Flug 93 |
Ein bewegendes, nachhallendes Zeitdokument
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 11 September 2011 |
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Kurzinhalt: Der Morgen des 11. Septembers 2001. Ein Morgen wie jeder andere - so scheint es zumindest zu Beginn. Doch schon bald machen sich in der Flugzentrale Aufregung und Hektik breit, als erste Anzeichen einer Flugzeugentführung auftauchen. Der Schock ist groß, als klar wird, dass die soeben von den Radarschirmen verschwundene Maschine in einen der beiden Türme des World Trade Centers geflogen ist. Nun stellen sich alle die Frage: Unfall oder Absicht? Die grauenhafte Wahrheit wird offensichtlich, als eine weitere Maschine das World Trade Center trifft. Von nun an liegen die Nerven in den Flugzentralen, der Flugüberwachung und auch beim Militär blank. Ein weiteres entführtes Flugzeug trifft schließlich das Pentagon. Nun ist noch eine letzte Maschine in der Luft, von der man ausgeht das sie entführt wurde. Sie steuert auf Washington zu, doch das Militär ist machtlos - die Abfangjäger sind zu weit entfernt, als dass sie etwas unternehmen könnten. An Bord der Maschine macht sich indes Verzweiflung breit. Von ihren Angehörigen, welche die Passagiere mittels der Flugzeugtelefone kontaktieren, erfahren sie, was mit den zuvor entführten Maschinen passiert ist - und schließen daraus, dass ihnen ein ähnliches Schicksal bevorsteht. Ein paar Männer fassen dann schließlich den Entschluss, die Terroristen anzugreifen und das Cockpit zurückzuerobern, um die bevorstehende Katastrophe zu verhindern… Review: ![]() Doch neben den Schauspielern und der angenehm schnörkellosen Inszenierung ist noch ein weiterer, wesentlicher Aspekt für den Realismus (und zugleich den Erfolg) des Films verantwortlich: Der Verzicht auf jeglichen Pathos. "Flug 93" ist nie reißerisch, er manipuliert nicht, er verfolgt keine Message und er versucht auch nie krampfhaft, Emotionen zu erzeugen. Er erzählt einfach eine wahre Geschichte, so wie sie war, bzw. im Falle der Ereignisse im Flugzeug, so wie sie sich zugetragen haben könnte. Auch ist er äußerst ausgewogen und zeigt selbst von den Terroristen ein erstaunlich vielfältiges Bild - als Menschen, die genau wie ihre Opfer im Strudel der Ereignisse gefangen werden. Greengrass setzt dabei sein Ensemble wirklich gekonnt ein und stellt keine Figur in den Mittelpunkt. Typische Katastrophenfilm-Klischees wie die zerrüttete Familie, die langsam wieder zueinander findet nur um kurz darauf durch die Aufopferung eines Familienmitglieds wieder zerrissen zu werden, sucht man hier Gott sei Dank vergeblich - so etwas wäre ja angesichts der ernsten Thematik auch nur schwer zu verdauen gewesen. Tatsächlich spielen die Figuren in "Flug 93" ohnehin nur eine Nebenrolle, im Zentrum des Films stehen die Ereignisse des 11. Septembers, und wie die Menschen auf sie reagierten. Insofern ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man über die handelnden Personen kaum etwas erfährt. Anstatt uns in verkrampft-konstruiert wirkenden Dialogen irgendwelche Hintergründe zu den Figuren zu offenbaren, lernen wir die Personen nur so gut kennen, wie wir das als unbeteiligter Beobachter der Ereignisse dieses Tages getan hätten - oder auch, wenn wir ebenfalls Passagier der United 93 gewesen wären. Und was für so manch anderen Film ein unverzeihliches Manko gewesen wäre, funktioniert bei "Flug 93", da es den Realismus wiederum verstärkt. ![]() Angesichts all des Lobes stellt sich die Frage, ob es denn tatsächlich nichts in Bezug auf "Flug 93" zu kritisieren gibt?!?! Nun, wenn man unbedingt ein kleines Häarchen in der Suppe finden wollen würde, dann wäre es wohl das einzige bekanntere Gesicht des Films, bei dem es sich just um David "Sledge Hammer" Rasche handelt. Als dieser meint, dass er das Steuer übernehmen könnte hatte ich leider unweigerlich sein "Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue" im Ohr - was mich für einen Sekundenbruchteil aus dem Film gerissen hat. Dieser Kritikpunkt ist jedoch wirklich minimal und kann am Gesamteindruck auch nichts ändern: Flug 93 ist ein großartiger Film der sich mühelos zu jenen Meisterwerken wie "Schindlers Liste" gesellt, die sich realen Ereignissen annehmen, und die man unbedingt mindestens ein Mal im Leben gesehen haben muss… Fazit: Mit "Flug 93" (nicht zu verwechseln mit der TV-Billig-Produktion "Flight 93"!) hat Paul Greengrass ein phänomenales Zeitdokument erschaffen, welches ohne jeglichen Pathos und in einem äußerst minimalistischen Stil fast dokumentarisch die Ereignisse des 11. Septembers, insbesondere natürlich die Geschichte von United 93, Revue passieren lässt. Ein ungemein berührender Film, der noch lange nachhallt, und einem die schrecklichen Ereignisse dieses schicksalhaften Tages wieder in Erinnerung ruft und das Grauen (erneut) fühlbar macht… Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)
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