Lockout |
Guy Pearce auf Kurt Russells Spuren
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Freitag, 18 Mai 2012 |
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Kurzinhalt: In nicht allzu ferner Zukunft werden die schwersten Kriminellen in ein Hochsicherheitsgefängnis im Orbit der Erde gesteckt, in dem sie in Kälteschlafkapseln ruhiggestellt werden. Aus diesem Gefängnis gibt es keine Fluchtmöglichkeit, denn es handelt sich um eine Raumstation: die MS One. Gerüchten nachgehend, dass der Kälteschlaf zu irreparablen Hirnschäden führen kann, begibt sich Präsidententochter Emilie zur Station um eine Untersuchung dieser Vorwürfe durchzuführen. Es kommt durch die falsche Selbstsicherheit eines ihrer Bodyguards zur Revolte und Übernahme der Station durch die Gefangenen. Nun ist es an Agent Snow, in einer Einmannaktion an Bord zu gehen und die Tochter des Präsidenten zu retten. Nebenbei befindet sich an Bord auch ein Gefangener, der wichtige Informationen für ihn und seine Zukunft beim CIA hat.
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Der Hauptgrund hierfür ist definitiv das schwache Drehbuch. Bitte nicht falsch verstehen: Von solch einem SF-Actioner erwartet man sich keine cleveren, ausgefeilten Dialoge oder gar so etwas wie Anspruch… aber was hier geboten wird, stellt leider so ziemlich den Bodensatz dessen dar, was das Genre zu bieten hat, und ist selbst mit der blutroten Nostalgiebrille nach den guten alten, harten Actionhelden und -filmen aus den 80ern nur schwer zu ertragen. Das beginnt schon bei zahlreichen absolut hirnrissigen Aktionen aller Protagonisten, egal auf welcher Seite des Gesetzes sie stehen. Das ganze Schlamassel beginnt damit, dass es einer von Emilies' Leibwächtern partout nicht schafft, sich an die Anweisungen zu halten. Es ist die erste von leider viel zu vielen Aktionen, die einen dazu verleiten, die Hand auf die Stirn zu klatschen. Ein besonders gutes Beispiel ist auch jene Szene, als Snow (der bemüht verzweifelte Versuch eines ähnlich coolen Namens wie "Snake"?) die Präsidententochter in eine Rettungskapsel steckt, jedoch statt sich zu vergewissern dass sie drin bleibt und MS One verlässt, ihr den Rücken zukehrt. Dass es ihr dann binnen zwei Sekunden gelingt, aus der Kapsel herauszuschlüpfen – und das noch dazu so mucksmäuschenstill, dass es Snow nicht bemerkt, setzt dem ganzen dann die Krone auf. Womit wir schon beim nächsten Problem des Drehbuchs wären: Das Hirn an der Kinokasse abgeben in allen Ehren, aber wie hier regelmäßig Deus Ex Machinas aus dem Hut gezaubert werden – mal auf Seiten der Helden, dann auf Seiten der Bösewichte – zehrt mit der Zeit nun wirklich an den Nerven. Vieles ist einfach ungemein bequem, und macht einen verkrampften und konstruierten Eindruck. Viel zu oft machen es sich die Drehbuchautoren schlicht und ergreifend viel zu leicht. So wird z.B. die Tatsache, dass man sich des wahnsinnigen, sadistischen und gewalttätigen Sträflings nicht schon sehr früh entledigt damit begründet, dass er der Bruder des Anführers dieses Gefangenenaufstands ist. ![]() Dies beruht jedoch leider auf Gegenseitigkeit – soll heißen, er tut seinerseits auch nichts, um das Drehbuch bzw. den Film aufzuwerten. Wenn das Drehbuch derart versagt, uns den "badass"-Charakter des Helden zu verkaufen, hätte es einfach einen Schauspieler gebraucht, der über dieses Image schon verfügt – und nicht gegen die Schwächen des Drehbuchs versuchen muss, dieses erst aufzubauen. Jemanden wie Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Zeiten, oder aktuell einen Vin Diesel oder einen Dwayne Johnson. Guy Pearce erweist sich hierfür jedoch leider als denkbar schlechte Wahl. Jedenfalls hat er meines Erachtens weder sich selbst noch dem Film damit einen Gefallen getan, diese Rolle anzunehmen. Maggie Grace ergeht es da schon ungleich besser. Sie bekommt definitiv die besten Momente des Films, darf einige Gefühle glaubhaft vermitteln, und macht ansatzweise so etwas wie eine Wandlung durch. Leider kommt aber selbst sie nicht ganz gegen die üblichen Klischees bzw. Genre-Erwartungen an ihre Figur – wie z.B. dass sie dem Helden natürlich mit Haut und Haar verfallen muss – an. Vor allem letzterer Herausforderung zeigt sie sich im Endeffekt leider nicht gewachsen – wobei ich zugeben muss, angesichts der schlecht geschriebenen Figur und dieses Drehbuchs wäre selbst eine hochbegabte, oscarprämierte Darstellerin daran gescheitert, uns glaubhaft zu vermitteln, dass sie sich zunehmend in diesen pseudo-coolen Helden verknallt. Sämtliche anderen Schauspieler sind mir – das ist die schlechte Nachricht – nicht positiv, allerdings – das ist die gute Nachricht – auch nicht negativ aufgefallen. Ja, Joseph Gilgun stellt teilweise grauenhaftes Overacting zur Schau, aber von solch einem Bösewicht erwartet man sich – gerade auch in solch einem Film – eigentlich auch nichts anderes. ![]() Der kurz darauf folgende Atmosphärensprung ist auch noch recht gelungen und eine der inspirierteren und packenderen Szenen des Films (wenn es auch sehr an "Star Trek" erinnern mag), doch selbst dieser kurze Moment ist nicht ohne Schwächen – dauert dieser doch viel zu kurz. Der bevorstehende Stratosphärensprung von Felix Baumgartner wird in etwa 5-1/2 Minuten dauern – in "Lockout" vergeht zwischen dem Verlassen der Station und der Landung gerade mal eine Minute. Nun gebe ich ja zu, es wäre wohl wenig packend gewesen, ihnen über fünf Minuten lang beim Flug durch die Atmosphäre zuzusehen – aber ein halbwegs vernünftiger Mittelweg zwischen dramaturgischen Erfordernissen und der wissenschaftlichen Realität hätte sich ja wohl finden lassen, oder? Am Ende überrascht "Lockout" dann noch mit einer verhältnismäßig cleveren – wenn auch weder überraschenden noch sonderlich originellen – Auflösung rund um den als McGuffin dienenden Koffer, ehe man dann wieder in Genrekonventionen verfällt, als der große Held selbstredend als man ihn aus dem Gefängnis entlässt von der Präsidententochter höchstselbst abgeholt wird. Als sie ihm einen Kuss verweigert flammte kurzzeitig die Hoffnung auf, man würde sich zumindest am Ende nochmals vom Schema F entfernen, doch dann kündigt die Gute an, mit ihm in die Kiste hüpfen zu wollen, was ihren vorherigen Liebesentzug ad absurdum führt und meine Hoffnung auf ein zumindest ansatzweise gelungenes Ende ähnlich schnell verpuffen lies, wie die von mir nach Sichtung des Trailers gehegte Hoffnung, hier tatsächlich einen coolen, unterhaltsamen SF-Actioner der alten Schule präsentiert zu bekommen, der zumindest ansatzweise an die großen Klassiker des Genres anknüpfen kann. Fazit: ![]() Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: Der Film atmet förmlich den Geist von Ideengeber und Produzent Luc Besson. Er fühlt sich ein bisschen nach "Babylon A.D." gemischt mit "Flucht aus L.A." an, was nicht zuletzt auch am Plot mit der Präsidententochter und dem Sprüche klopfenden Hauptcharakter liegen dürfte. Agent Snow ist für Guy Pearce ("The King's Speech", "The Hurt Locker") keine typische Rolle und dennoch füllt er sie erstaunlich gut aus. Er hat für "Lockout" muskelmäßig ordentlich zugelegt und beweist ausgesprochen gutes Timing, was das Sprücheklopfen eines Actionhelden angeht. Seine Gegenspieler, die schottischen Brüder Alex und Hydell werden von den britischen Serien- und Nebenrollendarstellern Vincent Regan ("Ghost Rider: Spirit of Vengeance") und Joseph Gilgun ("Misfits") gespielt. Alex ist der kühle Denker, der versucht irgendwie von der Plattform zu kommen und Hydell ist dank des Kälteschlafs durchgeknallt und kaum im Zaum zu halten. Dazu kommen noch zwei CIA-Chefs, deren Loyalitäten unklar sind und die Snow diesen Job aus unterschiedlichen Gründen zutragen, da er angeblich seinen Mentor umgebracht haben soll. Genug Ebenen für Konflikt zwischen den Parteien an sich und auch innerhalb dieser. Emilie, die Präsidententochter, wird von der bezaubernden Maggie Grace ("Lost") gespielt, die sich ihre Action-Sporen im Laufe des Films verdient. Dazu kommt eine gehörige Portion Action an Bord der Station und um sie herum. Die Effekte sind überzeugend gut gemacht und es wurde auf 3D verzichtet. ![]() Fazit: Darf es ein bisschen leichte Kost für das Männertagswochenende mit Brückentag sein? Dann ist "Lockout" die richtige Wahl für einen entspannten Filmabend. Wertung:7 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © Universum Film)
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