Anonymus |
Untypisches von Roland "Spielbergle" Emmerich
Kategorie:
Filme -
Autor: Michael Spieler - Datum:
Freitag, 11 November 2011 |
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Kurzinhalt: Vor der Kulisse des elisabethanischen Englands, bietet "Anonymus" eine mögliche Antwort auf die Frage, wer - wenn nicht Shakespeare selbst - all die berühmten Werke seinerzeit verfasst haben könnte. Viele Bücher wurden geschrieben, viele Literaturwissenschaftler haben sich im Laufe der Jahrhunderte damit auseinandergesetzt - niemand hat eine definitive Antwort. Hier nun bringt Roland Emmerich seine Version der Vorgänge ins Kino. Review: ![]() Ifans portraitiert den Earl als zutiefst gequälten Mann, der seinen Wahnsinn nur durch das unablässige Schreiben kontrollieren kann, um nicht von ihm beherrscht zu werden. Sein Leben wird ihm aufgrund seiner Herkunft vorgegeben. Der Junge Earl of Oxford (Jamie Campbell Bower, "Camelot", "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2") kann sich nur kurz - auf einer Reise durch Europa - von den Intrigen lösen und Abstand zu der Frau die er wirklich liebt gewinnen. Dem Earl wird im Film eine Liebschaft mit der Königin unterstellt, die vom Mutter-Tochter-Gespann Joely Richardson ("Nip/Tuck", "The Tudors") und Vanessa Redgrave ("Miral") in zwei Epochen mit einer ungewöhnlichen Leidenschaft und einer inhärenten Begeisterung für die darstellenden Künste gespielt wird. Die beiden Schauspielerinnen sind geradezu perfekt für diese Rolle in zwei Lebensabschnitten - ihre Ähnlichkeit ist eben natürlich vorhanden und muss nicht gespielt werden. Erzählt wird die Geschichte aus zwei Blickwinkeln. Aus der des Earl of Oxford und aus der von Bühnenautor Ben Jonson (Sebastian Armesto, "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten"). Beide haben ihre Gründe sich aufeinander einzulassen, während der eine sein Theater füllen muss und seine eigenen Stücke die Ränge nicht füllen, will der andere, der anonym bleiben muss, seine Werke verwirklicht sehen. So kommt es, dass Johnson im Auftrag des Earls dessen Stücke inszeniert - zunächst bleibt es bei der Herkunft: "Geschrieben von Anonymus", bis der arme, durchschnittlich begabte Shakespeare eine Chance auf Ruhm sieht, zum Pergament greift und die Autorenschaft für sich reklamiert. weder Johnson noch der Earl können in dem Moment etwas tun, ohne sich selbst preisgeben zu müssen. ![]() Ich muss jetzt hier aufhören sämtliche Darsteller durchzugehen, denn der Film ist in sehr vieler Hinsicht, trotz ein paar dramaturgischen Eckpfeilern, ein Ensemble-Film und alle machen diese Zeit erlebbar und in einem Maße komplex, dass man echt aufpassen muss. Manchmal ist es gerade ein Name und Gesicht zu viel. Vielleicht wäre hier die Möglichkeit gewesen es etwas zu beschränken. Es nimmt keine biblischen Ausmaße an, ist für einen Zwei-Stunden-Film aber dennoch hart an der Grenze. Man merkt hier zum ersten Mal bei Emmerich dessen Liebe für das Theater, dass er genauso detailverliebt inszeniert, wie seine Katastrophenfilme. Er schafft es deutlich zu machen, was Theater damals bedeutet hat, was es für das Volk bedeutete, was die Ideen in den Stücken für den Adel bedeutete und wie schnell ungeliebte politische Statements zu Konsequenzen führten. In wie weit damals die Feder tatsächlich mächtiger war als das Schwert. In den kurzen Szenen aus den inszenierten Stücken am Rose und Globe Theatre im Film wird auch klar, dass sie die Menschen damals sehr viel direkter berührten. Emmerichs Filme mochte ich schon immer. Bombastisch, groß, epochal. Kaum einer traute sich vor ihm noch an Filme, in denen Massen bewegt werden mussten. Doch diesen hier mag ich aus ganz anderen Gründen. Die am Rechner rekonstruierte Altstadt Londons ist zwar großartig und verleiht dem Film die nötige visuelle Tiefe, muss aber keine Unzulänglichkeiten im Spiel oder den Dialogen kaschieren. Wenn der Film eine Überraschung ist, dann viel mehr noch in der Hinsicht, dass er eine ganz neue Seite von Emmerich zeigt. Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © Sony Pictures)
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