Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter
Ein weiterer enttäuschender Herr der Ringe-"Nachfolger" Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 13 Dezember 2011
 
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Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter
(Eragon, USA 2006)
 
Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter
Bewertung:
Studio/Verleih: 20th Century Fox
Regie: Stefen Fangmeier
Produzenten: U.a. John Davis & Wyck Godfrey
Drehbuch: Peter Buchman, nach dem Roman von Christopher Paolini
Filmmusik: Patrick Doyle
Kamera: Hugh Johnson
Schnitt: Roger Barton, Masahiro Hirakubo & Chris Lebenzon
Genre: Fantasy
Kinostart Deutschland: 14. Dezember 2006/td>
Kinostart USA: 15. Dezember 2006
Laufzeit: 104 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu Ray, DVD, Soundtrack, Romanvorlage
Mit: Ed Speleers, Jeremy Irons, Sienna Guillory, Robert Carlyle, John Malkovich, Garrett Hedlund, Djimon Hounsou, Joss Stone, Rachel Weisz u.a.


Kurzinhalt: Alagaesia wird vom finsteren Tyrannen Galbatorix regiert, der vor einigen Jahrzehnten die Macht an sich riss, als er alle Drachenreiter – außer ihm – verraten und ermordet hat. Da das Leben eines Drachen an seinen Reiter gebunden ist, sind auch diese mittlerweile ausgestorben – lediglich Galbatorix besitzt noch seinen Drachen, aus dem er auch seine ganze Macht bezieht. Doch es gibt noch eine letzte Hoffnung: Ein Drachenei, dass von der jungen Prinzessin Arya entwendet wurde. Als diese vom dunklen Zauberer Durza gestellt wird, gelingt es ihr, das Ei an einen anderen Ort zu teleportieren. Bei seiner Jagd stolpert der Farmerjunge Eragon schließlich über das Drachenei, ohne zu wissen, worum es sich dabei handelt. Er nimmt es nach Hause zur Farm seines Onkels, und staunt nicht schlecht, als wenig später ein Drache daraus hervorschlüpft. Dieser kann dank Telepathie mit Eragon kommunizieren. Drachenlady Saphira teilt ihm unmissverständlich mit, dass er nun ihr Drachenreiter – und damit auch ihr Leben an das seine gebunden – sei. Doch Galbatorix Schergen sind ihnen auf den Fersen – in letzter Sekunde und mit der Hilfe des weisen Brom, der früher selbst ein Drachenreiter war, gelingen Eragon und Saphira die Flucht. Doch damit beginnt für die beiden das Abenteuer erst…

Review: Image"Eragon" ist eine weitere jener Fantasy-Vorlagen, auf deren Suche sich die Filmstudios nach dem fulminanten Erfolg der "Herr der Ringe"-Trilogie begaben, um die nach dem Abschluss der Reihe entstehende Fantasy-Lücke zu schließen und von der Popularität des Genres profitieren zu können. Auch hier gilt das bereits bei den "Narnia-Chroniken" und dem "goldenen Kompass" gesagte: Ich kenne die Vorlage nicht, und kann daher nur das beurteilen, was seinen Weg auf die Leinwand gefunden hat. Und das ist im Falle von "Eragon" leider erstens nicht viel, und zweitens nicht berauschend. Angesichts der Länge der Vorlage von über 700 Seiten kann ich nur vermuten, dass hier unzählige Kürzungen vorgenommen wurden, wodurch der Film dem Roman in keinster Weise gerecht wird. Jedenfalls wirkt die Filmhandlung auch ohne Kenntnis des Buchs sehr abgehackt, zerfahren (Figuren tauchen so schnell auf, wie sie auch wieder verschwunden sind; man nehme nur Eragon's Bruder), überhastet, simpel – und vor allem viel zu bekannt.

Bei den Fantasy-Nachahmern achte ich normalerweise ja besonders auf Ähnlichkeiten zum "Herrn der Ringe" – bei "Eragon" tun sich hingegen vielmehr Parallelen zu "Krieg der Sterne" auf. Mal sehen, was haben wir denn da: Einem mächtigen, gefürchteten Herrscher kommt durch die Einmischung einer jungen Prinzessin etwas abhanden, dass eine Bedrohung für ihn darstellt. Zwar kann die Prinzessin gefangen genommen werden, zuvor gelingt es ihr aber nicht, dieses Artefakt loszuwerden. Es fällt schließlich einem Farmerjungen in die Hände, der bei seinem Onkel lebt. Durch eben dieses Artefakt werden jedoch die Feinde auf ihn aufmerksam, und töten diesen. Unser junger Held wiederum trifft auf einen weisen, alten Mann, der ihn von längst vergessenen Schlachten erzählt, und von jener Zeit, als sich der dunkle Herrscher schließlich aufschwang und die Macht übernahm. Doch der Junge, der die Macht die in ihm steckt erkennen muss, um sich den bösen zu stellen, ist ihre neue, letzte Hoffnung. Dieser beginnt daraufhin unter Anleitung des weisen alten Mannes mit dem Training, welches er dann jedoch abbricht (hier wechseln wir kurzzeitig zum Nachfolger "Das Imperium schlägt zurück), um die Prinzessin aus den Fängen der rechten Hand des Herrschers zu befreien. Eine Mission, bei der der weise alte Mann schließlich sein Leben gibt, um dem Jungen die Flucht ermöglichen zu können. Gemeinsam mit der Prinzessin macht er sich nun zur Rebellion auf – doch der dunkle Herrscher verfolgt seine Spur, und kann so den Aufenthaltsort der Rebellen ausfindig machen. Und so kommt es für die Rebellion schließlich zu einem Kampf ums nackte Überleben, im Zuge dessen der junge Mann seine Bestimmung erkennen und einen wesentlichen Beitrag zum Sieg über das Böse leisten wird.

ImageNun ist mir bewusst, dass man eine ähnliche Vereinfachung für viele Filme schreiben könnte. In Wahrheit hat keiner von ihnen das Rad neu erfunden, und erzählt im Wesentlichen – mit Abwandlungen – mehr oder weniger immer die gleiche Heldengeschichte. Dennoch, diese Parallelen sind mir dann doch etwas zu eklatant, als dass ich sie ignorieren könnte. Das ist mit Verlaub schon fast eines Karl-Theodors zu Guttenbergs würdig – wobei ich das, wie zuvor schon erwähnt, dezidiert nicht als Kritik an Christopher Paolini verstanden wissen will, da ich mir ohne Kenntnis der Bücher nie ein Urteil darüber erlauben würde. Zudem ist es durchaus möglich, dass selbst wenn all diese Elemente 1:1 aus dem Roman entnommen wurden, die Ähnlichkeiten der Haupthandlung durch zahlreiche kleinere Nebenhandlungen dort nicht so stark zu Tage treten. Im Film ist es aber leider viel zu offensichtlich.

Und anstatt das Regisseur Stefen Fangmeier angesichts der zahlreichen Parallelen zu früheren populären Werken versuchen würde, mit seiner Inszenierung so gut als möglich davon abzulenken, legt er ganz im Gegenteil sogar nochmal eins drauf. So finden sich im Film einige Momente, die fast wie Kopien bekannter Szenen inszeniert sind. Beispielhaft sei Sarumans, ich meine Galbatorix Rede an sein Heer (mit einem danebenstehenden Handlanger; wobei Durza vom Make-Up her noch dazu sehr an Grima Schlangenzunge erinnert) erwähnt; den Vogel schießt aber sicherlich jene Szene ab, in der Eragon sehnsüchtig in den Sonnenuntergang blickt. Nun könnte ich über all diese Ähnlichkeiten vielleicht noch halbwegs wohlwollend hinwegsehen, wenn zumindest der Film drumherum gelungen(er) wäre – doch leider ist das Gegenteil der Fall. Denn "Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter" ist leider überwiegend – und erschreckend – langweilig. Das beginnt schon beim angesichts der ohnehin nicht übermäßig komplexen Handlung völlig überflüssigen (ebenfalls an "Herr der Ringe" gemahnenden) Prolog, der uns Ereignisse schildert, die wir kurz darauf auch nochmal von Brom erzählt bekommen. Hätte man uns nicht schon gleich zu Beginn alles vorgekaut, sondern hätte den Zuschauer unvorbereitet in die Handlung geworfen und ihn mit der Zeit selbst herausfinden lassen, was hier vor sich geht, wäre vielleicht zumindest der Einstieg etwas interessanter und damit auch unterhaltsamer ausgefallen. Leider wird es danach nicht besser. Saphira wächst viel zu schnell heran, und auch das Band zwischen ihr und Eragon entsteht viel zu überhastet, als dass man diese Entwicklung als Zuschauer nachvollziehen könnte. Selbst angedachte Höhepunkte, wie Eragons erster Flug, verpuffen größtenteils in ihrer Wirkung. Wer wissen will, wie erhebend und bewegend eine solche Szene sein kann, wenn man es nur richtig macht, braucht nur "Drachenzähmen leicht gemacht" einlegen…

ImageLeider ist "Eragon" generell nicht gerade gut inszeniert. Vor allem auch die Action setzt Fangmeier derart hektisch in Szene, dass keinerlei Spannung aufkommt, da man zu sehr damit beschäftigt ist, dem Geschehen noch halbwegs zu folgen. Sehr enttäuschend ist auch der Showdown geraten – da bringen sich zwei große Armeen in Stellung, und dann ist vom Kampf am Boden kaum mehr etwas zu sehen. Konzentration auf den Helden in allen Ehren, aber hier hätte man doch gelegentlich auch die anderen Kämpfe die sich zutragen zeigen sollen – denn so wirkt der Showdown ungemein klein und unspektakulär. Wo wir grade beim Finale sind: "Into the sky, to win or die!"… ich weiß ja nicht, ob dies ein Zitat aus der Romanvorlage war, aber… ich halte es für eine der schlechtesten Dialogzeilen des Kinojahres 2006. Einfach nur grauenhaft. Jedenfalls entsteht angesichts der wenig überzeugenden Inszenierung, die es gänzlich an imposanten Szenen und Highlights vermissen hat, in Zusammenhang mit dem schwachen Drehbuch, ein ziemlich lieb- und hilfloser Eindruck.

Leider gelingt es auch den Darstellern nicht, das glühende Drachenei aus dem Feuer zu holen. Neuentdeckung Ed Speelers zeigt zumindest in dieser, seiner ersten, Filmrolle noch nicht, was genau an ihm denn eigentlich wert war, entdeckt zu werden, und vermag es nicht, seiner auf dem Papier leider stark vernachlässigten, da sehr eindimensionalen und wenig interessanten, Rolle zusätzliches Gewicht zu verleihen. Im Gegenteil… statt auf das Drehbuch aufzubauen scheint er sich im Gegenteil an dessen mangelnder Qualität anzupassen, und stattet eine blasse, langweilige Figur mit einer blassen, unaufregenden Performance aus. Bei Jeremy Irons wiederum fällt auf, dass er wohl aus dem "Dungeons & Dragons"-Debakel nichts gelernt hat. Erneut verschlägt es ihn in eine äußerst schwache Fantasy-Produktion – wobei man ihn diesmal wenigstens nicht auch zu den Schwachpunkten zählen muss. Im Gegenteil… er reißt sich zwar keinen Haxn aus, wie man so schön sagt, zeigt aber nichtsdestotrotz eine der besten Leistungen des Films. Gleiches gilt für Robert Carlyle, der zwar gelegentlich etwas ins Overacting verfällt, seinem "Schatten" Durza aber wenigstens mit einer gehörigen Portion Bedrohlichkeit ausstattet. Ganz im Gegensatz zu John Malkovich, dem drei kurze Auftritte reichen, damit sich der geneigte Filmfan von seiner peinlich-übertriebenen Darstellung fremdschämend abwendet. Und so sehr ich Joss Stone auch als "Singer and Songwriter" schätzen und auch ihre Musik mögen mag, aber… sie ist nun mal keine Schauspielerin – wie sie hier mit einer sehr verkrampften Performance als Wahrsagerin mit Nasenring eindrucksvoll unter Beweis stellt. Rachel Weisz verleiht mit ihrer Stimme dem Drachen Saphira zwar einiges an Emotionen, wird jedoch diesbezüglich von den Animatoren im Stich gelassen – können doch Mimik und Gestik dieser CGI-Kreation nicht mit ihren engagierten Sprachaufnahmen mithalten. Grundsätzlich mögen der Film an sich und der Drache im Besonderen nicht schlecht getrickst sein – aber im Zeitalter eines Gollum darf man sich mehr erwarten. Was übrigens, umgelegt auf den "Herrn der Ringe" im Allgemeinen, für den gesamten Film gilt…

Fazit: Image"Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter" ist der möglicherweise (bisher) zynischste, billigste und liebloseste Versuch eines Filmstudios, im Fahrwasser von "Herr der Ringe" durch die Verfilmung einer populären Fantasy-Romanvorlage zu schnellem Geld zu kommen. Eine über 700 Seiten lange Vorlage wird hier auf einen gerade mal knapp über 90 Minuten langen Film zurechtgestutzt, und man braucht die Bücher nicht gelesen zu haben um zu erkennen, dass der daraus entstandene Film ungemein sprung- episodenhaft und zerstückelt wirkt, und kein koheräntes Ganzes ergeben will. Die in dieser komprimierten Form vermutlich noch einmal um einiges offensichtlicher zu Tage tretenden Ähnlichkeiten zu anderen Filmen (allen voran "Krieg der Sterne") helfen "Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter" genauso wenig wie Stefen Fangmeiers teilweise etwas hilflos wirkende Inszenierung (vor allem die Action ist viel zu hektisch in Szene gesetzt und vermag dadurch nie wirklich zu packen) sowie die nicht immer überzeugenden schauspielerischen Leistungen. Doch all diese negativen Aspekte könnte man ja noch ansatzweise verschmerzen, wenn "Eragon" dann nicht auch noch die Todsünde eines jeden Unterhaltungsfilms begehen würde: Er ist langweilig. Lediglich der spielfreudige Jeremy Irons (der sich hier zumindest ansatzweise für seinen Aufritt im noch schlechteren "Dungeons & Dragons" rehabilitiert), die immer hübsch anzusehende Sienna Guillory, der brauchbare (wenn auch nicht überragende) Soundtrack von Patrick Doyle, sowie der eine oder andere kurze, gelungene Moment zwischendurch, der tatsächlich kurzzeitig mal annähernd für so etwas wie Unterhaltung sorgen kann, verhindern Schlimmeres.

Wertung:2 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)


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