Es |
Doch mit dem Clown kamen die Tränen…
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 11 Oktober 2012 |
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Kurzinhalt: Derry, Maine, in den frühen 60er Jahren. Während des Sommers finden die sieben Kinder Billy, Eddie, Ben, Beverly, Richie, Stanley und Mike, allesamt aus verschiedensten Gründen Außenseiter in ihrer Schule, zueinander, und gründen den "Club der Verlierer". Als die Kleinstadt von einem bösen Clown namens Pennywise terrorisiert wird, der Kinder verschleppt und tötet – darunter u.a. den kleinen Bruder von Billy – machen sich die sieben Freunde auf, um sich ihm zu stellen. 30 Jahre später: Mike ist als einziger in der Stadt geblieben, um auf Anzeichen einer Rückkehr des Bösen zu warten. Nun ist er sich sicher, dass Pennywise zurückgekehrt ist. Er ruft seine Freunde von einst an und erinnert sie an ihr Versprechen, wieder nach Derry zurückzukehren, falls der Clown zurückkehren sollte. Am nächsten Tag treffen die Mitglieder des Clubs der Verlierer nach und nach in Derry ein, um das Böse erneut zu bekämpfen… Review: ![]() In den dazwischenliegenden 20 Jahren hatte ich natürlich einen Großteil wieder vergessen. In erster Linie waren es einzelne Bilder und Szenen, die mir über die Jahre hinweg in Erinnerung geblieben sind, wie der aus dem Kanal hinaufschauende Pennywise, das blutige Teekränzchen mit der alten Dame, oder auch das Ende auf dem Fahrrad. Woran ich mich jedoch so gut wie überhaupt nicht mehr erinnern konnte, ist wie ich ihn damals denn eigentlich fand. So gesehen war ich schon gespannt darauf, wie meine Reaktion auf "Es" nach all der Zeit ausfallen würde. Mein Urteil: Bis auf ein paar Schwachpunkte konnte mir ich diese 3-stündige TV-Adaption eines der berühmtesten, bekanntesten und besten Werke vom "Meister des Horrors" sehr gut gefallen. Dabei teile ich die Ansicht der meisten, dass die erste Hälfte des Films (bzw. der erste Teil der Mini-Serie) um einiges besser gelungen ist als die (bzw. der) zweite, bzw. generell die Handlung rund um die Kinder spannender und packender ist als jene rund um ihre erwachsenen Gegenparts. Die Schilderung dieser Freundschaft und der Ereignisse dieses Sommers (wo sich Parallelen zu "Stand by Me" finden lassen) sind ja auch eine der größten Stärken der Vorlage, und dies überträgt sich durchaus auch auf die TV-Adaption. Stephen King schafft es einfach hervorragend, sich in diese jungen Jugendlichen hineinzuversetzen, und auch wenn bei der Verfilmung natürlich vieles gekürzt werden musste, ist man durchaus damit erfolgreich, diese Stärke auch in den Film zu retten. Es steckt einfach eine gewisse Magie in diesem Lebensabschnitt, in dem man sich in einer Übergangsphase befindet – kein Kind mehr, aber auch noch kein richtiger Jugendlicher bzw. junger Erwachsener. Eine Magie, die sich auch auf die Freundschaften erstreckt, die sich in dieser Zeit bilden – unabhängig davon, ob diese dann ein Leben lang, mehrere Jahre, oder auch nur einen Sommer währen – und natürlich auch auf die Abenteuer, die man gemeinsam erlebt. ![]() Leider kann die zweite Hälfte von "Es" an den gelungenen Start nicht mehr anknüpfen. Der Handlung in der Gegenwart fehlt der Zauber aus den Rückblenden, und die Figuren wirken vergleichsweise uninteressant. Und nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Damit meine ich im Vergleich zu ihren jüngeren Ichs, denn im Vergleich zu anderen Horrorfilmen sind sie diesen – nicht zuletzt auch dank der Charakterisierung aus den Rückblenden – meilenweit voraus. Vor allem Bevs Geschichte fand ich richtiggehend tragisch, und umso mehr freute mich die weitere Entwicklung in der "Gegenwart". Dennoch, so verbunden wie ihren jungen Ausgaben fühlte ich mich dem älter gewordenen "Club der Verlierer" nicht mehr. Auch die schauspielerischen Leistungen haben mich nicht so beeindruckt, wie von den JungdarstellerInnen. Vor allem mit Richard Thomas tat ich mir offen gestanden stellenweise etwas schwer. Über jeden Zweifel erhaben ist hingegen Tim Curry – und das in beiden Teilen/Hälften des Films. Seine Darstellung von Pennywise zählt zu den größten Stärken von "Es". Auch will ich nicht behaupten, dass die zweite Hälfte überhaupt keine starken Momente mehr hätte. Vor allem der Besuch von Bev bei der alten Dame, der mir ja auch als eine der wenigen Szenen noch von der Erstsichtung in Erinnerung war, war sehr gruselig umgesetzt. Was dann allerdings – vor allem angesichts des 2-1/2 stündigen Aufbaus – schwer enttäuscht, ist die finale Konfrontation zwischen dem Club der Verlierer und Es. Natürlich hat es Stephen King den Drehbuchautoren nicht leicht gemacht – denn ich habe zwar die Vorlage gelesen, und könnte trotzdem nicht genau sagen, was da am Ende eigentlich vorgefallen ist. Wie soll man das dann erfolgreich auf den TV-Schirm bringen? Noch dazu, wenn jeder diese Lücken im Finale mit seiner eigenen Interpretation füllt, und somit seine eigene Bedeutung für diese Momente findet? Eine visuelle Adaption kann hier ja eigentlich nur schiefgehen. ![]() Fazit: "Es" ist ein überwiegend gelungener Horrorfilm, bei dem jedoch ein paar Kritikpunkte den ganz großen Wurf verhindern – allen voran eine dramaturgisch deutlich schwächere zweite Hälfte, die nicht ganz so überzeugenden schauspielerischen Leistungen der Erwachsenen (im Vergleich zu ihren jugendlichen KollegInnen), vor allem aber der ungemein enttäuschende Showdown. Die erste Hälfte bzw. alles rund um ihre Kindheit/Jugend ist dafür absolut phantastisch, und fängt den Zauber dieses Lebensabschnitts perfekt ein. Großartig auch die Leistungen der Jungstars, sowie natürlich von Tim Curry, dessen Darstellung von Pennywise zu den wesentlichen Stärken des Films gehört. Und auch die Charakterisierung der Figuren bewegt sich weit über dem durchschnittlichen Genre-Niveau. Erstsichter sollten sich allerdings bewusst machen, dass bei "Es" eher der atmosphärische Grusel dominiert, denn der waschechte, verstörende, beängstigende und nervenzerfetzende Horror. Er verbreitet kontinuierlich eine feine Gruselstimmung (nicht zuletzt dank der Emmy-prämierten Musik von Richard Bellis), und Regisseur Tommy Lee Wallace gelingt es vor allem punktuell, eine beängstigende Atmosphäre aufzubauen – aber so richtig in Angst und Schrecken versetzen dürfte er wohl die wenigsten (Erwachsenen); was sicherlich auch zum Teil dem TV-Format geschuldet sein dürfte, das die Möglichkeiten zur Darstellung von Gewalt und schrecklichen Bildern (aufgrund der strengeren Regeln fürs Fernsehen, zumindest abseits des Pay-TV) von vornherein stark reduziert. Wer sich jedoch mal wieder so richtig schön altmodisch gruseln möchte, und/oder eine nostalgische Reise in die eigene Kindheit/Jugend unternehmen will, dem sei "Es", trotz des unbefriedigenden und leicht trashig anmutenden Finales, wärmstens ans nostalgische Herz gelegt! Wertung:7.5 von 10 Punkten (Teil 1: 9/10, Teil 2: 6/10)
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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