John Carter - Zwischen zwei Welten |
Solide Verfilmung des SF-Pulp-Klassikers
Kategorie:
Filme -
Autor: Siegel | Spieler | Wetzel - Datum:
Donnerstag, 08 März 2012 |
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Kurzinhalt: Ende des 19. Jahrhunderts ist Kavallerist John Carter auf der Flucht vor seiner Pflicht. Der Veteran des Bürgerkrieges hat keine Lust mehr für irgendwen in den Krieg zu ziehen, auch nicht gegen die Apachen in Virginia. Auf der Flucht vor seinen Häschern gerät er in eine seltsame Höhle, die von den Ureinwohnern gemieden wird. Dort soll sich sein Leben für immer verändern. Nachdem er einen seltsamen Angreifer abwehren konnte, greift er nach dessen leuchtendem Amulett und erwacht in einer fremden Wüste, der Boden bedeckt von weichem gelbem Moos. Er versucht zu laufen, kommt aber mit einer plötzlich veränderten Schwerkraft nicht zurecht. Als er schließlich eines Inkubator entdeckt, in dem seltsame vierarmige grüne Wesen aus Eiern schlüpfen, weiß er, er ist nicht mehr in Virginia. Willkommen auf Barsoom – dem Mars.
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Eine seiner größten Stärken sind die Spezialeffekte. Andrew Stanton kommt ja eigentlich aus dem Bereich der Animationsfilme (war er doch der Regisseur von "Findet Nemo" und "Wall-E"), und weiß daher, wie er seine Szenen aufbauen, belichten, inszenieren etc. muss, damit diese so real wie möglich wirken. Das Ergebnis mag zwar nicht ganz so bahnbrechend und wegweisend sein wie z.B. "Avatar – Aufbruch nach Pandora", ist aber dennoch makel- und fehlerlos. Etwas, dass ich von den anderen Aspekten des Films leider nur mehr bedingt behaupten kann. Einer davon ist das Drehbuch. "John Carter" ist es leider nicht gelungen, mich von Anfang an zu packen, und in erster Linie dürfte das an dem viel zu ausgedehnten und auch unnötig komplizierten und verwirrenden Einstieg liegen. Vor allem alles rund um Edgar Rice Burroughs erschien sehr verkrampft und unnötig, und konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Erst, als es John Carter dann endlich auf den Mars verschlug, begann der Film an Fahrt aufzunehmen, doch selbst dann war noch nicht alles eitel Wonne. So nett es auch gewesen sein mag, die Kulturen auf dem Mars kennenzulernen, so fehlte es diesem Teil des Films doch an Spannung. Eigentlich hat John Carter nur eine Mission, nämlich einen Weg zu finden, wieder nach Hause zu kommen. Hierbei fehlt es aber leider gänzlich an Dringlichkeit, weshalb das ganze oftmals mehr wie eine Sightseeingtour über unseren Nachbarplaneten wirkt – und ist auch genauso spannend, oder eben unspannend. Insgesamt war dieser Teil des Films jedenfalls längst nicht so packend, wie ich mir das gewünscht hätte, und so plätscherte die Handlung viel zu lange vor sich hin. ![]() Was mich den ganzen Film hinweg überzeugen konnte, ist Andrew Stantons Inszenierung. Hie und da hätte er zwar die Schere ansetzen können, und das Drehbuch hätte eben noch einiges an Überarbeitung benötigt, aber ans einer Regie habe ich grundsätzlich nichts auszusetzen. Vor allem die Action setzt er sehr gelungen und angenehm übersichtlich in Szene, jedoch ohne dabei an Dynamik zu verlieren. Eine weitere wichtige Stärke des Films ist der Soundtrack von Michael Giacchino, dessen Filmmusik hier fast noch mehr an John Williams (allen voran dessen Werke für "Indiana Jones") erinnert, als die "E.T."-Hommage "Super 8". Mittlerweile bin ich jedenfalls davon überzeugt, dass er mit seinem Stil dem Großmeister der Filmmusik von allen "modernen" Komponisten am nächsten kommt, und sein Score für "John Carter" ist einfach nur phantastisch. Abenteuerlich, episch, und vor allem mit jener Portion Herz, die mir in den Bildern leider fehlt. Womit wir wiederum die Brücke zu den nicht ganz so makellosen Aspekten geschlagen hätten. Die schauspielerischen Leistungen sind zwar nicht schlecht, aber aus der Besetzung sticht leider nur Lynn Collins als Prinzessin vom Mars so richtig hervor, die Hauptdarsteller Taylor Kitsch in allen gemeinsamen Szenen schonungslos die Show stiehlt. Sie verfügt über eine Ausstrahlung, ein Feuer und ein Charisma, das ihren männlichen Hauptdarsteller-Kollegen vergleichsweise alt aussehen lässt. Und genau das ist der Punkt: Taylor Kitsch ist zwar nicht unbedingt schlecht, aber es fehlt in an jener Leinwandpräsenz und jener Ausstrahlung, die man sich von einem "leading man" – gerade auch in solch einer überlebensgroßen Heldenrolle – erwartet. Zudem mangelte es bei den beiden leider an der nötigen Chemie, um mir ihre sich doch recht schnell entwickelnden Gefühle zueinander plausibel und nachfühlbar zu machen. ![]() Fazit: "John Carter" ist kein schlechter Film und vermochte es durchaus, mich angemessen zu unterhalten – vor allem im phantastischen letzten Drittel, in dem der Film so richtig aufdreht. Besonders gut gefallen konnten mir die sehr guten Spezialeffekte, Andrew Stantons kompetente und sichere Regie, Lynn Collins als Prinzessin vom Mars, sowie die wieder einmal phantastische Filmmusik von Michael Giacchino. Weniger gut gelungen ist jedoch die Dramaturgie des Films. Vor allem das erste Drittel zieht sich beträchtlich und verwirrt den Zuschauer durch einen unnötig komplizierten Einstieg, sowie die bis auf eine Szene am Ende entbehrlich wirkende Rahmenhandlung rund um Edgar Rice Burroughs. Erst als John Carter dann endlich auf dem Mars ankommt, beginnt der Film langsam Fahrt aufzunehmen – doch selbst dann dauert es noch eine Weile, bis man seiner Mission eine gewisse Dringlichkeit verleiht und ihm etwas gibt, für dass es sich zu kämpfen lohnt. Das Drehbuch hätte demnach definitiv noch einiges an Feinschliff benötigt. Auch mit Taylor Kitsch in der Titelrolle war ich nur bedingt zufrieden. Zwar spielt er grundsätzlich nicht schlecht, meines Erachtens fehlt es ihm aber an der nötigen Leinwandpräsenz für die Rolle. Das letzte Problem des Films ist dann die Tatsache, dass in den letzten knapp 100 Jahren unzählige Filme und Serien von der Romanvorlage "geklaut" haben, weshalb ich mich doch das eine oder andere Mal des Eindrucks nicht erwehren konnte, dieses oder jenes früher – und teilweise noch dazu besser – bereits gesehen zu haben. Eine – nun leider sehr unwahrscheinliche – Fortsetzung hätte ich zwar gerne gesehen, und es gibt zweifellos ungleich schlechtere Filme, die ungleich mehr Geld an den Kinokassen eingespielt haben; dennoch kann ich irgendwie verstehen, dass sich die Begeisterung der Kinobesucher in (vor allem auch finanziellen) Grenzen hielt. Denn "John Carter" ist zwar gut, aber absolut nichts besonders. Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: ![]() Ich habe begonnen die Bücher zu lesen und deren geringer Bekanntheitsgrad erschließt sich mir nicht. Für alle Kenner der Bücher: es gibt ein paar kleine und erkennbar notwendige Unterschiede zwischen Film und Buch, aber ich finde es erstaunlich, wie nah doch an der Vorlage gearbeitet wurde. Ich bin jedenfalls noch nicht in das Loch "das Buch ist aber viel besser, als der Film" gefallen – im Gegenteil die Visualisierung des Films bietet eine gute Grundlage für die eigene Fantasie. Andrew Stanton, seines Zeichens Vizepräsident der Kreativabteilung bei Disney Pixar, kann nicht nur animierte Figuren wie Nemo und Wall-E sagen wo es langgeht, er beweist hier eindrucksvoll, wie er auch mit echten Menschen umgehen kann (und es gibt ja auch animierte Charaktere). John Carter wird von Taylor Kitsch gespielt, der Genrefans noch durch seine Rolle des Gambit in "X-Men - Origins: Wolverine" bekannt vorkommen könnte. Hatte er damals noch vergleichsweise wenig zu tun, übernimmt er hier die Hauptrolle des kaltschnäuzigen, kriegsmüden Südstaatlers und sieht dabei auch noch gut aus. Seine Prinzessin vom Mars, Dejah Thoris, wird von Lynn Collins gespielt, die ebenfalls in "X-Men Origins: Wolverine" als Logans "Freundin" zu sehen war. Ihre Kostüme sind atemberaubend und stehen in großartigem Kontrast zu Dejahs wilder Entschlossenheit. Die beiden funktionieren ab dem Moment des ersten Aufeinandertreffens sofort als Paar. Chemie kriegen sie in Hollywood eben doch hin. Trotzdem sind alle Charaktere recht stereotypisch angelegt und jeder hat eine genau festgelegte Rolle. Von den verfeindeten Herrschern zu den mysteriösen Lenkern im Hintergrund, jeder folgt einem klaren Pfad, der den Besucher nicht so sehr von der Bildgewalt ablenken soll. ![]() Fazit: Großartiger Spaß und ein audiovisuelles Fest erwarten euch im Kino, denn dort sollte der Film genossen werden. Er nimmt sich an den richtigen Stellen selbst nicht zu ernst und wenn ein neues Kitschlevel erreicht wird, weisen die Charaktere halb-ironisch selbst darauf hin. Sehr sympathisch. Ebenso wie die deutschen Stimmen. Als Verfechter des Originals würde ich immer dazu raten, aber hier ist es tatsächlich nicht schlimm, die deutsche Fassung zu konsumieren. Viel groß, viel laut. Ab mit euch! Wertung:9 von 10 Filmdosen
Michael Spieler
Review von Marcel Wetzel: ![]() Trotz mancher Stellen, an denen der Schmalz vor Kitschigkeit nur so aus der Kinoleinwand hervorzuquellen scheint, schafft es der Film dennoch, das Publikum zu unterhalten, weil er das von Anfang an vorgelegte Tempo über die gesamte Spielzeit von 2:12 Stunden halten kann. Auf eine lange Einführung der Charaktere wurde verzichtet und so dauert es nur wenige Minuten, bis die eigentlich recht einfache Handlung an Fahrt aufnimmt. Immer begleitet und erzählt durch große Bilder in Form von digitalen Schlachten oder Kamerafahrten über die Planetenoberfläche. Seien es die hervorragend animierten Geschöpfe, die sehr lebensecht erscheinen oder die laufende, sich ständig bewegende Stadt einer der involvierten Fraktionen, tricktechnisch gibt es hier nichts auszusetzen. Etwas schade empfand ich allerdings den 3D Effekt, der mit der übrigen Qualität des Films nicht mithalten kann, hier kaum ins Gewicht fällt und überhaupt aufgesetzt wirkt (kommt dabei noch jemandem außer mir der Film "Kampf der Titanen" ins Gedächtnis?). Tiefgang sollte hier jedoch niemand erwarten, der Streifen zielt klar auf gute, einfache Unterhaltung ab und genau das ist es, was den Zuschauer hier erwartet. ![]() Fazit: Wenn ich jemandem raten sollte, ob er diesen Film sehen muss, würde meine Antwort wohl "Ja" lauten. Aber bitte mit dem richtigen Setting, im Kinosessel auf der großen Leinwand. Stanton hat es geschafft, die inzwischen einhundert Jahre alte Geschichte auf die Leinwand zu bringen, ohne dass man das Gefühl hat, einen angestaubten Science Fiction Fantasy Schinken vor sich zu haben. Der Streifen schafft es bis vielleicht auf ein paar kurze Stellen den Zuschauer die vollen 132 Minuten nach Barsoom zu entführen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, weshalb das einmalige Anschauen dann auch ausreicht. Wertung:7 von 10 Punkten
Marcel Wetzel
(Bilder © Walt Disney Pictures)
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