Fanboys |
Ein Film über - und teilweise auch wie - Episode I
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 06 Juli 2012 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: "Fanboys" hat eine lange und problemgebeutelte Produktionsgeschichte hinter sich. So fanden die Dreharbeiten zwar Anfang 2006 an und wurden noch im Frühjahr desselben Jahres abgeschlossen – trotzdem dauerte es noch bis Frühjahr 2009, ehe der Film in den USA in die Kinos kam. Die Hauptschuld daran dürfte bei den Brüdern Weinstein liegen, welche die Verleihrechte für den Film gekauft hatten, und dann nicht so recht wussten, was sie mit ihm anfangen sollten. Der erste Release-Termin war Herbst 2006, doch wurde man ob des ausgeprägten Nerd-Faktors zunehmend nervös. Die Weinsteins wünschten sich eine Komödie, welche die Massen anspricht. Vor allem die Krebs-Geschichte war ihnen ein Dorn im Auge. Und so ordneten sie, nachdem der Kinostart zuvor schon mehrere Male verschoben wurde (und der Film bei der "Star Wars Celebration Europe" im Juli 2007 in London Weltpremiere gefeiert hat) , im Sommer 2007 Nachdrehs an, bei denen statt des ursprünglichen Regisseurs Kyle Newman nun Steven Brill hinter der Kamera stand. Es wurden viele neue, vulgäre Szenen gedreht, und ein neuer Releasetermin für das Frühjahr 2008 angesetzt. Jedoch: Fan-Seiten wie Aint It Cool News bekamen Wind davon, und die Fans liefen – vor allem gegen die Streichung des Krebs-Subplots – Sturm. Nach heftigen Fanprotesten gaben die Weinsteins schließlich nach, und Kyle Newman wurde engagiert, um aus dem neuen Material sowie seinem ursprünglichen Film eine finale Schnittfassung – inklusive Krebs-Story – zu erstellen. Diese war zwar im Frühjahr 2008 fertig, und die neue Version wurde u.a. auch bei der Comic Con gezeigt, dennoch sollte es letztendlich eben noch bis Februar 2009 dauern, ehe der Film regulär in (wenigen) amerikanischen Kinos zu sehen war. Im deutschsprachigen Raum musste man sogar noch länger warten: In Deutschland startete er am 30. Juli 2009 in den Kinos, in Österreich dauerte es gar bis zum 25. September desselben Jahren. ![]() Die im Zentrum der Handlung stehenden Geeks sind recht sympathisch (bis auf einen großen Fehler – dazu gleich), und werden überwiegend positiv dargestellt. Das eine oder andere Klischee – wie um die mangelnde sexuelle Erfahrung – hätte man sich zwar in meinen Augen schenken können, dennoch werden die Fans bzw. auch das Fan-Sein hier grundsätzlich als etwas Positives dargestellt. Nett auch alle Themen rund ums Erwachsenwerden, dass man alte Freunde aus dem Auge verliert, und wie uns die Gesellschaft dazu zwingen will, die Träume aus unserer Kindheit und Jugend, sowie generell jene Dinge, die uns damals wichtig waren, hinter uns zu lassen. Hier nimmt "Fanboys" einen angenehm ausgewogenen Standpunkt ein: Denn natürlich kann man nicht ewig an seiner Kindheit und Jugend festhalten und sich auch mit 30 noch so aufführen wie mit 10 – das heißt jedoch noch lange nicht, dass man alles, was man in dieser Phase seines Lebens mochte, aufgeben muss. Auch die Handlung rund um die Krebserkrankung von Linus bringt einen angenehmen Hauch von Anspruch und Tiefgang in den Film ein, und ist auch wichtig, um den Geeks eine richtige Motivation auf ihren Road Trip mitzugeben. Wären es einfach nur 4 Fans die den Film früher sehen wollen als alle anderen, würde man mit ihnen wohl längst nicht so mitfiebern. Doch dass sie ihrem Freund dabei helfen wollen, die langersehnte Fortsetzung der "Star Wars"-Saga vor seinem Tod noch sehen zu können, ist ein Ziel mit dem man sich identifizieren und das man unterstützen kann. Das niedrige Budget merkt man "Fanboys" zwar stellenweise an – insbesondere der Synthie-Soundtrack wirkt leider etwas billig – dennoch inszeniert Kyle Newman offensichtlich mit viel Herzblut. Auch die Schauspieler sind mit viel Elan bei der Sache, und füllen ihre Rollen sehr gut aus. Und Kristen Bell im Leia-Sklaven-Outfit sollte für jeden "Fanboy" eigentlich schon Grund genug sein, sich die DVD (oder besser gleich Blu Ray, da hochauflösend!) zu besorgen. Die letzte nennenswerte Stärke sind dann die eingestreuten überraschenden Gastauftritte von aus dem Genre wohlbekannten Stars. ![]() Der meines Erachtens mit Abstand größte Fehler und Schwachpunkt des Films ist jedoch die Darstellung der Trekkies, bzw. der angeblich ach-so-großen Fehde zwischen "Star Trek" und "Star Wars". Dieses Thema war ich schon Ende der 90er leid, wo es immer wieder in diversen Medien aufgebauscht wurde – nur dass zumindest ich es in meinem persönlichen Umfeld niemals auch nur ansatzweise so stark beobachten konnte, wenn überhaupt. Selbst im Internet, auch in internationalen Foren, bin ich nur selten auf einen Streit zwischen beiden Fan-Gruppen getroffen. Die meisten Leute, die ich kenne, mögen – so wie auch ich – beides. Dass sich die Medien natürlich auf jeden kleinsten Bericht stürzen und diesen aufbauschen, um sich wieder mal über derartige Fandoms lustig machen zu können, ist man ja gewohnt. An einen Film, der sich "Fanboys" nennt (und eben nicht nur "Star Wars-Fanboys"), stelle ich aber höhere Ansprüche. Doch so lästig und entbehrlich ich die Darstellung dieser Fehde auch fand, sie ist nichts im Vergleich dazu, wie man "Star Trek"-Fans hier portraitiert. Damit schießt man nämlich endgültig den großen Vogel der Galaxis ab. Denn während die "Warsler" natürlich supercool sind, sind die "Trekkies" oder "Trekker" lächerliche Weicheier. Meine Empörung über diese Darstellung kommt weniger daraus, dass ich mich persönlich angegriffen fühlen würde, sondern weil es der Grundaussage, die "Fanboys" vermitteln will (wobei ich mir hier erneut erlaubt, auf die "Allgemeingültigkeit" des Filmtitels zu verweisen; sind "Trekkies" nicht genauso "Fanboys"?!), völlig entgegenläuft. "Fanboys" versucht, Fandom und Geeksein zu erklären, zu feiern, zu huldigen, und auch ein wenig romantisch zu verklären, und dadurch vielleicht auch dem einen oder anderen "Normalo" die Augen öffnen, dass wir eben nicht allesamt ein Rad abhaben. Mit der Darstellung der Trekkies torpediert man diese, und zieht ein bestimmtes Fandom und damit in gewisser Weise auch Fandom und Fanboys generell erst recht wieder ins Lächerliche. Das – sowie die mangelnde Toleranz zwischen den Fangruppen, die hier gezeigt wird – kann der Toleranz und dem Verständnis der Allgemeinbevölkerung gegenüber Fanboys nicht zuträglich sein. Fazit: ![]() Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2009 Capelight Pictures)
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