Legende
Hübsch anzusehender Fehltritt von Ridley Scott Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 16 Dezember 2011
 
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Legende
(Legend, USA/UK 1985)
 
Legende
Bewertung:
Studio/Verleih: Legend Production Company/20th Century Fox/Universal Pictures
Regie: Ridley Scott
Produzenten: Arnon Milchan & Joseph P. Grace
Drehbuch: William Hjortsberg
Filmmusik: Tangerine Dream/Jerry Goldsmith
Kamera: Alex Thomson
Schnitt: Terry Rawlings
Genre: Fantasy
Kinostart Deutschland: 21. November 1985
Kinostart USA: 18. April 1986
Laufzeit: 94 bzw. 114 Minuten (Kinofassung/Director's Cut)
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray (US - Ultimate Edition), DVD (D - Kinofassung), Soundtrack (Tangerine Dream), Soundtrack (Jerry Goldsmith)
Mit: Tom Cruise, Mia Sara, Tim Curry, David Bennent, Alice Playten, Billy Barty, Cork Hubbert, Peter O'Farrell, Kiran Shah, Annabelle Lanyon, Robert Picardo u.a.


Anmerkung: Da der um eine knappe halbe Stunde längere Director's Cut hierzulande leider noch nicht erschienen ist, bezieht sich das nachfolgende Review ausschießlich auf die (europäische, dh. mit dem Soundtrack von Jerry Goldsmith) Kinofassung des Films.

Kurzinhalt: Der Herr der Finsternis ist kurz davor, die Welt endgültig in seine Gewalt zu bringen. Lediglich die letzten beiden noch lebenden Einhörner hindern ihn daran, die Welt in ständiger Dunkelheit versinken zu lassen. Als die junge Prinzessin Lili von ihrem Freund Jack zu diesen geführt wird, und eines davon berührt, wird dieses kurz darauf von den Kobolden des dunklen Lords angegriffen, und stirbt. Kurz darauf fällt ihnen auch das letzte Einhorn in die Hände – und auch Lili wird von ihnen gefangen genommen. Der Herr der Finsternis findet an ihr Gefallen, und möchte sie dazu verführen, seine Braut zu werden. Währenddessen bricht Jack mit einer kleinen, bunt gemischten Heldenschar auf, um Lili zu befreien und den dunklen Lord aufzuhalten, ehe die Welt in ewiger Finsternis versinkt…

Review: Image"Legende" ist einer jener Filme, die beweisen, dass eine beeindruckende optische Inszenierung allein nicht genug ist. Denn visuell gibt es an diesem Film nichts auszusetzen. Im Vergleich zu anderen Fantasy-Filmen fällt zwar auf, dass sich die Landschaften – da ausschließlich in einem Studio und damit auf Sets gedreht wurde – etwas kleiner und auch künstlich anfühlen, dies war aber wohl eine bewusste künstlerische Entscheidung von Ridley Scott, um den traumhaften, phantastischen Charakter des Films zu unterstreichen (sowie nach Einzug der Dunkelheit auch die Klaustrophobie, das Gefühl, in einer eingeschränkten, falschen Welt gefangen zu sein), und kann "Legende" daher nur schwerlich vorgeworfen werden. Die hier präsentierten Bilder, die Kostüme, das Make-Up (insbesondere natürlich das geniale Design des Teufels), die bewusste künstlerische Farbgebung – all das verleiht "Legende" eine visuelle Imposanz, die selbst durch die leider suboptimale Bildqualität der DVD durchscheint (man kann nur hoffen, dass ein würdiger Blu Ray-Release auch hierzulande bald folgen wird).

Inhaltlich sieht das Ganze aber leider schon nicht mehr ganz so gut aus. Was mir gefallen konnte, sind jene Szenen, in denen der Herr der Finsternis versucht, die junge unschuldige Prinzessin zu bezirzen. So vorhersehbar der Ausgang seines Balzverhaltens bzw. Lili's Wunsch, das letzte verbliebene Enhorn zu töten auch sein mag, die Szenen zuvor versprühten einiges an unheimlich-düster-erotischem Charme, der im krassen Widerspruch zur sonst doch eher harmlosen Atmosphäre des restlichen Films steht, und dadurch positiv hervorsticht. Davon abgesehen erzählt "Legende" aber doch eher eine recht einfallslose und nicht unbedingt originelle Fantasy-Heldengeschichte nach dem Schema F, in der die Jungfrau in Nöten zu befreien und dabei auch gleich noch die Welt zu retten ist. Ein echtes Gefühl für Gefahr und Bedrohung kommt dabei ebenso wenig auf wie richtige Spannung. Auch die im Zentrum stehende Liebesgeschichte rund um Jack und Lili vermag nicht wirklich zu verzaubern. Trotz aller Bemühungen seitens Tom Cruise und Mia Sara konnte ich ihre Gefühle füreinander nicht wirklich nachvollziehen bzw. nachspüren. Neben diesen beiden Hauptfiguren ist "Legende" dann noch mit zahlreichen phantastischen, märchenhaften Geschöpfen aufwarten, von denen jedoch – vom dunklen Herrscher natürlich abgesehen – nur mehr Elfenjunge Gump und Fee Oona wirklich zu gefallen wissen und wirklich etwas zur Handlung und zur Dramatik des Geschehens beizutragen. Der Rest davon dient in erster Linie als Comic Relief, wobei hier dann doch eher ein etwas kindlich-infantiler Humor bedient wird. Wirklich ans Herz gewachsen ist mir jedenfalls keiner der Protagonisten – weder von den Märchenfiguren, noch Jack und/oder Lili.

ImageEin Aspekt der Geschichte, der für mich überhaupt nicht funktioniert hat – wobei ich nicht ausschließe, hier irgendetwas verpasst bzw. nicht richtig verstanden zu haben – sind Lili's und Jack's Schuldgefühle bzw. die Vorwürfe der Märchengestalten ob des Todes des Einhorns. Dieses starb ja nicht, weil Lili es berührt hat, sondern weil es von den Schergen des dunklen Lords angegriffen wurde – die ohnehin auf der Suche nach den Einhörnern waren, um diese im Auftrag ihres Herrn zu töten. Inwiefern trägt also nun Lili Schuld daran, da sie es gewagt hat, das Einhorn zu berühren, bzw. Jack, da er sie zu ihnen gebracht hat? Falls es hier tatsächlich einen ursächlichen Zusammenhang geben sollte, so ist er mir entgangen. Jedenfalls schien mir das eine jener Gelegenheiten zu sein, in denen wir etwas glauben/akzeptieren sollen, nicht weil es uns gezeigt oder begründet wird, sondern weil uns eine oder mehrere Figuren dies mitteilen. Sinn ergeben wollte es für mich jedenfalls nicht wirklich…

Es gibt zwischendurch immer wieder ein paar gute und gelungene Momente, doch insgesamt zu wenig, um für durchgängig gute Unterhaltung zu sorgen. Ein Kritikpunkt, über den die optische Brillanz, mit der "Legende" dank Ridley Scotts Regie auffährt, leider nur bedingt hinwegtrösten kann. So eindrucksvoll und imposant viele der Bilder auch sein mögen, im Endeffekt wirkte der Film für mich doch irgendwie leer und seelenlos – eine wunderschöne Schale mit hohlem Kern. Neben der Optik kann vor allem auch noch der zauberhafte Soundtrack von Jerry Goldsmith gefallen, der sicherlich zu den besten seiner Karriere zu zählen ist, und für das bisschen an Atmosphäre hauptverantwortlich ist, über das "Legende" verfügt. Auch die Schauspieler machen ihre Sache grundsätzlich – insoweit sie denn überhaupt etwas zu tun bekommen – gut. Tom Cruise gibt den verliebten Jüngling durchaus überzeugend, noch besser hat mir aber Mia Sara gefallen, da sie im weiteren Verlauf des Films auch etwas düsterere Züge zeigen und ihre Figur damit um eine interessante Facette bereichern darf, die sie von den anderen Protagonisten des Films abhebt. Für mich ist jedenfalls unverständlich, dass diese bezaubernd schöne und talentierte Schauspielerin danach leider ziemlich in der Versenkung verschwunden ist. Positiv hervorgehoben werden muss auch noch Tim Curry, der dem Herrscher der Finsternis nicht nur seine markante Stimme leiht, sondern dessen Gefühlsregungen – trotz des exzessiven Make-Ups – später auch über Mimik und Gestik gut vermittelt. Auch David Bennent und Annabelle Lanyon hinterließen bei mir einen positiven Eindruck. Und so kurz sein Auftritt auch war, als Kenner der "Herr der Ringe"-Making Of's freut man sich über das kurze "Wiedersehen" mit Kiran Shah. Den Rest der Besetzung würde ich jedoch eher als unauffällig einstufen.

Fazit: Image"Legende" ist sicherlich kein schlechter Film, doch seine Handlung gibt meines Erachtens zu wenig her, um ihn zu einem wirklich guten Vertreter des Genres werden zu lassen. Der Ton des Films war irgendwie inkonsistent, mal eher auf Kinder und mal auf (junge) Erwachsene zugeschnitten. Die Handlung war dann doch eher dünn und nicht sonderlich originell, und verfügte auch nicht wirklich über sonderlich viel Spannung. Am Schlimmsten wiegt für mich aber, dass mir keine der Figuren so richtig ans Herz wachsen konnte, weshalb mich das Geschehen doch recht kalt gelassen hat. Demgegenüber stehen einige wirklich gelungene Momente und Szenen, die guten bis sehr guten schauspielerischen Leistungen, ein zauberhafter Soundtrack von Jerry Goldsmith, in erster Linie aber die optische Gestaltung des Films. Sets, Ausstattung, Kostüme, Make-Up… alles grandios gelungen. Zudem wurde der Film von Ridley Scott wunderschön inszeniert, und mit vielen imposanten Bildern geschmückt, wobei vor allem die Farbgebung zu gefallen weiß. Zumindest mich konnte diese wunderschöne Hülle aber leider nur bedingt über die inhaltlichen Schwächen hinwegtrösten.

Wertung:5 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)


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