Twins - Zwillinge
Schwarzenegger und DeVito als ungleiches Paar Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 08 Februar 2013
 
Schwarzenegger

Twins - Zwillinge
(Twins, USA 1988)
 
Zwillinge
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: Ivan Reitman
Produzenten: U.a. Ivan Reitman
Drehbuch: William Davies, William Osborne, Timothy Harris & Herschel Weingrod
Filmmusik: Georges Delerue & Randy Edelman
Kamera: Andrzej Bartkowiak
Schnitt: Donn Cambern & Sheldon Kahn
Genre: Komödie
Kinostart Deutschland: 23. März 1989
Kinostart USA: 09. Dezember 1988
Laufzeit: 107 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: DVD
Mit: Arnold Schwarzenegger, Danny DeVito, Chloe Webb, Kelly Preston, Bonnie Bartlett, Trey Wilson, Marshall Bell, David Caruso u.a.


Kurzinhalt: Julius Benedict ist das Experiment eines Gentechnik-Wissenschaftlers, der aus sechs hervorstechenden Probanden und einer wunderhübschen Frau das perfekte menschliche Wesen erschaffen wollte. Kurz nach seiner Geburt wurde er auf eine abgelegene Insel gebracht, wo man ihn alles Mögliche gelehrt hat. Er ist sehr gebildet und belesen – doch vom Leben bzw. von der Welt außerhalb weiß er kaum etwas. Dies ändert sich jedoch, als Julius kurz vor seinem 35. Geburtstag erfährt, dass er einen Zwillingsbruder ab. Sofort bricht er seine Sachen und reist nach Los Angeles, um diesen kennenzulernen. Doch Vincent unterscheidet sich nicht nur optisch enorm von seinem Bruder. Während Julius die pure Unschuld ist, hat es Vincent faustdick hinter den Ohren, und steht angesichts seiner Betrügereien und Diebstähle immer mit einem Bein im Gefängnis. Bzw. nun, als Julius ihn aufsucht, sogar mit beiden! Doch Julius hinterlegt für ihn die Kaution, und Vincent ist frei. Aufgrund der enormen äußerlichen Unterschiede hält Vincent seinen Zwillingsbruder zu Beginn für einen Scherz, bzw. hält ihn für verwirrt – was ihn jedoch nicht daran hindert, ihn auszunutzen. Erst als er von den Experimenten erzählt beginnt Vincent, ihm zu glauben. Gemeinsam brechen sie auf, um ihre Mutter zu finden, von denen sie beide bisher annahmen, dass sie bei der Geburt gestorben wäre…

Review: Vincent kann es gar nicht glauben - Julius ist sein Zwillingsbruder!Schon allein die Idee ist einfach nur zum Brüllen: Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito als Zwillinge? Wem immer das eingefallen ist – Kudos! "Zwillinge" bezieht viel von seinem Humor daraus, dass man wohl keine zwei anderen Schauspieler hätte finden können, die sich weniger ähnlich sehen, und die man dann als Zwillinge präsentiert. Arnold Schwarzenegger ist groß, gut gebaut, durchtrainiert, und Danny DeVito… sagen wir einfach, er ist das genaue Gegenteil, und belassen wir es dabei. Die beiden nun als angebliche Zwillinge zu sehen – wofür man aufgrund der genetischen Experimente zumindest ansatzweise versucht, eine halbwegs plausible Erklärung zu finden – ist einfach nur köstlich. Allein aus diesem enormen optischen Gegensatz bezieht der Film viel von seinem Humor und seinen Reiz. Aber natürlich sind die beiden nicht nur äußerlich unterschiedlich. Zusätzlich trägt auch die Tatsache, wie unterschiedlich sie in ihrem Wesen sind, enorm zum Unterhaltungswert bei.

Dabei geht "Twins" dankenswerterweise nicht den vorhersehbaren Schritt, Julius nur gut und Vincent nur "schlecht" und/oder böse zu machen. Ja, Julius ist zwar ein durch und durch netter und unschuldiger Kerl, mit keinem Gramm Boshaftigkeit in seinen Knochen, zugleich ist er aber auch ungemein unerfahren, naiv, und teilweise auch unbeholfen. Vincent wiederum mag ein – in wahrsten Sinne des Wortes – Kleinganove sein, doch im Grunde ist auch er ein herzensguter Mensch, der keiner Fliege etwas zu leide tun würde. Besonders gut gefällt mir auch, dass die Unterschiede in ihrer Persönlichkeit nicht ebenfalls auf die genetischen Experimente geschoben werden, sondern vielmehr die Tatsache als Erklärung herangezogen wird, wie unterschiedlich sie aufwuchsen. Julius mag zwar von der Welt abgeschnitten gewesen sein, aber er wurde von seinen Zieheltern geliebt, und genoss auch eine hervorragende Ausbildung. Vincent wurde hingegen in ein Waisenhaus abgeschoben, im Glauben, seine Mutter hätte ihn verstoßen. Ihm wurde nichts geschenkt, er musste sich alles erst mühsam erarbeiten – und eben teilweise auch erklauen. Jedenfalls gelingt es sowohl Arnold Schwarzenegger als auch Danny DeVito hervorragend, ihre jeweiligen Figuren überzeugend und plausibel auf die Leinwand zu bringen. Schwarzenegger wird nie als großer Charakterdarsteller in die Annalen der Filmgeschichte eingehen, und in einem Drama und/oder einer Tragödie kann ich ihn mir nur schwer vorstellen. Wie er jedoch bereits in einigen Rollen zuvor bewiesen hat, so zeigt er auch hier wieder, dass er durchaus über einiges an komödiantischem Talent verfügt – welches er hier zum ersten Mal zur Gänze ausschöpfen kann. Ihm gehören einige der besten Szenen, wie z.B. wenn er vor einem Rambo-Plakat über Stallone's Arme lacht, "Yakety Yak" singt, vor allem aber sein absolut köstlicher Gesichtsausdruck, nachdem er die Nacht mit Marnie Mason verbracht hat.

Vincent und Julius schwingen das Tanzbein.Danny DeVito steht ihm in nichts nach, wobei es bei ihm in gewisser Weise weniger überraschend ist, da er schon immer eher als Komödiant bekannt war. Dennoch spielt auch er Vincent absolut perfekt, mit genau der richtigen Mischung aus Wieseligkeit, Durchtriebenheit, und Wärme. Die beiden sind nicht nur unabhängig voneinander großartig, sondern ergänzen sich vor allem auch absolut perfekt, und haben eine tolle Chemie zusammen. Unterstützung bekommen sie von einigen Nebendarstellern, wobei vor allem die in diesem Film ungemein attraktive Kelly Preston, Chloe Webb als ihre Schwester und Vincents Freundin, sowie Bonnie Bartlett als die Mutter der beiden in Erinnerung bleiben. Neben der Besetzung und den schauspielerischen Leistungen kann auch die Inszenierung gefallen. Ivan Reitman kam gerade frisch von seinen großen Erfolgen "Ghostbusters" und "Staatsanwälte küsst man nicht", und beweist auch hier wieder sein Gespür für Humor. Die letzte große Stärke ist dann die Warmherzigkeit, über die "Twins" verfügt. So wird trotz aller Gags auch nicht auf den einen oder anderen berührenden Moment vergessen, wobei hier vor allem das Wiedersehen mit ihrer Mutter hervorsticht.

Leider aber verfügt "Twins" nicht nur über eine Julius-, sondern auch über eine Vincent-Seite. Mit anderen Worten: Es ist leider nicht alles an ihm perfekt. So lassen die Gags teilweise zwischendurch auch immer wieder etwas länger auf sich warten, und der Unterhaltungswert sinkt etwas ab. Auch der Besuch bei ihrem "Vater" erscheint wie ein unnötiger Umweg, den man sich hätte sparen können (und nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich meine nicht den Hauptwissenschaftler, sondern jenen Mann, von dem Julius erfährt, dass ihre Mutter noch am Leben ist). Mein größter Kritikpunkt ist jedoch die Bedrohung, von der man meinte sie unbedingt einbauen zu müssen. Die drei Schmalspurgangster, denen Vincent noch Geld schuldet – gut, ok, diese dienten ohnehin eher zur Belustigung, als dass sie bedrohlich gewirkt hätten. Den Killer hätte man sich in meinen Augen aber sparen sollen. Spannend wurde das Geschehen trotz seiner Anwesenheit ohnehin nie, und ich finde, in einer solchen Familienkomödie hat Mord – und vor allem so willkürlicher Marke "Ihr habt mein Gesicht gesehen, ihr müsst sterben" – nichts verloren. Ein Killer, der versucht jemanden umzubringen und damit ständig scheitert – von mir aus. Aber dass man ihn dabei zeigt, wie er andere kaltblütig ermordet – es will einfach weder zum albernen noch zum warmherzigen Ton des Films, der abseits dieser kurzen Ausbrüche von Gewalt dominieren, passen. Hier hatte man wohl Angst davor, sich zu weit von Schwarzeneggers Stammpublikum wegzubewegen, und meinte, unbedingt noch einen Bösewicht präsentieren zu müssen. Leider ist man dabei meines Erachtens übers Ziel hinausgeschossen, was auf Kosten des Humors, der Leichtigkeit und des Unterhaltungswerts geht. Vor allem der Aspekt der Familienunterhaltung geht durch diese Szenen flöten. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen.

Fazit: 'Twins' ist eine herrliche Komödie - jedoch mit einem großen Manko."Twins" bezieht seinen Unterhaltungswert in erster Linie aus der absurd-köstlichen Grundidee, Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito als Zwillinge zu präsentieren. Die beiden harmonieren perfekt miteinander, und zeigen auch individuell grandiose komödiantische Leistungen. Der Rest der Besetzung geht im Vergleich zwar etwas unter, dennoch gelingt es vor allem den drei Damen im Feld, (positiv) Eindruck zu hinterlassen. Es gibt zahlreiche gelungene Gags, und auch die eine oder andere berührende Szenen. "Zwillinge" hat das Herz definitiv am rechten Fleck – zumindest in der Handlung rund um Julius und Vincent. Denn leider werden Warmherzigkeit und Humor des Films durch den unnötigen Killer-Bösewicht ansatzweise konterkariert. Dieser wirkt wie ein Störfaktor aus einem völlig anderen Film, und will sich in den Rest von "Twins" nicht einfügen. Darüber hinaus gibt es zwar auch noch den einen oder anderen kleinen Kritikpunkt, aber dieser ist definitiv der Größte. "Zwillinge" würde so gerne luftig-lockere Familienunterhaltung bieten – die Morde lassen sich jedoch in meinen Augen damit nicht vereinbaren. Ohne dieses Manko wäre "Twins" ein kleines Komödien-Highlight gewesen – so reicht es immerhin noch für überdurchschnittliche Unterhaltung.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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