The Grey - Unter Wölfen |
Liam Neeson im Kampf gegen die Wildnis Alaskas
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 13 April 2012 |
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Kurzinhalt: Auf dem Rückflug von einer Ölplattform stürzt das Flugzeug, welches die Mitarbeiter nach Hause bringen soll, mitten in der eisigen Wildnis Alaskas ab. Die wenigen Überlebenden rotten sich zuerst im Wrack des Flugzeugs zusammen, machen ein Feuer, und überlegen, wie sie nun weiter vorgehen sollen. Im Wrack ausharren und auf Rettung warten, oder das Schicksal in die eigene Hand nehmen und die Wanderung über die Eiswüste wagen? Als wären der Schnee, der eisige Wind und die Kälte nicht schon genug, wird zudem schon bald ein Rudel aggressiver Wölfe auf sie aufmerksam, und greift sie noch in der ersten Nacht an. Daraufhin schwingt sich John Ottway, ein Jäger, zum Anführer der Überlebenden auf, und hält alle dazu an, mit ihm aufzubrechen. Das Wrack dürfte genau im Territorium der Wölfe liegen und wäre deshalb nicht mehr sicher. Im nahegelegenen Wald hofft Ottway gemeinsam mit den anderen Überlebenden, Schutz zu finden. Doch die Wölfe folgen ihnen unerbittlich… Review: ![]() Ich muss gestehen, angesichts meiner ebenfalls vom Trailer getäuschten Erwartungen war es auch für mich schwer, dem Film eben diese nicht anzulasten. Denn "The Grey" ist weniger ein Survival-Thriller als eine teilweise schon fast meditative Auseinandersetzung mit dem Tod. Natürlich gibt es zwischendurch ein paar spannende, packende Momente, dennoch ist "The Grey" genauso wenig ein Film über den Kampf einer Gruppe von Menschen gegen ein angriffslustiges Rudel Wölfe, wie "The Wrestler" ein Film über Wrestling ist. Leider offenbarten sich mir selbst losgelöst von meinen falschen Erwartungen – die ihm vorzuwerfen ich zu vermeiden versuche – einige Schwächen, die für mich verhindern, dass ich "The Grey", abseits des irreführenden Trailers, uneingeschränkt empfehlen kann. So vermittelt nicht nur der Trailer den Eindruck eines gänzlich anderen Films, teilweise hatte ich während "The Grey" auch das Gefühl, dass Joe Carnahan selbst nicht genau wusste, welchen bzw. welche Art von Film er eigentlich machen will. Denn zwar stehen grundsätzlich existenzielle Fragen sowie die Betrachtung der in dieser schwierigen Situation gefangenen Figuren im Vordergrund, es gibt jedoch auch immer wieder Szenen, welche diese Stimmung unterbrechen, und kurzzeitig einen deutlich spannenderen, packenderen und actionreicheren Film andeuten. Vor allem zwei kurze, billige Schockmomente waren mir hier ein Dorn im Auge. Wenn es "The Grey" in erster Linie darum gehen würde, dass wir vor Anspannung nicht mehr ruhig im Kinosaal sitzen können, dann hätten derartige Szenen ihre Daseinsberechtigung. Dies ist jedoch nicht der Fall. Es gab danach unzählige ruhige Charaktermomente, wo die Figuren vorgestellt wurden, aus ihrem Leben erzählt haben, etc… die ich jedoch nicht uneingeschränkt genießen konnte, weil ich jeden Moment mit einem weiteren überraschenden Angriff der Wölfe gerechnet habe. Genau in diesen Szenen wäre es aber wichtig gewesen, so richtig einzutauchen, um sich mit den Protagonisten verbunden zu fühlen. ![]() Jedoch, trotz aller Kritikpunkte: Es gibt auch sehr viel Positives an "The Grey". Hier tun sich in erster Linie einige grandiose Einzelmomente hervor. Ich will nicht spoilern, aber… der Flugzeugabsturz ist sehr mitreißend inszeniert, gleich danach gibt es ein weiteres dramaturgisches Highlight, auch zwischendurch schleichen sich ein paar ungemein packende Szenen ein (ich sage nur Seil und Abgrund), ein Filmtod wird wunderbar ruhig und unaufgeregt umgesetzt, und das – meines Erachtens – perfekte Ende sorgt schließlich für einen versöhnlichen Abschluss. Joe Carnahan inszeniert zudem mit sicherer Hand, und setzt vor allem die raue Natur Alaskas gekonnt in Szene. Die Wölfe sind gut getrickst, und vermögen es überwiegend, ihren künstlich-digitalen Ursprung zu verbergen (wobei zwischendurch auch immer wieder Aufnahmen echter Wölfe eingestreut wurden). Der Soundtrack von Marc Streitenfeld ist sehr atmosphärisch, wobei das beeindruckendste und am längsten in Erinnerung bleibende Musikstück, welches zwischendurch in einer wichtigen Rückblende und dann auch noch einmal beim Ende zum Einsatz kommt, auf Jamin Winans zurückgeht (dessen hier ursprünglich für den Film "Ink" verwendete Komposition "The City Surf" mich sehr an den Stil von John Murphy, allen voran sein geniales "Adagio in D Minor" aus "Sunshine", erinnert hat). Die wohl größte Stärke von "The Grey" ist aber Liam Neeson, der hier seine beste schauspielerische Leistung seit langem ("Schindlers Liste"?) zeigt. Er stürzt sich Kopf über in diese Rolle, die ihm sicherlich in gewisser Weise auch persönlich nahegegangen sein dürfte, und umarmt sie ohne Rücksicht auf Verluste. Das Ergebnis ist eine ungemein eindringliche und teilweise überraschend emotionale Performance, die den Film nicht einfach "nur" aufwertet, sondern über weite Strecken prägt. Ohne ihn wäre "The Grey" wohl nur halb so gut gewesen – aber auch mit ihm ist er leider "nur" gut. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 Universum Film)
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