Sleep Tight |
Charakterbezogener Psycho-Thriller aus Spanien
Kategorie:
Filme -
Autor: U. Waizenegger | C. Siegel - Datum:
Mittwoch, 04 Juli 2012 |
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Kurzinhalt: Ein Mietshaus in Barcelona. Der Portier César ist stets freundlich und hilfsbereit, die Mieter mögen ihn sehr. Was allen entgeht ist seine gefährliche, dunkle Seite. Er hasst es, fröhliche Menschen zu sehen und für ihn gibt es nichts Erfüllenderes, als Andere leiden zu sehen. Daher setzt er alles daran, Clara das Leben zur Hölle zu machen. So schleicht er sich jeden Abend in ihre Wohnung und wartet unter ihrem Bett darauf, dass sie nach Hause kommt. Sobald sie eingeschlafen ist, betäubt er sie mit Chloroform und beobachtet sie, versetzt ihre Cremes und Lotions mit Chemikalien, die Ausschlag verursachen. Immer ausgefeilter werden seine Ideen, doch Clara lächelt ihm noch immer jeden Morgen freundlich zu, wenn sie das Haus verlässt. Aber César gibt nicht auf…
Ulrike Waizenegger
Review von Christian Siegel: ![]() Was César so erschreckend macht, ist seine Glaubwürdigkeit. Im Gegensatz zum x-ten psychopatischen Killer erscheint die Existenz einer solchen Person – noch dazu im eigenen Umfeld – nicht unplausibel. Darüber hinaus erfüllt er auch die Attribute eines Wolfs im Schafpelz perfekt. Als erschreckend und teilweise durchaus offenbarend empfand ich auch seine Anziehungskraft auf den Zuschauer – ertappt man sich doch unweigerlich dabei, über weite Strecken des Films zumindest teilweise Sympathie für ihn zu empfinden und gelegentlich (z.B. wenn er von einem jungen Mädchen erpresst wird) sogar auf seiner Seite zu stehen. Dies gilt insbesondere für eine ganz bestimmte Szene, in der er kurz davor ist, entdeckt zu werden – und man sich als Zuschauer in einem inneren Zwiespalt befindet. Einerseits hoffen wir, dass man ihn entdeckt und seinem düsteren Treiben ein Ende setzt, andererseits gibts es aber auch jenen Teil von uns, der mit ihm mitfiebert und hofft, dass ihm die Flucht gelingt. An dieser Stelle offenbart Balagueró auch sein inszenatorisches Können – setzt er diesen Moment doch genau so in Szene, wie man auch die Flucht eines Opfers vor dem Täter inszenieren würde. Das César für lange Zeit bis zu einem gewissen Grad die Sympathien des Zuschauers genießt, ist – neben dem inszenatorischen Kniff, uns über die Tragweite seines Handelns lange Zeit im Unklaren zu lassen – aber wohl in erster Linie Luis Tosar zu verdanken, der aus einem potentiellen 08/15-Psychopathen eine tragische Figur macht, für die man über weite Stecken des Films doch ein wenig Mitleid empfindet. Eine phantastische, bestechende Leistung, die maßgeblich zum Gelingen des Films beiträgt. Das Ende zwingt den Zuschauer dann, seine Sympathien für César – und die eigenen Motive dafür – zu hinterfragen, und konnte zumindest bei mir noch einige Zeit nachhallen. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Ulrike Waizenegger: Ein solider Thriller, der einem vor Augen führt, zu was Menschen fähig sein können. Luis Tosar und Marta Etura sind eine sehr gute Besetzung für diesen Film. Fasziniert hat mich an Marta, wie man an ihren Augen sehen konnte, dass Carla eigentlich mehr und mehr nicht nach Lächeln ist, aber sie kaschiert und macht weiter, versucht das Beste aus ihrem Tag zu machen. Im Grunde personifiziert Clara für mich eine Kämpfernatur. Komme was wolle, das Leben geht weiter und man darf die Hoffnung nicht ausgeben, dass sich am nächsten Tag die Gewitterwolken verzogen haben und die Sonne wieder scheint. Luis Tosar wiederum versteht es, mit seiner fast schon stoischen Art dem Zuschauer einen kleinen Schauer den Rücken runterlaufen zu lassen. Nur selten bricht aus César der Ärger, der ihn förmlich von innen her zerfrisst. ![]() Fazit: "Sleep Tight" ist eine spanische Produktion, die guten Unterhaltungswert hat und unterstützenswert ist. Es mag einem am Anfang nicht so auffallen, aber der Film zieht einen mehr und mehr in seinen Bann. Langeweile kommt nicht auf und es gibt mit Sicherheit viele, die nach diesem Film ab und an unter dem Bett nachschauen, ob dort jemand lauert. Wertung:8 von 10 Punkten
Ulrike Waizenegger
(Bilder © 2012 Senator Filmverleih)
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