Hugo Cabret |
Martin Scorsese's erster Jugend- und 3D-Film!
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | B. Flügel - Datum:
Freitag, 24 Februar 2012 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Paris in den 1930ern. Der Waisenjunge Hugo Cabret lebt in versteckten Behausungen des Pariser Hauptbahnhofs, wo er seinem Onkel bei der Wartung der Uhren zur Hand ging – ehe dieser von einem Tag auf den nächsten verschwand. Seither hält sich Hugo mit kleineren Diebstählen über Wasser, und nimmt sich vor dem Stationsvorsteher in acht, der ihn, falls er ihn je erwischen sollte, unverzüglich den 1930ern lebt der Waisenjunge Hugo Cabret versteckt hinter den Wänden des Pariser Hauptbahnhofs, ständig auf der Flucht vor dem wachsamen Stationsvorsteher, der ihn sofort in ein Waisenhaus verfrachten würde. Neben dem Warter der Uhr und dem Stehlen von Lebensmitteln verbringt Hugo seine Zeit in erster Linie mit dem einzigen, was ihn von seinem Vater geblieben ist: Ein Automatenmensch, den dieser aus dem Museum gerettet hat, ehe er verschrottet worden wäre. Dieser ist jedoch defekt, und Hugo arbeitet mit Hilfe der Notizen seines Vaters daran, ihn wieder zur reparieren – ist er doch davon überzeugt, dass der Automat, der ganz offensichtlich dazu gebaut wurde, etwas zu schreiben, eine Nachricht seines verstorbenen Vaters enthält. Ein ganz essentielles Stück fehlt ihm jedoch noch, um ihn wieder in Gang zu setzen: Ein mysteriöser, herzförmiger Schlüssel. Als er beim versuchten Diebstahl am Verkaufsstand eines verbitterten alten Mannes von diesem erwischt wird, und er kurz darauf auf dessen abenteuerlustige Patentochter trifft, bringt ihm das nicht nur unbewusst seinem Ziel näher, sondern auch auf die Spur eines gut behüteten Geheimnisses, dass ihn zu einem der größten Pioniere der Filmkunst führen wird…
Christian Siegel
Review von Björn Flügel: Es mag im ersten Moment kurios erscheinen, einem der bedeutendsten Filmschaffenden aller Zeiten in Form eines Kinderfilms zu huldigen. Doch im Nachhinein hätte Altmeister Martin Scorsese kaum ein passenderes Format auswählen können, um Georges Méliès ein filmisches Denkmal zu setzen und zugleich eine Liebeserklärung an das Kino zu verfassen. ![]() Was narrativ gelingt, gelingt auch visuell. "Hugo Cabret" zehrt von seiner unglaublichen, zauberhaften Optik, die eine perfekte Symbiose mit der Filmhandlung eingeht. Die Bilder aus dem Inneren des Bahnhofs, die Panoramaaufnahmen von Paris, der Blick auf die gigantischen Uhrwerke - All das wird atemberaubend auf die Leinwand projiziert. Nicht nur durch die perfekten 3D-Effekte entfalten die Bilder ihre Wirkung, sondern auch durch ihre warme Farbgebung und vor allem ihren passgenauen Einsatz. Keine der Aufnahmen wirkt überflüssig, auch geben sie präzise die Stimmung der dazugehörigen Handlung wieder. Sie vermögen, den Betrachter zu berühren, zu fesseln, mitzureißen. Sie lassen ihn in seine (märchenhafte) Welt eintauchen. Der atmosphärische Soundtrack aus der Feder von Howard Shore ist mit den gleichen Attributen versehen. Die Musik verschmilzt mit der dargestellten Handlung, mit ihrer Leidenschaft ist sie ebenso wie die phantastische Optik essentiell für die Wirkung des Films - oder eher für das Einfangen des Zuschauers. ![]() Was den Film schlussendlich von bloßer Kinderunterhaltung abhebt, ist sein Bezug auf die Ursprünge des Kinos und seine offenkundige Verneigung vor Georges Méliès. Man erfährt viel über dessen Leben und Wirken, bekommt mehrere bekannte und vielleicht auch unbekannte Filmausschnitte zu sehen und blickt auf interessante Weise hinter die Kulissen der aus heutiger Sicht naiven Trickfilme. Und wenn Georges Méliès am Ende des Films feierlich sein Publikum begrüßt und dieses begeistert applaudiert, schließt "Hugo Cabret" nicht nur eine gefühlvolle, magische Geschichte ab, sondern vollendet zugleich seine Liebeserklärung an den Film an sich. Fazit: "Hugo Cabret" ist ein warmherziger Familienfilm, der sein Publikum dazu einlädt, seine magische Geschichte durch die Augen eines verträumten Kindes zu betrachten. Er berichtet von den Tagen, als die leuchtenden Bilder laufen lernten, und so wie Méliès einst seine Zuschauer verzauberte, verzaubert auch Scorseses "Hugo Cabret". Wenn es ihm gelingt, heutige Generationen von Filmliebhabern dazu zu bringen, sich mit den Ursprüngen des Kinos auseinanderzusetzen und für die frühen Phantasien zu begeistern, wertet er das Filmschaffen als solches unermesslich auf. Haben wir mittlerweile nicht beinahe schon vergessen, dass Filme uns verzaubern und zu Träumen inspirieren können, dass sie es uns ermöglichen, unvorstellbare Welten zu erkunden? Wertung:9 von 10 Punkten
Björn Flügel
Review von Christian Siegel: ![]() Zwar kein Effekt-Spektakel, haben die Bilder dennoch nicht nur viel Tiefe – wobei Scorsese die entsprechenden Einstellungen perfekt zusammenstellt, so dass die Ebenen klar voneinander abgetrennt sind. Auch immer wieder auftretende, kleine Details, wie herumfliegende Schneeflocken und/oder Staubkörner, tragen viel zum gelungenen 3D-Effekt bei. Als besonders effektiv erweist sich dieser vor allem auch bei Weitwinkelaufnahmen, wie z.B. wenn uns der Bahnhof gezeigt wird und man dessen Größe – und die Entfernungen und Höhenunterschiede – erst so richtig abschätzen kann. Die mit Abstand denkwürdigste Einstellung ist aber jener Moment, als sich Sasha Baron Cohen als Stationswächter immer weiter über Hugo beugt – und zugleich auch immer weiter ins Publikum hinein. Normalerweise bin ich ja kein Freund, wenn etwas aus der Leinwand auf einem zukommt, setze ich dies doch normalerweise mit "billigen" 3D-Effekten gleich. Hier war es aber meisterlich umgesetzt, und hat mich umso mehr in den Film hineingezogen. Doch auch abseits des 3D-Effekts ist Martin Scorsese's Inszenierung gelungen, da gewohnt stilvoll und elegant. Attribute, die auch Howard Shores Filmmusik verliehen werden können, der hier seine "Herr der Ringe"-Komposition endlich mal gänzlich hinter sich lässt und einen völlig anderen Ton anschlägt, der natürlich (und passenderweise) stark von Frankreich/Paris inspiriert ist. Sein Hauptthema ist sehr eingängig, und spiegelt perfekt den abenteuerlich-verspielt-jugendlichen Ton des Films wieder. Die Spezialeffekte sind zwar gelegentlich als solche zu erkennen – gerade auch bei Aufnahmen des Paris der 30er – aber angesichts des märchenhaften Charakters der Bilder empfand ich es nie als störend. Positiv erwähnen muss man dann auch noch die opulente und beeindruckende Ausstattung des Films, aber auch das ist man von Martin Scorsese's Filmen ja eigentlich auch gar nicht anders gewohnt. ![]() Der einzige kleinere Schwachpunkt des Films ist das Drehbuch – zumindest zu Beginn. Mit "Hugo Cabret" ist es so wie mit einem Puzzle. Wenn man dann mal damit loslegt, die einzelnen Teile zu einem stimmigen ganzen und zu einem schönen Gesamtmotiv zusammenzustecken, macht es Spaß – doch das auspacken und herrichten der einzelnen Teile ist etwas mühsam. Eben diese Vorbereitung, ehe der Film so richtig in Schwung kommt, ist bei "Hugo Cabret" einen Hauch zu gemächlich. Hier nimmt sich John Logan für meinen Geschmack doch etwas zu viel Zeit, die einzelnen Figuren vorzustellen und weitere Entwicklungen vorzubereiten. Erst als sich Hugo und Isabelle aufmachen, das Geheimnis des Automatenmenschen zu entschlüsseln, und über dessen Botschaft auf die Spur des Filmpioniers George Méliès gebracht werden, kommt "Hugo Cabret" so richtig in Fahrt. Der Rest der Handlung dürfte vor allem Cineasten mit den zahlreichen Anspielungen auf die Anfänge des Kinos verzaubern und wunderbar unterhalten. Nicht nur werden uns kurze Ausschnitte aus einigen frühen Werken gezeigt – darunter u.a. der weltberühmte Film "L'arrivée d'un train en gare de La Ciotat" von den Lumiere-Brüdern, Scorsese wagt auch einen Blick hinter die Kulissen und zeigt, mit welchen Mitteln die phantastischen Filme von z.B. Méliès entstanden sind. Für jeden Fan des Mediums Film wohl ein Genuss. Zugleich bin ich mir jedoch nicht sicher, wie gut "Hugo Cabret" Kinder, für die er ja in erster Linie gedacht ist, unterhalten wird. Ob diese mit den Ausschnitten aus längst vergangener Zeit etwas anfangen werden können? Ich denke, diese werden wohl in erster Linie durch die Abenteuergeschichte gut unterhalten werden, die wiederum im letzten Drittel, als das große Geheimnis gelüftet ist, doch sehr in den Hintergrund rückt. Als mittlerweile doch schon etwas älteres Semester kann und will ich mir diesbezüglich aber kein Urteil erlauben und stattdessen auf das beste hoffen, nämlich: Dass "Hugo Cabret" viele junge Menschen dazu inspirieren wird, sich näher mit der Filmkunst und ihrer Geschichte zu beschäftigen. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Walt Disney Pictures)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Georges Méliès - SPECiAL Oscar-Special 2012 Review zu "Avatar - Aufbruch nach Pandora" Review zu "Kick-Ass" Review zu "Let Me In" Review zu "Die Abenteuer von Tim & Struppi - Das Geheimnis der Einhorn"
Weitere DVD & Kino News
Kommentar schreiben
|