Carrie - Des Satans jüngste Tochter |
Review zur allerersten Stephen King-Verfilmung
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 03 Oktober 2012 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Carrie ist an ihrer Schule eine Außenseiterin, die von fast allen gehänselt und gemieden wird. Nicht zuletzt ist dafür ihre streng religiöse Mutter verantwortlich, die nicht nur den Eltern ihrer SchulkollegInnen mit ihrer Bekehrungsmission immer wieder zur Last fällt, sondern die vor allem auch ihre Tochter enorm unterdrückt und ihre soziale Entwicklung behindert. Als bei Carrie beim Duschen nach den Sportunterricht die erste Menstruation einsetzt, weiß sie mangels Aufklärung nicht, was mit ihr los ist. Völlig verstört streckt sie ihren Schulkolleginnen hilfesuchend die Hände entgehen – und wird von ihnen ausgelacht. Ein Vorfall, der für diese nicht ohne Folgen bleibt, werden sie doch dazu verdonnert, eine Woche nachzusitzen. Wer sich nicht daran hält, wird vom in einer Woche stattfindenden Abschlussball ausgeschlossen. Sue nimmt sich die Worte ihrer Lehrerin sehr zu Herzen, und wird wegen ihres Verhaltens in der Schule von Schuldgefühlen geplant – weshalb sie ihren Freund Tommy darum bittet, Carrie zum Abschlussball zu begleiten. Ganz anders die eitle Chris. Ihr wird die Teilnahme am Abschlussball verweigert – weshalb sie einen finsteren Plan schmiedet, um sich an Carrie zu rächen und sie vor der gesamten Schule bloßzustellen. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer – denn Carrie verfügt über telekinetische Fähigkeiten, die sich immer dann manifestieren, wenn sie wütend wird… Review: ![]() Nichtsdestotrotz muss man auch festhalten, dass sich junge Zuschauer mit ihren modernen Sehgewohnheiten selbst zum Ende hin wohl kaum mehr erschrecken dürften, und den bei "Carrie" vorherrschenden subtilen Grusel möglicherweise als zu subtil, und daher auch den Film als zu wenig erschreckend und harmlos, empfinden werden. So gesehen kann ich dem im nächsten Jahr anstehenden Remake, welches doch von so manchem Horror-Fan vorverurteilt wird, eine gewisse Daseinsberechtigung nicht absprechen. Immerhin hat "Carrie" mittlerweile ja auch schon wieder fast 35 Jahre auf dem Buckel. Nach so langer Zeit darf man sich schon mal an einer neuen Interpretation versuchen. Ob es dieser jedoch gelingen wird, an Brian De Palmas Horror-Klassiker anzuknüpfen, da bin zugegebenermaßen auch ich skeptisch. Denn meines Erachtens ist der Kontrast zwischen der ersten Stunde – wo der Film mehr wie ein ganz gewöhnliches Teenager-Drama wirkt, als ein Horrorfilm – und dem letzten Drittel eben genau das, was "Carrie" so auszeichnet. Erst dadurch, dass zuvor alles so normal und harmlos wirkt, schaffen es die in weiterer Folge stattfindenden Ereignisse, ihre schockierend-verstörende Wirkung zu entfalten. Genau aus diesem Kontrast zwischen dem gewöhnlichen und den übernatürlichen – ein Motiv, das zu den Markenzeichen von Stephen King gehört – bezieht der Film viel von seinem Schrecken. Überhaupt ist die banale, gewöhnliche erste Stunde notwendig, um uns in Carries Kopf schlüpfen und sich uns mit ihr identifizieren zu lassen. Wenn sie schließlich mit Tommy tanzt, bezieht "Carrie" seine Spannung nicht aus einem wahnsinnigen Killer oder einer ähnlichen Bedrohung. Es ist eine stille, fast tragische Spannung – da wir genau wissen, welchen Streich die anderen Schüler planen, und was Carrie in Kürze bevorsteht. ![]() Was das Casting betrifft, fällt grundsätzlich die Unart Hollywoods auf, Mitt-Zwanziger als Teenager zu besetzen. Zugegeben, angesichts der Duschszene gleich zu Beginn, die auch nicht mit nackten Tatsachen geizt, war zumindest die Volljährigkeit Pflicht, aber ob die meisten SchauspielerInnen unbedingt fast 10 Jahre älter sein mussten als die Figuren, die verkörpern, sei dahingestellt. Etwas irritierend wirkt es jedenfalls schon, da sie teilweise einfach doch etwas zu alt für ihre Rollen aussehen. Von diesem Manko abgesehen können sie jedoch allesamt überzeugen. Dies gilt insbesondere für Sissy Spacek, die eine grandiose Leistung zeigt. Zuerst ist ihre Carrie ungemein eingeschüchtert und unnahbar. Dann beginnt sie langsam aufzulockern, und ihr Leben so richtig zu genießen. Und zuletzt wird sie zum blutigen Racheengel. All diese – teils sehr widersprüchlichen – Facetten der Figur spielt sie mit bestechender Natürlich- und Glaubwürdigkeit. Amy Irving und Nancy Allen fallen ebenfalls sehr positiv auf, während ihre männlichen Kollegen William Katt und vor allem auch John Travolta doch etwas blass bleiben. Die neben Sissy Spacek bestechendste Leistung kommt aber ganz klar von Piper Laurie aka Carries Mutter. Sie spielt ihre Religionsfanatikerin sehr hingebungsvoll, und ohne Scheu davor, jegliche Sympathien beim Zuschauer zu verspielen. Der letzte nennenswerte Aspekt der Produktion ist dann die Filmmusik von Pino Donaggio. Diese ist zwar grundsätzlich ebenfalls sehr gelungen, in den Telekinese-Szenen fällt jedoch der Einsatz eines "Psycho"-ähnlichen Themas doch etwas deutlich – und unangenehm – auf. So wirkungsvoll es auch sein mag, da man dieses Geräusch seit "Psycho" automatisch mit Grauen und Mord in Verbindung bringt, so ist es doch nicht unbedingt optimal, wenn der Zuschauer in diesen Szenen aufgrund der aufdringlich ähnlichen Musik immer zwangsläufig an einen anderen Film denken muss. Eine eigenständigere Komposition wäre in diesen Szenen jedenfalls wünschenswert gewesen. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1976 MGM)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Halloween SPECiAL 2012
Weitere DVD & Kino News
Kommentar schreiben
|