Midnight in Paris |
Woody Allens jüngstes Meisterwerk
Kategorie:
Filme -
Autor: C. Siegel | M. Spieler - Datum:
Dienstag, 23 August 2011 |
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Kurzinhalt: Der junge Hollywood-Drehbuchautor Gil verbringt mit seiner Verlobten Inez den Urlaub vor der Hochzeit, in der Stadt der Liebe - Paris. Während Gil die Stadt förmlich in sich aufzusaugen beginnt, kann Inez seine Schwärmereien für ein Künstlerleben hier nicht verstehen. Er schreibt gerade seinen ersten echten Roman, abseits der Fließbandarbeit für die Film- und Fernsehstudios und hofft, in Paris seine Muse und Bestätigung zu finden. Eines Nachts verlässt Gil eine Party leicht angetrunken um allein durch die Straßen zu laufen. Um Mitternacht hält vor ihm ein alter Peugeot und man lädt ihn ein mitzufahren. Kurz darauf muss er feststellen, dass er sich nicht mehr im Paris der Gegenwart, sondern in den 1920er Jahren befindet und dort Schlag auf Schlag seine Idole aus jener Epoche kennenlernt.
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Man braucht weder Kunsthistoriker und/oder Literaturkritiker zu sein, noch Gil's Faszination mit dieser Epoche teilen, um von "Midnight in Paris" in den Bann gezogen zu werden. Denn auch wenn seine Interessen sehr spezifisch sind und wohl nicht von allen geteilt werden dürften, was uns wohl alle vereint, ist eine gewisse Faszination für die Vergangenheit. Egal ob wir nun gerne bei wichtigen historischen Ereignissen dabei gewesen wären und mit den damaligen Persönlichkeiten gesprochen hätten, ob unser Interesse in Musik liegt und wir gerne diesen oder jenen Künstler getroffen hätten, oder im Bereich der Filme… jeder von uns dürfte sich mit dem Wunsch einer solchen Zeitreise identifizieren und dadurch auch Gil's eigene Faszination nachvollziehen können. Doch in "Midnight in Paris" geht es nicht nur um Gil's Reise in die Vergangenheit, sondern auch seine Suche nach sich selbst – auch das wohl ein universelles Thema. Dargestellt wird Gil von Owen Wilson – in einer Rolle, die Woody Allen vor 20-30 Jahren wohl noch selbst gespielt hätte: Die des ewigen Romantikers, des Künstlers, des Träumers. Rachel McAdams kommt als seine Verlobte, die sich nur bedingt mit seiner Welt identifizieren kann, wohl die undankbarste Rolle zu. Darüber hinaus ist es vor allem wieder einmal Marion Cotillard, die be- und verzaubert, wobei auch Léa Seydoux als optischer Blickfang und potentieller love interest für Owen Wilson's Gil zu überzeugen vermag. Mein einziger Kritikpunkt: Die im Zentrum stehende Message, dass jede Generation eine Epoche aus der Vergangenheit als "das goldene Zeitalter" verehrt (und verklärt), wurde spätestens beim Gespräch nach dem Zeitsprung von und mit Adriana bereits überdeutlich – sie durch Owen Wilson noch einmal aussprechen und damit dem Zuschauer mit dem Holzhammer in der Hand vortragen zu lassen, war überflüssig. Etwas mehr Vertrauen in sein Publikum hätte Woody Allen hier ruhig zeigen dürfen. Fazit: ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Michael Spieler: Das ist der bisher beste Film des Kinojahres 2011. Er hat alles: Charme, Witz, großartige Dialoge, glühende Darsteller und ein kleines bisschen Magie. Woody Allens neuer Film, sein 42. um genau zu sein, wurde komplett in Paris gedreht und ist, so klischeehaft wie es klingt, eine Liebeserklärung an die Stadt und ihre Geschichte, vor allem an die seiner Künstler. Owen Wilsons Charakter hat es satt, belanglosen Quatsch zu schreiben und wünschte sich in den Zwanzigern gelebt zu haben, mit Hemingway, Fitzgerald und Cole Porter am Klavier. Eben die Zeit, die für ihn die prägendsten Werke des Jahrhunderts hervorgebracht hat und so entführt ihn die Geschichte tatsächlich dorthin und den Zuschauer gleich mit. Da ich selbst eine kleine Liebe für die goldenen Zwanziger in mir trage, war ich sofort begeistert. Von den Kostümen, der Atmosphäre, dem scharfen Witz, der heutzutage in jeglicher Diskussion verlorengegangen zu sein scheint. Da wurde mir durchaus die sepiagetönte Brille, mit der man heutzutage jene Epoche gerne sieht, verpasst und sie abzusetzen fiel mir durchaus schwer. ![]() Jeder Künstler, der seine Idole treffen wollen würde, jeder Mensch, der sich schon einmal fehl am Platz und in der Zeit gefühlt hat, wird sich von dem Film angesprochen fühlen und wie Gil erkennen, dass es Menschen schon immer so gegangen ist. Immer mal ist man mit der Gegenwart auf eine diffuse Weise unzufrieden; hat das Gefühl, "damals war alles besser". Der Film macht einem deutlich, dass immer die Perspektive ganz entscheidend für diese Beobachtung ist. Woody Allen bricht eine Lanze für die Träumer dieser Welt, mit der Aufforderung, vielleicht einmal gedankenverloren durch die Stadt der Träume zu schlendern und alles wahrzunehmen, anstatt von einem Termin zum anderen zu "power walken". Fazit: Unbedingt ansehen und danach glücklicher sein. Fröhlicher das Kino verlassen und den Tag wertschätzen. Wertung:10 von 10 Punkten
Michael Spieler
(Bilder © Concorde)
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