Ruby Sparks - Meine fabelhafte Freundin |
Eine etwas andere romantische Komödie
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 29 März 2013 |
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Kurzinhalt: Calvin Weir-Fields ist ein viel umjubelter Jungautor, dessen Erstlingswerk – dass er noch in seiner High School-Zeit schrieb – von vielen als Meisterwerk gefeiert wurde. Seitdem leidet er jedoch unter dem Erfolgsdruck, ein Nachfolgewerk zu verfassen, das sich mit seinem ersten Roman messen kann. Nachdem mittlerweile mehrere Jahre seit seinem Erfolg vergangen sind, beginnen Verlag und Agent schön langsam ungeduldig und nervös zu werden. Doch je mehr Druck er bekommt, desto schwerer fällt es ihm, etwas Vernünftiges aufs Papier zu bringen. Dies ändert sich jedoch, als er von einer quirligen, lebhaften und aufgeweckten jungen Frau namens Ruby Sparks zu träumen beginnt. In ihr findet ihr jene Muse, nach der er jahrelang gesucht hat – und beginnt, seine Träume auf Papier zu bringen und dort auch weiter auszuführen. Seitenlang beschreibt er Ruby Sparks, und schildert seine Erlebnisse mit ihr – bis an einem schicksalhaften Morgen das Unmögliche passiert, und Ruby Sparks auf einmal leibhaftig vor ihm steht… Review: ![]() Denn Ruby Sparks Auftauchen ist mehr als ein reines Gimmick – es ermöglicht dem Film vielmehr, sich dem Thema Romantik, Liebe und Beziehungen auf besondere, ja einzigartige Art und Weise zu nähern, und Beobachtungen anzustellen, die in einem gewöhnlichen Rahmen nicht – oder zumindest nicht so leicht und/oder so offensichtlich – möglich wären. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Calvins Macht über Ruby Sparks. Sie wurde von ihm erschaffen, entspricht seinem Wunschbild – zugleich ist es ihm aber auch jederzeit möglich, sie zu verändern. Alles was es dazu braucht ist, seinem Roman eine weitere Zeile hinzuzufügen. Zuerst benutzt er diese Fähigkeit lediglich dazu, um seinen Bruder davon zu überzeugen, dass er die Wahrheit sagt, und es sich bei Ruby auch wirklich um die fleischgewordene fiktionale Figur seines neuen Werks handelt. Etwas, dass sein Bruder nicht verstehen kann – hält er dies doch für die Erfüllung des Wunschtraums eines jeden Mannes. Ganz egal, was einen stört, es lässt sich ganz leicht und ohne Diskussionen ändern. Warum also diese Macht nicht ausnützen? Doch anfänglich ekelt Calvin dieser Gedanke geradezu an. Er packt das Manuskript in eine Lade und sperrt diese zu, um auch ja nicht in Versuchung zu geraten, sich bei jeder Kleinigkeit an die Tasten zu setzen. Außerdem sieht er keinen Grund dafür, irgendetwas zu ändern – ist doch Ruby Sparks ohnehin so wie sie ist perfekt. Damit spiegelt er jenen romantisch verklärten Blick durch die rosarote Brille wieder, mit dem wir wenn wir frisch verliebt sind all unsere Partner betrachten. Mit der Zeit jedoch fallen einem dann immer wieder mal Kleinigkeiten auf, die einem an der anderen Person nicht gefallen, ja vielleicht sogar stören. Dann können wir uns damit entweder abfinden – und hoffen, dass diese ganzen Kleinigkeiten nicht eines Tages zu einem großen Berg an Dingen ausartet, die uns stören – oder versuchen, den anderen zu verändern. ![]() Dies kumuliert schließlich in zwei phantastischen Szenen. In der ersten trifft Calvin auf seine Ex-Freundin, die ihn vor Jahren verlassen hat, und die er seither verteufelt. Als sie mit ihm über ihre Trennung spricht, muss er jedoch erkennen, dass deutlich andere Gründe – die zu einem Großteil auch in seinem Bereich liegen – dafür verantwortlich waren, als er bislang annahm, und es sich bei ihr keineswegs um ein egoistisches Luder handelt. Vielmehr hat er sie in vielerlei Hinsicht zu dieser Trennung förmlich getrieben. Doch noch ist es für ihn zu früh, diese Wahrheit zu akzeptieren – und so kommt es im Anschluss an die Party zu einer ungemein harten Szene, die anzuschauen mir teilweise schwer fiel, aufgrund der – weniger physischen als psychischen – Brutalität. Damit verschweigt "Ruby Sparks" leider auch nicht die traurige Wahrheit, dass wir manchmal jene Menschen, die wir am meisten lieben, auch am meisten verletzen. Es ist eine großartige Szene, die bei mir noch lange nachgewirkt hat, und wo ich Drehbuchautorin Zoe Kazan, die Regisseure Jonathan Dayton & Valerie Faris, und vor allem auch Hauptdarsteller Paul Dano für ihren Mut loben muss – bin ich mir doch sicher, dass Calvin spätestens hier bei vielen jegliche Sympathie verspielen wird. Etwas, das romantische Komödien sonst ja tunlichst vermeiden, da der Wunsch dass die beiden Hauptfiguren zusammenkommen sollen normalerweise ja zu den zentralen Elementen des Genres gehört. Generell müssen die Schauspieler, allen voran Paul Dano sowie die in ihre eigene Titelrolle schlüpfende Zoe Kazan, für ihre Leistung hier gelobt werden. Ersterer vor allem aufgrund der herrlich ambivalenten Performance, letztere vor allem deshalb, da sie in Wahrheit viele verschiedene Figuren – oder zumindest Facetten einer Person – darstellen muss. Jedenfalls gelingt es beiden, in ihren jeweiligen Rollen zu brillieren. ![]() Fazit: "Ruby Sparks" ist ein ungemein cleverer, oftmals berührender, teilweise sehr romantischer, und stellenweise auch sehr harter Film mit einem angenehm unsympathischen Hauptprotagonisten, grandios gespielt von Paul Dano. Ebenfalls nicht zu verachten ist die schauspielerische Leistung von Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Zoe Kazan. "Ruby Sparks" gelingt es dank der phantastischen Ausgangssituation auf bestechende Art und Weise, bestimmte Wahrheiten über Liebe und Beziehungen offenzulegen, die sonst im Bereich der romantischen Filme üblicherweise verschwiegen und/oder ignoriert werden. Dies bezieht sich insbesondere darauf, wie man anfänglich auf Wolke 7 schwebt, danach zunehmend Dinge entdeckt die einen stören oder vielleicht sogar auf die Nerven gehen, und wie man dann manchmal versucht, den anderen zu verändern, und ihn wieder auf jenes Idealbild des perfekten Traumpartners zurechtzubiegen, dass man in ihm/ihr in diesen ersten magischen Tagen und Wochen sah – und dabei völlig darauf vergisst, den "Fehler" nicht beim jeweils anderen, sondern bei sich selbst zu suchen. Einzig die Tatsache, dass man uns einen meines Erachtens entscheidenden Moment leider vorenthält, sowie gewisse Logikfragen rund um das Ende, verhindern eine höhere Wertung. Nichtsdestotrotz ist "Ruby Sparks" ein – in jeder Hinsicht – phantastischer Film, den ich vor allem jenen wärmstens ans Herz legen würde, die von der x-ten klischeehaften romantischen Komödie die Nase voll haben, und sich nach etwas frischen Wind im Genre sehnen. Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 20th Century Fox)
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