Spaceballs |
Mel Brooks köstliche Star Wars-Persiflage
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 21 Dezember 2012 |
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Kurzinhalt: Dem Planeten Spaceballs geht die Luft aus. Voller Neid blicken sie auf ihren Nachbarplaneten Druidia, dessen Luft sauber und rein ist. Jedoch wird der Planet von einem undurchdringlichen Schutzschild geschützt. Um dessen Kombination herauszufinden, wird Lord Helmchen damit beauftragt, Prinzessin Vespa zu entführen. König Roland wendet sich in seiner Verzweiflung an den Draufgänger Lone Starr, der seine Tochter aus den Fängen der Spaceballs befreien soll. Dieser hat eigentlich wenig Lust damit, sich mit diesem unfreundlichen Völkchen anzulegen, seine Schulden bei einem Gangsterlord lassen ihm jedoch keine andere Wahl. In letzter Sekunde gelingt es Lone Starr und seinem treuen Gefährten Waldi Waldemar, Vespa und ihre Droidin Dotty Matrix zu retten, ehe diese von Lord Helmchen gefangen genommen werden. Doch das riesige Raumschiff Spaceballs 1 nimmt unerbittlich die Verfolgung auf. Auf ihrer Flucht verschlägt es die vier schließlich auf einen Wüstenplaneten, wo sie auf Yoghurt treffen – der eine große, in der gesamten Galaxis bekannte Macht behütet. Diese soll sich Lone Starr zu Nutze machen, um sein Schicksal zu erfüllen und Lord Helmchen zu besiegen… Review: ![]() Womit wir schon beim ersten großen Geniestreich sind, der "Spaceballs" für mich u.a. so auszeichnet. Er funktioniert – sofern man mit dem Humor grundsätzlich etwas anfangen kann – für viele verschiedene Zielgruppen. Kinder werden sich wohl an den Schimpfworten und den eher platteren Gags erfreuen, während sich Erwachsene vor allem an den köstlichen Anspielungen und Referenzen auf andere Filme erfreuen werden. Und dabei ist es noch nicht einmal notwendig, die Vorlagen zu kennen, um "Spaceballs" witzig zu finden – natürlich richtet er sich in erster Linie an Genre-Kenner, und werden diese besonders viel lustiges entdecken, ich glaube aber, dass es auch ohne diese Vorkenntnisse genug Gags in dem Film gibt, um auch Genre-Unkundige unterhalten zu können. Was uns auch zum nächsten wesentlichen Punkt bringt: "Spaceballs" ist keine plumpe, schlichte Aneinanderreihung mehr oder weniger voneinander unabhängiger Gags. Diese sind vielmehr in eine Story eingebunden, die theoretisch auch als ernsthafter Film und ohne die ganzen parodistischen Elemente funktionieren könnte. Vor allem die Figuren sind wunderbar herausgearbeitet, und wachsen einem schnell ans Herz. Was das betrifft, können sich jedenfalls die meisten jener, die heutzutage Filme herausbringen die sich Parodien schimpfen, allen voran Friedberg und Seltzer, ein Beispiel nehmen. Zumal es Mel Brooks im Gegensatz zu diesen Nachahmern auch versteht, clevere Anspielungen und Gags zu finden, statt einfach nur eine sinnlose Anspielung, die allein deshalb witzig sein soll, weil man sich auf einen Film bezieht. "He, seht her, das ist Happy Feet!" Nein. Das allein ist noch nicht lustig. Ihn neben Grace Kelley steppen zu lassen, das könnte lustig sein. Mel Brooks versteht das. Er nimmt nicht einfach nur willkürlich Szenen und Elemente her, und packt sie in seinen Film. Er überzeichnet diese, verändert sie auf irgendeine Art und Weise, und findet genau dadurch den darin versteckten Humor. ![]() Neben den bereits erwähnten bekommen natürlich auch noch einige andere Filme und Serien ihr Fett weg, aber auch hier ist es mir lieber, ihr entdeckt dies selbst und lasst euch überraschen, als dass ich euch mit einer schnöden Aufzählung die Überraschung verderbe. Was mir am Humor in "Spaceballs" auch so gut gefällt, ist wie vielschichtig er ist. Mal gibt es eher platte Gags, dann köstlichen Wortwitz bzw. Wortspiele, dann eine wunderbare parodistische Anspielung, dann wieder einen Moment, der seinen komödiantischen Aspekt den herrlichen Figuren und ihrem Zusammenspiel verdankt. Und dann gibt es auch noch wirklich clevere, geniale Einfälle, wie z.B. jene Szenen, in denen man die vierte Wand durchbricht und "Spaceballs" als Filmproduktion offenbart. Die Stuntdoubles sind ja schon köstlich genug, aber einer der originellsten und genialsten Gags ist zweifellos die "Instant-Kassette". Wer immer diesen Gag ersonnen hat: Kudos! Definitiv eines der Highlights in einem an Höhepunkten alles andere als armen Film. Jedenfalls: Eben diese humoristische Vielschichtigkeit ist es eben auch, die dafür sorgt, dass "Spaceballs" unterschiedliche Zielgruppen zu unterhalten vermag. Bereits als Kind hab ich den Film geliebt – nachdem ich ihn mir einmal im Fernsehen aufgezeichnet hatte, habe ich ihn mir daraufhin alle paar Wochen wieder angesehen; er ist somit mit Abstand jener Film, den ich am meisten gesehen habe – doch als Erwachsener entdeckt man dann so viele Details und Anspielungen, die einem als Kind noch zu hoch waren und die man noch nicht verstanden hat. Insgesamt ist "Spaceballs" jedenfalls nach wie vor jener Film, bei dem ich am meisten gelacht habe. Und auch wenn man mit der Zeit halt leider schon alle Gags in- und auswendig kennt, und diese daher längst nicht mehr diese Wirkung entfalten können, gefällt er mir nach wie vor ungemein gut, und schafft es selbst bei der x-ten Sichtung noch, mich glänzend zu unterhalten. ![]() Neben dem Drehbuch verdanken sie das vor allem auch den engagierten Schauspielern, die allesamt unter der Regie von Mel Brooks ihr wunderbares komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Dabei sticht insbesondere Rick Moranis heraus, der meines Erachtens nie besser war als hier, und mit seiner Mimik und seiner Stimme die Absurdität und den Widerspruch seiner Figur – bedrohliches Aussehen, harmloses Auftreten – perfekt zur Schau stellt. Bill Pullman zitiert in seiner Darstellung immer wieder Harrison Ford, beschränkt sich jedoch nicht darauf, nur eine reine Kopie abzuliefern, sondern findet seine eigene Interpretation des Draufgängers. John Candy ist wie immer ein Genuss. Er wurde leider nicht immer mit den besten Rollen und/oder Filmen gesegnet, aber seine Herzlichkeit und sein großes komödiantisches Talent machen aus Waldi Waldemar (der im Original mit dem grauenhaften Namen "barf" gesegnet ist, der für einige der weniger gelungenen Gags verwendet wird) einen der denkwürdigeren Charakter aus dem Film – was angesichts der Fülle an tollen Figuren durchaus eine Leistung ist. Mel Brooks selbst ist in einer Doppelrolle zu sehen, einerseits als Präsident von Spaceballs, andererseits als weiser Meister – und Yoda-Verschnitt – Yoghurt. In beiden Rollen ist er sehr gut, Präsident Skroob ist für mich aber nichtsdestotrotz der Favorit. Besonders gut gefällt mir auch immer Daphne Zuniga als eingebildete Prinzessin, die im Verlauf des Films doch eine Wandlung durchmacht; wobei mir vor allem ihre arrogante Hoheit zu Beginn des Films gefällt, die sie mit Genuss und viel Spielfreude darstellt. Unbedingt erwähnt werden muss auch noch George Wyner als Colonel Sandurz. Ich muss gestehen, ihn sonst aus keiner Rolle zu kennen – er wäre mir zumindest aus keinem anderen Film in Erinnerung – aber in dieser Rolle ist er einfach nur köstlich. ![]() Was ebenfalls besticht, sind die Effekte. Viele andere Parodien, und auch viele Nachahmer, die versucht haben, im Fahrwasser von "Krieg der Sterne" einen günstigen Erfolg einzufahren, sehen ungemein billig aus. Man sieht ihnen das schmale Budget förmlich an. Ich weiß nicht, wie viel Geld bei "Spaceballs" zur Verfügung stand, und ja, was die Quantität der Effekte betrifft kann man sich mit "Star Wars" natürlich nicht messen – aber qualitativ gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Auch dies hebt "Spaceballs" von vielen anderen Parodien positiv ab. Die letzte große Stärke ist dann der phantastische Soundtrack von John Morris. Ich bin wirklich überglücklich, die "19th Anniversary Edition" mein eigen zu nennen. Im Stile von "Star Wars" schafft er einige gelungene, im Gedächtnis bleibende musikalische Themen, wie das "Love Theme" oder auch das wunderbare Titelthema, und bringt auch in seinen Score das eine oder andere parodistische Element ein – allen voran im Thema von "Spaceballs" bzw. des großen Schiffes, in dem er sich genialerweise just an eine andere Filmmusik von John Williams, nämlich jener zu "Der weiße Hai", anlehnt. Auch der kleine Auszug aus "Also sprach Zarathustra", den er einspielt, ist genial. Und sein Wüstenthema war so gut, dass es von Harry Gregson-Williams für die Filmmusik von "Prince of Persia" geklaut wurde (gut, ok, geklaut ist ein wenig hart ausgedrückt. Aber hört euch mal beide Stücke an, und sagt mir ernsthaft, dass John Morris "Desert"-Thema dafür nicht Pate gestanden hat). Das einzige, was man wenn man wollte kritisieren könnte, und "Spaceballs" statt ihn zu einem zeitlosen Komödien-Klassiker zu machen recht deutlich in den 80ern verankert, ist der Titelsong von "The Spinners" – und selbst diesen kann man als clevere Persiflage dieses Trends in den 80ern und solchen Songs wie z.B. "Ghostbusters" von Ray Parker Jr. interpretieren. Fazit: ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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