Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs |
Triumphaler Abschluss der Fantasy-Trilogie
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 24 Dezember 2011 |
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Kurzinhalt: Während sich Frodo, Sam und Gollum auf dem beschwerlichen Weg nach Cirith Ungol machen, kehren Gandalf, Aragorn und ihre Gefolgschaft wieder nach Rohan zurück. Nachdem der Sieg gegen Saruman gebührend gefeiert wurde, ist es an der Zeit, sich über das weitere Vorgehen Gedanken zu machen. Denn schon bald müssen die Gefährten erkennen, dass sie hier nur eine Schlacht gewonnen haben, nicht jedoch den Krieg. Um Gondor vor dem herannahenden Sturm zu warnen, reitet Gandalf gemeinsam mit Pippin nach Minas Tirith, der weißen Stadt. Doch deren Truchsess Denethor ist immer noch zu erschüttert vom Tod seines Sohnes Boromir, um etwas gegen die drohende Vernichtung seines Volkes zu unternehmen. Und auch Rohan kann trotz aller Bemühungen nicht so viele Kämpfer beisteuern, wie für eine erfolgreiche Verteidigung der weißen Stadt erforderlich wären. Nun liegt es an Aragorn, der seine Bestimmung akzeptieren muss, wenn das Volk der Menschen gegen die Übermacht aus Mordor noch eine Chance haben will. Währenddessen plant Gollum, Frodo in eine Falle zu locken, um endlich den Ring wieder an sich nehmen zu können. Als es ihm schließlich gelingt, einen Keil zwischen Frodo und Sam zu treiben, droht die Mission des Ringträgers zu scheitern… Spoilerhinweis! Der erste Teil dieses Reviews ist noch spoilerfrei gehalten – nach dem entsprechenden Vermerk im Review sollten aber all jene, die den Film noch nicht gesehen haben, erst beim Fazit weiterlesen! Review: ![]() Es war eine Nacht, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde, und die wie kaum etwas anderes Zeugnis über die Faszination dieser Trilogie Zeugnis ablegt. In selbst gemachten "Herr der Ringe" T-Shirts bekleidet (jene, die wir uns extra für die Mitternachtspremiere im Internet gekauft hatten, trafen leider erst am darauffolgenden Tag und damit zu spät ein, weshalb noch schnell PC, Drucker und Bügeleisen bemüht wurden) begaben wir uns am 16. Dezember 2003 in das Triple Feature, zu meinem nach wie vor längsten Kinobesuch aller Zeiten. Und es war einfach nur phantastisch und atemberaubend, und eine grandiose Erfahrung, mit all diesen anderen Fans diesen ganz besonderen Tag zu teilen. Einige erschienen kostümiert, andere in Fan-Shirts, und wieder andere auch ganz normal… vor allem aber erschienen sie zahlreich. Mein damaliges (und auch heute noch überwiegendes) Stammkinos verfügte damals wie heute über 12 Säle… und nicht nur waren stolze 10 davon für die Mitternachtspremiere reserviert, 6 davon waren ab 17:00 Uhr für das Triple Feature belegt. Ganz egal, welche Hypes es um Filme danach auch gegeben haben mag, aber… an so etwas kann ich mich weder davor noch danach erinnern. Als besonders faszinierend empfand ich auch, dass dieses Triple Feature sogar Neulinge begeistern konnte – saßen doch damals direkt neben mir zwei Leute, die ihren Gesprächen nach zuvor zwar von "Der Herr der Ringe" gehört, aber noch keinen der Filme gesehen hatten. Trotzdem das Geld für ein solches Event auszugeben und sich über 10 Stunden in ein Kino zu begeben, um sich die Filme in einem Stück anzusehen… mir fällt kein besseres Zeugnis darüber ein, welche Faszination damals von dieser Trilogie ausgegangen ist. ![]() Die erste Stunde ist absolute Spitzenklasse, Kinounterhaltung vom Feinsten. Es gibt einerseits Humor und eine leichte Verschnaufpause (ein "Luftholen vor dem Sprunge", wie Gandalf es ausdrückt), andererseits unzählige gute und wichtige Charaktermomente, in denen sich die Figuren teilweise auch wieder etwas weiterentwickeln dürfen. Am meisten trifft dies auf Pippin zu; seine Szenen mit Gandalf sind großartig und gehören zum Besten, dass die Filmtrilogie an Dialogen zu bieten hat. Doch auch Aragorn entwickelt sich weiter: Er nimmt nun endlich seine Bestimmung an, lässt den Waldläufer hinter sich und schwingt sich zum König der Menschen auf. Nach der ersten Stunde wandelte sich der Eindruck dann leider ein wenig, als sich vor den Augen des Zuschauers ein Paradoxon offenbart: Die nachfolgenden 1-1/2 Stunden wirken zugleich ein wenig zu gehetzt, und zugleich aber auch etwas langatmig. Einerseits fehlen ein paar Momente und Szenen und drohen die Figuren gegenüber des Spektakels etwas zu sehr in den Hintergrund zu rücken, andererseits fehlt es dieser – so bombastisch sie auch ausgefallen mag – etwas an emotionalem Gewicht. Die Schlacht um Helms Klamm war jedenfalls, so gut die Belagerung von Minas Tirith grundsätzlich auch inszeniert gewesen sein mag, deutlich packender, und hatte mehr "Magie" zu bieten. Überhaupt hatte ich – zumindest beim ersten Teil der Schlacht – teilweise das Gefühl, ein unbeteiligter externer Beobachter zu sein, was im krassen Widerspruch zu den beiden vorangegangenen Filmen steht, wo die Devise von Peter Jackson doch stets "Mittendrin statt nur dabei" war. Was "Die Rückkehr des Königs", zumindest in den mittleren 1-1/2 Stunden, an Zauber fehlen mag, macht er allerdings dadurch wieder wett, dass er sich im Vergleich zum unmittelbaren Vorgänger eigentlich keine Schwäche erlaubt. Auch hält sich Peter Jackson diesmal wieder viel näher an die Buchvorlage. Es gibt nur wenige wirklich gravierende Änderungen, von denen ich die meisten sogar begrüße. Den Rest finde ich zwar überflüssig, wirklich stören tun sie mich aber auch nicht. ![]() Abschließen möchte ich den spoilerfreien Teil meines Reviews mit den Worten von J. Michael Straczinsky, dem Schöpfer von Babylon 5, der zu "Die Rückkehr des Königs" folgendes bemerkt hat: "I remember sitting there, thinking there are some things one feels priviliged to have lived long enough to have seen." Wie wahr… Achtung, ab hier beginnt die ausführliche Besprechung des Films inklusive Spoiler! Denjenigen, die den Film noch nicht gesehen haben, empfehle ich, zum Fazit zu springen! ![]() Das ändert sich, als Deagol durchs Wasser gezogen wird und auf den Ring trifft. Wieder ertönt das Musikthema des Rings, diesmal aber – von einer einzigen Geige dargebracht – so lieblich wie nie zuvor Ab da ist dieser Einblick in Smeagol’s Vergangenheit auch wirklich perfekt. Smeagol betrachtet den Ring, und schon verfällt er in seine recht komische Sprachweise, in der er sich selbst als "uns" bezeichnet. Nun wird auch schon der böse Einfluss des Rings deutlich, und Deagol wird schließlich von Smeagol erwürgt, um an den Ring zu kommen. Nun zeigt uns Peter Jackson dessen Verwandlung in Gollum, und diese Sequenz ist wirklich außerordentlich gut gelungen. Man hat wirklich Mitleid mit dieser armen Kreatur, die vom Ring dermaßen beeinflusst und missbraucht wird. Eine wirklich gelungene Szene – die jedoch an ihrem ursprünglichen Platz, nämlich während dem Gespräch zwischen Frodo und Gollum in "Die Zwei Türme" (als dieser ihn das erste Mal mit Smeagol anspricht; wenn man genau aufpasst, bemerkt man sogar, wie von einer Einstellung auf die andere das Licht deutlich heller wird), noch besser gewirkt hätte. Ein weiterer Fehler, den Peter Jackson beim Schneiden von "Die Zwei Türme" gemacht hat, offenbart sich nur wenige Minuten später, als in einem kurzen Dialog klar gemacht wird, dass Saruman's Macht gebrochen ist, und man sich demnach nicht mehr weiter um ihn kümmern muss. Hier offenbart sich das, was ich schon nach der Sichtung von "Die zwei Türme" vermutet hatte: Die letzte Konfrontation mit Saruman hätte er unbedingt noch ans Ende des Mittelteils der Trilogie stellen sollen, um sich nun voll und ganz auf Sauron konzentrieren zu können. So wird der Hauptbösewicht des letzten Films unzeremoniell aufs Abstellgleis geschoben – Saruman hätte sich nun wahrlich mehr und besseres verdient gehabt. Immerhin wurde dieser "Fehler" in der erweiterten Fassung ja wieder ausgemerzt, trotzdem ist mir angesichts der ohnehin schon knapp über drei Stunden liegenden Laufzeit unverständlich, warum Peter Jackson dies aus der Kinofassung herausgeschnitten hat. Auf die paar Minuten wär's auch nicht mehr angekommen… ![]() Besonders hervorgehoben werden muss dann auch noch die absolut geniale Szene, in der Faramir, untermalt von Pippin’s traurigem Gesang, in den sicheren Tod reitet, während Denethor fröhlich schmatzend sein Festmahl genießt. Es ist diese Szene, die einem das Genie von Peter Jackson wieder einmal deutlich vor Augen führt. Der Schnitt, die Gestaltung dieser Szene, ist wirklich perfekt. Ein absoluter Gänsehautmoment, der umso besser wirkt und bewegender ist, da uns der eigentliche Kampf um Osgiliath nicht gezeigt wird. Das ist auch gar nicht nötig, dem Zuschauer ist völlig klar, dass Faramir mit seinen Männern ins Verderben reitet. Nach dieser großartigen Szene wird’s aber leider ein bisschen holprig. Zuerst erfährt der Zuschauer, dass Arwens Leben nun an das Schicksal des Ringes gebunden ist, und keiner, weder die Kenner des Romans noch die Buchunkundigen wissen damit so recht etwas anzufangen. Ich für meinen Teil habe es so interpretiert, dass Arwens Schicksal nun an das Schicksal Mittelerdes gebunden ist, und dieses sieht nun mal, falls der Ring nicht vernichtet wird, nicht gerade rosig aus. Insofern habe ich diesen möglichen Kritikpunkt für mich persönlich quasi ausgeräumt. Verstehen kann ich diese Änderung allerdings nicht, sie wirkt arg überflüssig, da sich mir deren Sinn und Zweck einfach nicht erschließen will. Ging es etwa darum, Aragorn einen Grund zu geben, sein Schicksal endlich zu akzeptieren? Wenn ja… nun, man sollte meinen, die Rettung Mittelerdes wäre dafür Motivation genug. Der wohl größte Kritikpunkt, den ich gegenüber "Die Rückkehr des Königs" vorzubringen habe, ist aber die Darstellung von Denethors Wahnsinn – wobei sich diese Kritik, wie ich auch gleich feststellen sollte, nicht auf John Noble's schauspielerische Leistung, sondern ausschließlich auf das Drehbuch bezieht. ![]() Viel schlimmer als die mangelnde Nachvollziehbarkeit dieser Entwicklung finde ich aber, wie diese umgesetzt wurde. So erscheint es mir doch recht seltsam, dass Pippin der Einzige ist, der erkennt, das Faramir noch lebt. Dass ihm der verzweifelte Denethor, der doch nun auf einmal so um seinen verlorenen Sohn trauert, nicht glauben will, könnte man ja noch mit seinem Wahnsinn begründen. Doch warum nur scheint keiner seiner "Bestattungshelfer" Pippin zu glauben, bzw. Faramir’s Überleben zu bemerken?!?! Und wenn wir schon dabei sind, muss natürlich auch Denethors arg theatralischer Abgang kritisiert werden. Diese Szene hat unter Fankreisen ja schnell den Spitznamen "Flaming Denethor" erhalten, und auch wenn ich mich mittlerweile damit abgefunden habe und es mich nicht mehr stört, aber… etwas überzogen war das schon. Vor allem, wenn man bedenkt, wie weit der in Flammen stehende Truchsess hier gerannt sein muss, um von der Krypta bis zum Rand der Erhebung zu gelangen. Respekt! Währenddessen tobt auch schon der erste Teil der Schlacht, die Belagerung Minas Tiriths, an der ich ebenfalls etwas Kritik üben muss: Denn wie ich es im spoilerfreien Teil des Reviews schon angedeutet habe, fühlt man sich diesmal irgendwie nicht wirklich in den Kampf involviert. Damit steht dieser im krassen Gegensatz zur Schlacht um Helms Klamm. Dort hat es Peter Jackson ja mit seinen immerwährenden Einblendungen, die uns die Frauen und Kinder in den Höhlen zeigen, wiederum ein wenig übertrieben. Doch was dort an Pathos und an verängstigten Kindern und ihren Frauen zu viel war, hätte bei der Belagerung von Minas Tirith der Spannung und der Dramatik gut getan. Denn egal ob nun ein paar Krieger Gondors von den Steinen der Katapulte erschlagen oder von Trollen zerstampft werden, es berührt einen einfach nicht. Hier rächt sich auch, dass sich Peter Jackson bei diesem Teil der Schlacht nicht wie bisher auf die Leute konzentrieren kann, die wir auch wirklich kennen, und deren Schicksal uns demnach auch am Herzen liegt. Und so lässt einen diese Schlacht leider doch etwas kalt, man ist nicht wirklich beteiligt und fühlt sich, wie zuvor bereits erwähnt, eher als unbeteiligter Beobachter. ![]() Theoden's Tod ist dann ebenfalls sehr berührend inszeniert. Wie er seine Tochter tröstet, die letzten Worte, die sie wechseln… absolut perfekt. In der Zwischenzeit hat Frodo Sam in einer sehr dramatischen Szene nach Hause geschickt, nachdem es Gollum erfolgreich gelungen ist, Zwietracht zwischen den beiden zu säen. Eine der Änderungen, die Tolkien Puristen nicht gefallen hat; mich persönlich hat sie jedoch nicht gestört; im Gegenteil, wurde dadurch die Dramatik doch noch einmal deutlich erhöht. Besonders spannend wird es dann, als sich Frodo in Kranka's Lauer begibt – sicherlich eine der atmosphärisch dichtesten Szenen der kompletten Trilogie. Man atmet regelrecht auf, als es ihm schließlich gelingt, ihr zu entkommen. Auch die kurze Szene danach, als Smeagol noch ein letztes Mal für wenige Sekunden die Oberhand gewinnt und hinter Gollum’s Schatten hervortritt, ist großartig. Als schließlich dann Kankra über Frodo erscheint, und man das drohende Unheil bereits erahnen kann, steigt die Spannung dramatisch an, und als sie ihn schließlich mit ihrem Stachel erwischt, krampft man regelrecht zusammen. Leider kostet Peter Jackson diesen Moment etwas zu sehr aus, und so gab es bei Frodo’s verzerrtem Gesicht (die Einstellung erinnert übrigens sehr an die Szene aus Die Gefährten, als der Troll ihn mit seiner Lanze erwischt) doch auch einiges Gelächter im Publikum. Und selbst wenn man an dieser Szene (völlig zu Recht) nichts Amüsantes erkennen kann, so kommt einem diese Einstellung doch ein wenig zu lang vor. Absolut gelungen und über jeden Zweifel erhaben ist dann aber der Auftritt von "Samweis, dem Beherzten". Wenn Sam sich gegen Kankra stellt (was Film-Fans doch ein wenig an "Aliens" erinnern dürfte), konnte ich einen Jubelschrei nur schwer unterdrücken. ![]() In etwa zur gleichen Zeit wendet sich auch auf dem Pelennor alles zum Guten, als Aragorn, Legolas und Gimli mit dem Heer Untoter eintreffen. Im Gegensatz zu vielen gefiel mir (wie schon bei "Die Zwei Türme") Legolas Stunt sehr gut. Ist ja mittlerweile auch irgendwie schon eine Art Running Gag und Kult geworden, dass Legolas sich mit seinen akrobatischen Aktionen von Film zu Film steigert (nur schade, dass er außer in dieser Szene eigentlich im ganzen Film nicht viel zu tun hat). Und vor allem Gimli’s Kommentar, nachdem Legolas den Olifanten zur Strecke gebracht hat, ist einfach zu köstlich, als dass ich dieser Szene ihren "over the top"-Charakter groß vorwerfen könnte. Der von mir im ersten Teil meines Reviews angesprochene Schlüsselmoment, ab dem "Die Rückkehr des Königs" wirklich alles richtig macht, und "Die Gefährten" in allen Belangen sogar noch übertrifft, bezieht sich auf die Szene, in der Aragorn mit seiner Streitmacht Minas Tirith verlässt. Von da an ist wirklich jede einzelne Szene, jede einzelne Einstellung absolut perfekt. Was mich dabei besonders erstaunt hat… im Review zu "Die Gefährten" habe ich ja angemerkt, dass ich den großen "Fehler" gemacht habe, mir die Romane kurz bevor der erste Film ins Kino kam, zum ersten Mal in meinem Leben durchzulesen. Wenn man die Handlung bereits kennt, leidet natürlich die Spannung darunter. Aber als Frodo und Sam die Schicksalsklüfte erreichen… obwohl ich schon genau wusste, was passieren würde, und dass sie letztendlich Erfolg haben werden, fing ab diesem Zeitpunkt mein Herz an, schneller und fester zu schlagen; ich wurde nervös und richtig angespannt. Hier hat es Peter Jackson doch tatsächlich geschafft, dass ich obwohl ich das Buch schon kenne, wie ein "Neuling" der Materie mitgefiebert und mitgezittert habe. Das allein ist schon ein großes Kompliment, und sagt viel über die Leistung aller Beteiligten an diesem Film im Allgemeinen und diesen Szenen im Besonderen aus. ![]() Wie man wohl merkt, kann ich dem oftmals vorgebrachten Argument, das Ende sei zu lang gestreckt, nichts abgewinnen. Natürlich, als Ende eines 3-stündigen Films mag fast eine halbe Stunde zu viel des Guten erscheinen. Doch das ist es ja nicht! Dies ist nicht einfach das Ende eines einzigen Films. Es ist vielmehr das Ende eines 10-stündigen Epos, und als solches von der Länge her absolut notwendig, passend und angebracht. Nach so einem Filmerlebnis braucht man einfach Zeit, um sich von den Figuren angemessen zu verabschieden. Und so bin ich mit dem Ende fast vorbehaltlos zufrieden. Fast! Denn auch wenn jetzt einige den Kopf schütteln werden: Mir war das Ende fast noch ein wenig zu kurz! So hat leider eine Erklärung dafür gefehlt, warum Faramir und Eowyn bei der Krönung Aragorns gar so freudestrahlend nebeneinander stehen, und auch Legolas und Gimli hätten sich einen Abschied wahrlich verdient. Ein weiterer oftmals dargebrachter Kritikpunkt, dem ich nicht zustimmen kann, betrifft den Wegfall der Schleifung des Auenlandes. Nicht falsch verstehen, die entsprechenden Stellen gefallen mir im Buch grundsätzlich sehr gut. Es zeigt noch einmal deutlich, wofür die Gefährten auf ihre beschwerliche Reise aufgebrochen sind, und führt uns vor Augen, dass ein solcher Schrecken selbst in die friedlichsten Orte Einzug erlangt. Aber mal ga nz abgesehen, dass diese Handlung nach dem Showdown rund um Sauron und dessen Vernichtung einfach nicht mehr ind en Film gepasst hätte, kann ich auch dem hier gewählten Zugang viel abgewinnen. Denn dadurch, dass niemand im Auenland etwas von den Heldentaten von Frodo, Sam, Merry und Pippin mitbekommen hat, erhält die Handlung neben einer feinen Ironie auch eine gewisse Bitterkeit. Dies wird vor allem auch bei ihrem gemeinsamen Anstoßen im grünen Drachen deutlich – ein Moment, der zudem veranschaulicht, dass sie nach all ihren Erfahrungen – und ihrem Wissen, wie nah das Auenland daran war, zerstört zu werden – ihre "Unschuld" und Unbeschwertheit verloren haben, und nun nach all ihren Erlebnissen irgendwie das Gefühl haben, nicht mehr so recht dazu zu gehören. Auch das, und die darin mitschwingende Tragik, gefällt mir ungemein gut. ![]() Nach dieser ausführlichen Betrachtung der Handlung noch ein paar Worte zu den anderen Aspekten des Films. Auch bei "Die Rückkehr des Königs" sind Ausstattung, Designs, Masken, Sets sowie die Spezialeffekte einfach nur beeindruckend, und stellen für mich selbst acht Jahre später noch die Referenz dar. Vor allem Gollum ist wieder einmal einfach nur umwerfend; selbst in solchen Momenten, wo er sich in Großaufnahme und direkt neben einer "echten" Person – wie Frodo – befindet, offenbart er seine CGI-Herkunft nie, sondern wirkt so real und glaubwürdig wie alles andere um ihn herum. Was das Design betrifft, fallen vor allem Minas Morgul und – selbstverständlich – Minas Tirith positiv auf. Das einzige, was vielleicht vor allem zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist der "Scheinwerfer" von Sauron's Auge. Ich kann verstehen, wenn dies den einen oder anderen stört; auch auf mich hat es zu Beginn ein wenig seltsam gewirkt. Aber… habt ihr einen besseren Vorschlag, wie man das filmisch hätte umsetzen können, so dass uns allen bewusst ist, wohin Sauron seinen Blick gerade richtet? In einem Roman ist es ja verhältnismäßig leicht. Dort schreibt man einfach "das Auge sieht hierhin, das Auge sieht dahin" – doch wie soll man dies visuell umsetzen, wenn nicht so? Zumindest mir fiele dafür jedenfalls keine bessere Lösung ein. Die schauspielerischen Leistungen befinden sich ebenfalls auf dem – hohen – Niveau der Vorgänger, wobei das ohnehin schon große Ensemble hier noch einmal durch einen Neuzugang verstärkt wird. Wie weiter oben schon erwähnt: Was auch immer ich für Probleme mit der Darstellung von Denethor's Wahnsinn haben mag, sie haben nichts mit John Noble (und alles mit dem Drehbuch) zu tun. Und der Rest ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben… ![]() Abschließend möchte ich mich auch hier wieder mit der erweiterten Fassung des Films auseinandersetzen. Während ich jene von "Die Gefährten" durchaus schätze und sie bei "Die zwei Türme" sogar als die deutlich bessere, einzig wahre Version des Films betrachte stehe ich jener von "Die Rückkehr des Königs" doch etwas zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite gibt es zwei absolut essentielle Szenen, die Peter Jackson meines Erachtens nie hätte aus der Kinofassung herausschneiden dürfen. Dies ist einerseits, wie zuvor schon erwähnt, die Konfrontation zwischen Saruman und Gandalf bzw. seinen Begleitern. Hier mag der Film zwar von der Vorlage abweichen, mir gefällt diese Änderung aber angesichts der Tatsache, dass die Schleifung des Auenlandes ebenfalls weggelassen wurde (und auch dieser Änderungen stehe ich ja durchaus positiv gegenüber), war es wichtig, auch für diesen Bösewicht einen gelungenen, würdigen und runden Abschluss zu bieten. Wie Peter Jackson diese Szene weglassen konnte, werde ich jedenfalls nie verstehen – auch wenn sie wie schon mehrfach erwähnt eigentlich an das Ende von "Die zwei Türme" gehört hätte. Fast noch unverständlicher ist mir hingegen, dass auch die Konfrontation zwischen Gandalf und dem Hexenkönig geschnitten wurde. Diese dauert nicht einmal eine Minute… und darauf ist es angekommen? Wirklich? Zumal sich hier in der Kinofassung das Problem ergibt, dass mit dem "Ich werde ihn zermalmen!" des Hexenkönigs eine Erwartungshaltung aufgebaut wird, der nie ein "pay-off" folgt. Hier merkt man doch deutlich, dass dies wohl eine der letzten Szenen war, die herausgeschnitten wurden – wobei man dann eben genau genommen auch den Kommentar vom Hexenkönig hätte herausnehmen müssen. Jedenfalls sind diese beiden Ergänzungen absolut essentiell für die Dramaturgie der Trilogie, und jene Momente, die mir bei einer Sichtung der Kinofassung immer besonders abgehen. ![]() Mein erster Kritikpunkt betrifft den neuen Schnitt der Schlacht auf den Pelennor-Feldern. Die komplette Dramaturgie aus der Kinofassung wurde hier praktisch über den Haufen geworfen. Alles läuft nun etwas anders und damit ungewohnt ab. Generell empfand ich die Kinofassung hier als spannender und auch dramaturgisch und narrativ gelungener. Denn während diese so geschnitten ist, dass es an jedem einzelnen Ort des Schlachtfelds den wir genauer beleuchten nicht gerade rosig aussieht, und durch die Ankunft von Aragorn und der Armee der Untoten die Wende kommt, und sich daraufhin kleiner Triumph auf kleiner Triumph reiht, ist es in der erweiterten Fassung ein auf und ab, wie bei einer Achterbahn. Mal gibt es für die Helden einen Sieg, dann wieder einen Rückschlag, usw. Dadurch wirkt die Schlacht auf mich irgendwie ein wenig zerfahren. Bis auf jenen Moment, als Frodo und Sam ihre Rüstungen ablegen, hätte ich auch keine weiteren Ergänzungen nach jenem Moment gebraucht, als Aragorn und sein Heer Minas Tirith verlassen. Bei der Kinofassung war dies ja wie gesagt der Wendepunkt – ab da war dort alles perfekt, und verströmte dadurch, dass sich danach kein einziges Gramm Fett mehr finden ließ, sondern alles wichtig, packend und relevant war, eine enorme, unvergleichliche Intensität. Die zusätzlich hinzugekommenen Szenen der erweiterten Fassung lösen diesen Eindruck zumindest teilweise wieder auf. Momente wie jener, als Frodo und Sam in eine Ork-Patrouille geraten, mögen zwar aus dem Roman übernommen sein und dort die Spannung erhöht haben, aber gerade auch in der erweiterten Fassung, welche ohnehin die wenigsten als erste sehen werden, halte ich sie für verfehlt – da man zu diesem Zeitpunkt eben schon weiß, was passiert und wie es ausgeht, und demnach auch, dass es den beiden gelingen wird, wieder zu entkommen. Es bringt daher kein einziges zusätzliches Gramm an Spannung, beraubt das Finale aber durch diese doch recht lange, narrative Sackgasse um einiges an Intensität. ![]() Am meisten stört mich jedoch der Auftritt von Saurons Mund. Bitte versteht mich nicht falsch: Sein Design ist absolut atemberaubend, mit dem riesigen Lächeln, und ich liebe ja den Moment, als Aragorn ihm unvermittelt den Kopf abschlägt, und Gimli dies mit einem trockenen "Damit sind die Verhandlungen wohl abgeschlossenen" kommentiert. Ich hätte allerdings lieber darauf verzichtet, statt mit der sich daraus ergebenden Änderung der Bedeutung von Aragorns "für Frodo" leben zu müssen. Was mir in der Kinofassung an diesem Entschluss, sich trotz ihrer Übermacht gegen die Truppen Saurons zu stellen so gefällt (auch wenn mir das zugegebenermaßen erst durch die Änderung in der erweiterten Fassung so richtig bewusst geworden ist), ist die Tatsache, dass es sich um einen Akt der Hoffnung handelt. Aragorn und seine Begleiter vertrauen darauf, dass sich irgendwo in Mordor gerade zwei Hobbits auf ihrem beschwerlichen Weg zum Schicksalsberg machen. Sie greifen nicht an, um Sauron zu besiegen, sondern ihn abzulenken, um damit Frodo und Sam einen erfolgreichen Abschluss ihrer beschwerlichen Mission zu ermöglichen. In der Extended Edition verändert sich die Bedeutung dieser Szene aber. Dadurch, dass sie durch das Kettenhemd annehmen müssen, dass Frodo gefangen genommen wurde und alles verloren ist, wird aus einem Akt der Hoffnung allerdings etwas viel gewöhnlicheres, nämlich ein simpler, schierer Akt der Verzweiflung – was nun mal längst nicht so originell und beeindruckend ist. Dadurch geht der "Rückkehr des Königs" etwas, dass ihn in der Kinofassung ausgezeichnet und von anderen Filmen abgehoben hat, und damit für mich auch eine wesentliche Stärke dieses Moments, leider verloren. Was dann für mich auch der Hauptgrund ist, warum ich die erweiterte Fassung von "Die Rückkehr des Königs" nicht ganz so ins Herz schließen konnte, wie jene seiner Vorgänger. Fazit: ![]() Nun, mittlerweile wissen wir natürlich, dass diese Prognose etwas zu düster war. Und ihr könnt mir glauben: Ich freue mich schon riesig darauf, in knapp einem Jahr endlich wieder nach Mittelerde zurückzukehren, und Bilbo Beutlin auf seine Reise "hin und wieder zurück" zu begleiten. Zugleich ist mir aber auch bewusst, dass es ihm schon allein aufgrund der Handlung und des deutlich unbeschwerteren, vergnüglicheren Tons sowie der weniger epischen Geschichte nicht gelingen wird, eine ähnliche Dramatik zu entfalten. Es wird bestimmt (oder hoffentlich) ein tolles Abenteuer, aber ich bin (noch) skeptisch, dass es dem Hobbit gelingen wird, mich ähnlich zu begeistern und emotional zu berühren. Eben deshalb glaube ich, dass die "Herr der Ringe"-Trilogie etwas ganz Besonderes ist, dessen unvergleichliche Intensität auch für die anstehenden Prequels unerreichbar bleiben wird. "Die Rückkehr des Königs" erweist sich hierbei, trotz kleinerer Schwächen, als würdiger Abschluss – vor allem (auch wenn einige essentielle Szenen fehlen mögen), in der Kinofassung, während mich an der Extended Edition doch das eine oder andere stört. In beiden Fassungen ist das Finale der "Herr der Ringe"-Trilogie aber eine unvergleichliche, beeindruckende und ungemein bewegende Tour de Force, und ein Geschenk an alle Fans – egal ob der Filme oder der literarischen Vorlage. In ihrer Intensität, der emotionalen Wirkung, ihrer Inspiration, der Kreativität und sowie ihrer Faszination ist die "Herr der Ringe"-Trilogie für mich jedenfalls absolut einzigartig und unübertroffen. Wertung:10 von 10 Punkten (Extended Edition: 9,5/10)
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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