Zero Dark Thirty |
Jessica Chastain jagt – und fängt – Bin Laden…
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 20 Februar 2013 |
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Kurzinhalt: Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 intensivieren amerikanische Geheimdienste wie der CIA ihre Bemühungen, die Terrororganisation Al-Qaeda zu zerschlagen und ihre Anführer – allen voran Osama Bin Laden – zu ergreifen. Verdächtige werden in geheimen Gefangenenlagern verhört und gefoltert, um Informationen über geplante Terroranschläge und die Strukturen von Al-Qaeda zu erhalten. Auch die junge Agentin Maya, die neu in Islamabad angekommen ist, ist bei einigen dieser Verhöre anwesend. Als sie von einem der Gefangenen einen Hinweis bekommt, sieht sie darin den Schlüssel zur Ergreifung Bin Ladens. In den nächsten 10 Jahren folgt sie dieser Spur unerbittlich und gegen alle – auch interne – Widerstände… Review: ![]() Natürlich hat sich im letzten Jahrzehnt bereits die Thrillerserie "24" immer wieder kritisch mit dieser Thematik auseinandergesetzt – allerdings war diese schon immer in erster Linie zur Unterhaltung gedacht, und stellte nie einen Anspruch auf Realismus und/oder Plausibilität. "Zero Dark Thirty" vermischt hingegen Fiktion mit realen Ereignissen – daher haben die entsprechenden Szenen eine deutlich größere Wirkung, und eben deshalb traf der Film wohl auch bei manchen einen Nerv, was die teils heftigen Reaktionen erklären dürfte. Jedenfalls fand ich es als eine der größten Stärken des Films, dass sich Bigelow diesem Thema mit Offenheit und Ehrlichkeit widmet, und es ambivalent behandelt. Eine weitere ist die Tatsache, dass der Film zumindest bis zu einem gewissen Grad reale Ereignisse behandelt. Ja, Maya selbst ist eine Erfindung des Films bzw. des Drehbuchautors Mark Boal, und eine Verschmelzung verschiedenster CIA-Agenten, die mit der Jagd auf Bin Laden befasst waren. Manches wird bewusst zugespitzt, und anderes ist offenkundig frei erfunden. Durch die Vermischung dieser fiktiven Elemente mit realen Ereignissen entsteht jedoch ein sehr eigenwilliger und überaus effektiver Mix. Vieles mag Spekulation sein, aber alles in allem wirkt die hier erzählte Geschichte durchaus plausibel und glaubwürdig. Eine weitere wesentliche Stärke des Films ist Jessica Chastain, die in Maya ihre wohl bisher beste Rolle gefunden hat. Viele kritisieren, dass wir von Maya nicht viel erfahren, und man sie – mit einer Ausnahme – nie in ihrer Freizeit sieht. Für mich ist jedoch genau das der Punkt des Films. Maya lebt nur, um Bin Laden zu fangen – die Suche nach ihm ist das, was ihr Leben bestimmt. Alles andere ist sekundär. Zudem schaffte Mark Boal mit ihr eine starke Frauenfigur, die zwar offensichtlich die Foltermethoden verabscheut, und diesen dennoch beiwohnt. Jessica Chastain spielt sie jedenfalls phantastisch, mit viel Energie und Härte – lässt jedoch in bestimmten Momenten auch ihre Gefühle und ihre Verletzlichkeit durchblitzen. ![]() Trotz dieser Stärken bin ich der Ansicht, dass es Kathryn Bigelow mit ihrem neuesten Film nicht ganz gelingt, an "Tödliches Kommando" anzuknüpfen. So stellt "Zero Dark Thirty" zwischendurch stellenweise die Geduld des Zuschauers doch etwas auf die Probe. Eine etwas straffere Erzählweise hätte jedenfalls meines Erachtens gut getan. Auch ist der Film derart auf Maya (kon)zentriert, dass alle Figuren um sie herum praktisch zu Statisten verkommen. Lediglich Jason Clarke als Chef-Folterer vermochte auf mich Eindruck zu machen, alle anderen fielen mir weniger wegen ihren Rollen auf, als dass ich unweigerlich daran denken musste, woher ich sie kenne (Der Papa aus "Super 8", Michael der Verräter aus "Lost", der junge Owen Lars aus "Star Wars – Episode II: Angriff der Klonkrieger", der Dauerbösewicht aus zig Filmen des letzten Jahrzehnts [Mark Strong], und sogar Tony Soprano!). Ein Effekt, der gerade auch bei einem so auf Realismus getrimmten Film wie "Zero Dark Thirty", der spekulativ über wahre Ereignisse erzählen will, fehl am Platz wirkte und mich immer wieder aus der Geschichte riss (ähnlich erging es mir damals z.B. auch beim Gastauftritt von David "Sledge Hammer" Rasche bei "Flug 93" – dort war es aber wenigstens nur ein bekanntes Gesicht). Insgesamt hätte ich es jedenfalls vorgezogen, wenn Bigelow bis auf Chastain auf überwiegend unbekannte, unverbrauchte und vor allem auch unvorbelastete Gesichter gesetzt hätte – zumal "Zero Dark Thirty" nichts dazu tat, ihre Figuren besser vorzustellen und dadurch die Erinnerung an ihre frühere Rollen zu verdrängen. Mein letzter Kritikpunkt ist dann ein extrem vorhersehbares Ereignis ca. in der Mitte des Films, mit dem man zwar Maya eine nachvollziehbare Motivation für ihre Besessenheit geben mag, Osama Bin Laden zu fassen, dabei jedoch aufgrund ihres fahrlässigen, naiv wirkenden Verhaltens den involvierten Figuren keinen Gefallen tut, und ihr Ansehen beim Zuschauer rückwirkend schädigt. Möglicherweise hat es sich ja wirklich so zugetragen, keine Ahnung. Mir kam es jedenfalls so wie es umgesetzt wurde etwas übertrieben und wenig nachvollziehbar vor. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2013 Universal Pictures International)
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