Total Recall |
Mäßiges Remake zum Arnie-Klassiker
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Spieler | C. Siegel - Datum:
Donnerstag, 23 August 2012 |
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Kurzinhalt: Douglas Quaid, Fließbandarbeiter in der Roboterfabrik der UFB (United Federation of Britain), sucht nach Abwechslung von seinem Leben als Mensch zweiter Klasse, als Bewohner der Kolonie (Australien) und glaubt, diese im Angebot von Rekall zu finden. Trotz der Warnung seines besten Freundes Harry, geht er eines Nachts zur Firma, die behauptet Träume in echte Erinnerungen verwandeln zu können. Ein Abenteuer als Spion scheint genau das Richtige für Doug zu sein, doch der Check vor der Implantation fördert zu Tage, dass er dabei ist die einzige Regel zu brechen, die es bei Rekall gibt: es werden keine Erinnerungen implantiert, die mit Realen kollidieren würden. Nachdem Doug eigenhändig eine plötzlich auftauchende Polizeieinheit ausschaltet, wird ihm klar, dass er Wissen zu haben scheint, dass er in seinem bisherigen Leben nie angesammelt haben kann und zu den wachsenden Zweifeln an seiner eigenen Identität kommt schon bald eine tödliche Jagd von der Kolonie zur UFB. Review: ![]() Hier könnte die Geschichte ansetzen, wenn man sich nicht ein hanebüchenes Plotdevice hätte einfallen lassen, das instrumental für den Verlauf des gesamten Films wird: der sogenannte "Fall". Denn die scheinbar einzige Möglichkeit effektiv zwischen den beiden Landmassen zu reisen, besteht in einer Röhre durch den Erdkern. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ich meine, die Handlung auf den Mars zu verlegen ist auch ein SciFi-Konzept, aber das wurde damals wenigstens halbwegs glaubwürdig umgesetzt - vom Atmosphärenreaktor mal abgesehn. Aber ein Schacht, in der ein "Aufzug" von der Größe eines durchschnittlichen Hochhauses in 17 Minuten durch den Planeten fällt, ist nicht nur ressourcenmäßig fragwürdig, sondern schlicht unmöglich. So viel kann ich mein Gehirn gar nicht an der Kasse abgeben, dass ich meine Schul-(und Uni-)Bildung so ausblenden könnte. Gut, geschenkt. Von der Kolonie reisen also täglich Arbeiter zur UFB um dort in Fabriken Roboter für die Polizeikräfte zu bauen, die gegen den wachsenden Terrorismus des sich formierenden Untergrunds eingesetzt werden sollen. Was könnte der Bösewicht Cohaagen (Bryan Cranston, "Breaking Bad") wohl mit denen vorhaben? Ihr seht schon, die Geschichte ist so spannend wie das Ergebnis von einem Ei in der Bratpfanne. Leider bleibt jede größere Wendung aus und man hält sich an das Original. Man orientierte sich beim Setting wohl dichter an der Buchvorlage von Philip K. Dick, in der der Mars auch nicht zum Reiseziel wird. Erbaulich sind allerdings die ansehnlichen Effekte der Verfolgungsjagd, die stark an ähnliche Sequenzen aus "Minority Report" oder "I, Robot" erinnern und die doch sehr gute Action zwischen den Kontrahenten. Trotzdem sind Filme, deren beste Momente die sind, in denen nicht - oder nur wenig - gesprochen wird, halt leider selten gut. Dazu kommt, dass - nach X Jahren Actionfilmgeschichte - die Bösen hier wieder und wieder unglaublich dämliche Dinge tun, mit denen sie sich selbst vom Erfolg abhalten. Man hat echt nicht so viel Gesicht, wie man sich im Laufe (und vor allem beim Showdown) palmieren möchte. ![]() Fazit: Erwartet bei der FSK-12-Einstufung von "Total Recall" keine Brutalität oder Gore wie im Original mit Schwarzenegger. Angeblich soll es bei der Zweitverwertung einen Cut geben, der höher eingestuft wird, aber das bleibt abzuwarten und bezweifle ich eigentlich stark. Ich kann den Film nicht so recht empfehlen - nicht bei den Preisen, die Kinobesuche für viele zu etwas Besonderem machen. Bei einem solchen Abend, sollte sich der Film auch insgesamt lohnen und nicht nur zur Hälfte. Einzelne großartige Elemente und Ideen geben leider kein rundes Gesamtbild ab. Wertung:5 von 10 schwebende Autos
Michael Spieler
Spoiler-Warnung! Das nachfolgende Review beinhaltet große Spoiler zum Original-Film "Total Recall" mit Arnold Schwarzenegger. Im Zuge der Besprechung der Ähnlichkeiten und Unterschiede wird auch einiges bezüglich des Remakes vorweggenommen. Wer den Film so unvorbereitet wie möglich sehen will, oder gar das Original noch nicht kennt, sollte daher erst beim Fazit weiterlesen. Review von Christian Siegel: ![]() "Total Recall" muss sich als waschechtes Remake den Vergleich mit dem Original gefallen lassen – und zieht dabei leider in allen Belangen den Kürzeren. Es gibt einfach so viele Dinge, die Paul Verhoeven und sein Drehbuchautoren-Team besser gemacht haben, als Drehbuch-Überarbeiter Kurt Wimmer und Regisseur Len Wiseman. So begann man sehr bodenständig – was den weiteren Verlauf der Handlung nur umso überraschender gemacht hat (beispielhaft braucht man sich nur die unterschiedlichen Zugänge zum Rekall-Büro anschauen; im Original war es so unscheinbar wie ein Reisebüro. Im Remake wirkt es eher wie ein dreckiges Hinterzimmer, und es beschleicht einen sofort ein ungutes Gefühl). Viele originelle Ideen, wie die Mutanten, sucht man hier vergeblich – wie man hier generell auf einen Besuch des Mars verzichten muss. Auch Cohaagen und seinen Plan fand ich im Original nachvollziehbarer und erschreckender als das, was man sich für das Remake hat einfallen lassen. Das Original verfügt über so viele unvergessliche Szenen und Elemente. Manches davon wird zwar im Remake kopiert, um ihm Tribut zu zollen (kleiner Exkurs: was manchmal auch in die Hose geht. So machte die Anwesenheit einer dreibusigen leichten Dame im Original Sinn, da sie eine Mutantin war. Hier könnte es nur als willkürliche Schönheits-OP durchgehen, der Film tut aber nichts, um ihre Anwesenheit in irgendeiner Weise zu erklären oder zu rechtfertigen; z.B. in dem man uns zeigt, dass solche OPs in Zukunft zur Gewohnheit werden. Dadurch reduziert man es auf einen billigen Gag, der nur dann funktioniert, wenn man das Original kennt. Auch die Finte rund um die wohlbeleibtere Dame, die zwei Wochen verbleiben will, funktioniert angesichts der Tatsache, dass wir im Hintergrund jenen Mann sehen, von dem wir zuvor einen Blick in einem Reisepass erhaschen konnten, nicht. Und auch die Szene, als man Quaid davon zu überzeugen versucht, er sei immer noch bei Rekall, war im Original viel cleverer umgesetzt als hier.), aber das Remake verabsäumt es völlig – bzw. scheitert darin – eigene erinnerungswürdige Momente zu schaffen. ![]() Ein weiterer Schwachpunkt liegt darin, wie oft ich mich dabei ertappt habe, an andere Filme zu denken. So gesehen hat der Name des Films – auch wenn natürlich vom Original abstammend – mit "Total Recall" eine ironische Note (wie auch das Logo des Produktionsstudios "Original Film", dass zu Beginn angezeigt wird; da konnte ich mir – auch ohne Kenntnis des Films, nur angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Remake handelt – ein Lachen nur schwer verkneifen). Ähnlichkeiten zum Original fallen bei einem Remake natürlich unter die Kategorie "no na" und sind fast nicht zu vermeiden. Doch darüber hinaus haben sich Len Wisemen und sein Team noch von zahlreichen weiteren Filmen inspirieren lassen, wie z.B. "Blade Runner" (praktisch bei allen Szenen im Koloniegebiet, mit den asiatischen Einschlägen, dem Dauerregen, den Regenschirmen, der Neonbeleuchtung etc., war wieder einmal offensichtlich, wie sehr Ridley Scotts Meisterwerk das Design futuristischer Städte geprägt hat), "Minority Report" (die Verfolgungsjagd auf bzw. mit den Schwebefahrzeugen), "I, Robot" (die Polizeiroboter-Armee), "Die Bourne Identität" (der Agent mit Amnesie, der während eines Überfalls seine Fähigkeiten erkennt, und danach in einem Bankschließfach nach Hinweisen auf seine Identität sucht), "The Core" (die Fahrt zum/durch den Planetenkern, wobei man den Machern immerhin zugutehalten muss, dass "Der Fall" nicht in einer gänzlich geraden Linie verläuft sondern sich zum Erdkern hin doch leicht krümmt; wesentlich unplausibler als die Atmosphäre auf dem Mars fand ich das jetzt auch nicht), sowie "Inception" (der Kampf in der Schwerelosigkeit; auf den ich nach der ersten Fahrt mit dem "Fall" schon richtiggehend gerechnet habe; es war ja klar, dass so etwas später noch kommen muss). Im letzten Klammer-Punkt steckt ein weiteres wesentliches Problem des Films: Auch abseits der Tatsache, dass man die wichtigsten Handlungspunkte schon kennt, war der weitere Verlauf von "Total Recall" ungemein absehbar. Wo mich das Original immer wieder überraschen konnte und ich bei der Erstsichtung nicht hätte sagen können, wo sich das noch hinbewegen wird, ist dies beim Remake leider nur allzu offensichtlich. ![]() Was im direkten Vergleich leider auch offenkundig wird, ist, inwiefern die heutigen technologischen Möglichkeiten, die den Filmemachern zur Verfügung stehen, oftmals mehr Fluch als Segen sind. Beim Original musste Paul Verhoeven die Effektszenen wohldosieren – weshalb diese dann eine umso größere Wirkung entfalten konnten, wie z.B. die Ansichten vom Mars. Beim Remake wird einem von der ersten bis zur letzten Sekunde ein Effekte-Overkill vorgesetzt – ohne Steigerung, ohne wohlüberlegte Dosierung – weshalb sich das Auge früher oder später an diesen futuristischen Städten satt sieht. Auch was die Besetzung betrifft sehe ich Vorteile beim Original. Versteht mich nicht falsch – es ist unbestritten, dass Colin Farrell ein besserer Schauspieler als Arnold Schwarzenegger ist. Ich bin ein großer Fan von unserer steirischen Eiche, aber Schauspieler ist er keiner. Er verfügt jedoch – auch abseits seiner Muskeln – über einen Charme, ein Charisma, eine Ausstrahlung und eine damit einhergehende Leinwandpräsenz, an die selbst die meisten großen Actionstars in meinen Augen nicht heranreichen. Und so gut Colin Farrell als Schauspieler auch sein mag, aber was das betrifft, kommt er nicht einmal ansatzweise an Schwarzenegger heran, und erweist sich somit als denkbar schlechter Ersatz. Zumal er uns in meinen Augen auch seinen Wandel vom Fabriksarbeiter zum Geheimagenten nicht glaubwürdig vermittelt (Matt Damon hat unter ähnlichen Voraussetzungen in "Die Bourne Identität" hier z.B. deutlich besserer Arbeit abgeliefert). Ich finde, man hätte entweder einen aktuellen Actionstar nehmen müssen, oder aber einen grandiosen Charakterdarsteller wie Ryan Gosling. Für Farrell sind Arnolds Fußstapfen jedoch mindestens zwei Nummern zu groß. ![]() Zwei wesentliche Aspekte gibt es jetzt noch, wo das Remake dem Original ebenfalls weit unterlegen ist. Der erste ist die Filmmusik. Harry-Gregson Williams hat schon einige sehr schöne Soundtracks komponiert; ich erinnere nur an seine Arbeit für die ersten beiden "Narnia"-Filme. Bei "Total Recall" hat man ihn aber wohl dazu aufgefordert, das übliche, einfallslose und langweilige Actiontechnorockpunkgedöns zu fabrizieren, ohne erkenntliche musikalische Themen. Zugegeben, Jerry Goldsmiths grandiose Vorlage (für mich einer seiner besten) wäre wohl für die meisten Komponisten unerreichbar gewesen. Aber derart austauschbar und unauffällig hätte der Soundtrack dann auch wieder nicht sein müssen – wenn er damit zugegebenermaßen auch perfekt zum Film passt, den er vertont. Der letzte und wesentliche Kritikpunkt, der im Vergleich zum Original auffällt, ist, dass es Len Wiseman nicht einmal ansatzweise so gut gelingt, uns aufzuzeigen, was auf dem Spiel steht, und für echte Spannung zu sorgen. Am Ende steht die Kolonie vor der Auslöschung, doch wo Paul Verhoeven zuvor dadurch, dass er uns einige markante Figuren innerhalb der Mutanten vorgestellt hat, für sie unsere Sympathien geweckt hat – und zudem uns mit den sich ausschaltenden Ventilatoren die Ausweglosigkeit ihrer Situation sehr prägnant deutlich gemacht hat – verabsäumt es Len Wiseman, uns eine ähnliche Beziehung zu den Kolonisten aufbauen zu lassen. Wir mögen vielleicht, wenn überhaupt, noch mit Quaid und seiner Schnitte mitfiebern, doch mit den Kolonisten? Zumal die Bedrohung hier auch längst nicht so greifbar ist wie im Original. Trotz aller Kritik: "Total Recall" ist kein schlechter Film per se. Er vermag es dank des hohen Erzähltempos selbst bei Kenntnis des Originals und damit der Handlung noch, zumindest ansatzweise zu unterhalten, und keine allzu große Langeweile aufkommen zu lassen. Und vor allem die Action ist teilweise durchaus gelungen, und von Wiseman auch kompetent inszeniert. ![]() Fazit: Im Gegensatz zum Original, dass zu Recht als Klassiker des Science Fiction-Genres gilt, bietet das "Total Recall"-Remake leider – ironischerweise – nicht das Geringste, dass in Erinnerung bleiben würde. Neben der Tatsache, dass er dem Vergleich zum Original in keinem Aspekt der Produktion, angefangen vom Drehbuch über die Inszenierung und dem Soundtrack bis hin zur Besetzung, das Wasser reichen kann, erweisen sich vor allem die zahlreichen Szenen und Elemente als Schwachpunkt, die an andere (bessere) Filme erinnern – und zwar auch abseits bewusst gewollter Anspielungen aufs Original, die ohnehin etwas erzwungen wirken. Die Inspirationsquellen von Len Wiseman & Co. sind dabei so vielfältig wie offenkundig, und reichen von anderen SF-Klassikern wie "Blade Runner" über genrefremde Produktionen ("Die Bourne Identität") bis hin zu modernen Meisterwerken wie "Inception". Einzelne Momente zwischendurch mögen gelungen sein, und der Film dank des hohen Erzähltempos und der vom geneigten Zuschauer mitgebrachten Neugier, inwiefern man sich vom Original unterscheidet oder eben nicht, keine große Langeweile verströmen. Doch insgesamt sind die Kritikpunkte einfach zu zahlreich, als dass die wenigen gelungenen Elemente sie ausgleichen könnten. Mein Tipp: Investiert das Geld statt in die Kinokarte lieber in eine DVD und/oder Blu Ray des Originals. Die Rekall-Edition kostet auf Blu Ray aktuell nur unwesentlich mehr als das Ticket, und dafür bekommt ihr die gleiche Geschichte, jedoch ungleich besser erzählt, mit unzähligen originellen, einzigartigen und denkwürdigen Elementen – statt diese generisch-einfallslose Kopie. Vor allem Kenner des Originals sollten um dieses Remake einen großen Bogen machen – sonst, so fürchte ich, werdet ihr euch wünschen, das wäre alles nur ein Traum gewesen… Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 Sony Pictures)
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