Superman II - Allein gegen Alle |
Review zur Kinofassung und dem Donner-Cut
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 18 Juni 2013 |
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Kurzinhalt: Superman hat wieder einmal die Welt gerettet. Dabei sorgt er jedoch unbeabsichtigt und ohne es zu bemerken dafür, dass er jene Verbrecher, die sein Vater kurz vor der Explosion von Krypton in die Phantomzonne verbannt hat, aus eben dieser freigelassen werden. Superman bemerkt davon vorerst nichts. Er ist damit beschäftigt, als Clark Kent zusammen mit Lois Lane an einer Geschichte bei den Niagarafällen zu recherchieren. Als er einen kleinen Jungen vor dem sicheren Tod rettet, beginnt Lois Lane neuerlich zu vermuten, dass es sich bei Clark Kent um Superman handelt – und beschließt, ihm eine Falle zu stellen. Als sich Superman ihr schließlich zu erkennen gibt, fliegen sie gemeinsam in seine Festung der Einsamkeit. Dort fasst er den folgenschweren Entschluss, seine übernatürlichen Kräfte abzulegen, um fortan als normaler Mensch unter uns zu leben. Just zu diesem Zeitpunkt suchen General Zod und seine beiden Begleiter die Erde heim, um die Menschheit zu unterwerfen. Die Menschheit hat Superman noch nie so dringend gebraucht wie jetzt. Völlig niedergeschlagen macht sich Kal-El auf dem mühseligen Weg zurück in die Festung der Einsamkeit, um dort nach einem Weg zu suchen, seinen Fehler wieder gut zu machen und seine Kräfte zurückzuerlangen… Review zur Kinofassung: ![]() Dies ist praktisch von Anfang an deutlich. Der eigentliche Einstieg, der an "2001" erinnert (vor allem die Musik), mag noch gelungen sein, aber bereits bei der Rückblende auf Krypton fragt man sich, wo eigentlich Marlon Brando abgeblieben ist. Sein Fehlen – und der Versuch, statt ihm nun Supermans Mutter ins Zentrum des Geschehens zu rücken – ist für mich einer jener Aspekte, wo die Probleme der Produktion am Auffälligsten werden, und sich diese auch was den Filmgenuss betrifft am deutlichsten bemerkbar machen. Es wirkt einfach etwas verkrampft, wie man an Marlon Brando herumgedreht hat, und es schwächt auch die Verknüpfung zum ersten Teil. Teilweise haben sich die Produzenten letzteres aber auch selber eingebrockt. Hatte es Richard Donner so geplant, dass jener Moment als Superman die Atomrakete ins All ablenkt zur Freilassung von General Zod und seinen Gefährten führt, fügte man in die letztendliche Kinofassung von "Superman II" noch eine neue Mission für den stählernen Mann hinzu, in der sich Lois Lane wieder einmal in Gefahr begibt und von ihm gerettet werden muss, nämlich als Terroristen damit drohen, auf dem Eifelturm eine Wasserstoffbombe zu zünden. Zwar lässt man Superman damit zum ersten Mal international aktiv werden, ich hätte es aber vorgezogen, wenn man es sich wenigstens gespart hätte, Lois Lane dorthin zu schicken – so wirkt es nämlich langsam aber sicher so, als wäre er ihr persönlicher Schutzengel, und mehr für sie da, als für den Rest der Menschheit. Absolut großartig finde ich dann aber die Szenen auf dem Mond, als General Zod, Ursa und Non die sich dort gerade befindenden Astronauten angreifen. Vor allem optisch ist dies für mich der erste Höhepunkt des Films. ![]() Immerhin, die nachfolgenden Szenen zwischen den beiden sind ganz nett, vor allem wenn Superman sie in seine eisige Festung bringt. Etwas, dass ich dann aber wiederum überhaupt nicht verstanden habe, ist, warum Superman es für notwendig erachtet, seine Kräfte aufzugeben. Immerhin ist Lois ja in Superman verknallt, und nicht in Clark Kent. Seltsam auch, dass sie einfach so nebenbei stehen bleibt, ohne etwas zu sagen. Sie könnte ja Einspruch erheben, ihn aufhalten, oder aber ihn zumindest fragen ob er das denn wirklich tun will. Aber nein, nichts. Steht einfach stumm da und schaut ihm zu. Und dann ist da natürlich noch die klare, deutliche, definitive Aussage, dass es sich Superman gut überleben solle, da der Prozess niemals nimmer nicht unter absolut keinen Umständen umkehrbar ist! Ja, klar. Ich versteh schon, dass man damit versucht, die Spannung und Dramatik dieser Szene zu erhöhen, aber ganz ehrlich, vor allem auch angesichts der Tatsache dass wir alle genau wissen, dass er sie nachher ja doch wieder zurückgewinnen wird, hätte man sich diese ohnehin wirkungslose Täuschung schenken sollen, oder zumindest sie nicht ganz so stark betonen. Etwas konstruiert finde auch, dass General Zod und seine Gefährten natürlich just zu diesem Zeitpunkt als sich Superman in seine Festung der Einsamkeit zurückgezogen hat die Erde angreifen. Es war wohl als Ironie des Schicksals gedacht, hat für mich aber nicht wirklich funktioniert; es wirkt einfach wie ein zu großer Zufall. Ich hätte es jedenfalls vorgezogen, wenn man zumindest ein paar Tage hätte verstreichen lassen, ehe die drei entflohenen Verbrecher von Krypton ihren Angriff auf die Menschheit starten. ![]() Nachdem er seine Kräfte zurückerlangt hat fliegt er zurück nach Metropolis, um sich den drei Schurken zu stellen. Dies ist wohl eine gute Gelegenheit, einen genaueren Blick auf sie zu werfen. Was ich bei "Superman" ja noch bemängelt habe, ist das Fehlen einer echten, nachvollziehbaren Bedrohung für Superman. Eigentlich kann man ohne eine solche nur durch die Frage Spannung erzeugen, ob es ihm gelingen wird, andere Menschen zu retten und/oder eine drohende Katastrophe zu verhindern. "Superman II" schafft hier nun zumindest teilweise Abhilfe, denn mit Zod, Ursa und Non hat man zumindest drei ebenbürtige Gegner im Angebot. Das Problem daran: Eine wirkliche Bedrohung für Superman sind auch sie nicht, ist er doch trotz allem nach wie vor unzerstörbar – weshalb auch so angedacht dramatische Momente wie denn Superman hinter einem Laster eingeklemmt wird und halb Metropolis auszuckt "Superman ist tot!" völlig ihre gewünschte Wirkung verfehlen. Die vier können sich theoretisch bis zum Sankt Nimmerleinstag prügeln, und werden dennoch ihrem Ziel, den jeweiligen Gegner auszuschalten, keinen Schritt näher gekommen sein. Dies ist übrigens ein Punkt wo ich schon sehr gespannt bin, wie der Reboot "Man of Steel" mit dieser Problematik umgehen wird, und ob bzw. inwiefern es gelingen wird, einen Kampf zwischen zwei unzerstörbaren Personen spannend und interessant zu machen. Jedenfalls läuft es dadurch erst recht wieder darauf hinaus, dass Superman andere Leute retten muss, und sich die Spannug daraus ergibt, ob bzw. inwiefern ihm dies gelingt. Ja selbst Supermans Achillesferse kann man nicht wirklich zum Einsatz bringen, wären doch von Kryptonit Zod und seine Gefährten genauso betroffen. Zwar finde ich den Showdown trotz dieses Mankos (und des teilweise sehr aufdringlichen Product Placements) insgesamt besser als jenen aus dem Vorgänger – aber als spannender kann ich ihn guten Gewissens nicht bezeichnen. ![]() Der Showdown in der Festung der Einsamkeit hinterlässt bei mir dann wieder eher gemischte Gefühle. Vor allem die "Superman-Folie" hätte man sich in meinen Augen schenken sollen. Am besten gefällt mir, wie sich Superman Luthors verlogenen Charakter zu Nutze macht, um Zod, Ursa und Non auszutricksen. Zwar stellt sich mir die Frage, warum die drei so überhaupt nicht bemerken, wie ihnen die Kräfte genommen werden – bei Superman zuvor schien das ein eher schmerzhafter Prozess zu sein – aber mir gefällt, wie er hier statt mit Kraft mit List über seine Gegner triumphiert. Der Ausklang an sich leidet dann aber wieder darunter, dass man so wenig von Donners Material wie möglich verwenden wollte. Superman und Lois fliegen zurück, und sie schaut traurig drein, er wendet sich ab und fliegt weg – und man hat als Zuschauer keine Ahnung, was hier eigentlich vor sich geht. Offenbar trennen sie sich – aber warum und wieso? In der Kinofassung ergibt diese Wendung überhaupt keinen Sinn, und ließ mich somit mit einem großen Fragezeichen über meinen Kopf zurück. Schade fand ich auch, dass man Lois Lane ihr Wissen über die Identität von Clark Kent nicht behalten ließ. Dass Superman am Ende relativ problemlos ihre Erinnerungen an ihn löschen kann, gibt ihm nach seiner Fähigkeit die Zeit zurückzudrehen eine weitere Macht, von der ich mir nicht sicher bin ob es eine gute Idee ist, sie ihm zu geben. Immerhin heißt dies ja auch: Wann immer jemand wieder einmal seine wahre Identität erkennt, löscht er einfach dessen Erinnerungen, und fertig. Damit löst sich ein weiteres potentielles dramatisches Potential für spätere Geschichten in Luft auf. Wobei, ganz ehrlich… rückwirkend betrachtet sollte sich das noch als das kleinste Problem der Fortsetzungen herausstellen. ![]() Fazit: Mit drei ihm ebenbürtigen Gegnern und der Tatsache, dass man die "origin story" bereits im Vorgänger abgehandelt hat, hätte sich eigentlich das Potential ergeben, "Superman II" besser zu machen als den Vorgänger. Dass dies nicht gelang, liegt für mich unter anderem an der Tatsache, dass man Richard Donners ursprünglichem Plan eines epischen, in zwei zusammengehörenden Filmen erzählten Abenteuers nicht folgen wollte, oder teilweise auch konnte – z.B. da Marlon Brando den Produzenten verbat, das mit ihm bereits gedrehte Material zu verwenden, weshalb man umdisponieren musste. Die von ihnen gefundene Lösung, nun auf einmal Kal-Els Mutter ins Zentrum zu rücken, überzeugt mich nicht wirklich, und insgesamt finde ich, da hat man an der falschen Stelle gespart – hätten sie lieber Brando gezahlt, was er haben wollte, und dafür die Kontinuität mit dem Vorgänger bewahrt. Auch aus dem Wechsel des Regisseurs und dem damit einhergehenden Wunsch, so wenig Material von Donner zu verwenden wie möglich, ergeben sich einige narrative Löcher. So verläuft die Wiedererlangung von Supermans Kräften hier noch unbefriedigender, als sie aufgrund des damit einhergehenden Rückziehers nicht ohnehin schon war. Nachdem man so einen Wirbel darum gemacht hat, dass dieser Prozess nicht umzukehren sei, hätte man sich in meinen Augen etwas besser einfallen lassen müssen, als dass er einen grünen Kristall findet, und man wegblendet. Auch die Trennung von Superman und Lois Lane am Ende wollte für mich keinen Sinn ergeben. Und dennoch ist der Film, auch wenn er teilweise die dramaturgisches Stückwerk dient, recht unterhaltsam, und gelang es zumindest ansatzweise, den Charme des Vorgängers zu behalten. Auch die ebenbürtigen Bösewichte verfehlen ihre Wirkung nicht, auch wenn sie keine nachvollziehbare Bedrohung für Superman darstellen, und sich die Spannung wieder einmal in erster Linie daraus ergibt, dass Superman versuchen muss, Unschuldige zu retten. Insgesamt ist "Superman II" in der Kinofassung eine solide, jedoch nicht ganz ebenbürtige, Fortsetzung. Wertung:5 von 10 Punkten Review zum Richard Donner-Cut: ![]() Auch die Art und Weise, wie Lois Lane Clark Kents versteckte Identität entdeckt, gefällt mir hier deutlich besser. Einen ersten entsprechenden Verdacht hegt sie gleich zu Beginn, als ihr der aktuelle Daily Planet mit einem großen Photo von Superman ins Auge sticht, und sie ihm eine Brille aufs Gesicht malt. Sie teilt Clark daraufhin ihren Verdacht mit – und stürzt sich aus dem Fenster der Redaktion. Wie in der Kinofassung gibt sich Superman aber auch hier zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht zu erkennen, und nützt seine Kräfte im Verborgenen, damit Lois Lane bei ihrer waghalsigen Aktion nicht passiert. Eben dies leitet dann eine meiner Lieblingsszenen aller "Superman"-Filme ein, die ich in der Kinofassung schmerzlichst vermisste: Als sie im Hotel bei den Niagarafällen verweilen, zückt Lois Lane einen Revolver und schießt auf Clark. Dieser erkennt daraufhin, dass er enttarnt wurde, und lässt seine Maske fallen – woraufhin sie ihm offenbart, dass sie nur mit einer Platzpatrone geschossen hat. In meinen Augen ist diese Szene um so viel cleverer als "Clark Kent/Superman fällt zufällig ins Feuer" aus der Kinofassung. Etwas später wird dann auch ein weiterer großer Kritikpunkt aus eben dieser zumindest ansatzweise behoben, nämlich wie Superman seine Kräfte zurückbekommt. Ein Rückzieher bleibt es zwar auch hier, aber erstens wird es hier um einiges besser erklärt (Jor-El erklärt seinem Sohn, dass er seine Einsicht schon vorausgeahnt habe), und zweitens ist es diesmal nicht so einfach, als dass er einfach einen grünen Kristall aufhebt, wir wegblenden und fertig. Hier ist die Rückkehr seiner Kräfte mit einem Opfer verbunden: Kal-El gibt seinem Sohn seine restliche Energie, was auch bedeutet, dass er danach endgültig aufhören wird zu existieren, und Kal-El ihn in Zukunft auch nicht mehr mit Hilfe der Kristalle zu Rate ziehen kann. Wie gesagt, auch hier bleibt ein gewisser fahler Nachgeschmack zurück – aber die Art und Weise, wie der Rückzieher hier gehandhabt wird, ist für mich einer der größten Vorteile der neuen Schnittfassung. ![]() Und dann kommt das Ende, und ein Großteil des zuvor aufgebauten "goodwills" verflüchtigt sich leider wieder. Denn: Anstatt es bei diesem bitteren Abschluss zu belassen, sollen Lois Lane auch hier jegliche Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit mit Superman – und dessen zweite Identität – genommen werden. Statt eines Kusses der derart umwerfend ist, dass sie teilweise ihr Gedächtnis verliert, bedient sich Superman dabei aber genau des gleichen Tricks, den er schon am Ende des ersten Teils angewendet hat – er dreht die Zeit zurück. Mal abgesehen davon, dass ich die Idee nach wie vor hirnrissig finde, und die Verwendung des gleichen Tricks ungemein unoriginell wirkt, bestätigt man damit all meine Befürchtungen, die ich im Review zu "Superman – Der Film" ausführlich geschildert habe, dahingehend, dass es Superman jederzeit als bequeme Deus Ex Machina anwenden könnte. Generell scheint es so, als würde er die Zeit wieder bis zum Ende von Teil 1 zurückdrehen, und damit quasi den kompletten Film den man gerade gesehen hat null und nichtig zu machen. Womit ich mir als Zuschauer doch die Frage stellen muss, wozu die von mir investierte zweistündige Lebenszeit denn dann eigentlich überhaupt gut war. Den Alzheimer-Kuss fand ich jetzt zwar auch nicht so überragend, aber im Vergleich zu diesem Ende ziehe ich ihn dennoch deutlich vor. Warum man aber Lois Lane nicht einfach ihr Wissen über Superman behalten lassen und die beiden in Zukunft getrennte Wege gehen lassen konnte – was für die weiteren Fortsetzung eine interessante und auch ansatzweise traurige Dynamik erschaffen hätte – werde ich nie verstehen. Abschließend sei noch schnell erwähnt, dass Richard Donner ursprünglich nicht das gleiche Ende (mit der rotierenden Erde) 2x verwenden wollte. Vielmehr hätte er diese Szene aus Teil 1 rausgelassen und erst am Ende des geplanten " Zweiteilers" gebracht. Wirklich besser hätte dies aber das ganze meines Erachtens auch nicht gemacht. Es ist und bleibt eine dumme Idee. Fazit: ![]() Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1980/2006 Warner Bros. Pictures)
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