Iron Sky |
Science Fiction-Farce der "Star Wreck"-Macher
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Donnerstag, 05 April 2012 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: Ein Film über Nazis, die sich kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs auf der dunklen Seite des Mondes verschanzt haben, und nun ihre Invasion der Erde beginnen?!?! Als das nächste Filmprojekt der vormaligen Macher der Fanparodie "Star Wreck: In the Pirkinning" angekündigt wurde, haben sich wohl die meisten – meine Wenigkeit eingeschlossen (siehe Platz 61 meiner Kinovorschau 2012) – ein SF-B-Movie-Trashfest erwartet. Ein Anspruch, dem "Iron Sky" nicht gerecht wird – und überraschenderweise auch gar nicht gerecht werden will. Natürlich gibt es ein paar trashige Elemente, und stehen Humor und Satire im Vordergrund, dennoch wird den ganzen Film über deutlich, dass sich Regisseur Timo Vuorensola und sein Team nicht damit begnügen wollen, nur trashig-oberflächliche Unterhaltung zu bieten. Vielmehr treten sie an, um mit Hollywood-Blockbustern und SF-Komödien im Allgemeinen zu konkurrieren, und erzählen eine trotz aller satirisch-humoristischer Elemente ansatzweise ernsthafte Geschichte mit einem Hauch von Tiefgang. Und auch wenn sie im Endeffekt nicht all das erreichen mögen, was sie sich scheinbar vorgenommen haben, hat mich dieser höhere Anspruch an sie selbst – und an ihren Film – positiv überrascht; finde ich dies doch deutlich mutiger, als sich hinzustellen und absichtlich einen auf trashig getrimmten Film zu drehen. Nichtsdestotrotz soll dies als Wort der Warnung an alle Kinobesucher dienen – insbesondere natürlich jene, die das Filmprojekt schon länger verfolgen und wohl ganz andere Erwartungen an "Iron Sky" hegen – und damit einer allfälligen Enttäuschung vorbeugen. ![]() Wo man sich im Vergleich zur Persiflage "In the Pirkinning" mächtig gesteigert hat, ist bei den Figuren. Dort mokierte ich ja noch die übertrieben-dusselige Darstellung der handelnden Personen, was es mir schwer bis unmöglich machte, zu ihnen eine Bindung aufzubauen. Zwar sind auch die Charaktere in "Iron Sky" überwiegend eindimensional und karikativ überzeichnet, dennoch findet sich die eine oder andere Bezugsperson – allen voran Astronaut James Washington sowie die geläuterte Renate Richter. Dadurch kommt im Lauf der Handlung, trotz des immer dominierenden Humors, doch einiges an Spannung auf. Was "Iron Sky" ebenfalls auszeichnet, ist der zumindest ansatzweise vorhandene Tiefgang, und dass man es trotz aller amüsanter Momente nicht gänzlich an Ernsthaftigkeit vermissen lässt – und damit der Handlung jeglicher Dramatik beraubt. Vor allem in der satirischen Überzeichnung schwingt einiges an lohnenswerter Gesellschaftskritik, allen voran gegenüber Politikern, mit. Vor allem bei der Darstellung der Präsidentin der USA (sie wird zwar nie namentlich genannt, soll aber eindeutig Sarah Palin darstellen) wird dies überdeutlich. "Iron Sky" betritt hier zwar sicher nicht Neuland, bewegt sich aber dennoch in lobenswerten Gefilden. Vor allem auch das Ende sorgt – trotz allen vorangehenden Humors – für einen nachdenklichen Ausklang. Jedenfalls fühlte ich mich teilweise an Quentin Tarantinos Meisterwerk "Inglourious Basterds" erinnert. Bevor eine falsche Erwartungshaltung aufkommt: Er kann sich natürlich keineswegs mit dessen Klasse messen, und ist zu keinem Zeitpunkt so genial und/oder packend, aber vom Ton her, wie er bei der Erzählung einer Geschichte über Nazis humoristisches mit satirischem mit ernsthaftem vermischt, zeigen sich meines Erachtens durchaus Ähnlichkeiten. ![]() Wie schon bei "Star Wreck: In the Pirkinning" sind aber die wirklich tollen Spezialeffekte der möglicherweise hervorstechendste positive Aspekt des Films. Die Weltraumszenen sehen absolut phantastisch aus und müssen sich meines Erachtens nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Zudem ist die Länge der Raumschlacht aus meiner Sicht optimal gewählt. Nicht so ausufernd lang (und mit der Zeit doch etwas ermüdend) wie beim Quasi-Vorgänger, aber auch nicht so kurz, dass man sich nach all der Vorbereitungsarbeit und der Zeit, die auf diesen Konflikt am Ende hingearbeitet wird, veräppelt fühlen würde. Die digitalen Hintergründe können schon etwas weniger überzeugen. Zwar sehen sie ebenfalls sehr gut aus, können ihre CGI-Herkunft aber dennoch oftmals nicht ganz verbergen – vor allem, wenn sich im Hintergrund etwas bewegt. Als wirklich störend empfand ich dies jedoch nie. Der einzige Aspekt, wo man "Iron Sky" meines Erachtens das geringe Budget anmerkt, ist in jenen Momenten, wo man sich bei vergleichbaren Hollywood-Produktionen eine Massenszene erwarten würde. Beispielhaft sei die Panik in New York erwähnt, als die Reichsflugscheiben der Nazis dann schließlich die Erde angreifen. Hier kann man nicht ganz mit der – selbstgewählten – Konkurrenz aus Hollywood mithalten. Da ich dies aber ohnehin von ihm nicht erwartet hatte, tat es zumindest meinem Filmgenuss keinen Abbruch. Abschließend muss noch dem Soundtrack der slowenischen Musikgruppe Laibach positiv hervorgehoben werden. Ihr Stil erweist sich als absolut perfekt, um den visuellen Ton des Films auch akustisch zu unterstützen, wobei vor allem ihre Interpretation der amerikanischen Bundeshymne hervorsticht. Ihre Arbeit ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass ein toller Soundtrack einen guten Film noch besser machen kann. Fazit: ![]() Der Humor präsentierte sich mir ähnlich durchwachsen wie beim Quasi-Vorgänger. Einiges ist absolut köstlich und zum Brüllen, während bei mir vor allem die klamaukigeren Einlagen eher flach fielen und teilweise auch etwas fehl am Platz wirkten. Dadurch ist "Iron Sky" wieder einer jener Filme, wo jeder etwas, aber wohl niemand alles lustig finden wird. Bei den satirischen Elementen muss sich der Film zudem den Vorwurf gefallen lassen, oftmals mit dem Holzhammer zu agieren und dadurch zu plakativ zu werden. Dennoch liegt mir nichts ferner, als "Iron Sky" schlecht reden zu wollen. Die Effekte sind – vor allem angesichts des niedrigen Budgets – sensationell und müssen sich vor allem in den Weltraumszenen nicht vor der Konkurrenz aus Hollywood verstecken. Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt gelungen, wobei für mich vor allem Julia Dietze – nicht zuletzt dank der komplexesten und damit wohl dankbarsten Rolle – hervorstach. Die Figuren sind zwar nach wie vor überzeichnet, aber dennoch besser getroffen und zugänglicher als noch bei "Star Wreck: In the Beginning". Er ist durchwegs qualitativ hochwertig produziert und inszeniert, die Handlung durchaus wendungsreich, verfügt über einen gelungenen Soundtrack, und vor allem: Er ist unterhaltsam. Einige der Szenen und Momente sind absolut köstlich; und zum Drüberstreuen gibt es eben auch ein bisschen etwas zum Nachdenken. Zugegeben, zwischendurch mögen sich kleinere Längen einschleichen, und "Iron Sky" funktioniert wohl als Sammlung gelungener Einzelszenen besser denn als koheränter Film. Doch die gelungenen, amüsanten Momente folgten für mich immer in ausreichend kurzen Abständen, um mich durchgängig gut unterhalten zu fühlen. Für Fans des Genres kann demnach aus meiner Sicht durchaus eine sanfte Empfehlung für einen Kinobesuch ausgesprochen werden. Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2012 polyband Medien GmbH)
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