komplikationen ergaben sich, als Gene Hackman sich weigerte, ohne Richard Donner zurückzukehren (weshalb alle Szenen die von ihm in der Kinofassung zu sehen sind dem ersten Teil der Dreharbeiten, mit Donner auf dem Regiestuhl, entstammen), und Marlon Brando den Produzenten aufgrund eines Streits bezüglich des Honorars das Recht entzog, die mit ihm gedrehten Szenen in der Fortsetzung zu verwenden. Das Ergebnis ist ein Film, der offenkundig unter all diesen erforderlichen Anpassungen leidet, sowie auch darunter, dass es Richard Donner nicht möglich war, seine ursprüngliche Vision einer groß angelegten zweiteiligen "Superman"-Saga zu verwirklichen.

Dies ist praktisch von Anfang an deutlich. Der eigentliche Einstieg, der an "2001" erinnert (vor allem die Musik), mag noch gelungen sein, aber bereits bei der Rückblende auf Krypton fragt man sich, wo eigentlich Marlon Brando abgeblieben ist. Sein Fehlen – und der Versuch, statt ihm nun Supermans Mutter ins Zentrum des Geschehens zu rücken – ist für mich einer jener Aspekte, wo die Probleme der Produktion am Auffälligsten werden, und sich diese auch was den Filmgenuss betrifft am deutlichsten bemerkbar machen. Es wirkt einfach etwas verkrampft, wie man an Marlon Brando herumgedreht hat, und es schwächt auch die Verknüpfung zum ersten Teil. Teilweise haben sich die Produzenten letzteres aber auch selber eingebrockt. Hatte es Richard Donner so geplant, dass jener Moment als Superman die Atomrakete ins All ablenkt zur Freilassung von General Zod und seinen Gefährten führt, fügte man in die letztendliche Kinofassung von "Superman II" noch eine neue Mission für den stählernen Mann hinzu, in der sich Lois Lane wieder einmal in Gefahr begibt und von ihm gerettet werden muss, nämlich als Terroristen damit drohen, auf dem Eifelturm eine Wasserstoffbombe zu zünden. Zwar lässt man Superman damit zum ersten Mal international aktiv werden, ich hätte es aber vorgezogen, wenn man es sich wenigstens gespart hätte, Lois Lane dorthin zu schicken – so wirkt es nämlich langsam aber sicher so, als wäre er ihr persönlicher Schutzengel, und mehr für sie da, als für den Rest der Menschheit. Absolut großartig finde ich dann aber die Szenen auf dem Mond, als General Zod, Ursa und Non die sich dort gerade befindenden Astronauten angreifen. Vor allem optisch ist dies für mich der erste Höhepunkt des Films.

Lois Lane als investigative Journalistin: Ist Clark Kent Superman?Zurück auf der Erde war ich dann kurzzeitig verwirrt, als Clark und Lois in die Hochzeitssuite eines Hotels einchecken – da man uns jene Szene als sie damit beauftragt werden dort undercover journalistisch tätig zu werden in der Kinofassung unterschlägt. Die Szene an den Niagarafällen, die vor allem auch vom sehr schön eingefangenen Naturschauspiel profitiert, gefällt mir dann aber wieder sehr gut. Hier darf nun Lois Lane auch endlich zu vermuten beginnen, dass Clark Kent Superman sein könnte – und entschließt sich zu einer drastischen Maßnahme, um ihre Theorie zu überprüfen, als sie sich in einen reißenden Fluss stürzt. Wie genau dies beweisen soll, dass Superman Clark Kent ist, ist mir zwar nicht bewusst, aber es machte durchaus Spaß mit anzusehen wie dieser verzweifelt versucht, sie zu retten bzw. ihr zu helfen, ohne seine wahre Identität preis zu geben. Die Art und Weise, wie er sich ihr schließlich offenbart, finde ich dann aber wieder sehr mäßig umgesetzt. Clark Kent ist tollpatschig, aber Superman ist es nicht. Und Clark Kent ist ja nur eine Fassade – er spielt die Tollpatschigkeit nur. Warum sollte er also unbeabsichtigt ins Feuer fallen, und sich ihr so zu erkennen geben?

Immerhin, die nachfolgenden Szenen zwischen den beiden sind ganz nett, vor allem wenn Superman sie in seine eisige Festung bringt. Etwas, dass ich dann aber wiederum überhaupt nicht verstanden habe, ist, warum Superman es für notwendig erachtet, seine Kräfte aufzugeben. Immerhin ist Lois ja in Superman verknallt, und nicht in Clark Kent. Seltsam auch, dass sie einfach so nebenbei stehen bleibt, ohne etwas zu sagen. Sie könnte ja Einspruch erheben, ihn aufhalten, oder aber ihn zumindest fragen ob er das denn wirklich tun will. Aber nein, nichts. Steht einfach stumm da und schaut ihm zu. Und dann ist da natürlich noch die klare, deutliche, definitive Aussage, dass es sich Superman gut überleben solle, da der Prozess niemals nimmer nicht unter absolut keinen Umständen umkehrbar ist! Ja, klar. Ich versteh schon, dass man damit versucht, die Spannung und Dramatik dieser Szene zu erhöhen, aber ganz ehrlich, vor allem auch angesichts der Tatsache dass wir alle genau wissen, dass er sie nachher ja doch wieder zurückgewinnen wird, hätte man sich diese ohnehin wirkungslose Täuschung schenken sollen, oder zumindest sie nicht ganz so stark betonen. Etwas konstruiert finde auch, dass General Zod und seine Gefährten natürlich just zu diesem Zeitpunkt als sich Superman in seine Festung der Einsamkeit zurückgezogen hat die Erde angreifen. Es war wohl als Ironie des Schicksals gedacht, hat für mich aber nicht wirklich funktioniert; es wirkt einfach wie ein zu großer Zufall. Ich hätte es jedenfalls vorgezogen, wenn man zumindest ein paar Tage hätte verstreichen lassen, ehe die drei entflohenen Verbrecher von Krypton ihren Angriff auf die Menschheit starten.

Mit Hilfe dieses grünen Kristalls erlangt Superman seine Kräfte zurück. Eine enttäuschend bequeme Lösung.Was danach folgt, ist mein größter Kritikpunkt an "Superman II". Schlimm genug, dass es Kal-El natürlich gelingt, seine Kräfte doch zurückgewinnen – wobei man auf dies ja angesichts der Tatsache, dass man ohnehin für keinen Moment geglaubt hat er würde bis zum Ende des Films tatsächlich so machtlos bleiben, darauf ja immerhin schon vorbereitet war. Aber die Art und Weise, wie man diesen Rückzieher umsetzt, lässt völlig zu wünschen übrig. Nachdem Kal-El seinen mühseligen Weg zurück abgeschlossen hat, fleht er "die Götter" (genauer gesagt die toten Bewohner seines Heimatplaneten) an, ihm seine Kräfte wieder zurückzugeben. Diese antworten ihm zwar nicht, doch dann findet er auf dem Boden einen grünen Kristall liegen. Er nimmt diesen in die Hand –und fertig. Das war's. Was genau er damit macht und wie dieser ihm dabei hilft, seine Kräfte zurückzubekommen, lässt Regisseur Richard Lester völlig offen –denn das nächste Mal, wenn wir ihn sehen, ist Kal-El schon wieder im Superman-Modus. WTF? Einen solchen Rückzieher zu machen, ist ja schon schlimm genug. Aber dann nicht mal die Güte zu haben, diesen genauer zu erklären, ist in meinen Augen unverzeihlich.

Nachdem er seine Kräfte zurückerlangt hat fliegt er zurück nach Metropolis, um sich den drei Schurken zu stellen. Dies ist wohl eine gute Gelegenheit, einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Was ich bei "Superman" ja noch bemängelt habe, ist das Fehlen einer echten, nachvollziehbaren Bedrohung für Superman. Eigentlich kann man ohne eine solche nur durch die Frage Spannung erzeugen, ob es ihm gelingen wird, andere Menschen zu retten und/oder eine drohende Katastrophe zu verhindern. "Superman II" schafft hier nun zumindest teilweise Abhilfe, denn mit Zod, Ursa und Non hat man zumindest drei ebenbürtige Gegner im Angebot. Das Problem daran: Eine wirkliche Bedrohung für Superman sind auch sie nicht, ist er doch trotz allem nach wie vor unzerstörbar – weshalb auch so angedacht dramatische Momente wie denn Superman hinter einem Laster eingeklemmt wird und halb Metropolis auszuckt "Superman ist tot!" völlig ihre gewünschte Wirkung verfehlen. Die vier können sich theoretisch bis zum Sankt Nimmerleinstag prügeln, und werden dennoch ihrem Ziel, den jeweiligen Gegner auszuschalten, keinen Schritt näher gekommen sein. Dies ist übrigens ein Punkt wo ich schon sehr gespannt bin, wie der Reboot "Man of Steel" mit dieser Problematik umgehen wird, und ob bzw. inwiefern es gelingen wird, einen Kampf zwischen zwei unzerstörbaren Personen spannend und interessant zu machen. Jedenfalls läuft es dadurch erst recht wieder darauf hinaus, dass Superman andere Leute retten muss, und sich die Spannug daraus ergibt, ob bzw. inwiefern ihm dies gelingt. Ja selbst Supermans Achillesferse kann man nicht wirklich zum Einsatz bringen, wären doch von Kryptonit Zod und seine Gefährten genauso betroffen. Zwar finde ich den Showdown trotz dieses Mankos (und des teilweise sehr aufdringlichen Product Placements) insgesamt besser als jenen aus dem Vorgänger – aber als spannender kann ich ihn guten Gewissens nicht bezeichnen.

Gene Hackman hat in seinen wenigen Szenen wieder sichtlich Spaß mit der Rolle des Lex Luthor.Es gibt aber natürlich noch einen weiteren Bösewicht, den ich bislang sträflich vernachlässigt habe: Lex Luthor! Auch wenn es Gene Hackman abgelehnt hat, für den zweiten Teil der Dreharbeiten unter der Regie von Richard Lester zurückzukehren, gab es doch bereits einiges an Material mit ihm, dass man für den Film verwenden konnte. Die Szenen im Gefängnis sind wieder vom selben albernen Ton der meisten seiner Momente aus dem Vorgänger geprägt, wenn er dann aber mal Otis im Gefängnis zurücklässt und nur mehr mit Miss Teschmacher unterwegs ist, wird es etwas besser. Mir gefällt, wie er Supermans Festung der Einsamkeit findet, dort mehr über ihn und auch über die Schurken erfährt, und dieses Wissen dann schließlich nutzen kann, um ihr Vertrauen zu gewinnen und sich ihnen ans Verbündeten anzubieten. Auch sein wieseliger Charakter gefällt mir sehr gut. Eigentlich geht es ihm ja in erster Linie darum, dass sie Superman töten (auch wenn er in der neuen Weltordnung gerne über Australien herrschen würde – eine köstliche Szene, in der sein Größenwahn meines Erachtens besser zur Geltung kommt als im kompletten vorangegangenen Film) – doch wenn Zod sich alles andere als dankbar zeigt und damit droht, ihn zu töten, hat er auch kein Problem damit, schnell mal die Seiten zu wechseln, und wiederum Superman anzufeuern.

Der Showdown in der Festung der Einsamkeit hinterlässt bei mir dann wieder eher gemischte Gefühle. Vor allem die "Superman-Folie" hätte man sich in meinen Augen schenken sollen. Am besten gefällt mir, wie sich Superman Luthors verlogenen Charakter zu Nutze macht, um Zod, Ursa und Non auszutricksen. Zwar stellt sich mir die Frage, warum die drei so überhaupt nicht bemerken, wie ihnen die Kräfte genommen werden – bei Superman zuvor schien das ein eher schmerzhafter Prozess zu sein – aber mir gefällt, wie er hier statt mit Kraft mit List über seine Gegner triumphiert. Der Ausklang an sich leidet dann aber wieder darunter, dass man so wenig von Donners Material wie möglich verwenden wollte. Superman und Lois fliegen zurück, und sie schaut traurig drein, er wendet sich ab und fliegt weg – und man hat als Zuschauer keine Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht. Offenbar trennen sie sich – aber warum und wieso? In der Kinofassung ergibt diese Wendung überhaupt keinen Sinn, und ließ mich somit mit einem großen Fragezeichen über meinen Kopf zurück. Schade fand ich auch, dass man Lois Lane ihr Wissen über die Identität von Clark Kent nicht behalten ließ. Dass Superman am Ende relativ problemlos ihre Erinnerungen an ihn löschen kann, gibt ihm nach seiner Fähigkeit die Zeit zurückzudrehen eine weitere Macht, von der ich mir nicht sicher bin ob es eine gute Idee ist, sie ihm zu geben. Immerhin heißt dies ja auch: Wann immer jemand wieder einmal seine wahre Identität erkennt, löscht er einfach dessen Erinnerungen, und fertig. Damit löst sich ein weiteres potentielles dramatisches Potential für spätere Geschichten in Luft auf. Wobei, ganz ehrlich… rückwirkend betrachtet sollte sich das noch als das kleinste Problem der Fortsetzungen herausstellen.

Superman und Lois Lane auf dem Weg in seine Festung der Einsamkeit.Was gibt es sonst noch allgemein zu "Superman II – Allein gegen alle" zu sagen? Die schauspielerischen Leistungen wissen wieder zu gefallen. Christopher Reeve überzeugt erneut in der "Doppelrolle", und das Zusammenspiel zwischen ihm und Margot Kidder ist nach wie vor gelungen. Gene Hackman hat in seinen wenigen Szenen wieder sichtlich Spaß mit seiner Rolle, und unter den "Neuankömmlingen" (wenn sie auch bereits kurz im ersten Teil zu sehen waren) stechen in erster Linie Terence Stamp als General Zod sowie Sarah Douglas als Ursa hervor – während Jack O'Hallorans Non leider doch eher wie ein stumpfsinniger Schläger wirkt, und kaum zur Geltung kommt. Was trotz des Wechsels des Regisseurs gleich geblieben ist, ist der etwas unausgeglichene Ton. Nach wie vor findet sich für meinen Geschmack zu viel albernes und angedacht-witziges in "Superman II", was vor allem in den dramatischeren Momenten (wie dem Kampf zwischen Superman, Zod & Co. in Metropolis; beispielhaft sei der Mann erwähnt, dessen Telefonzelle weggeblasen wird, und der trotzdem noch am Hörer bleibt und weiterspricht) störend auffällt. Last but not least: So schwer es mir fällt das zu sagen, aber… John Williams Abwesenheit macht sich eigentlich kaum bemerkbar – was jedoch natürlich in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass sich Ken Thorne an dessen im Vorgänger etablierten musikalischen Themen bedienen kann.

Fazit: Mit drei ihm ebenbürtigen Gegnern und der Tatsache, dass man die "origin story" bereits im Vorgänger abgehandelt hat, hätte sich eigentlich das Potential ergeben, "Superman II" besser zu machen als den Vorgänger. Dass dies nicht gelang, liegt für mich unter anderem an der Tatsache, dass man Richard Donners ursprünglichem Plan eines epischen, in zwei zusammengehörenden Filmen erzählten Abenteuers nicht folgen wollte, oder teilweise auch konnte – z.B. da Marlon Brando den Produzenten verbat, das mit ihm bereits gedrehte Material zu verwenden, weshalb man umdisponieren musste. Die von ihnen gefundene Lösung, nun auf einmal Kal-Els Mutter ins Zentrum zu rücken, überzeugt mich nicht wirklich, und insgesamt finde ich, da hat man an der falschen Stelle gespart – hätten sie lieber Brando gezahlt, was er haben wollte, und dafür die Kontinuität mit dem Vorgänger bewahrt. Auch aus dem Wechsel des Regisseurs und dem damit einhergehenden Wunsch, so wenig Material von Donner zu verwenden wie möglich, ergeben sich einige narrative Löcher. So verläuft die Wiedererlangung von Supermans Kräften hier noch unbefriedigender, als sie aufgrund des damit einhergehenden Rückziehers nicht ohnehin schon war. Nachdem man so einen Wirbel darum gemacht hat, dass dieser Prozess nicht umzukehren sei, hätte man sich in meinen Augen etwas besser einfallen lassen müssen, als dass er einen grünen Kristall findet, und man wegblendet. Auch die Trennung von Superman und Lois Lane am Ende wollte für mich keinen Sinn ergeben. Und dennoch ist der Film, auch wenn er teilweise die dramaturgisches Stückwerk dient, recht unterhaltsam, und gelang es zumindest ansatzweise, den Charme des Vorgängers zu behalten. Auch die ebenbürtigen Bösewichte verfehlen ihre Wirkung nicht, auch wenn sie keine nachvollziehbare Bedrohung für Superman darstellen, und sich die Spannung wieder einmal in erster Linie daraus ergibt, dass Superman versuchen muss, Unschuldige zu retten. Insgesamt ist "Superman II" in der Kinofassung eine solide, jedoch nicht ganz ebenbürtige, Fortsetzung.

Wertung:5 von 10 Punkten


Review zum Richard Donner-Cut: Der Donner-Cut von 'Superman II'. Now with added Brando!Eine der größten Stärken der Schnittfassung von Richard Donner ist die stärkere Verknüpfung zu "Superman – Der Film", der die ersten beiden Teile der Reihe wie eine große, zusammenhängende Geschichte wirken lässt. Neben der Tatsache, dass Zod & Co. durch die Explosion jener Atomrakete befreit werden, die Superman am Ende von Teil 1 ins All geschleudert hat (dementsprechend muss man beim Donner-Cut auch auf den Einsatz ein Paris verzichten; zumindest in meinen Augen kein sonderlich schmerzlicher Verlust), liegt dies natürlich in erster Linie am neuerlichen Auftritt von Marlon Brando, der hier im Gegensatz zur alten Kinofassung nach wie vor der einzige Ansprechpartner für Kal-El bleibt. Mal ganz abgesehen davon, dass er schon allein durch seinen Auftritt – wie schon beim Vorgänger – den Film aufwertet. Was gegenüber der Kinofassung ebenfalls positiv auffällt, ist das hier die Rückblenden zum Prozess von Zod und seinen Gefährten auf Krypton und alles andere rund um die darauffolgende Zerstörung des Planeten nun auch wirklich mit Teil 1 übereinstimmen. Schon allein dadurch ergibt "Superman II" im Vergleich zum Vorgänger ein stimmigeres Bild, welches ihn in meinen Augen deutlich aufwertet.

Auch die Art und Weise, wie Lois Lane Clark Kents versteckte Identität entdeckt, gefällt mir hier deutlich besser. Einen ersten entsprechenden Verdacht hegt sie gleich zu Beginn, als ihr der aktuelle Daily Planet mit einem großen Photo von Superman ins Auge sticht, und sie ihm eine Brille aufs Gesicht malt. Sie teilt Clark daraufhin ihren Verdacht mit – und stürzt sich aus dem Fenster der Redaktion. Wie in der Kinofassung gibt sich Superman aber auch hier zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht zu erkennen, und nützt seine Kräfte im Verborgenen, damit Lois Lane bei ihrer waghalsigen Aktion nicht passiert. Eben dies leitet dann eine meiner Lieblingsszenen aller "Superman"-Filme ein, die ich in der Kinofassung schmerzlichst vermisste: Als sie im Hotel bei den Niagarafällen verweilen, zückt Lois Lane einen Revolver und schießt auf Clark. Dieser erkennt daraufhin, dass er enttarnt wurde, und lässt seine Maske fallen – woraufhin sie ihm offenbart, dass sie nur mit einer Platzpatrone geschossen hat. In meinen Augen ist diese Szene um so viel cleverer als "Clark Kent/Superman fällt zufällig ins Feuer" aus der Kinofassung. Etwas später wird dann auch ein weiterer großer Kritikpunkt aus eben dieser zumindest ansatzweise behoben, nämlich wie Superman seine Kräfte zurückbekommt. Ein Rückzieher bleibt es zwar auch hier, aber erstens wird es hier um einiges besser erklärt (Jor-El erklärt seinem Sohn, dass er seine Einsicht schon vorausgeahnt habe), und zweitens ist es diesmal nicht so einfach, als dass er einfach einen grünen Kristall aufhebt, wir wegblenden und fertig. Hier ist die Rückkehr seiner Kräfte mit einem Opfer verbunden: Kal-El gibt seinem Sohn seine restliche Energie, was auch bedeutet, dass er danach endgültig aufhören wird zu existieren, und Kal-El ihn in Zukunft auch nicht mehr mit Hilfe der Kristalle zu Rate ziehen kann. Wie gesagt, auch hier bleibt ein gewisser fahler Nachgeschmack zurück – aber die Art und Weise, wie der Rückzieher hier gehandhabt wird, ist für mich einer der größten Vorteile der neuen Schnittfassung.

In der neuen Schnittfassung ist die Trennung von Lois und Superman endlich so halbwegs nachvollziehbar.Ein weiterer folgt etwas später, nämlich gegen Ende des Films. In der Kinofassung konnte ich absolut nicht verstehen, warum Superman und Lois Lane sich trennen. Hier wird einerseits in einer früheren Szene erklärt, dass er nicht zugleich für die Menschheit und einen einzigen Menschen da sein kann – eben deshalb gibt er dann ja auch seine Kräfte auf – und andererseits gibt es nachdem Zod und seine Anhänger besiegt wurden noch einen weiteren Dialog zwischen den beiden, der ihr weiteres Schicksal besiegelt, und nach dem Superman – nun ja sein Versteck bekannt ist – seine Festung der Einsamkeit zerstört. Im Gegensatz zur Kinofassung wird hier klar, dass und warum sie der Ansicht sind, dass ihre Beziehung keine Zukunft haben kann – was dann auch der Rückkehr zu Lanes Apartment und ihrem Abschied endlich jene Bedeutung verleiht, die ich in der Kinofassung schmerzlich vermisst habe. Insgesamt wird jedenfalls "Superman II" durch die neuen Szenen – und den Verlust ein paar anderer, die sich rückwirkend betrachtet als eher unnötig wenn nicht gar störend erweisen – enorm aufgewertet, und gefällt mir seine Schnittfassung ungleich besser.

Und dann kommt das Ende, und ein Großteil des zuvor aufgebauten "goodwills" verflüchtigt sich leider wieder. Denn: Anstatt es bei diesem bitteren Abschluss zu belassen, sollen Lois Lane auch hier jegliche Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit mit Superman – und dessen zweite Identität – genommen werden. Statt eines Kusses der derart umwerfend ist, dass sie teilweise ihr Gedächtnis verliert, bedient sich Superman dabei aber genau des gleichen Tricks, den er schon am Ende des ersten Teils angewendet hat – er dreht die Zeit zurück. Mal abgesehen davon, dass ich die Idee nach wie vor hirnrissig finde, und die Verwendung des gleichen Tricks ungemein unoriginell wirkt, bestätigt man damit all meine Befürchtungen, die ich im Review zu "Superman – Der Film" ausführlich geschildert habe, dahingehend, dass es Superman jederzeit als bequeme Deus Ex Machina anwenden könnte. Generell scheint es so, als würde er die Zeit wieder bis zum Ende von Teil 1 zurückdrehen, und damit quasi den kompletten Film den man gerade gesehen hat null und nichtig zu machen. Womit ich mir als Zuschauer doch die Frage stellen muss, wozu die von mir investierte zweistündige Lebenszeit denn dann eigentlich überhaupt gut war. Den Alzheimer-Kuss fand ich jetzt zwar auch nicht so überragend, aber im Vergleich zu diesem Ende ziehe ich ihn dennoch deutlich vor. Warum man aber Lois Lane nicht einfach ihr Wissen über Superman behalten lassen und die beiden in Zukunft getrennte Wege gehen lassen konnte – was für die weiteren Fortsetzung eine interessante und auch ansatzweise traurige Dynamik erschaffen hätte – werde ich nie verstehen. Abschließend sei noch schnell erwähnt, dass Richard Donner ursprünglich nicht das gleiche Ende (mit der rotierenden Erde) 2x verwenden wollte. Vielmehr hätte er diese Szene aus Teil 1 rausgelassen und erst am Ende des geplanten " Zweiteilers" gebracht. Wirklich besser hätte dies aber das ganze meines Erachtens auch nicht gemacht. Es ist und bleibt eine dumme Idee.


Fazit: Insgesamt ist Richard Donners Fassung der Kinoversion überlegen, und auf Augenhöhe mit Teil 1.Zwar mag auch die Schnittfassung von Richard Donner nicht perfekt sein – wobei mir allen voran wieder einmal jene Sequenz sauer aufstößt, in der Superman die Zeit zurückdreht, in dem er die Erde in die andere Richtung kreisen lässt; und dabei gleich die Ereignisse des kompletten zweiten Films ungeschehen macht – insgesamt gefällt sie mir aber doch etwas besser, als jene Version, die im Kino zu sehen war. Seine Fassung von "Superman II" ist stärker mit dem Vorgänger verbunden, weshalb die beiden im Donner-Cut ein deutlich stimmigeres Bild ergeben. Die Art und Weise, wie Lois Lane Clarks versteckte Identität erkennt, gefällt mir hier deutlich besser, und auch die eine oder andere narrative Lücke aus der Kinofassung wird hier geschlossen. So wird nicht nur erklärt, wie Superman seine Kräfte wieder erlangen konnte, dies ist zudem mit einem Opfer verbunden, was den fahlen Geschmack dieses Rückziehers doch deutlich reduziert. Und auch die Trennung von Superman und Lois Lane am Ende des Films ergibt in dieser Version nun endlich Sinn. Schade halt nur, dass man es nicht dabei belassen und die beiden als frühere Geliebte in den nächsten Film gehen lassen konnte (was meines Erachtens einiges an dramaturgischem Potential geboten hätte). Denn ohne die erneute "Erdumkreis-Sequenz" wäre der Donner-Cut von "Superman II" dem Vorgänger in meinen Augen sogar überlegen gewesen. In dieser Version ist er ihm aber immerhin ebenbürtig.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1980/2006 Warner Bros. Pictures)


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