Das Bourne Vermächtnis |
Fortsetzung der Bourne-Reihe ohne Bourne
Kategorie:
Filme -
Autor: S. Kietzke | C. Siegel - Datum:
Mittwoch, 19 September 2012 |
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Kurzinhalt: Der Fall Jason Bourne versetzt die CIA in helle Aufregung. Neben den damit verbundenen Programmen Treadstone und Blackbriar drohen noch zahlreiche weitere Geheimagenten-Programme aufzufliegen. Eines davon ist "Operation Outcome", für das Eric Byer verantwortlich ist. Er beschließt, das Programm mit sofortiger Wirkung einzustellen und alle Beweise zu vernichten – dies schließt die daran beteiligten Wissenschaftler sowie natürlich die Probanden mit ein. Doch einer von ihnen, nämlich Agent No. 5 Aaron Cross, gelingt es, dem Anschlag zu entkommen. Auch die Ärztin Marta Shearing überlebt den vermeintlichen Amoklauf eines Kollegen im Institut mit viel Glück. Tags darauf bekommt sie Besuch von mehreren Agenten, die sie scheinbar zum Vorfall befragen wollen – in Wahrheit jedoch vielmehr deshalb geschickt wurden, um den Job zu beenden. Doch just in diesem Moment trifft Aaron Cross ein, und schaltet einen nach dem anderen aus. Er hat Marta aufgesucht, da er dringend einen Nachschub für seine Medikamente braucht – nimmt er doch blaue und grüne Tabletten, um seine körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Doch Marta hat keinen Vorrat bei sich zu Hause, und auch in jenem Labor, wo sie ihn in regelmäßigen Abständen untersucht hat, liegen keine Tabletten auf. Die beiden brechen daher zur Fabrik in Manila auf. Doch Eric Byer und seine Untergebenen kommen ihnen schon bald auf die Spur…
Christian Siegel
Macht mit bei unserem Gewinnspiel! Bis zum 05. Oktober 2012 habt ihr bei uns die Chance, eines von drei Fanpaketen zum Film, bestehend aus je einem Exemplar des Buches "Das einzig wahre Handbuch für Agenten" und einem Filmplakat, zu gewinnen. Die Gewinnfrage sowie die Teilnahmebedingungen findet ihr auf unserer Gewinnspiel-Seite. Viel Glück! Review von Sven Kietzke: ![]() Und damit bin ich auch schon beim ersten Kritikpunkt: Im Vergleich zu Bournes Suche, die aufgrund der Ungewissheit stets interessant war, wirkt Cross’ Einsatz einfach nur beliebig. Von Anfang an ist klar worum es geht. Hier warten keine Überraschungen und keine Aha-Momente auf den Zuschauer. Das macht den Film zwar nicht unbedingt uninteressant, aber … nun ja, beliebig (man verzeihe mir die Wortwiederholung, aber ein passenderes will mir partout nicht einfallen). Da helfen auch stiefmütterlich eingestreute moralische Bedenken nichts. Hinzu kommt, dass Jason Bourne es stets verstand, seinen Verfolgern durch Tricks und Taktik jederzeit einen Schritt voraus zu sein. Aaron Cross hingegen hat lediglich einen Zeitvorteil, lässt aber jegliche Raffinesse, die einen Top-Agenten (zumindest in Hollywood) ausmacht, vermissen. Doch ich will nicht zu viel meckern, denn “Das Bourne Vermächtnis” (und ja, ich weiß, dass da eigentlich ein Bindestrich hingehört, aber hey, der Titel beinhaltet nun mal ein Deppenleerzeichen) macht auch vieles richtig. Die Story ist zwar nicht besonders innovativ, fügt sich aber nahtlos ins Bourne-Universum ein. Dass die neuen Charaktere nicht im Hauruck-Verfahren eingeführt werden, sondern sich viel Zeit dafür genommen wird, rechne ich den Machern ebenfalls positiv an. Und die Action, nicht ganz so unruhig wie in den Bourne-Filmen mit Jason Bourne, kann ebenfalls überzeugen – auch wenn die finale Jagd auf den Motorrädern gerne etwas kürzer hätte ausfallen dürfen und der Rutsch auf dem Treppenvorsprung nun wirklich arg überzogen wirkt. Jeremy Renner und Rachel Weisz machen ihre Sache gut, auch wenn Renner niemals an Matt Damons Agentendarstellung heranreicht. Edward Norton spielt eiskalt wie schon lange nicht mehr und durch die Auftritte bekannter Gesichter wie Joan Allen, David Strathairn und Scott Glenn sowie der bekannten Endmelodie blitzt ab und zu sogar echte Bourne-Atmosphäre durch. Fazit: Solider Actionthriller im Agentenmilieu, der gerne etwas eigenständiger und vor allem origineller hätte sein dürfen. Dennoch hätte ich gegen ein Wiedersehen mit Aaron Cross oder gar einen gemeinsamen Auftritt mit Jason Bourne nichts einzuwenden. Fans der Bourne-Reihe können sich "Das Bourne Vermächtnis" auf jeden Fall bedenkenlos anschauen. Wertung:6 von 10 Punkten
Wir bedanken uns bei Sven Kietzke für das Review!
Mehr von ihm findet ihr auf seinem Blog CineKie. Review von Christian Siegel: ![]() Leider jedoch erweist sich das Bourne-Vermächtnis als zu großes Erbe. Eines der Hauptprobleme des Films ist, dass Tony Gilroy meines Erachtens keinen guten Zugang gefunden hat, um auf die Bourne-Trilogie aufzubauen. So gibt es zwar gelegentlich Verknüpfungen zu den bisherigen Filmen, diese waren aber für meinen Geschmack zu oberflächlich, und wirkten auf mich doch eher halbherzig. Hin und wieder lässt man zwar kurz ein bekanntes Gesicht über die Leinwand huschen, wie Scott Glenn, David Strathairn oder Joan Allen (wobei man hierbei auch häufig auf Archivmaterial aus der Trilogie zurückgreift). Und obwohl die Ereignisse in etwa zeitgleich zu "Ultimatum" spielen, - von ähnlich genialen Verknüpfungen wie zwischen diesem und Verschwörung (wo die letzte Szene des 2. Teils in der Mitte des 3. Teils platziert wurde) ganz zu schweigen. Jedenfalls… trotz der ständigen Erwähnungen – Jason Bourne hier, Treadstone da – fühlte sich das Ganze für mich nicht wie ein weiterer Film der Reihe an. Und so war ich am Ende doch etwas irritiert, als beim Abspann plötzlich das inoffizielle Bourne-Thema "Extreme Ways" von Moby zu hören war… denn wie ein richtiger, vollwertiger Teil oder gar die logische Weiterentwicklung der Geschichte wirkte "Das Bourne Vermächtnis" auf mich zu keinem Zeitpunkt. Es hilft auch nicht, dass ein wesentliches Element der bisherigen Bourne-Filme eingespart wurde, nämlich das im Zentrum der Handlung stehende Mysterium. In "Identität" ging es darum, dass Bourne sein Gedächtnis wiedererlangt und in Erfahrung bringt, wer er überhaupt ist – und warum man ihn töten will. In "Verschwörung" wurde es des Mordes bezichtigt, und machte sich daran, die Hintermänner der titelspendenden Verschwörung ausfindig zu machen. Und "Ultimatum" brachte uns an den Ursprung zurück und klärte die Hintergründe des Treadstone-Projekts auf. In allen stand eine zentrale Frage im Mittelpunkt, die allein schon mein Interesse wecken konnte. ![]() Vor allem letzteres ist ein weiteres großes Problem des Films: Viele Szenen sind zu ausgedehnt, und/oder ihr narrativer Zweck erschließt sich mir nicht, wodurch sie rückblickend ungemein redundant wirken. Exemplarisch seien die Szenen relativ zu Beginn zwischen Aaron und dem anderen Agenten im Haus in Alaska genannt. Wozu waren diese da, und warum ver(sch)wendete man mehrere Filmminuten, um ihr angespanntes Kennenlernen zu zeigen, wenn dieses dann ohnehin nirgends hinführt, sondern sich vielmehr – so wie das Haus – kurz darauf in Luft auflöst? "Das Bourne Vermächtnis" ist leider voll von solch unnötigen Szenen; andere dauern wiederum viel zu lange. Vor allem angesichts der akuten Inhaltsarmut wäre es jedenfalls in meinen Augen ratsam gewesen, die Laufzeit um mindestens 15 Minuten zu kürzen. Auch die Figuren muss ich – gerade auch im Vergleich zur Trilogie – zu den Schwächen des Films zählen. Jeremy Renner macht seine Sache als Bourne-Ersatz zwar grundsätzlich nicht schlecht, bekommt aber hier trotz der mehr als doppelten Screentime weniger zu tun als bei "The Avengers". Es gibt eine einzige Szene, in der er sein Talent als Schauspieler kurz durchblitzen lassen darf, nämlich als er Marta und uns den Grund dafür nennt, warum er die Medizin unbedingt benötigt. Davon abgesehen bleibt er leider sehr blass. Ähnliches muss leider über Rachel Weisz gesagt werden, deren Rolle viel zu sehr auf das "Fräulein in Nöten"-Klischee zurechtgestutzt ist. Gut, ok, sie ist Ärztin, und dementsprechend verständlicherweise mit dieser Situation überfordert; trotzdem. Außerdem war ihre Liebesgeschichte nur ein Schatten von jener zwischen Jason Bourne und Marie. Und Edward Norton leidet darunter, dass er ständig nur auf Bildschirme starren und Anweisungen geben darf, was ihm kaum Gelegenheit dazu gibt, sich als Bösewicht in Szene zu setzen. Weshalb dann ja auch quasi in letzter Sekunde noch ein weiteres bisher unbekanntes Agentenprogramm aus dem Hut gezaubert wird, um Cross doch noch einen würdigen Gegner auf den Hals zu hetze – in dessen Rolle übrigens ein etwas bekannteres Gesicht als Louis Ozawa Changchien wohl auch nicht geschadet hätte. ![]() Fazit: Angesichts der steigenden Einspielergebnisse im Laufe der Trilogie ist der Wunsch von Universal Pictures, die Reihe auch ohne Matt Damon fortzusetzen, verständlich. Leider jedoch hat Bourne-Drehbuch-Veteran Tony Gilroy – der auch die Regie von Paul Greengrass übernommen hat – meines Erachtens keinen vernünftigen kreativen Ansatz gefunden, um das schwierige Erbe anzutreten. Mit einem zugrundeliegenden Mysterium, welche die Handlung antreibt, fehlt zugleich auch eine grundlegende Stärke der Trilogie, welche früh das Interesse des Zuschauers geweckt hat. "Das Bourne Vermächtnis" ist diesbezüglich viel zu geradlinig, und lässt es sowohl an interessanten Fragen als auch überraschenden Wendungen vermissen – weshalb es über weite Strecken an Spannung mangelt. Die Schauspieler tun zwar ihr bestes, werden jedoch vom Drehbuch überwiegend im Stich gelassen, dass ihnen kaum die Möglichkeit gibt, ihr Talent aufzuzeigen. Zwar gibt es vereinzelte Highlights, wie die Schießerei im Haus, oder auch den Einbruch in die Fabrik, aber insgesamt ist die Action etwas sporadisch und auch recht ungeschickt verteilt – denn die Verfolgungsjagd am Ende ist, nachdem man sich zuvor nach ein bisserl Action verzehrt hat, dann wiederum schon fast wieder zu viel des Guten. Too much, too late, sozusagen. So manche redundante oder auch einfach "nur" zu ausgedehnte Szene, sowie die halbherzige Verknüpfung zur Bourne-Trilogie geben diesem "Vermächtnis" dann schließlich den Rest. Einem weiteren Einsatz von Aaron Cross – dann gerne auch im Team mit Jason Bourne – würde ich zwar durchaus noch eine Chance geben, doch seine erste Mission kann ich leider nur den hartgesottensten "Bourne"-Fans empfehlen. Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 Universal Pictures)
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