Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 |
Harry Potter stellt sich seinem Schicksal
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 17 Juli 2011 |
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Kurzinhalt: Harry weiß, dass Lord Voldemort den Elderstab in seinem Besitz hat, denkt jedoch gar nicht daran, sich davon entmutigen zu lassen. Vielmehr setzen er, Ron und Hermine die Suche nach den verbliebenen Horkruxen fort. Einen davon vermutet man im Gringotts-Verließ der Lestrange-Familie. Der von ihnen gerettete Goblin Griphook ist zwar bereit, ihnen dabei zu helfen, ins Verließ einzubrechen, verlangt jedoch als Preis das Schwert von Godric Gryffindor. Widerwillig stimmt Harry zu, auch wenn er damit vorerst jene Waffe verliert, mit der sich die Horkruxe zerstören lassen. Der Einbruch gelingt, und obwohl Griphook sie hintergeht schaffen es die drei, mit dem Horkrux zu entkommen. Doch Harry ist sich zunehmend sicher, dass Voldemort von ihrer Suche und dem Bestreben, die Horkruxe zu finden und zu zerstören, weiß. In einer seiner Visionen sieht er zudem, dass ein weiterer davon in Hogwarts versteckt ist. Ron und Hermine sind zögerlich, dorthin zurückzukehren, ist die Schule doch mittlerweile fest in der Hand ihres neues Direktors – Severus Snape. Doch Harry ist es leid, sich zu verstecken, immer nur davonzulaufen und in Angst zu leben: Er will handeln, und sich Lord Voldemort ein für allemal stellen. Kurz nach ihrer Ankunft wird Lord Voldemort informiert – und greift mit seiner Armee von Todessern Hogwarts an. Nun liegt es an allen Zauberern und Hexen, egal ob Lehrer oder Schüler, sich gemeinsam dem Feind zu stellen, und Harry genug Zeit zu geben, die verbliebenen Horkruxe zu zerstören… Spoilerwarnung: "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2" ist das Finale einer langlebigen Filmreihe. Um zu beurteilen und zu bewerten, wie gut dem Film der Abschluss der Handlung gelingt, muss ich zumindest ansatzweise darauf eingehen, was passiert. Ich werde keinen Filmtod und keine große "überraschende" Wendung vorwegnehmen, aber dennoch einige Momente und Entwicklungen besprechen. Vor allem aber: Ihr werdet zwar von mir nicht erfahren, wer stirbt, aber zumindest teilweise, wer überlebt. Wenn ihr den Roman noch nicht kennt und den Film noch nicht gesehen habt, und so unvorbereitet wie möglich ins Kino gehen wollt, solltet ihr daher besser das Review überspringen und erst beim Fazit weiterlesen. Review: ![]() Doch beschäftigen wir uns zuerst damit, was wirklich gelungen ist – und das ist eine ganze Menge. Genau genommen, eigentlich so ziemlich alles. Ich mag mit bestimmten Aspekten von David Yates Inszenierung nicht 100%ig glücklich sein (dazu eben später mehr), aber visuell ist sie absolut bestechend. Zwar erreicht er auch bei seinem vierten Versuch nicht die Magie eines Alfonso Cuarón, liefert uns aber dennoch zahlreiche beeindruckende Bilder, die noch lange in Erinnerung bleiben werden, und würzt den Film auch mit einigen netten Kamerafahrten und tollen Einstellungen. Neben der Schlacht um Hogwarts versteht er es vor allem auch, die dramatischen Szenen optisch interessant und imposant in Szene zu setzen, und ihnen damit etwas ikonisches zu verleihen. Von den visuellen Effekten erwartet man sich zwar im Jahr 2011 und bei einem Harry-Potter Film auch nichts anderes, dennoch sei erwähnt, dass diese makellos – wenn auch sicherlich nicht wegweisend – sind. Auch der 3D Effekt wird – obwohl der Film erst nachträglich in das Format konvertiert wurde – gut eingesetzt. "Gewöhnlichen" Einstellungen nur mit Personen fehlt es zwar manchmal an Tiefe, aber vor allem in den actionreicheren Passagen und/oder bei den visuellen Effekten kommt das 3D sehr gut zur Geltung. Es gibt immer wieder kritische Stimmen, die meinen, Filme würden in 3D aufgrund der Brillen zu dunkel werden, weshalb es mittlerweile nicht wenige vorziehen, wieder in 2D-Vorstellungen zu gehen. Ich muss jedoch sagen: Zumindest in meiner IMAX 3D-Vorstellung hätte ich nichts dergleichen bemerkt. Wie es bei "normalen" 3D-Vorstellungen aussieht, kann ich jedoch natürlich nicht beurteilen – zumal es hier auch von Kino zu Kino Unterschiede gibt. Ich empfand das 3D jedenfalls als nettes Gimmick, das mich noch stärker in den Film hineingezogen hat – aber essentiell ist es sicherlich nicht. ![]() Man sollte meinen, dass einen die Schauspieler nach sieben Filmen, wo sie allesamt tolle Leistungen abgeliefert haben (ev. mit Ausnahme von Daniel Radcliffe im "Stein der Weisen" und teilweise auch noch der "Kammer des Schreckens"), nicht mehr überraschen können – doch ich muss gestehen, ich war von ihren Leistungen in diesem Film sehr beeindruckt. Zum ersten Mal innerhalb der Reihe – und gerade rechtzeitig zum großen Finale, dass natürlich auch generell sehr auf ihn konzentriert ist – sticht aus dem Ensemble Daniel Radcliffe mit seiner wohl mit Abstand bisher besten Performance hervor. Es gibt zahlreiche fordernde Momente und verschiedenste Gefühle, die er überzeugend vermitteln muss – alle davon meistert er mit Bravour. Vor allem seine Mischung aus Angst und Entschlossenheit, als er sich schließlich Lord Voldemort stellt, ist absolut beachtlich. Auch Emma Watson und Rupert Grint sind gewohnt gut, wobei vor allem auch erstere wieder einmal mit einer sehr gefühlvollen, grandiosen Leistung verzaubert. Auch der Rest der JungschauspielerInnen weiß absolut zu überzeugen, wobei vor allem Matthew Lewis als Neville endlich einmal mehr zu tun bekommt. Unter den "Erwachsenen" (wobei die früheren Kinderdarsteller, mit denen wir aufgewachsen sind, ja mittlerweile ebenfalls erwachsen sind) stechen für mich vor allem Maggie Smith (McGonagall hat hier wirklich einige grandiose Momente, und sie genießt es sichtlich, diese auszukosten) und Alan Rickman hervor. Letzteren habe ich ja in allen bisherigen Filmen immer wieder als eine der größten Stärken – und eine der besten Leistungen – hervorgehoben, aber in "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2" gelingt es ihm noch einmal, sich selbst zu übertreffen. Was er hier auf die Leinwand zaubert, ist einfach nur phänomenal. ![]() Nach einem noch etwas gemächlicheren Einstieg nimmt das Tempo deutlich zu, was sowohl den Zeitdruck als auch die Bedeutung ihrer Mission unterstreicht und viel zur Spannung beiträgt. Zugleich vermeidet es David Yates, durch die Handlung zu hetzen. Die Zweiteilung des Romans erlaubt es ihm, sich ausreichend Zeit zu nehmen, damit bestimmte Szenen und Momente die gewünschte Wirkung entfalten können. "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2" ist sicherlich der actionreichste Film der Reihe, dennoch ist diese wohldosiert und nimmt nie Überhand. Denn "Harry Potter" ist und bleibt trotz allem in erster Linie ein Fantasy- statt ein Actionfilm, und legt generell mehr Wert auf dramatische Situationen denn auf reines Spektakel. Wer sich von der Schlacht um Hogwarts erwartet, ähnlich imposant und episch zu sein wie z.B. die Schlacht um Helms Klamm und/oder auf den Pellenor-Feldern aus dem "Herrn der Ringe", wird sicherlich enttäuscht sein. Die Kämpfe finden hier eher beiläufig statt, während unsere Helden versuchen, die Horkruxe zu finden und zu zerstören – sie unterstreichen die Dringlichkeit und Bedeutung ihrer Mission, und machen uns deutlich, was auf dem Spiel steht, drängen sich jedoch nie zu sehr in den Vordergrund. Neben dem hohen Tempo können auch einige Wendungen in der Handlung gefallen. Zugegeben, die beiden großen davon hatte ich bereits erahnt und kamen daher zumindest für mich nicht überraschend, dennoch verleihen sie dem ansonsten recht geradlinig und zielstrebig verlaufenden Film etwas an Komplexität. Sehr gut gefällt mir auch, wie zahlreiche Elemente aus den früheren Filmen aufgegriffen werden und neue Bedeutung erlangen. ![]() Als Harry bewusst wird, dass sich einer der Horkruxe in Hogwarts befindet, ist es endlich Zeit, zu jenem Schauplatz zurückzukehren, den man mit der Geschichte als erstes in Verbindung bringt. Doch zuerst lernen wir nun endlich Dumbledore's Bruder Alberforth kennen, dargestellt von Neuzugang Ciarán Hinds. Da so gut wie alles über Dumbledore's Vergangenheit aus den Filmen gestrichen wurde – leider, verlieh ihm das doch nicht einfach nur Profil, sondern auch eine gewisse Tragik – ist diese Szene nicht ganz so bedeutsam wie im Roman, weiß aber durchaus zu gefallen, und hat für alle Kenner des Romans zumindest ein paar Andeutungen und Anspielungen zu bieten. Nun hat Neville seinen ersten Auftritt, und darf uns auf den neuesten Stand bringen, was Hogwarts betrifft – und wie sich dieses mittlerweile verändert hat. Als man schließlich Hogwarts erreicht und Harry auf die anderen Mitschüler trifft, hören wir eine triumphale Version des Hedwig-Themas, welche den Moment perfekt unterstreicht. Die Begeisterung seiner Weggefährten schlägt jedoch schon bald in Ernüchterung um, als klar ist, dass auch er nicht genau weiß, nach was sie eigentlich suchen sollen. Harry's Reaktion ist eine der wenigen amüsanten Stellen des Films, die uns David Yates hier gönnt, und wohl vor allem auch deshalb ein kleines Highlight. Danach wird es aber sogar noch besser. Wie Snape alle Schüler einberufen lässt, und Harry schließlich hervortritt, ist ein unheimlich toller Moment (viel besser gelöst als im Buch, meiner Meinung nach). Und ich liebe die darauf folgende Konfrontation zwischen Snape und McGonagall. Nein, lasst mich das anders formulieren: Ich LIEBE die darauffolgende Konfrontation zwischen Snape und McGonagall. ![]() David Yates gelingt es an diesen Stellen des Films sehr gut, ein Gefühl der Dringlichkeit zu vermitteln: Harry, Hermine und Ron müssen so schnell als möglich die verbliebenen Horkruxe finden und vernichten – ehe es zu spät ist. Erst dadurch wird auch z.B. das Aufeinandertreffen zwischen Harry und der grauen Lady so spannend. Wir wissen, dass es ihm unbedingt gelingen muss, sie zu überzeugen. Etwas schade fand ich nur, dass der Hinweis wo sie zu finden ist von Luna kam. Zwar gibt man ihr damit ebenfalls ihren kurzen Moment im Rampenlicht, andererseits gefiel mir, dass im Roman Harry auf die Idee kam, den fast kopflosen Nick nach ihr zu fragen (was diesem Geist zudem einen letzten großen, wichtigen Auftritt beschert hat). Angesichts der Tatsache, dass die Geister in den späteren Filmen ohnehin nicht mehr zu sehen waren, kann ich diese Entscheidung jedoch nachvollziehen. Zur gleichen Zeit suchen Hermine und Ron einen Ort auf, der in einem der Vorgänger eine wichtige Rolle gespielt hat. Dort kommt es dann auch endlich zum lang ersehnten Kuss. Für Yates Verhältnisse, der wichtige Momente oftmals lieber herunterspielt, hat er diesen ja schon fast zelebriert, trotzdem war dieser Moment nicht all das, was ich mir davon erwartet und erhofft hatte. Einerseits kommt es irgendwie aus dem Nichts. Ok, nicht wirklich aus dem Nichts – immerhin hat man 7-1/2 Filme darauf hingearbeitet. Aber im Vergleich zum Roman war mir der unmittelbare Auslöser dafür nicht klar. Warum gerade jetzt, in diesem Augenblick? Etwas seltsam fand ich auch, dass man den Kuss nie wirklich gesehen hat. Es war einer dieser typischen, altmodischen Filmküsse, wo die Darsteller sich von der Kamera wegdrehen und man nicht mal sieht, ob sich die Lippen wirklich berühren. Das hat dieser Szene etwas an Wirkung beraubt – ich will sie aber dennoch nicht schlecht machen; vor allem auch angesichts der langen Vorarbeit war dieser Moment definitiv hochverdient. ![]() Doch bevor es soweit ist, kehren Harry, Hermine und Ron zuerst ins Schloss zurück – und genau jetzt verpasst uns David Yates einen ordentlichen Schlag in die Magengrube, als er uns zeigt, wie viele, und wer aller, der der Verteidigung von Hogwarts ihr Leben ließen. So bewegend und traurig diese Szene, vor allem wenn uns wieder einmal eine bekannte Figur gezeigt wird, auch ist: Sie ist in meinen Augen nicht all das, was sie hätte sein können. Einige der Opfer sind nur einen Sekundenbruchteil zu sehen, oder werden erst gar nicht gezeigt – wer sich unter dem Leichentuch befindet ist nur dadurch zu erahnen, wer daneben sitzt und um sie trauert. Das ist mir dann doch etwas zu beiläufig. Auch finde ich es schade, dass uns alle diese Opfer erst im Nachhinein offenbart werden, und kein einziges davon einen "Boromir"-würdigen Heldentod vor laufender Kamera sterben durfte. Zugegeben, das ist im Roman auch so, aber dort ist es auf die bereits angesprochene Struktur zurückzuführen, dass man fast die ganze Zeit nur Harry Potter folgt. Wir sehen, was er sieht. Hören, was er hört. Erleben, was er erlebt. Da Yates für den Film davon – völlig zurecht! – ohnehin abgewichen ist, hätte ich es doch besser gefunden, uns zumindest eine oder zwei davon unmittelbarer zu zeigen. Trotzdem will ich die Wirkung dieser Szene nicht herunterspielen: Es ist ein sehr trauriger Moment, und ungemein effektiv, da man sich richtiggehend davor fürchten, wen die Kamera wohl als nächstes Opfer offenbaren wird. Ich wünschte halt nur, einige davon würde man uns nicht so beiläufig zeigen… ![]() Im Roman schleicht sich Harry nun vor allem davon, um sich Voldemort allein zu stellen – auch hier nehmen Steve Kloves und David Yates wieder eine Änderung vor, die ich sehr begrüße, spendiert man uns doch einen sehr emotionalen Abschied mit Hermine und Ron, als beiden bewusst wird, dass Harry möglicherweise in den Tod geht. Nun, zumindest jener von Hermine ist sehr emotional – Emma Watson brilliert in dieser Szene – jenen von Ron fand ich hingegen seltsam unterkühlt. Versteht mich nicht falsch: Eine große Umarmung oder etwas ähnliches wäre völlig deplaziert gewesen, und hätte auch überhaupt nicht zu den Figuren gepasst. Aber zumindest irgendetwas hätte ich mir erwartet – ein trauriges (letztes?) "Blimey, Harry…", eine kleine Geste, ein kurzer Blick… aber zumindest ich hätte diesbezüglich nichts bemerkt. Sie standen einfach nur da, und das war's. Hier hat wohl Yates' Tendenz zum Herunterspielen wieder zugeschlagen. Sei's drum, sein anschließender Gang in den Wald und alles was danach passiert, bis zur großen Konfrontation mit Voldemort, ist einfach nur grandios. Ohne zu viel verraten zu wollen noch ein kurzes Wort zum Ende: Wie der Roman, so endet auch der Film, mit einem Epilog. Zugegeben, das Make-Up ist hier nicht wirklich gelungen und grenzt an unfreiwilliger Komik, aber ich fand die Szene einfach zu schön und zu passend, um daran Anstoß zu nehmen – oder es gar als störend zu empfinden. Auch musikalisch schließt sich hier der Kreis, greift man doch hier auf das von John Williams für "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" komponierte "Reunion of Friends" zurück. Ein perfekter, passender, triumphaler und höchst emotionaler Abschluss, nicht nur für den Film, sondern die gesamte Filmreihe… ![]() Der letzte Auftritt ist jedoch nicht bei allen so gut gelungen – womit wir nun letztendlich bei den Schwächen des Films angelangt wären. So wird Hagrid völlig verschwendet. Er ist so ziemlich die einzige Figur, die sich nicht an der Schlacht von Hogwarts beteiligen darf. Praktisch den kompletten Film über sucht man ihn vergeblich und fragt sich schon, wo er hinverschwunden ist, als er dann gegen Ende hin auf einmal als Gefangener von Voldemort auftauchen darf – aber so gut wie nichts mehr zu tun bekommt. Schade auch, dass die Heiligtümer des Todes wieder ziemlich in den Hintergrund rücken und sich deren Bedeutung für die Handlung nicht wirklich erschließt. Einerseits, da der Elderstab beim letzten Kampf zwischen Voldemort und Harry so gut wie keine Rolle spielt (im Gegensatz zum Roman), andererseits, da die diesbezügliche Erklärung ihrer Bedeutung sowohl für die Geschichte im Allgemeinen als auch Dumbledore im Speziellen während der Szene am Kings Cross-Bahnhof gänzlich ausgespart wird. Generell fehlt es dieser Szene ohne Dumbledores "Beichte" etwas an emotionaler Wirkung. Wie zuvor schon erwähnt, hätte ich mir außerdem noch mindestens einen weiteren Leinwand-Tod erhofft. Der eine den wir bekommen verliert leider dadurch an emotionaler Wirkung, dass man – sofern man das Buch nicht kennt, und wenn man den Film zum ersten Mal sieht – dessen Tragik erst einige Minuten später wirklich nachvollziehen kann. All dies sind allerdings vergleichsweise vernachlässigbare Kritikpunkte, die für mich weder auf den Genuss des Films noch auf die Wertung Auswirkung gehabt hätte. Wo man jedoch meines Erachtens fast völlig versagt hat, ist bei der Darstellung der Beziehung zwischen Harry und Ginny. ![]() Zuerst mal fand ich schon ihr Wiedersehen in Hogwarts seltsam. Da machen alle so einen Spalier, und wir bekommen nichts außer einem bedeutungsschwangeren Blick? Sie müssen ja nicht gleich übereinander herfallen und sich leidenschaftlich küssen, aber eine Umarmung wäre ja wohl drin gewesen. Wenig später hat Harry erfahren, dass der Kampf gegen Lord Voldemort sein Leben fordern wird. Er stellt sich dieser Verantwortung und verabschiedet sich von Hermine und Ron, im Bewusstsein, sie nie wieder zu sehen. Und was ist mit Ginny?!?! Jener Frau, für die er angeblich sooooo viel empfindet? Auf die scheint er völlig vergessen zu haben. Nun kann ich sogar verstehen, wenn er ihr den Schmerz eines solchen Abschieds ersparen wollte, oder gar Angst hatte, er könne ins Wanken geraten und nicht mehr das tun, von dem er weiß dass er es tun muss, sobald er sich von ihr verabschiedet. Aber hätte er nicht wenigstens, so wie im Roman, einen letzten kurzen Blick erhaschen können? Wenn Kloves und Yates schon einen Abschied von Hermine und Ron herbeidichten (und wie zuvor erwähnt, halte ich das für eine gute, positive und wichtige Änderung!), hätte er sie nicht darum bitten können, ihr eine Nachricht zu hinterlassen? Es muss ja nicht gleich sowas kitschig-abgedroschenes wie "Tell Ginny, I love her." sein. Auch kein "Tell Ginny, I'm sorry." Aber wie wäre es z.B. mit einem zögerlichen "Tell Ginny… I couldn't, I…", ehe er sich von ihnen abwendet? Ganz egal wie oder was genau, aber irgendeine Art der Anerkennung ihrer Existenz wäre an dieser hochdramatischen, entscheidenden Stelle seines Lebens schon nett gewesen. Zumindest wenn wir wirklich glauben soll, das Harry sie liebt… ![]() Tut mir leid, aber… das kann und will ich einfach nicht glauben. Unter der Voraussetzung, dass er wirklich so viel für sie empfindet wie man uns in den beiden Filmen zuvor Glauben machen wollten, passt das einfach nicht zusammen. Es passt auch nicht zu dem Harry Potter, den wir in den letzten 10 Jahren kennengelernt haben. Lieber Herr Yates, Sie wollen nicht in Klischees verfallen und haben Angst davor, zu kitschig zu werden? Sie wollen uns keinen – obwohl hochverdienten – "larger than life"-Abschluss für diese Beziehung bzw. die Geschichte geben, auch wenn sie es verdient hätte? Kein aufeinander zulaufen, gepaart mit einem leidenschaftlichen Kuss, während die Kamera sich um Harry und Ginny dreht? Fein. Ich denke zwar, dass sie damit falsch liegen, aber ok. Kann ich akzeptieren. Aber dann, bitte schön, gebt uns uns doch wenigstens IRGENDETWAS. Eine Umarmung. Oder wenn selbst das zu viel für Sie ist zumindest einen bedeutungsvollen Blick, ein Lächeln – irgend ein Zeichen dafür, dass diese Gefühle, die zu zeigen Sie uns sich vor allem im "Halbblutprinzen" sehr viel Zeit genommen haben, weshalb ich mal davon ausgehen will, dass sie für die Geschichte wichtig sind… dass diese Gefühle nach wie vor da sind. Ein kurzer, Sekundenbruchteile andauernder "blinzelt und ihr habt es verpasst" Blick ist jedenfalls dafür zu wenig, und vermittelt den Eindruck, als wäre sie für den Drehbuchautor, den Regisseur, und – was am Wichtigsten und Fatalsten ist – auch für Harry selbst völlig unwichtig. Bezeichnend: Im Trailer gab es noch eine Szene, als Voldemort Harry fragt, warum er noch lebt, woraufhin dieser Antwortet "Weil ich etwas habe, wofür es sich zu leben lohnt". Es war vermutlich nur Zufall, dass diese Stelle aus dem Film gestrichten wurde – aber angesichts der Tatsache, wie man das mit Ginny umgesetzt hat, erscheint es doch auch irgendwie passend. ![]() Fazit: Der Roman "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" endet mit den Worten "All was well". Ich wünschte, ich könnte das auch in Bezug auf den Film behaupten. David Yates und seine Gefolgschaft macht so vieles richtig und ist so nah dran, ein absolut perfektes, fulminantes Finale der Harry Potter-Reihe auf die Leinwand zu zaubern, dass der eine große Kritikpunkt der dies für mich verhindert, umso mehr schmerzt. Denn was Filme betrifft, gibt es für mich nichts Frustrierendes als einen Film zu haben, der das Potential besaß, ein Meisterwerk zu werden – daran jedoch aufgrund eines kleinen (aber unverzeihlichen) Fehlers, der noch dazu leicht hätte vermieden werden können, scheitert. Im vorliegenden Fall ist es die fast gänzliche Negierung der Beziehung zwischen Harry und Ginny, aufgrund derer ich im weiteren Verlauf der Handlung nicht mehr glauben konnte, dass sie tatsächlich Gefühle füreinander hegen – geschweige denn sich so innig lieben, wie uns die letzten beiden Filme das weismachen wollten. Generell hatte ich stellenweise das Gefühl, dass Yates & Co. – gerade wenn es um die emotionalen Höhepunkte geht – befürchtet hatten, übers Ziel hinauszuschießen, daraufhin letztendlich aber zu kurz gezielt haben. Wie im Review bereits erwähnt: Filme und Geschichten wie "Harry Potter" sind "larger than life", und diese vertragen nicht einfach nur nach entsprechenden übertriebenen Gefühlen und Gesten, sie verlangen förmlich danach. ![]() Wertung:9 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros. Pictures)
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