Verblendung |
Remake/Neuverfilmung des Stieg Larsson-Thrillers
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Wetzel - Datum:
Montag, 16 Januar 2012 |
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Kurzinhalt: ![]()
Marcel Wetzel
Review von Marcel Wetzel: Eine der Szenen, die von diesem Film im Gedächtnis bleibt, befindet sich noch vor dem Anfang des eigentlichen Films: der Vorspann. Die Lichter gehen aus und sofort wummern düstere Industrialklänge von Trent Reznor (Nine Inch Nails) auf den Zuschauer ein, zu denen sich sogleich eine Frau aus einer schwarzen öligen Masse windet. Irgendwie beeindruckend und die richtige Einstimmung auf die von Regisseur David Fincher ("Sieben", "Fight Club") geschaffene Atmosphäre der allgegenwärtigen latenten Gefahr, in der sich die Charaktere die nächsten 158 Minuten befinden werden. Und da komme ich auch direkt zu dem eigentlich einzigen wirklichen Kritikpunkt an diesem Film: Er ist ein wenig zu lang. Die Figuren, allen voran Mikael Blomkvist (Daniel Craig), sowie Lisbeth Salander (Rooney Mara), werden hier mehr als nur vorgestellt, ihre halbe Lebensgeschichte wird in die aus Haupt- und Nebensträngen bestehende Handlung verwoben. Das ist durchaus nicht uninteressant und vor allem Lisbeths Erfahrungen, die sie zu dem machen, was sie nun ist, sind für das Verständnis dieser Figur absolut notwendig, hätten aber ein wenig kürzer erzählt werden können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wäre es andersherum gewesen, hätte ich wahrscheinlich den fehlenden Tiefgang der Charaktere angeprangert. ![]() Fazit: "Verblendung" ist ein guter Film. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Problematisch dabei ist, dass sich viele von einem David Fincher Film etwas Besonderes versprechen, was hier aber nicht eingelöst wird. Es ist schlicht ein guter Film und es bleibt zu hoffen, dass Fincher auch für die Verfilmung der beiden noch folgenden Teile ("Verdammnis", "Vergebung") zur Verfügung stehen wird. Wer weder die Bücher gelesen, noch die schwedische Verfilmung von 2009 gesehen hat und nun zum ersten Mal mit Stieg Larssons Millennium-Trilogie in Berührung kommt, dem sei dieser Psychothriller deshalb wärmstens ans Herz gelegt. Selten hat es ein Film mit so langer Spieldauer geschafft, den Zuschauer die ganze Zeit über mitzunehmen und nach der Auflösung des Falles fiebern zu lassen. Fincher ist einfach ein großartiger Regisseur und versteht es, eine Umgebung der allgegenwärtigen Bedrohung zu schaffen. Für Fans der Reihe sei gesagt, dass die Neuverfilmung leider zu oft einfach nur der schwedischen Version von 2009 folgt, und zwar auch dort, wo diese von der Romanvorlage abgewichen ist. Somit bietet Finchers Werk nicht sehr viele eigene Ideen, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Wertung:7 von 10 Punkten
Marcel Wetzel
Review von Christian Siegel: ![]() Über jeden Zweifel erhaben sind allerdings die Schauspieler in diesem Remake, die vereinzelt ihre schwedischen KollegInnen hinter sich lassen. Vor allem Rooney Mara erweist sich dabei als absoluter Glücksgriff. Ihre Lisbeth ist noch kleiner, dünner und zierlicher als im Original, was nicht nur ihre Verletzlichkeit unterstreicht, sondern auch jene Momente, in denen sie schließlich zurückschlägt, überraschender, aussagekräftiger und triumphaler macht. Eine bestechende, mutige Performance, die ich zwar nicht unbedingt als besser, aber zumindest als ebenbürtig einstufen würde. Daniel Craig leidet vor allem zu Beginn ein wenig darunter, dass er aufgrund seiner Erfahrung als Doppelnull-Agent als passiv-hilfloser Journalist nicht gerade glücklich gecastet ist, bringt aber die "schwächliche" Seite seiner Figur sehr überzeugend zur Geltung, so dass man im weiteren Verlauf nicht mehr James Bond, sondern tatsächlich Mikael Blomkvist vor sich sieht. Besonders gelungen ist auch das Zusammenspiel zwischen den beiden, wobei das Remake durch das ins Spiel bringen einer – im Original noch nicht vorhandenen – Tochter, die nicht viel jünger ist als Lisbeth, den fragwürdigen Charakter dieser Liebesbeziehung noch einmal unterstreicht. Eine der wenigen Änderungen dieses Remakes, und ein wirklich gelungener Einfall. Vom Rest der Besetzung stechen dann insbesondere noch Stellan Skarsgard sowie Christopher Plummer hervor. Die Handlung bewegt sich, wie bereits erwähnt, in aus dem Original bekannten Bahnen, und weicht kaum von der (filmischen; vom Roman kann ich es mangels Kenntnis nicht behaupten) Vorlage ab. Die Ermittlungen gestalten sich teilweise ein wenig anders (wobei mir vor allem der Einfall mit dem Ablauf der Bilder hintereinander sehr gut gefallen hat), und auch das Aufeinandertreffen zwischen Lisbeth und Mikael verläuft unterschiedlich, wobei ich beide Versionen hier als gleichwertig erachte. ![]() David Finchers Inszenierung ist hingegen, wie es bereits zu vermuten war, grundsätzlich zweifellos zu den Stärken des Remakes zu zählen, wobei er sich mit seinen typischen Stilmitteln wie eleganten Kamerafahrten etc. für meinen Geschmack schon fast wieder etwas zu sehr zurückgehalten hat. Die Schönheit – und zugleich Kargheit und Kälte – der Landschaft fängt er aber perfekt ein; man glaubt fast, die Kälte am eigenen Leib spüren zu können. Auch bewegt er sich angenehm langsam durch die Handlung, und gibt sowohl der Geschichte als auch den Figuren ausreichend Zeit zum Atmen. Ein Aspekt seiner Inszenierung, der mir jedoch nicht wirklich zugesagt hat, ist der Schnitt. Vor allem im ersten Teil des Films, ehe Lisbeth und Mikael ihre Kräfte bündeln um den Frauenmörder zu stellen, ist er mir zu häufig – und oftmals auch zu abrupt – zwischen diesen beiden Hauptschauplätzen hin- und hergeschwenkt. Kaum hat man ein Gefühl für das entwickelt, was sich an Schauplatz A abspielt, und ist dabei, in die Handlung einzutauchen, wird auch schon wieder zu Schauplatz B gewechselt. Exemplarisch sei Mikaels erster Besuch bei Henrik Vagner genannt, währenddessen Lisbeth ihren Betreuer vorfindet, der einen Schlaganfall erlitten hat. Diese oftmaligen Schnitte sollten wohl die Handlung dynamischer machen, ich empfand es jedoch eher als störend. Jedenfalls machte "Verblendung 2.0" dadurch auf mich teilweise einen etwas zerfahrenen und zerhackten Eindruck, und wirkten Handlung und Szenenablauf auf mich nicht wirklich flüssig. Auch kurz vor der Vergewaltigung fand ich die Einstellungen mit der Kamerafahrt von der verschlossenen Tür weg irgendwie seltsam. Sowas macht man doch eher nur dann, wenn man nicht zeigen will, was dahinter passiert, und dies der Phantasie des Zuschauers überlassen will. Stattdessen zeigt er die Tür, schwenkt dann wieder ins Schlafzimmer, und dann wieder raus. Was immer Fincher hiermit bezweckt hat – bei mir hat's jedenfalls nicht funktioniert… Fazit: ![]() Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Sony Pictures)
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