Fahrenheit 451 |
Verfilmung des Romans von Ray Bradbury
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 05 Dezember 2012 |
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Kurzinhalt: In einer dystopischen Zukunft rückt die Feuerwehr nicht mehr aus, um Feuer zu löschen, sondern vielmehr, um es zu legen – genauer gesagt, um Bücher zu verbrennen. Guy Montag ist einer dieser Feuerwehrmänner, der seinem Beruf gewissenhaft – und zugleich ohne Gewissen – nachgeht, und kurz vor einer Beförderung steht. Seine Frau verbringt die meiste Zeit teilnahmslos zu Hause, vor einer Videoleinwand, die belang- und sinnlose Beschäftigung für die Massen bietet. Nach der Bekanntschaft einer lebensfrohen, eigenwilligen jungen Dame aus seiner Nachbarschaft kommen Guy Montag jedoch zunehmend Zweifel an seinem Beruf, und er beginnt, Interesse für jene literarischen Werke zu entwickeln, die er eigentlich vernichten soll… Review: ![]() Die normale Bevölkerung vegetiert zu Hause vor Videoleinwänden, die unsinniges übertragen, vor sich hin. Sie sind Automaten, die Tabletten einwerfen, die ihnen suggerieren, sie seien glücklich. Die Menschen leben nicht, sie existieren nur – und verdummen zusehends. Eine anspruchslose, geistig degenerierte Herde, die sich leicht gefügig machen und kontrollieren lässt. Für mich ist das eine der erschreckendsten Zukunftsvisionen, die je auf Film (oder auf Papier) gebannt wurden. Und am erschreckendsten daran finde ich, dass sie sich auszugsweise in unserer Gegenwart finden lässt. Schaltet mal das Fernsehgerät unter Tags ein. Es ist unglaublich, was da teilweise für ein Mist gezeigt wird. Manches davon scheint nicht mehr weit von jenen Sendungen entfernt zu sein, mit denen die Masse in "Fahrenheit 451" beschäftigt wird. Generell scheint die Mehrheit solche Unterhaltung vorzuziehen, die sie nicht dazu auffordert, zu viel nachzudenken. Nur dass in der Realität diese "Zensur" nicht vom Staat ausgeht, sondern von der Bevölkerung selbst. Gelesen wird hingegen immer weniger, und das Bildungsniveau scheint stetig nachzulassen. Ein immer größerer Teil der Jugend wird immer leichter manipulierbar, und folgt zusehends jenen, die am lautesten schreien – unabhängig davon, was sie denn schreien, und ob ihr Geschrei überhaupt Sinn ergibt. Und wenn man versucht, ihre Standpunkte zu hinterfragen und sie wachzurütteln – so wie dies Montag im Film versucht – erntet man Unverständnis. Und ich merke gerade: Das hat – von der Tatsache abgesehen, dass er heute immer noch so aktuell und als Warnung so bedeutsam erscheint wie vor 46 Jahren – überhaupt nichts mit dem Film zu tun, und gehört nun wirklich nicht hierher. Sorry, meine Frustration ist mit mir durchgegangen. Zurück zu "Fahrenheit 451": ![]() Auch wenn "Fahrenheit 451" das apokalyptische Ende der Romanvorlage ausspart, gibt es zahlreiche grandiose Momente; die meisten davon aus dem Roman übernommen, einige auch der Phantasie der Drehbuchautoren entstammend. Der dramaturgische Höhe- und Wendepunkt ist wohl, als die ältere Dame sich und ihre Bücher selbst anzündet. Phantastisch inszeniert, und sehr nahegehend. Auch davon und danach gibt es zahlreiche grandiose Momente, die in Erinnerung bleiben. Generell ist Truffauts Inszenierung sehr gelungen, wobei vor allem die eine oder andere längere Einstellung (wie gleich zu Beginn, beim Gespräch zwischen Guy und Clarisse auf ihrem Weg nach Hause) hervorstechen. Wo wir grad dabei sind: Eine wesentliche Stärke ist auch die wunderbar dargestellte Beziehung zwischen Guy und Clarisse. Letztere wird von der unvergleichlichen, charmanten Julie Christie dargestellt, die in "Fahrenheit 451" in einer Doppelrolle brilliert, und zugleich auch Guys distanzierte Frau Linda darstellt. Dadurch wird die Tatsache, wie die eine quasi das Spiegelbild der anderen ist, auch optisch noch einmal deutlich hervorgestrichen – wobei es nie irritierend wirkt, da Christie dank der anderen Frisur gänzlich anders aussieht, und man maximal vermuten würde, man hätte ihre Schwester in der anderen Rolle gecastet; dass sie es selbst ist, darauf wäre zumindest ich bei der Erstsichtung jedenfalls nie gekommen. Eine phantastische Leistung! Oskar Werner gefällt mir in der Hauptrolle ebenfalls sehr gut. Er lässt den Konflikt der Figur überwiegend im inneren stattfinden, und uns dennoch an diesem teilhaben. Bei den Sets etc. fällt auf, dass man bewusst in der Gegenwart geblieben ist, statt zu futuristisch zu werden; lediglich die Schwebebahn sticht hervor, für die man auf eine damals tatsächlich existente Teststrecke zurückgreifen konnte. Sicherlich einer der "Hingucker" des Films. Last but not least müssen auch noch die Filmmusik von Bernard Herrmann hervorgehoben werden, sowie das wundervolle, stilvoll inszenierte Ende, welches den Film perfekt (und hoffnungsfroh) abschließt. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal)
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