Der Hobbit - Eine unerwartete Reise |
Peter Jackson bringt uns nach Mittelerde zurück
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Wetzel | C. Siegel - Datum:
Donnerstag, 13 Dezember 2012 |
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Kurzinhalt: In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit. Doch es war kein feuchtes, modriges, schmutziges Loch, sondern vielmehr eine behagliche, gemütliche Höhle, in der Bilbo Beutlin sein beschauliches Dasein fristete. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem der Zauberer Gandalf sowie dreizehn Zwerge an seiner Tür klopften, um ihn mit auf ein Abenteuer zu nehmen. Einst lebten die Zwerge in der Stadt Erebor, ehe diese vom fürchterlichen Drachen Smaug übernommen wurde. Seither sinnen die Zwerge auf Rache. Thorin Eichenschild möchte die Stadt nun zurückerobern und Smaug vertreiben. Neben seinen 12 wackeren Zwergen-Begleitern schließt sich auch Gandalf der Mission an, und schlägt wiederum Bilbo Beutlin als weiteres Mitglied der Gemeinschaft vor. Dieser zeigt zu Beginn wenig Interesse daran, sich auf eine derart gefährliche Queste einzulassen. Schließlich erwacht in ihm jedoch die Abenteuerlust, und er bricht gemeinsam mit Gandalf und den Zwergen auf. Auf ihrem Weg zum einsamen Berg erleben sie so manches Abenteuer – und werden sich zunehmend eines düsteren Schatten gewahrs, der sich langsam über Mittelerde zu legen droht…
Christian Siegel
Review von Marcel Wetzel: ![]() Dabei würde es mich nicht einmal stören wenn dem so wäre. Ich selbst habe zwar irgendwann einmal das Buch gelesen, an Einzelheiten kann ich mich aber kaum noch erinnern. Wichtig dabei ist nur, dass man als Zuschauer nicht das Gefühl bekommt, dass hierdurch einzig und allein die Spieldauer verlängert werden soll, um eine mehrteilige Filmreihe zu rechtfertigen. Hinzu kommt, dass viele Filmemacher versuchen, die Einnahmen ihrer Filme an der Kinokasse durch Zusatzmerkmale wie 3D zu steigern. Der Einsatz vor allem der 3D Technik war in der Vergangenheit oftmals ja lediglich Mittel zum Zweck und hat viele Filme nicht verbessert, sondern anstrengender gemacht oder sind sogar gänzlich um den 3D-Effekt herumgestrickt worden. So war es diesmal auch beim "Hobbit". Jackson hatte vor dem Release angekündigt, dass der Film nicht nur in 3D, sondern auch in HFR in die Kinos kommen würde. Dabei sieht der Zuschauer nicht wie sonst üblich 24 Bilder pro Sekunde, sondern 48. Ich bin bei so etwas jedenfalls grundsätzlich skeptisch und verbuche solche Extras eher unter Gelddruckerei. Alle im Vorfeld aufgekommene Skepsis wird jedoch direkt nach Beginn des Filmes weggeblasen. Man merkt sofort, dass Mittelerde das Steckenpferd von Peter Jackson ist und er schlicht und einfach weiß, wie man eine epische Geschichte zu erzählen hat. Optisch ist der Film noch beeindruckender als die "Herr der Ringe"-Trilogie (irgendwie klar, liegen ja auch gute 10 Jahre dazwischen). Dies liegt nicht nur an dem hervorragend eingesetzten 3D-Effekt des Filmes, sondern auch an dem schon erwähnten, in diesem Film erstmalig überhaupt zum Einsatz kommenden, HFR Verfahren. Das Problem hierbei ist, dass durch die 48 Bilder pro Sekunde manchmal nicht nur irgendwie die Bewegungen der Charaktere zu schnell abzulaufen scheinen, was der ein oder andere vielleicht von der 100Hz-Technik seines Fernsehers zu Hause kennt, auch der gewisse "Cinematic look" (kann man das so nennen?) geht flöten, sodass man am Anfang das Gefühl hat, eher einem Kammerspiel als einem Blockbuster zuzugucken. Ist für viele zu Recht ein Kritikpunkt, gegen den man auch nicht viel einwenden kann. ![]() Fazit: Dass Peter Jackson sich auch noch dem "Hobbit" angenommen hat, kann man einfach nur unter Glück verbuchen. Wie bei der „Herr der Ringe“ Trilogie merkt der Zuschauer auch hier sofort, dass jede Facette und jedes Detail, seien es Kostüme, Make-Up, Schauspieler, Kulisse, CGI-Technik, Soundtrack, etc. perfekt zusammenpassen und mit viel Leidenschaft zu einem großen Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Nicht lange überlegen, ab ins Kino. Wobei ich euch persönlich nur zur 3D HFR-Vorstellung raten kann! Wertung:10 von 10 Hobbits
Marcel Wetzel
Review von Christian Siegel: ![]() Bevor ich mit meinem ausführlichen Review beginne – für dessen Umfang ich mich auch sogleich entschuldigen will, aber wie gesagt, das ist einfach kein normaler, gewöhnlicher Film für mich, den ich mit 2-3 Absätzen abspeisen könnte – möchte ich euch jedoch zwei Worte der Warnung mit auf dem Weg geben. 1. Wenn ihr auch nur in geringstem Maße gegenüber der neuen HFR-Technologie, also den 48 Bildern pro Sekunde, skeptisch seid – z.B. da ihr gegenüber True Motion und ähnlichen Funktionen auf modernen Fernsehern empfindlich seid, und euch diese gerade auch bei Filmen und Serien negativ auffallen – kann ich euch nur raten, ihn zumindest mal bei der Erstsichtung noch mit den gewöhnlich 24 Bildern pro Sekunde zu betrachten. Da es für mich nur bedingt zum Film gehört, habe ich meine Meinung zu HFR aus diesem Review ausgelagert, und diese unter meine Filmbesprechung gestellt. Dort schildere ich euch ausführlich meine Eindrücke, aber so viel sei jedenfalls gesagt: Nach meiner ersten Erfahrung kann ich mir nicht vorstellen, dass die Präsentation vom "Hobbit" in dieser Technologie auch nur ansatzweise dazu beitragen wird, Skeptiker von HFR zu überzeugen – ganz im Gegenteil, gerade bei einem fantastischen Film wie "Der Hobbit" halte ich den dadurch entstehenden "Live-Bild-" und/oder "Heimvideo-"Effekt für besonders dramatisch und störend. Falls ihr glaubt, dass euch dies stören könnte, rate ich daher dringend dazu, euch HFR für eine allfällige Zweit- oder Drittsichtung aufzuheben. Und 2.: Wer auch immer sich von "Der Hobbit" im Allgemeinen und von "Eine unerwartete Reise" im Besonderen erwartet, an die grandiose "Der Herr der Ringe"-Trilogie anknüpfen und was Spannung und Dramaturgie betrifft mithalten oder diese sogar noch übertreffen zu können, wird meines Erachtens unweigerlich enttäuscht werden. "Der Hobbit" ist schlicht und ergreifend nicht "Der Herr der Ringe", und wer sich dies vorab bewusst macht und darauf einstellt, wird den Kinosaal meines Erachtens deutlich zufriedener verlassen. ![]() Viel wurde in den letzten Wochen und Monate über Peter Jacksons Entscheidung geschrieben, den "Hobbit" von der geplanten Duologie ebenfalls in eine Trilogie auszuweiten. Während manche daraufhin vermuteten, man wurde einfach aus zwei dreistündigen Filmen nun drei zweistündige machen, wurde diese Ansicht vor kurzem Lügen gestraft, als die offizielle Laufzeit des Films mit rund 2-3/4 Stunden angegeben wurde. Drei fast dreistündige Filme für ein rund 300 Seiten Kinderbuch? Kann das gut gehen? Ist das nicht zu viel des Guten? Ich muss gestehen… die ausgedehnte Erzählweise ist definitiv ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist mir jede Minute recht, die ich länger in Mittelerde verbringen kann. Andererseits geht es definitiv auf Kosten der Spannung und der Dramatik. Das Erzähltempo ist ungleich langsamer als bei "Der Herr der Ringe", wo Peter Jackson sehr viel von der Vorlage auslassen und kürzen musste, und die Trilogie selbst danach noch sehr viel Handlung zu erzählen hatte, und dementsprechend "voll" und episch wirkte. Und auch wenn insbesondere das erste Drittel von "Eine unerwartete Reise" doch etwas langsam geraten ist, fand ich es in diesem Fall nicht so störend bzw. schädigend, wie es das bei "Der Herr der Ringe" gewesen wäre – was wiederum mit den unterschiedlichen Ausrichtungen der Geschichten zu tun hat. In "Der Herr der Ringe" geht es um das drohenden Ende der Welt, und eine Bedrohung für ganz Mittelerde, die es auszuschalten gilt. Ein solcher Stoff stellt ganz andere Anforderungen an die Dramaturgie – nicht zuletzt, da ein Gefühl der Dringlichkeit vermittelt werden muss, das allein schon nach einem flotteren Erzähltempo verlangt – als eine Abenteuergeschichte, in der man sich auf eine vergleichsweise weniger bedeutsame Queste begibt. Oder, um es anders auszudrücken: Beim "Hobbit" ist der Weg, und nicht das Ziel, das Ziel, was es leichter macht, Ausschweifungen und Umwege zu verzeihen. ![]() Nichtsdestotrotz sei festgehalten, dass das Erzähltempo wohl vielen zu langsam und die Geschichte vielen zu ausgedehnt sein wird. Peter Jackson nimmt sich – gerade auch im Vergleich zur ungemein temporeichen und vollgestopften "Herr der Ringe"-Trilogie – ausgesprochen viel und ansatzweise auch zu viel Zeit, um diese Geschichte zu erzählen, was zweifellos einer jener Kritikpunkte ist, die verhindern, dass "Der Hobbit" an die Vorgänger anknüpfen kann. Auch ich hätte an seiner Stelle wohl hie und da ein wenig geschnitten, und insgesamt um die rund 15 Minuten auf dem Schneidetisch zurückgelassen. Das erste was herausgeflogen wäre, wäre wohl die schlechteste und am wenigsten überzeugende Actionszene des Films gewesen, nämlich die Verfolgungsjagd der Warge. Auch bei der Ankunft der Zwerge in Bilbo's Höhle hätte ich die Schere angesetzt, und z.B. das "Macht was Bilbo Beutlin hasst"-Lied weggelassen. Auch die Actionszenen hätten sich hie und da etwas kürzen lassen. Und den ersten Schwenk zu Radagast hätte ich ebenfalls rausgenommen, und diesen vielmehr stark reduziert später in seine Rückblende eingebaut. Wo wir auch schon bei einem Kritikpunkt wären, den ich für viel gravierende halte als die teilweise ein wenig ausgedehnte Handlung: "Der Hobbit" macht an zwei Stellen einen sehr starken narrativen Einschnitt, der die Handlung unterbricht und zumindest mich sehr gestört hat. Eine davon ist die soeben angesprochene erste Szene mit Radagast: Gandalf redet über andere Zauberer, erwähnt Radagast, und schon schwenken wir zu diesem rüber. Für mich kam dieser Schauplatzwechsel völlig aus dem Nichts, und ich empfand ich doch als ziemlichen Störfaktor. Die zweite gab es bereits kurz zuvor, mit der Rückblende zu Thorins Kampf gegen Azog. Wenn schon, hätte ich diese Szene – in viel kürzerer Form – in den Prolog eingebaut. Aber an dieser Stelle des Films wollte es – zumindest in dieser ausgedehnten Länge (denn kurze Rückblenden ist man ja auch aus der "Herr der Ringe"-Trilogie schon durchaus gewohnt) für mich nicht wirklich passen. ![]() Ein weiteres Problem des Films ergibt sich ebenfalls direkt aus dem Roman: Die Fülle an Zwergen bzw. generell der Figuren. Dreizehn Zwerge sind einfach zu viel. Nun kann man einwenden, dass es in "Der Herr der Ringe" genau genommen kaum weniger wichtige Protagonisten gab. Dort wurden uns die Figuren jedoch nacheinander vorgestellt. Wir begannen mit Frodo, Gandalf und Bilbo, lernen dann Sam kennen, später schlossen sich Merry und Pippin dem Abenteuer an, in Bree kam Aragorn dazu, und erst nach ca. der Hälfte des Films wurde in Bruchtal die Gemeinschaft des Ringes gebildet – die zudem auch "nur" aus neun statt gleich ganzen fünfzehn Mitstreitern besteht. Hier lernen wir sie jedoch alle auf einmal kennen. Gut, ok, dafür kann Jackson natürlich nichts. Und in gewisser Weise ist es der Wirkung der Szene durchaus zuträglich, wenn wir – so wie Bilbo – von der Fülle an Zwergen förmlich erschlagen werden. Dennoch gelang es ihm – zumindest im ersten Teil der Trilogie – nicht, die Zwerge voneinander abzugrenzen; von ihrem sehr unterschiedlichen Äußeren mal abgesehen, was teilweise leider das einzige zu sein scheint, was sie voneinander unterscheidet. Die einzigen beiden, die Profil bekamen und von mir als echte Charaktere wahrgenommen wurden, sind Thorin und Balin. Der Rest vermochte es zumindest bei mir nicht, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Etwas verkrampft wirkt auch Peter Jacksons Versuch, etwas mehr Dynamik in die Gruppe hineinzubekommen. Vor allem Thorins Skepsis gegenüber Bilbo wirkte teilweise etwas verkrampft, und litt vor allem darunter, dass der Ausgang dieses Konflikts so vorhersehbar war, dass es vor allem der Versöhnungs-Szene am Ende fast jeglicher emotionaler Wirkung beraubte. Es war einfach so klar, und wir haben so etwas mittlerweile derart oft gesehen, dass es zumindest mich nicht mehr berühren konnte, sondern im Gegenteil eher kitschig und übertrieben rüberkam. ![]() Mein letzter Kritikpunkt ist dann, dass man bei den Spezialeffekten fast nur mehr ausschließlich auf CGI setzt. Was "Der Herr der Ringe" unter anderem so ausgezeichnet hat und aus dem Meer an Fantasy-Streifen hervorstechen ließ, war, wie realistisch alles aussah; sie wirkten mehr wie Historien- denn Fantasy-Filme. "Der Hobbit" erreicht, obwohl mehr als 10 Jahre später gedreht, bei weitem nicht denselben Grad an Realismus und Glaubwürdigkeit. Auf Modelle scheint weitestgehend verzichtet worden zu sein, und auch einen "echten" Ork konnte ich nirgends erblicken. Vor allem Azog hätte enorm davon profitieren können, wenn er in Kostüm und Maske von einem echten Darsteller gespielt statt nur am Computer entstanden wäre – fehlt es ihm so doch an Präsenz. Überhaupt erwies er sich als wenig überzeugender und/oder bedrohlicher Widersacher – wie auch der Ork-König in den Minen, der von mir fortan nur mehr unter dem Namen Sackgesicht abgespeichert sein wird. Was man sich bei diesem Design gedacht hat, wird wohl auf immer und ewig das Rätsel von Peter Jackson und seinem Team bleiben. Jedenfalls: Durch den CGI-Overkill wähnte ich mich teilweise in einem Computerspiel – wenn dies auch zumindest teilweise auf den HFR-Effekt zurückzuführen sein mag. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Grundsätzlich sind die CGI-Effekte makellos und auf der Höhe der Zeit. Dennoch meine ich, dass man der "Herr der Ringe"-Trilogie angemerkt hat, dass Peter Jackson und sein Team dort wo es ging auf Masken, reale Sets und Modelle gesetzt hatten. Zugleich bewies man damit, dass trotz CGI diese alten Methoden, um Effekte zu erschaffen, noch nicht zum alten Eisen gehören, und ganz im Gegenteil diese bzw. eine perfekte Kombination aus allen Zaubertricks die Effekt-Teams zur Verfügung stehen, mehr Magie entstehen kann, als wenn man sich nur auf den Computer verlässt. Dass Jackson mehr als 10 Jahre nachdem er Hollywood – und insbesondere ILM – diese Lektion gelehrt hat sie nun selbst ignoriert, finde ich schon etwas schade. ![]() Neben dem Drehbuch trägt hier natürlich auch Martin Freemans schauspielerische Leistung ungemein viel zum Gelingen bei. Hier muss ich gleich festhalten, dass es mir was ihn betrifft schwer fällt, objektiv zu sein. Die Frage, wer den in Ian Holms haarige Hobbit-Fußstapfen treten könnte, hat die Internet-Gemeinde – und auch mich – lange beschäftigt. Als ich in einer der zahlreichen Umfragen plötzlich auf Martin Freeman (der hierzulande bisher in erster Linie als Dr. Watson in BBCs "Sherlock" bekannt war; wobei er SF-affinen auch noch als Arthur Dent aus der "Per Anhalter durch die Galaxis"-Verfilmung aus 2005 ein Begriff sein könnte) stieß – auf den ich von selbst nie gekommen wäre – war ich sofort Feuer und Flamme, und dachte mir, dass er nicht einfach nur der beste, sondern der perfekte und für mich eigentlich auch einzige Kandidat für die Rolle ist. Zugleich hätte ich jedoch nie damit gerechnet, dass er diese auch wirklich bekommt – hätte ich doch vermutet, dass man lieber ein etwas prominenteres Gesicht in der Hauptrolle besetzen würde. Dementsprechend groß war meine Begeisterung, als er dann tatsächlich als Bilbo Beutlin angekündigt wurde – hier ging für mich wirklich ein Traum in Erfüllung, und meine Vorfreude auf den "Hobbit" steigerte sich allein dadurch enorm. Und zumindest meines Hoffnungen, Erwartungen und Vorschusslorbeeren hat er absolut erfüllt. Freeman versteht es wie kaum ein anderer Schauspieler der Gegenwart, Humor und Ernsthaftigkeit bzw. Tragik zu verbinden. Er verfügt über ein großes komödiantisches Talent und Timing, überzeugt aber auch als "ernsthafter" Schauspieler in den dramatischeren Momenten. Das, was man 2001 über Ian McKellen bezüglich Gandalf gesagt hat (und natürlich nach wie vor Gültigkeit besitzt), kann man 11 Jahre später nun auch über Martin Freeman sagen: Er spielt Bilbo Beutlin nicht einfach nur, er ist Bilbo Beutlin. ![]() Neben Ian McKellen können sich "Herr der Ringe"-Fans auch noch über ein Wiedersehen mit Elijah Wood als Frodo, Ian Holm als alter Bilbo, Andy Serkis als Gollum, Christopher Lee als Saruman, Hugo Weaving als Elrond, sowie Cate Blanchett als Galadriel freuen. Vor allem letztere überstrahlt in ihren Szenen alles und jeden um sie herum, und besticht mit einer – vom Soundtrack unterstützten – "Nicht von dieser Welt"-Leinwandpräsenz. Jedenfalls war es für mich unmöglich, in jenen Szenen in denen sie zu sehen war meinen Blick von ihr abzuwenden. Absolut phantastisch. Was die "Neuzugänge" betrifft, sticht neben Martin Freeman in erster Linie noch Richard Armitage als Thorin Eichenschild hervor. Seine Figur erinnert zwar teilweise etwas an Aragorn, dennoch kann seine Leistung – nicht zuletzt dank der Ausstrahlung und dem Charisma, dass er der Figur verleiht – gefallen. Sehr gelungen erscheint mir – soweit sich das ohne Kenntnis des Originals beurteilen lässt – auch wieder die deutsche Synchronisation. Nachdem Gandalf-Sprecher Joachim Höppner ja leider mittlerweile verstorben ist, trat Eckart Dux in seine Fußstapfen. Dieser klingt zwar schon ein wenig anders, weshalb es etwas gedauert hat ehe ich mich an seine Stimme gewöhnte, erweist sich aber letztendlich als phantastischer Ersatz. Sehr gut gefallen hat mir auch Manuel Straube als Bilbo. Löblich auch, dass man – soweit dies eben möglich war – wieder auf die aus dem "Herrn der Ringe" bekannten Stimmen gesetzt hat. Die Übersetzung ist soweit ebenfalls gelungen; lediglich Gandalfs "Ich suche jemanden der bei einem Abenteuer mitmacht" ist etwas zu salopp und hört sich für Mittelerde etwas unpassend an. Hier ist wohl kurz der Krege mit ihnen durchgegangen. Gott sei Dank war dies aber der einzige diesbezügliche Ausreißer, der mir aufgefallen wäre. ![]() Auch die von ihm erzeugte Stimmung und Atmosphäre weiß erneut zu gefallen. Naturgemäß geht es diesmal zwar deutlich lockerer und weniger düster zu als beim "Herr der Ringe", das heißt aber nicht, dass man auf Atmosphäre gänzlich verzichten muss. Was ihm dabei meines Erachtens besonders gut gelingt, ist das "foreshadowing" (es gibt leider keine passende Übersetzung für diesen Begriff, sorry) auf spätere Ereignisse, und gerade auch den großen Krieg, der in "Der Herr der Ringe" dann folgen wird. Noch herrscht Sonnenschein, doch merken wir deutlich, dass langsam aber sicher die ersten dunklen Wolkenfelder nach Mittelerde ziehen, und große Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen. Worin die "Hobbit"-Trilogie, so zumindest meine Einschätzung nach dem ersetn Teil, ebenfalls erfolgreich sein dürfte, ist, die "Herr der Ringe"-Filme aufzuwerten. Ich denke, gerade auch die Szenen mit Bilbo, aber auch Gandalf, den wir hier viel besser kennenlernen als in der Trilogie, da er stärker ins Zentrum rückt, werden ungemein aufgewertet werden. Gerade auch so Szenen, wie Bilbos Abschied, und wie er sich, "bereit für ein weiteres Abenteuer", auf das letzte Schiff begibt das Mittelerde verlässt. In der ersten Trilogie konnte zumindest ich kaum eine Bindung zu ihm aufbauen. "Der Hobbit" holt dies nun nach, und seinen tragischen Absturz miterleben zu müssen, aufgrund des Rings, wird mich bei der nächsten Sichtung von "Herr der Ringe" wohl deutlich mehr berühren. Die größte Stärke des Films sind aber bestimmte Einzelszenen und tolle Momente – von denen viele auch wieder Gänsehautstimmung verströmen. Der wunderbare Prolog mit dem alten Bilbo und Frodo Beutlin, der auch gleich deutlich macht, wo diese Rahmenhandlung zeitlich einzuordnen ist. Gandalfs erstes Treffen mit Bilbo. Das "misty mountains"-Lied. Der Weiße Rat. Bilbos Selbstzweifel in den Minen, und seine später folgende Entscheidung, das Abenteuer weiter zu bestreiten, und und und. Die Anzahl grandioser (magischer) Momente ist zwar nicht so groß wie in einem der "Herr der Ringe"-Filme, aber sie sind definitiv vorhanden, und werten den Film ungemein auf. ![]() Ich wünsche, ich könnte dasselbe über den Soundtrack sagen; leider muss ich diesen jedoch als kleine Enttäuschung auf hohem Niveau einstufen. Grundsätzlich liefert Howard Shore wieder eine phantastische Arbeit ab, aber wie der Film an sich so kann sich meines Erachtens auch seine Filmmusik nicht ganz mit "Der Herr der Ringe" messen. Dies liegt einerseits daran, dass es diesmal irgendwie an nennenswerten und/oder in Erinnerung bleibenden neuen Motiven fehlt. Das Einzige, dass ich diesbezüglich nach der Erstsichtung hätte ausmachen können, ist jenes, dass auf dem "Misty Mountains"-Song basiert, und ja auch schon im ersten Trailer zu hören war. Diesem gelingt es problemlos, auf Augen-(oder eher Ohren?-)Höhe mit den besten Kompositionen aus der ersten Trilogie zu stehen. "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs" hatten meinem Empfinden nach aber mehr neue, in Erinnerung bleibende musikalische Themen und Motive zu bieten. Als besonders problematisch erwies sich meines Erachtens auch, wie oft Shore auf bekannte Leitmotive aus der Trilogie setzt. Nicht falsch verstehen: Dass er uns im Auenland das Auenland-Thema vorspielt, Bilbo das Hobbit-Thema bekommt, und er sowohl in Bruchtal, in den Szenen mit Galadriel, oder auch mit Gollum, auf die bekannten Stücke setzt, ist nicht nur logisch, sondern auch absolut begrüßenswert. Manchmal spielte er aber auch aus dem "Herrn der Ringe" bekannte Musik ein, wo sich zumindest mir der thematische Konnex nicht erschloss – oder aber dieser sehr verkrampft wirkte, oder im schlimmsten Fall sogar eine in der ersten Trilogie etablierte Bedeutung/Zugehörigkeit durchbrochen wurde. Besonders stark fiel mir das in jener Szene auf, als Thorin vom Baum herunterkommt und sich Azog stellt. Eine majestätische Version des "Zwergenthemas" hätte hier gepasst, aber das? Am schlimmsten fand ich aber, auf welche Musik er in jener Szene zurückgreift, als Thorin sich mit Bilbo versöhnt. Mehr will ich nicht sagen – hört selbst. Ich finde es jedenfalls absolut unpassend, da diese Szene für mich zu unwichtig war, um diese majestätisch-triumphierende Untermalung zu erhalten. Böser Howard. Fazit: ![]() "Der Hobbit" kann hier schon allein aufgrund der weniger epischen Handlung, in der auch viel weniger auf dem Spiel steht, nicht mithalten. Auch die Entscheidung, aus dem "Hobbit" wieder eine Trilogie zu machen, erweist sich als ansatzweise problematisch – ist der Film doch meines Erachtens einen Hauch zu ausgedehnt; 15 Minuten weniger hätten der Dramaturgie gut getan. Mit dem rasanten Erzähltempo von "Der Herr der Ringe", das noch dazu fast vor unterzubringender Handlung geplatzt ist, kann sich "Der Hobbit" jedenfalls keineswegs messen. Als besonders störend erweist sich dabei das eine oder andere Füllmaterial – allen voran die Warg-Verfolgung – das wohl nur dazu eingebaut wurde, um die Laufzeit zu füllen; bzw. damit die Spannung in den ruhigeren Passagen nicht gänzlich in den Keller sackt. Auch die eine oder andere Rückblende und/oder ein scheinbar wie aus dem Nichts kommender Schauplatzwechsel durchrissen kurzfristig den narrativen Rahmen. Enttäuschend auch, dass Peter Jackson fast ausschließlich auf CGI setzt, und damit seinem eigenen Beispiel aus der "Herr der Ringe"-Trilogie nicht folgt. Auch war mit die Action teilweise doch etwas zu übertrieben, und wirkte teilweise mehr wie aus einem Arcade-Spiel denn aus einem Film. Und so manche Szene weckt doch recht deutliche Erinnerungen an "Der Herr der Ringe", und verleihen dem "Hobbit" gelegentlich den Eindruck eines "Best Of"'s. Keiner dieser Kritikpunkte ist für sich genommen besonders gravierend, aber es summiert sich halt, und insgesamt konnte ich bei "Eine unerwartete Reise" mehr Schwächen ausmachen als bei der "Herr der Ringe"-Trilogie im Gesamten. Und trotzdem möchte ich den Film jetzt auch nicht krampfhaft schlecht reden – ich will nur klarstellen, dass er meines Erachtens mit "Der Herr der Ringe" nicht mithalten konnte, und euch raten, eure Erwartungshaltung dementsprechend anzupassen. Trotzdem gibt es am "Hobbit" vieles zu genießen. Es ist einfach nur ein Traum, wieder nach Mittelerde zurückzukehren, und mehr Zeit mit so liebgewonnenen Figuren wie Bilbo oder Gandalf verbringen zu können – die beide enorm von diesem Film profitieren – sowie ein Wiedersehen mit ein paar weiteren zu feiern (Frodo, Elrond, Saruman, Galadriel, Gollum), und auch einige neue kennenzulernen. ![]() Wertung:8 von 10 Punkten Meine Meinung zu HFR: Ich habe gestern meinen ersten Film mit 48fps gesehen. Ich habe gestern meinen letzten Film mit 48fps gesehen. Wenn man sich im Internet so umsieht, wird fast nichts bezüglich des "Hobbits" so kontrovers diskutiert, wie das neue HFR-Format. Einige lieben es, andere hassen es. Ich war zwar von Beginn an eher skeptisch, wollte Peter Jackson aber eine Chance geben, und habe mir "Der Hobbit" daher genau so angesehen, wie es von ihm gedacht war: In FIMAX (= Fake IMAX) HFR 3D. Leider muss ich mich bei jenen einordnen, die mit dieser neuen Technologie so überhaupt rein gar nichts anfangen können. Ich bin mit Filmen – sowohl im Fernsehen als auch im Kino – aufgewachsen, und wage es, mich als Cineasten zu bezeichnen. Als solcher bin ich mittlerweile an den typischen "Film-Look" gewöhnt, der sich aus den 24 Bildern pro Sekunde ergibt. Er ist mir in Fleisch und Blut übergegangen, sozusagen. Und er ist der Grund, warum man nur den Fernseher einschalten muss, und sofort sagen kann, ob man ein "Live-Bild" oder aber eine Serie/einen Film sieht. Jahrzehntelang war es nun so, dass Liveshows etc. mit "Video"-Kameras aufgenommen und ausgestrahlt wurden, die über eine andere Bildfrequenz verfügen, als Filmkameras. Warum? Weil Film damals sehr teuer war, und mit nur 24 Bildern pro Sekunde konnte man Filmmaterial sparen. Für mich gehört diese Bildfrequenz zum Kino-Gefühl dazu. In den letzten Jahren sind jedoch neue Technologien auf dem Fernseher zunehmend in Mode gekommen. True Motion und ähnlich Effekte sind dazu ausgerichtet, die Bewegungsabläufe flüssiger zu machen. Für Sport ganz praktisch, aber bei Serien und Filmen ein Graus – es war das erste, dass ich bei meinem Fernseher ausgeschaltet hatte. Ich weiß aus meinem Freundes- Bekannten- und Verwandtenkreis, dass nicht alle diesbezüglich so sensibel sind. Viele schauen sich Filme und Serien mit eingeschaltetem Bildbewegungsoptimierungseffekt an. Für mich undenkbar. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, es würde irgendwie besser aussehen und natürlicher wirken, wenn nicht der Fernseher diese Geschwindigkeit durch Verdoppelung der Bilder erzielt, sondern der Film bereits nativ so aufgenommen wird. Diese Hoffnung wurde vom "Hobbit" leider nicht bestätigt. Selbst wenn es denn so wäre, wie angepriesen, dass HFR quasi den Schleier vom Bild nimmt und das Gefühl gibt, durch ein Fenster hindurch zu blicken und die Geschehnisse live mitzuerleben, würde ich anmerken, dass ich einen derartigen Effekte gerade bei einem Fantasy-Film für verfehlt halte. Es raubt den Bildern jeglicher Magie. Zudem hilft die 24fps-"Unschärfe" dabei, die Illusion aufrecht zu erhalten, und Masken, Kostüme etc. echt wirken zu lassen. HFR offenbart hingegen jedes kleinste Detail. Ich sage nicht, dass diese Technologie nicht für gewisse Filme – das found footage-Genre bietet sich hier an – richtig sein kann. Aber für einen Fantasy-Film? Wohl kaum. Doch selbst das ist noch nicht mal das größte Problem: Denn die große Krux an der Sache ist, dass die Technik entweder noch nicht ausgereift genug ist, oder aber nicht vernünftig funktioniert. Denn "echt" wirkte an den Bildern genau gar nichts. Dies liegt vor allem an den schnellen Bewegungsabläufen, die teilweise das Gefühl vermitteln, man würde ein Video in 1-1/2-facher Geschwindigkeit abspielen. Ich hatte nicht das Gefühl von mehr Realismus; im Gegenteil, alles sah sogar noch künstlicher aus, eben aufgrund dieser Verzerrungen bei den Bewegungen. So kann das doch wohl nicht wirklich gedacht gewesen sein?! Jedenfalls riss mich HFR immer wieder aus der Illusion – und dabei soll es doch angeblich das Gegenteil bewirken. Abschließend möchte ich auch mit dem Gerücht aufräumen, HFR sei schonender für die Augen. Wohl aufgrund der Tatsache, dass sie doppelt so viele Informationen zu verarbeiten hatten als sonst, strengte mich das HFR-Bild im Gegenteil sogar mehr an, als ich das gewohnt war. Nun sei dazu gesagt, dass ich schon von manchen gehört habe, dass sie von 3D Kopfweh und/oder Augenschmerzen bekommen, und mich derartige Probleme bei 3D noch nie geplagt haben. Möglicherweise ist das also wirklich von Person zu Person unterschiedlich, und wem 3D sonst Probleme bereitet, dem hilft HFR, und umgekehrt. Ich muss mich jedenfalls zu denen zählen, die HFR sehr anstrengend und ermüdend empfanden. Vom billigen Look, der mir teilweise das Gefühl vermittelte, eine Seifenoper zu sehen, oder "Heimvideos aus Mittelerde", ganz zu schweigen. Dies ist natürlich nur meine Ansicht, und ich habe im Internet auch schon viele positive Stimmen vernommen. Ich sage daher: Geht, und macht euch selbst ein Bild davon. Aus egoistischer Sicht muss ich jedoch sagen, dass ich hoffe, dass sich diese Technologie nicht durchsetzen wird, und die Mehrheit der Kinobesucher sie ablehnen wird. Denn der Tag vor jenem, ab dem nur mehr HFR-Projektionen gezeigt werden, ist der letzte Tag, an dem ich ins Kino gehe. Und das fände ich dann doch unendlich schade…
Christian Siegel
(Bilder © 2012 Warner Bros. Pictures)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film und/oder zur HFR-Technologie im SpacePub! Weiterführende Links: Review zu "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" Review zu "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" Review zu "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs"
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