Last Action Hero
Arnold Schwarzenegger parodiert sich selbst Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 10 Februar 2013
 
Schwarzenegger

Last Action Hero
(Last Action Hero, USA 1993)
 
Last Action Hero
Bewertung:
Studio/Verleih: Columbia Pictures/Sony Pictures
Regie: John McTiernan
Produzenten: U.a. John McTiernan, Steve Roth & Arnold Schwarzenegger
Drehbuch: Shane Black, David Arnott, Adam Leff & Zak Penn
Filmmusik: Michael Kamen
Kamera: Dean Semler
Schnitt: Richard A. Harris & John Wright
Genre: Action/Komödie
Kinostart Deutschland: 07. Oktober 1993
Kinostart USA: 18. Juni 1993
Laufzeit: 130 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack
Mit: Arnold Schwarzenegger, Austin O'Brien, Art Carney, Charles Dance, Anthony Quinn, Frank McRae, F. Murray Abraham, Tom Noonan, Bridgette Wilson, Mercedes Ruehl, Ian McKellen u.a.


Kurzinhalt: Der junge Danny Madigan ist ein großer Fan der Action-Filmreihe "Jack Slater" mit Arnold Schwarzenegger. Immer wieder schleicht er sich mit Hilfe des Projektionisten Frank in den Kinosaal, und schwänzt die Schule. Nun hat Frank eine ganz besondere Überraschung für ihn: Soeben ist bei ihm der neueste Jack Slater-Film eingetroffen, den er sich um Mitternacht ansehen wird, um die Filmkopie zu überprüfen. Ob Danny ihm dabei nicht vielleicht Gesellschaft leisten will? Doch das ist noch nicht alles: Vor Jahrzehnten hat Frank vom großen Zauberer Houdini ein angeblich magisches goldenes Ticket erhalten, dass einen in eine fremde Welt katapultieren kann. Frank hatte nie den Mut, es auszuprobieren – jetzt gibt er Danny das Ticket. Und tatsächlich: Wenige Minuten, nachdem der Film begonnen hat, findet sich Danny plötzlich mitten in "Jack Slater IV" wieder. Danny freundet sich schnell mit Jack Slater an, und versucht ihn davon zu überzeugen, dass es sich bei ihm nur um die fiktionale Figur eines Kinofilms handelt – ohne Erfolg. Aufgrund seines Wissens zum Fall – aufgrund der ersten Filmminuten – macht man ihn jedoch zu Jacks Partner. Gemeinsam macht man sich daran, die Pläne des Gangsters Tony Vivaldi zu durchkreuzen. Die wahre Bedrohung liegt jedoch bei dessen Handlanger Benedict, der schon bald hinter das Geheimnis des magischen goldenen Tickets kommt, und dem es gelingt, in die reale Welt zu gelangen…

Review: Arnold Schwarzenegger beweist in 'Last Action Hero' einiges an Selbstironie.In "Last Action Hero" zieht Arnold Schwarzenegger Actionfilme, seine "larger than life"-Rollen sowie vor allem auch sich selbst gehörig durch den Kakao. Ein parodistischer Zugang, mit den die Kinobesucher 1993 eher weniger anfangen konnten; wobei man auch gleich festhalten muss, dass "Last Action Hero" längst nicht jener kommerzielle Flop war, als der er oftmals hingestellt wird ("Der City Hai" hat z.B. noch deutlich weniger eingespielt). Dennoch zählt "Last Action Hero" nicht unbedingt zu Arnolds größten Hits, und auch wenn der Film in der Tat nicht perfekt ist und über einige Schwächen verfügt, so denke ich doch, dass dies u.a. damit zusammenhängt, dass er seiner Zeit in gewisser Weise voraus war. Diese Art der ironischen Selbstreflexion und parodistischen Betrachtung, sowie die Meta-Ebenen, sind eigentlich erst in den 0er-Jahren so richtig populär geworden. 1993 wusste das Kino-Publikum damit offenbar nicht so recht etwas anzufangen. Schlecht ist "Last Action Hero" deshalb aber nicht – im Gegenteil, gerade in diesem originellen und cleveren Zugang, die Kino-Realität und deren Unterschiede zur realen Welt zum Zentrum des Films zu machen, liegt meines Erachtens seine größte Stärke.

Dementsprechend gibt es auch zahlreiche parodistische Momente und amüsante Szenen. So wimmelt es in "Last Action Hero" nur so vor Arnies typischen One-Linern, und die betreffenden Kalauer flogen nie so tief wie hier. Es wimmelt nur so vor Explosionen – jeder kleinste Schuss auf ein Auto bzw. jeder Unfall lässt dieses natürlich sofort explodieren. Es gibt einige Cameo-Auftritte, wie z.B. von Tina Turner, Sharon Stone (als Catherine Tramell) und Robert Patrick (als T-1000). Köstlich auch jene "Hamlet"-Version, die sich als er einen alten Filmausschnitt sieht in Dannys Kopf abspielt. "Hamlet" als Actionkracher, inklusive Arnold, der die Frage "To be or not to be" auch sogleich mit "Not to be" beantwortet. Für mich war dieser kleine Film im Film eines der absoluten Highlights von "Last Action Hero". Herrlich natürlich auch der völlig überzogene Bösewicht Benedict, der trotz seines Glasauges natürlich immer sein Ziel trifft, oder auch Lieutenant Dekker als wandelndes "verärgerter Polizeiboss"-Klischee. Auch musikalisch hat sich die eine oder andere Anspielung in den Film geschlichen. Wenn einer der beiden Polizisten, die bei der Explosion gleich zu Beginn ums Leben kommen, etwas davon faselt, dass er nur noch wenige Tage zur Rente hatte, referenziert Michael Kamen auf seine eigene Musik für die "Lethal Weapon"-Reihe. Auch später, wenn – bereits nach der Rückkehr in die realen Welt – kurz auf "Stirb langsam" referenziert wird, deutet Kamen leise eines der musikalischen Themen dieses Films an. Herrlich subtil, aber wenn man es bemerkt wirklich genial, und sehr clever gemacht. Andere Anspielungen sind deutlich offensichtlicher, wie z.B. wenn man erwähnt, dass "I'll be back" so etwas wie Arnolds Markenzeichen geworden ist, oder man in der Welt von Jack Slater Silvester Stallone zum Terminator macht (da Arnold Schwarzenegger ja Jack Slater spielt). Und so mancher Gag erhielt auch erst in den darauffolgenden Jahren besondere Bedeutung, wie z.B. wenn Frank meint, Politiker seien so ziemlich das Schlimmste, das in der realen Welt anzutreffen ist. Damals konnte man es natürlich noch nicht wissen, aber heutzutage, mit Arnolds politischer Karriere im Hinterkopf, ist diese Szene einfach nur herrlich ironisch.

Nach dem Wechsel in die 'Wirklichkeit' dreht der Film meines Erachtens erst so richtig auf.So amüsant und unterhaltsam "Jack Slater IV" auch ist, meines Erachtens dreht "Last Action Hero" erst dann so richtig auf, wenn es diesen fiktionalen Actionhelden in die Wirklichkeit verschlägt. Wie sich Slater wundert, als das Auto nicht einfach so explodiert wenn er darauf schießt, oder auch dass es wirklich schmerzt, wenn er mit seiner Faust die Scheibe einschlägt, thematisiert herrlich die Unterschiede zwischen Actionfilmen und der Wirklichkeit. Auch die Szene, als Slater mit dem Bösewicht "chicken" spielt (natürlich eine Anspielung auf "Red Heat"), ist herrlich – und auch toll inszeniert, sehen wir diesen Crash doch ohne Schnitt, quasi aus Dannys Perspektive. Es ist auch dieser Teil, in dem Arnie sich auch über sich selbst lustig macht, als er sich selbst spielt, wie z.B. mit der Werbung für seine "Planet Hollywood"-Restaurantkette. Außerdem wird "Last Action Hero" eigentlich erst nach dem Wechsel in die "Wirklichkeit" spannend, da wir uns davor ständig dessen bewusst waren, dass es sich um einen Actionfilm handelt. Und Kudos auch für dein Einfall, dass Benedict auf die Idee kommt, andere Bösewichte aus Filmen in die Realität zu holen – und dafür just Slaters Nemesis, den Ripper, der den Tod seines Sohnes zu verantworten hat, auswählt.

Nichtsdestotrotz ist "Last Action Hero" nicht das Actionkomödien-Highlight, dass man sich angesichts der Vorzeichen erhoffen durfte. Immerhin stammt das Drehbuch u.a. aus der Feder des "Lethal Weapon"-Autors Shane Black, und mit John McTiernan stand ein absoluter Action-Spezialist hinter der Kamera, der Arnold bereits in "Predator" inszeniert hat, und im Jahr danach mit "Stirb langsam" den wohl besten Actionfilm aller Zeiten schuf, und auch "Last Action Hero" wieder mit sicherer Hand inszeniert und einige spektakuläre Actionszenen schafft. Und natürlich war auch Arnold Schwarzenegger für Jack Slater die absolute Idealbesetzung. Die Erwartungshaltung, die angesichts dieser Beteiligten entsteht, kann "Last Action Hero" aber eben leider nicht erfüllen. Dies liegt auch an so manchen unverständlichen Entscheidungen und subjektiven Schwächen, die sich der Film meines Erachtens leistet. Wie kurz schon angesprochen, liegt ein Problem im Konzept darin, dass wir aufgrund der Tatsache dass uns bewusst ist, dass wir uns in einem Actionfilm befinden, keinen Grund haben, mit den Protagonisten mitzufiebern – da ihnen in der Welt von Jack Slater ohnehin nichts passieren kann. Übers Ziel hinaus geschossen hat man auch damit, dass in Filmen immer nur schöne Frauen zu sehen sind. Während man die Models an sich die in Jack Slaters Welt herumlaufen noch als Überzeichnung durchgehen lassen kann, hat man es spätestens mit den völlig abgefahrenen Kostümen die sie tragen übertrieben. Generell fällt das eine oder andere Element auf, das mit einer Parodie nichts zu tun hat. Hier ist in erster Linie die animierte Figur zu nennen. In welchem Actionfilm hätte es so etwas schon mal zu sehen gegeben? Hier verlässt man leider den Pfad der Parodie, und betrifft die Absurdität – was meines Erachtens auf Kosten des Films geht. Leider konnte ich auch mit Danny nur bedingt etwas anfangen. Seine Versuche, Jack Slater davon überzeugen zu wollen, dass sie sich in einem Film befinden, fand ich wenig überzeugend und/oder gelungen. Generell kommt er teilweise wie ein Klugscheißer rüber, und übertreibt man es bei ihm mit der ironischen Kommentierung der üblichen Actionfilm-Klischees. Und auch wenn ich es normalerweise zu vermeiden versuche, Kinderdarsteller zu stark zu kritisieren, aber… irgendwie wurde ich mit Austin O'Brien den ganzen Film über nicht warm. Gegen ihn wirkt ja selbst Schwarzenegger wie ein Shakespeare-Darsteller!

Der Showdown im Kinosaal und danach auf dem Dach zählt zu den Höhepunkten des Films.Als absolut überflüssig empfand ich auch den Auftritt vom Tod. So toll Ian McKellen in der Rolle auch sein mag, es fügt einen ohnehin schon mit einem magischen Kinoticket belasteten Actionfilm eine weitere phantastische Komponente hinzu, welche auf den "Realismus" und die Nachvollziehbarkeit drückt. Zumal er auch keine wichtige Funktion hat, außer Danny auf das offensichtliche hinzuweisen. Das hätte ihm aber auch entweder selber einfallen können, oder aber man hätte Frank dafür nutzen können. Eines der Hauptprobleme ist aber, dass ich nie so recht an die Freundschaft zwischen Jack und Danny glauben konnte. Warum das so war, kann ich selbst nicht sagen, aber irgendwas an ihrer Beziehung zueinander hat für mich nicht funktioniert, fühlte sich unecht an. Vielleicht hat es damit zu tun, dass Jack Slater eben nur eine fiktive Figur ist. Jedenfalls war es deshalb für mich auch schwer, den emotionalen Abschied am Ende nachempfinden zu können. Was für mich dann im Endeffekt auch eins der größten Probleme ist, die ich mit ihm habe: Ja, er hat überwiegend gute Unterhaltung geboten, aber letztendlich hat mich "Last Action Hero" völlig kalt gelassen. Schon allein deshalb kann ich ihn nicht zu den ganz großen des Genres zählen. Die restlichen kleineren Schwächen tun dann ihr übriges.

Fazit: "Last Action Hero" ist meines Erachtens deutlich besser als sein Ruf. Ich denke, in mancherlei Hinsicht – gerade auch was die Meta-Ebene betrifft – war er seiner Zeit voraus, und schlauer, als es ihm gut tut. Mit einem derartigen post-modernen Zugang war man in den frühen 90ern wohl einfach noch etwas überfordert. Für mich liegt jedoch genau darin – und der damit einhergehenden parodistischen Betrachtung des Actionfilm-Genres – sowie in den zahlreichen großartigen Anspielungen und Gags die größte Stärke des Films. Während der Film im Film aufgrund des Konzepts leider etwas unter mangelnder Spannung leidet, dreht "Last Action Hero" vor allem dann so richtig auf, wenn es Jack Slater in die "reale Welt" verschlägt. Der nachfolgende Teil bietet dann nicht nur einige der besten Gags des Films – z.B., wenn Arnold sich selbst spielt – sondern auch so manche spannende Szene, wie z.B. der Showdown bei der Filmpremiere. Schade nur, dass "Last Action Hero" von manchen Schwächen unnötig heruntergezogen wird, und somit den hohen Ansprüchen die man angesichts des originellen Konzepts, dem Action-erfahrenen Regisseur John McTiernan sowie Drehbuchautoren wie Shane Black an ihn haben durfte, nicht gerecht wird. So schießt man mit einigen Einfällen, wie z.B. dem Tod oder auch dem animierten Polizisten, über das Ziel hinaus. Austin O'Brien ist leider als Kinderdarsteller nicht gut genug, um neben Arnold und dessen eindrucksvoller Leinwandpräsenz nicht gänzlich unterzugehen, und leidet zudem unter einer Figur, die meint, alles ständig kommentieren zu müssen – was mit der Zeit doch etwas auf die Nerven geht. Und "Jack Slater IV" ist leider als Film im Film – gerade auch was die Handlung betrifft – einfach nicht gut genug, um abseits der parodistischen Elemente gut unterhalten zu können. Eben deshalb kann ich "Last Action Hero" leider nicht ganz so ins Herz schließen, wie ihm das mittlerweile bei anderen gelungen ist. Eine unterhaltsame, clevere Action-Parodie ist er aber in meinen Augen dennoch.

Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Columbia Picturess)


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