James Bond 007 - Octopussy |
Ein neuerlicher Rückschritt der Moore-Bonds
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 15 November 2012 |
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Kurzinhalt: Mit letzter Kraft stolpert Agent 009 in die britische Botschaft in Berlin, ehe er stirbt. In den Händen hält er ein gefälschtes Fabergé-Ei. Wurde er etwa deswegen ermordet? Und wenn ja, von wem? Um das herauszufinden, wird James Bond mit dem Fall beauftragt. Bei der Auktion des echten Fabergé-Eis wird er auf Kamal Khan aufmerksam, der sonst üblicherweise nur verkauft, es diesmal aber auf das Ei abgesehen zu haben scheint, und sich partout nicht aus der Auktion verdrängen lässt. 007 tauscht kurzerhand das Original gegen die Fälschung ein, und nimmt die Verfolgung auf – im Wissen, dass er sich so zur Zielscheibe macht, sobald Khan den Austausch bemerkt. Bond folgt Khan nach Indien, wo er in weiterer Folge auf die mit ihrer Schar von Untertaninnen auf einer abgelegenen Insel lebende Frau aufmerksam wird, die überall nur als Octopussy bekannt ist. Sie ist die Chefin des internationalen Juwelenschmugglerrings. Was jedoch auch ihr nicht bewusst ist: Sie ist nur eine Schachfigur eines gefährlichen Plans von Khan sowie dem russischen General Orlov, die in der amerikanischen Militärbasis in Berlin eine Atombombe zünden wollen… Review: ![]() Leider ist das nur eines von mehreren Problemen, die "Octopussy" meines Erachtens plagen, und ihn zu einem weiteren schwachen Moore-Eintrag in die Bond-Reihe machen. Nach dem angenehm ernsten "In tödlicher Mission" fällt vor allem der wieder deutlich erhöhte Humor-Anteil negativ auf, der "Octopussy" teilweise zu einer Komödie und/oder Parodie verkommen lässt. Der absolute Tiefpunkt – nicht nur des Films, sondern möglicherweise der gesamten Filmreihe – ist zweifellos der Tarzan-Schrei von Bond. Weitere entbehrliche komödiantische Einlagen waren für mich u.a. der Busen-Zoom, Bonds Begegnung mit einem Tiger, sowie der die Bond-Titelmelodie flötende indische Agent – von dem ständigen "Oh James"-Geseufze von Bonds Gespielinnen ganz zu schweigen. Abseits des Humors fällt vor allem negativ auf, wie grauenhaft überzeichnet vieles bei "Octopussy" ist. Steven Berkoff stellt als General Orlov – vor allem auch in seiner ersten Szene bei der Besprechung in Russland – grauenhaftes Overacting zur Schau; weitere übertriebene Elemente sind der lachende Inder, den Khan für den Angriff auf Octopussy's Insel engagiert, die "Kettensäge" – sowie Bond im Clowns-Kostüm. 007 ist halt schon ein richtiger Held. Da eine Atombombe hochzugehen, aber er hat noch genug Zeit, um sich ein ausgefeiltes Clowns-Gesicht aufzuschminken – und schafft es dann natürlich wortwörtlich in letzter Sekunde und gegen jeden Widerstand (inklusive begriffsstutzige Generäle und Polizei), sie doch noch zu entschärfen . Insgesamt führen sowohl die amüsanten als auch die zahlreichen übertriebenen Elemente und Szenen leider dazu, dass man "Octopussy" – trotz einer ansatzweise ernsten Handlung rund um Abrüstungsverträge und einen bevorstehenden Terroranschlag – nicht so recht ernst nehmen kann; was sich extrem negativ auf die Spannung auswirkt. ![]() Weitere Schwachpunkte, in willkürlicher Reihenfolge: Der sich in weiterer Folge als höchst irreführend offenbarende Titelsong "All Time High" (denn von einem Allzeithoch ist "Octopussy" nun wirklich weit entfernt; vielmehr ist er einer der Alltime-lows der Bond-Reihe) zählt für mich zu den schwächeren der 007-Filme. Nachdem es in "In tödlicher Mission" bereits grenzwertig war, ist Roger Moore bei "Octopussy" meines Erachtens endgültig in einem Alter, in dem ich ihm den charmanten, frauenbezirzenden Agenten nicht mehr ernsthaft abkaufen kann. Es gibt Männer, die auch im Alter noch sehr attraktiv wirken. Roger Moore, so leid es mir auch tut das sagen zu müssen, zählt meiner bescheidenen Meinung nach nicht dazu. Unklar war mir auch das mit dem Countdown bei der Bombe. Einerseits ist die Uhrzeit, an dem sie explodieren soll, fest eingestellt, andererseits zählt ein ebenfalls fixer vier Stunden-Countdown runter. Hääääh? Heißt das, die haben die Bombe auf die Sekunde genau vier Stunden vor der Detonation aktivieren? Irgendwie fand ich das enorm seltsam und unverständlich – bzw. schien es mir so, als sei dies nur für die Zuschauer gedacht gewesen; der Countdown, um die Sekunden runterzählen zu können, die Uhrzeit, damit wir wenn Bond später auf seine Uhr sieht wissen, wie viel Zeit noch bleibt. Wirklich Sinn ergeben wollte das aber für mich nicht. Generell leidet "Octopussy" darunter, dass wir viel zu lange nicht wissen, worum es eigentlich geht – ehe die Juwelenschmuggel-Handlung dann relativ unzeremoniell auf die Seite gelegt wird. Um erneut den Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger zu bemühen: Bei "In tödlicher Mission" wussten wir von Beginn an, worum es geht, und was auf dem Spiel steht. Die 2/3 des Films dominierende Juwelen-Handlung ist aber nicht spannend und/oder interessant genug, um allein für gute Unterhaltung zu sorgen – weshalb sich meines Erachtens doch immer wieder etwas Langeweile eingeschlichen hat. Zuletzt sei auch noch erwähnt, dass der Sonnenaufgang beim Showdown am Ende doch etwas plötzlich von statten geht. Zuerst ist noch finstere Nacht, dann scheint die Sonne schon fast am Zenit zu stehen. Wenn man es nicht schafft, so etwas vernünftig und glaubwürdig zu inszenieren, sollte man einfach den kompletten Showdown bei Tage spielen lassen, und fertig. ![]() Fazit: Mit den Moore-Bonds ist es wie mit einer Achterbahn. Kaum geht es bergauf, geht es auch schon wieder steil herunter. War "In tödlicher Mission" ein angenehm ernsthafter Eintrag in die 007-Reihe, wo man die überzeichnete Action sowie den Überhand nehmenden Humor wieder deutlich zurückgefahren hatte, präsentiert "Octopussy" ein Bond-Abenteuer in "bester" (?) "Moonraker"-Tradition. Trotz der ernsten Handlung rund um einen Terroranschlag mittels Atombombe ist "Octopussy" mehr eine Komödie und/oder Selbstparodie, als ein Agententhriller – wobei der Tarzan-Schrei den absoluten Tiefpunkt der Bond-Reihe darstellt. Auch die Action fällt, vom Einstieg sowie dem spektakulären Showdown auf einem Flugzeug, eher mager aus. Die Handlung hat zudem das Problem, dass die Bedrohung rund um die Atombombe viel zu spät eingeführt wird – und quasi aus dem nichts kommt. Dies sorgt nicht nur für einen deutlichen narrativen Bruch, der zumindest mich fragen ließ, wo denn eigentlich die Verbindung zu den ersten beiden Dritteln des Films liegt, sondern sorgt zudem auch dafür, dass sich teilweise doch ein wenig Langeweile einschleicht – ist doch das Mysterium rund um die gefälschten Schmuckstücke bei weitem nicht interessant oder gar spannend genug, um durchgängig für gute Unterhaltung zu sorgen. Vereinzelte Stärken und gelungene Momente sorgen zwar dafür, dass "Octopussy" nicht noch tiefer fällt als die auch schon nicht berauschenden "Der Mann mit dem goldenen Colt" und "Moonraker" – können aber auch nicht verhindern, dass ich ihn zu den Tiefpunkten der Bond-Reihe zählen muss. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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