James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug |
…gefällt mir von Mal zu Mal besser!
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 24 November 2012 |
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Spoilerwarnung! Inhalt, Review und Fazit beinhalten Spoiler zum Film. Ich empfehle daher allen, die ihn noch nicht gesehen haben, dies erst nachzuholen, ehe ihr weiterlest. Kurzinhalt: Bond kehrt erfolgreich von seiner letzten Mission aus der Schweiz zurück: Es ist ihm gelungen, mehrere Millionen Pfund, die Sir Robert King gehören, seines Zeichens Chef eines Ölkonzerns, wieder zu beschaffen. Doch das Geld ist eine Falle: Als sich King diesem nähert, kommt es direkt im Gebäude des MI6 zu einer Explosion, und er stirbt. Robert King war ein guter, langjähriger Freund von M. Sie hat ihm damals auch inoffiziell dabei geholfen, als seine Tochter Elektra vom Terroristen Renard entführt wurde, den man auch den Antichristen nennt. Bei einem Attentatsversuch wurde ihm eine Kugel in den Kopf geschossen, doch Renard hat dies überlebt – wenn auch nicht ohne Preis. Durch die Kugel, die sich langsam durch seinen Kopf weiterbewegt und ihn früher oder später töten wird, verliert er einen Sinn nach dem anderen. So kann er z.B. keine Schmerzen mehr empfinden – was ihn zu einem gefährlichen Gegner macht. Als Renard Elektra entführte, riet M ihrem Freund, das Lösegeld nicht zu zahlen – doch kurz darauf nach die Entführung doch noch ein glückliches Ende, als es Elektra gelang, Renard und seinen Schergen zu entkommen. Doch das aus der Schweiz geholte Geld entspricht umgerechnet auf den Cent genau jener Summe, welche die Entführer damals verlangt hatten. Eine Nachricht? Hat es Renard etwa nun auf Elektra abgesehen, und möchte er das beenden, was er damals begonnen hat? Elektra hat inzwischen die Firmengeschäfte übernommen, und reist nach Russland, um den Bau einer Pipeline zu überwachen. M bittet 007, ebenfalls nach Russland zu fliegen, um als Elektras Leibwächter zu agieren. Beiden ist nicht bewusst, dass sie manipuliert werden, und jemand anderer hinter dem Mord an Robert King steckt… Review: ![]() Marceau zeigt eine phantastische Performance, und kostet die zwei Gesichter ihrer Figur sichtlich aus. Sie überzeugt als unschuldiges, leidgeplagtes Opfer, welches sich aus Furcht vor Renard in Bonds starke, schützende Arme begibt genauso wie als Femme Fatale, die ihre weiblichen Reize nutzt, um die Männer um ihren kleinen Finger zu wickeln und von ihnen immer genau das zu bekommen, was sie will. An ihrer Figur bzw. ihrer Darstellung gefällt mir vor allem auch gut, dass sie nicht plötzlich von einer Szene in die nächste quasi umschaltet, und auf einmal ganz anders agiert als zuvor. Sie ist im Wesentlichen immer noch die gleiche Figur – nur dass wir halt nun ihre finsteren Absichten erkennen. Generell ist diese Offenbarung kein Twist im klassischen Sinne, wo uns in einer Szene plötzlich ein Licht aufgeht. Vielmehr ist es eine langsame Entwicklung. Zuerst halten wir sie für das Opfer, dann glauben wir, dass sie von Renard manipuliert wurde – erst am Ende erkennen wir, dass es vielmehr umgekehrt und sie tatsächlich die große Drahtzieherin des Ganzen ist, und vielmehr Renard für ihre Zwecke ausnutzt. Auch die Motivation für ihre Taten gefällt mir ungemein gut. Ja, sie hatte es wohl schon immer auf das Firmenimperium abgesehen – aber erst die Tatsache, dass ihr Vater und auch M sie in Renards Gefangenschaft hätten verrotten lassen, hat sie zu dem gemacht was sie heute ist. Sie wird mindestens so sehr von Rachegelüsten wie von Gier getrieben. Und unter all dem steckt dann auch noch eine reiche, verwöhnte Göre, die es gewohnt ist, all das zu bekommen, was sie will, von wem sie es will. Dass sich just diese Charaktereigenschaft in weiterer Folge als ihr Untergang erweist, empfand ich ebenfalls als sehr gelungen. ![]() Von einer Ausnahme abgesehen – zu der kommen wir später – kann auch der Rest der Besetzung gefallen. Judi Dench bekommt noch einmal mehr zu tun als schon in den Vorgängern, und greift in weiterer Folge sogar aktiv ins Geschehen ein (wenn auch eher unfreiwillig). Es ist das erste Mal, dass M quasi Teil der Mission wird. Dench spielt vor allem die Enttäuschung über Elektras weiteren Weg absolut perfekt. Sehr gefreut habe ich mich auch über das Wiedersehen mit Robbie Coltrane, der nach "Goldeneye" hier wieder als Valentin Zukovsky zurückkehrt, und diesmal ebenfalls eine größere Rolle spendiert bekommt – und schließlich sogar den Heldentod sterben darf. An dieser Szene gefällt mir vor allem auch, wie viel Weitsicht er beweist. Natürlich muss der erste Gedanke gewesen sein, sich an jener Person zu rächen, die ihn erschossen hat – doch damit wäre weder Bond noch ihrer gemeinsamen Mission, ihren Plan aufzuhalten, geholfen gewesen. Stattdessen lockert er mit seinem Schuss eine der Handschellen, und 007 kann entkommen. Wo wir gerade von diesem sprechen: Auch Pierce Brosnan hat mir als James Bond wieder sehr gut gefallen. Nach dem doch eher lockeren "Der Morgen stirbt nie" darf er diesmal wieder etwas mehr Ernst und Härte zeigen – vor allem natürlich dann beim Finale gegen Elektra, wo er sie kaltblütig erschießt. Zweifellos eine der besten Szenen des Films. In einem weiteren denkwürdigen Moment erleben wir in der Q-Abteilung die Fackelübergabe: Desmond Llewelyn hat hier nun seinen letzten und insgesamt 17. Auftritt in einem Bond-Film. Sein Abschied, als er quasi mittels Fahrstuhl im Boden verschwindet, wurde sehr stilvoll und phantastisch umgesetzt. An seine Stelle tritt nun "R", wie Bond Q's Nachfolger scherzhaft nennt. Mit John Cleese wurde für diesen ein prominentes Gesicht gefunden. Fraglich erscheint nur, dass auch dieser zu diesem Zeitpunkt bereits im fortgeschrittenen Alter war – und dementsprechend abzusehen war, dass man schon bald nach einem neuerlichen Ersatz suchen würde müssen. Außerdem übertreibt man es bei seinem ersten Auftritt vielleicht doch etwas mit dem Humor. Immerhin sind wir hier bei einem Bond-Film, und nicht bei Monthy Python! ![]() Was "Die Welt ist nicht genug" ebenfalls auszeichnet, ist die Fülle an denkwürdigen Momenten und Szenen. Gut, ok, "Fülle" war jetzt vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt, aber gerade auch im direkten Vergleich zu "Der Morgen stirbt nie", der diesbezüglich so gut wie gar nichts zu bieten hatte, fällt der Nachfolger ungemein positiv auf. Es gibt so viele phantastische Szenen, und das Beste daran: Die meisten davon sind nicht mal Action-Momente (dazu kommen wir auch gleich nochmal), sondern einfach nur toll geschriebene und gespielte Dialogszenen zwischen zwei Figuren. Egal ob Bond und Elektra, Elektra und Renard, Renard und Bond, Bond und M, M und Elektra… die Szenen sind teilweise phantastisch, vor allem auch, da man sich diesmal eben wieder eines ernsteren Grundtons bedient, was das ganze glaubwürdiger und realistischer macht und dafür sorgt, dass man stärker in die Handlung involviert ist, als wenn man den Film zu locker anlegt und/oder ohne narrativen Rahmen von einer Actionszene zur nächsten hetzt. Ich denke, das ist auch einer der Hauptgründe, warum mir "Die Welt ist nicht genug" immer besser gefällt. Damals im Kino, mit "zarten" 19 Jahren konnte ich solche Szenen und Momente einfach noch nicht so schätzen, wie ich es heutzutage tue. Damals zog ich die vielleicht eher hirnlose Action, die Explosionen, das Spektakel vor – gerade auch bei einem Bond-Filme, wo diese Elemente natürlich ebenfalls zum essentiellen Standardrepertoire gehören. Aber heute finde ich den Reiz, zwei Schauspielern dabei zuzusehen wie sie sich in einer gut geschriebenen Szenen verbeißen, größer. Und eben davon hat "Die Welt ist nicht genug" einige zu bieten. Neben den Dialogen sticht generell die Handlung positiv hervor. Ich habe zwar den cleveren Aufbau des Twists eh auch schon bei Elektra selbst erwähnt, dennoch muss das Drehbuch hier auch noch einmal positiv hervorgehoben werden. Wirklich toll gemacht. Und während die Action zuvor nicht immer sonderlich packend war (dazu gleich), hat man sich bei "Die Welt ist nicht genug" mit dem Showdown im vertikalen U-Boot wirklich das Beste für den Schluss aufgehoben. ![]() Auch die extrem lange Einstiegssequenz fällt mir unangenehm auf. Diese dauert fast 15 Minuten – was nicht nur dafür sorgt, dass die Titelsequenz fast wie ein nachträglicher Einfall wirkt (als hätte man den Film geschnitten und dann bemerkt: "Oh Mist! Wir haben die Titelsequenz vergessen!"), sondern diese einen irgendwie auch aus dem Film reißt; ist man doch zu diesem Zeitpunkt schon längst in die Handlung eingetaucht. Generell ist die Actionszene rund um die Bootsverfolgung auf der Themse viel zu lang; zumal sich vieles, wie z.B. die verwunderten Reaktionen der Londoner, wenn er wieder mal durch die Stadt schlittert, oder auch jene Momente in denen er nass wird, zu oft wiederholen. Und zu allem Überfluss ist noch dazu absolut unverständlich, warum er sich mit dem Feuern der Torpedos so viel Zeit lässt. Generell ist die Action – mit Ausnahme des Showdowns, und auch dieser kann in erster Linie aufgrund des originellen Settings gefallen – nicht die größte Stärke von "Die Welt ist nicht genug". Michael Apted inszeniert diese zwar angenehm übersichtlich, lässt es aber etwas an Dynamik vermissen – was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass diese eben teilweise doch eine Spur zu lange dauern. Vor allem auch die Szene an den Docks konnte mich nicht wirklich überzeugen, und ist mit dem Sägen-Hubschrauber stellenweise auch etwas übertrieben. Generell ist Apteds Inszenierung kein Überdrüber-Highlight. Solide, aber keineswegs überragend. Der letzte Stein des Anstoßes sind dann die nicht immer gelungenen Gags und Kalauer. Manches, wie der Clinton-Joke zu Beginn, ist angenehm subtil und zweideutig, aber in weiterer Folge wurde es mir oftmals doch etwas zu plump. Gerade auch zu den ersteren Elementen wollten diese teilweise doch eher infantilen Kalauer nicht wirklich passen. Den Vogel schoss hier sicherlich das grauenhafte "I thought Christmas comes only once a year" am Ende ab. Einfach viel zu plump. Warum nicht stattdessen ein Bond, der zu ihr sagt "Merry Christmas.", und sie antwortet darauf "Indeed."? Das wäre um einiges subtiler gewesen, und hätte meiner bescheidenen Meinung nach den zweideutigen Charme der besten schlüpfrigen Bond-Gags bewahrt. Stattdessen gibt es leider Facepalm-Alarm, und damit ein eher unwürdiges Ende eines ansonsten sehr gelungenen Bond-Films. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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