James Bond 007 - Im Angesicht des Todes |
Moore's letzter Einsatz stimmt versöhnlich
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 16 November 2012 |
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Kurzinhalt: Bei einem Einsatz in Sibirien gelingt es 007, einen Computerchip zu erbeuten, ehe diesen die Russen in die Hände bekommen können. Als Q ihn im MI6-Hauptquartier analysiert, findet er heraus, dass dieser Chip als erstes gegen einen elektromagnetischen Impuls durch eine Atombombenexplosion gewappnet wäre. Der Hersteller ist auf dem Chip klar und deutlich vermerkt: Zorin Industries. Doch Zorin besitzt eine Computerfirma in Amerika, und gilt als kein Freund des Kommunismus. Wieso sollte er den Russen einen solch fortschrittlichen Chip übergeben? Um dies herauszufinden, beschließt 007, sich unter dem Vorwand ein Pferd kaufen zu wollen bei der auf Zorins Gestüt stattfindenden Versteigerung einzuschleichen, um Zorin besser kennen zu lernen und mehr über ihn zu erfahren. Schon bald findet er heraus, wie es Zorins Pferden gelungen ist, ihre Rennen zu gewinnen, obwohl es sich eigentlich um minderwertige Züchtungen handelt. Doch auch Max Zorin kommt 007 auf die Schliche. Als er erkennt, um wen es sich handelt, versucht er ihn auszuschalten. Bond entkommt mit knapper Not, und folgt Zorin nach San Fransisco. Um herauszufinden, was dieser vor hat, braucht Bond – natürlich – die Hilfe einer schönen Frau, nämlich der Geologin Stacey Sutton. Gemeinsam gelingt es ihnen schließlich, Zorins Plan zu offenbaren: Er möchte Silicon Valley zerstören… Review: ![]() Die Titelsequenz ist wieder sehr stylisch, wenn sich auch für mich nicht zu den besten der Reihe zählt. Gleiches gilt für den Titelsong, der sehr zeitgenössisch ausfällt und dem der klassische Charme anderer Titellieder fehlt. Während der Einstieg noch gelungen ist, vor allem von der Melodie her, finde ich vor allem den Refrain "Dance into the Fire" eher öde und vergessenswert. Nach diesem typischen Einstieg nimmt man wie gewohnt etwas Tempo zurück, und bringt die Schlüsselfiguren in Stellung. Bond – der diesmal ohne Gadgets auskommen muss – besucht zuerst ein Pferderennen, und begibt sich danach nach Paris, wo er sich mit einem Detektiv trifft, der eindeutig als Parodie auf Hercule Poirot angelegt ist. Nachdem dieser auf recht eigenwillige Art das Zeitliche segnete, nimmt Bond die Verfolgung des Killers auf. Dieser offenbart sich uns als May Day, die Handlangerin von Zorin, dargestellt von Grace Jones, die ihrer Figur von Anfang an eine wilde, animalische Präsenz verleiht. Höhepunkt ist dann sicherlich der spektakuläre Stunt, als May Day vom Eiffelturm hinunterspringt. Auch die nun folgende Verfolgung mit dem Auto, dass nacheinander dermaßen zerstört wird, dass nur mehr der Vorderteil der Karosserie übrig bleibt, weiß durchaus zu gefallen. Nachdem sich 007 wohl oder übel geschlagen geben muss, beschließt er, sich in der Rolle eines englischen Lords, der darüber nachdenkt eine Pferdezucht aufzumachen, bei der Versteigerung auf Max Zorins Gestüt in Frankreich einzuschleichen. Das Highlight dieses Teils des Films ist sicherlich der Gastauftritt von Patrick Macnee als Sir Godfrey Tibbett – hat dieser doch in "Mit Schirm, Charme und Melone" selbst einen Agenten gespielt. Er und Moore verfügen über eine tolle Chemie, und sorgen für einiges an Humor – wobei vor allem amüsiert, wie Bond den Sir als seinen Chauffeur und Butler schuften lässt. ![]() Doch zurück zum Plot: Nachdem Bond und Tibbett im Gestüt herumgeschlichen sind und die Doping-Chips gefunden haben, findet Zorin am nächsten Morgen mit Hilfe des Computers die wahre Identität von Bond heraus – und versucht ihn daraufhin möglichst unauffällig umzubringen. Nachdem sich das Springreiten hierfür als ungeeignet erweist, steckt er 007 und den mittlerweile leider bereits ermordeten Tibbett in ein Auto, und lässt dieses in einem See versenken. Der Haken an der Sache: Beide sitzen hinten, was für mich einen Unfall nicht unbedingt sehr plausibel macht. Sei's drum, Bond wacht rechtzeitig auf und kann dank der Luft aus dem Reifen (eine clevere Szene) lang genug unter Wasser bleiben, um unentdeckt an Land gehen zu können. Nun verlagert sich das Geschehen nach San Francisco. Da ich diese Stadt seit meinem ersten Besuch 1997 ins Herz geschlossen habe, freue ich mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie in einem Film zu Gesicht bekomme – weshalb ich sie auch bei "Im Angesicht des Todes" als wesentliche Stärke empfand. Egal ob Fisherman's Wharf, die Cable Cars, oder die später prominent auftretende Golden Gate-Bridge, San Francisco hat einen ganz eigenen Charme, den die Stadt meines Erachtens auch durchaus auf Filmbildern vermittelt. Nachdem wir Bekanntschaft mit dem chinesischen CIA-Agenten Chuck Lee gemacht haben, taucht 007 unter. Die Szene, als er aufgrund der eingeschaltenen Turbine fast in diese hineingezogen wird, ist nicht unspannend – wenn uns auch natürlich klar ist, dass ihm nichts passieren wird. Kurz darauf hat Bond ein kurzes Stelldichein mit einer russischen Agentin. So sehr ich mich auch über das Wiedersehen mit General Gogol gefreut habe, wünschte ich doch, es wäre gelungen, für diese kurze Szene Barbara Bach zu gewinnen. Dann hätten wir die Vorgeschichte der beiden selbst nachvollziehen können, und sie wäre uns nicht nur erzählt worden. ![]() Am darauffolgenden Morgen nähern wir uns dann mit Riesenschritten dem großen Finale. Bond und Sutton schleichen sich in Zorins Mine ein, und erkennen nun endlich seinen Plan: Er will Silicon Valley überfluten. Das Chaos, das nach ihrer Flucht im Inneren der Mine ausbricht, ist durchaus spektakulär und sehr beeindruckend. Mein einziger Kritikpunkt ist der wieder einmal all seine Handlanger umbringende Bösewicht – und dabei insbesondere die Tatsache, dass sein Helfer ihm trotzdem treu ergeben bleibt. Sollte er sich nicht, nachdem er seinen Boss gerade darauf hingewiesen hat, dass die Männer ihm gegenüber loyal sind, und dieser sie trotzdem umbringen ließ, nicht eigentlich fragen, ob nicht vielleicht er das nächste Opfer ist? Immerhin gibt Zorins skrupelloses Verhalten May Day eine nachvollziehbare Motivation, die Seiten zu wechseln und 007 dabei zu helfen, die Bombe wegzuschaffen – wobei sie sogar den Heldentod sterben darf. Wie schon bei "Octopussy" hat man sich aber auch bei "Im Angesicht des Todes" das Beste für den Schluss aufgehoben. Das Finale auf der Golden Gate Bridge ist einfach nur grandios – und jener Moment des Films, der am deutlichsten und stärksten in Erinnerung bleibt. Trotz der immer wieder erkennbaren Rückprojektionen ist es ein ungemein spektakuläres denkwürdiges Finale – nicht nur für den Film, sondern auch für Moores Einsatz als 007. Der eigentliche Abschluss hingegen ist dann wieder weniger gelungen. Es soll wohl amüsant sein, aber auf mich kommt Q in dieser Szene immer wie ein notgeiler Spanner rüber. Immerhin schafft man damit einen durchaus passenden Ausklang der Moore-Ära – denn so wie diese kann auch diese letzte Szene nicht 100%ig überzeugen. ![]() Fazit: In Anlehnungen an Charles Dickens berühmtes Zitat aus "Eine Geschichte aus zwei Städten" könnte man bezüglich "Im Angesicht des Todes" wohl festhalten: Es war weder die beste, noch die schlimmste aller Zeiten. Nach dem wieder sehr schwachen "Octopussy" verabschiedet sich Roger Moore mit einem grundsoliden, unterhaltsamen Eintrag in die Bond-Reihe, der einige gute und denkwürdige Szenen bietet – allen voran den spektakulären und unvergesslichen Showdown auf der Golden Gate Bridge – ohne dabei übertrieben zu begeistern. Vor allem der Mittelteil ist nicht besonders packend geraten und lässt es etwas an Spannung und Dramatik vermissen. Gelungen sind dafür die schauspielerischen Leistungen, wobei sich Moore erneut sehr spielfreudig zeigt (wenn er auch mittlerweile doch etwas zu alt für die Rolle scheint), und darüber hinaus vor allem Christopher Walken als psychopathischer Bösewicht, Grace Jones als seine wild-animalisch-unzähmbare Handlangerin, sowie Patrick Macnee in einer köstlichen Gastrolle, begeistern können – während Tanya Roberts zwar grundsätzlich gut spielt und über eine attraktive Ausstrahlung verfügt, was ihre Rolle betrifft aber doch eher wieder ein Rückschritt in "Fräulein in Nöten"-Tagen ist, und man ihr zudem die Geologin nur bedingt abnimmt. Dafür konnte mir John Barry's Filmmusik wieder besser gefallen als zuletzt – vor allem seine wunderschöne Interpretation des nicht überragenden Titelsongs von Duran Duran. Die Locations sind ebenfalls wieder sehr gut ausgewählt, und werden auch gut genutzt und schön in Szene gesetzt – wobei neben San Francisco und Paris vor allem auch der Einstieg in der Eiswüste Islands – das Sibirien "doubelt" – besticht. "Im Angesicht des Todes" ist sicherlich nicht ohne Schwächen – insgesamt empfand ich ihn aber als durchaus gelungen und unterhaltsam, und damit als versöhnlichen Abschluss der doch eher durchwachsenen Moore-Ära. Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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